Das Neue Testament nach den vier Evangelisten
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Die Lehren des Petrus

Ein Mann war in Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann des römischen Heeres. Er war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Hause, gab dem Volke viele Almosen und betete allezeit zu Gott. Er sah in einer Erscheinung eines Nachmittags deutlich, wie ein Engel Gottes zu ihm hereinkam und sprach: "Kornelius!" Er sah zu ihm auf und sagte voll Furcht: "Was ist, Herr?" Der Engel antwortete: "Deine Gebete und deine Almosen sind als Opfer vor Gott emporgestiegen, und er hat ihrer gedacht. Jetzt sende Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon kommen, der den Beinamen Petrus trägt! Er ist zu Gaste bei einem Gerber Simt der ein Haus am Meere hat. Der wird dir sagen, was du tun sollste."

Als der Engel hinweggegangen war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern und einen Soldaten, und nachdem er ihnen alles erzählt atte, sandte er sie nach Joppe. Am folgenden Tage, als jene auf dem Wege waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die Mittagszeit auf das Dach, um zu beten. Da traten die von Kornelius abgesandten Männer, die das Haus des Simon erfragt hatten, ans Tor und erkundigten sich laut rufend, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier Gaste sei. Während aber Petrus betete, sprach der Heilige Geist zu ihm: "Siehe, drei Männer suchen dich. Mache dich auf, steige hinab reise ohne Bedenken mit ihnen, denn ich habe sie gesandt." Da stieg Petrus zu den Männern hinab sagte: "Siehe, ich bin der, den ihr sucht. Weshalb seid ihr gekommen ?" Sie sagten: "Kornelius, der Hauptmann, ein gottesfürchtiger Mann und von gutem Ruf bei dem ganzen Volk der Juden, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich in Haus kommen zu lassen und zu hören, was du zu sagen hast." Nun rief er sie herein und beherbergte sie. Am folgenden Tag aber machte sich Petrus mit ihnen auf, auch einige Brüder aus Joppeus zogen mit ihnen.

Petrus und der Hauptmann

Am folgenden Tage kam er nach Cäsarea. Kornelius aber erwartete sie, nachdem er seine Verwandten und nächsten Freunde zusammengerufen hatte. Als Petrus hineinging, kam ihm Kornelius entgegen, warf sich ihm zu Füßen begrüßte ihn unterwürfig. Petrus aber richtete ihn auf und sagte: "Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch." Im Gespräch mit ihm trat er ein und fand viele versammelt. Er sagte zu ihnen: "Ihr wißt, wie ungehörig es für einen Juden ist, mit einem Heiden zu verkehren oder zu ihm zu gehen. Mir aber hat Gott gezeigt, daß ich keinen Menschen unrein und niedrig nennen darf. Daher bin ich auch ohne Widerrede gekommen, als man nach mir schickte. Ich frage nun: Warum habt ihr mich holen lassen ?" Kornelius berichtete ihm von seiner Erscheinung. Da sprach Petrus zu ihm: "Jetzt erkenne ich in Wahrheit, daß Gott kein Ansehen der Person kennt. Vielmehr ist ihm in jedem Volk der willkommen, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt." Noch während Petrus redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die seine Worte hörten. Die Gläubigen unter den Juden, die mit Petrus gekommen waren, erstaunten, daß die Gabe des Heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen worden ist. Denn sie hörten sie seltsame Worte reden und Gott hoch preisen. Da begann Petrus: "Kann jemand das Taufwasser denen verweigern, die, wie auch wir, den Heiligen Geist empfangen haben?" Und er ordnete an, sie im Namen Jesu Christi zu taufen. Dann baten sie ihn, noch einige Tage zu bleiben.

Die Gefangennahme des Petrus
Nach einer Predigt wird Petrus von König Herodes gefangen genommen.

Zu jener Zeit legte der König Herodes Hand an, um einigen, die zur Gemeinde gehörten, Böses zuzufügen. So ließ er Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert hinrichten. Als er sah, daß es den Juden gefiel, ließ er auch noch den Petrus gefangennehmen. Nachdem er sich seiner bemächtigt hatte, ließ er ihn ins Gefängnis setzen und übergab ihn vier Abteilungen von Soldaten zur Bewachung in der Absicht, ihn nach dem Passah dem Volke vorzuführen. So wurde Petrus im Gefängnis bewacht; von der Gemeinde aber wurde ohne Unterlaß für ihn zu Gott gebetet. In jener Nacht, als ihn Herodes vorführen lassen wollte, schlief Petrus, mit zwei Ketten gefesselt, zwischen zwei Soldaten. Wächter vor der Türe bewachten das Gefängnis. Und siehe, ein Engel des Herrn trat hinzu, und ein Licht leuchtete im Kerker auf. Er berührte die Seite des Petrus, weckte ihn und sagte: "Steh eilends auf!" Da fielen die Ketten von seinen Händen. Der Engel sagte: "Ziehe dich an und binde dir die Sandalen unter!" Da tat er dies. Dann sagte der Engel: "Wirf deinen Mantel um und folge mir!"

Die Befreiung des Petrus

Er ging hinaus und folgte ihm. Petrus aber wußte nicht, daß das, was durch den Engel geschah, Wirklichkeit war, sondern meinte, es sei eine Erscheinung. Als sie durch die erste Wache und durch die zweite hindurchgegangen waren, kamen sie an das eiserne Tor, das in die Stadt führte. Es öffnete sich ihnen von selbst. Sie traten hinaus und gingen durch eine Straße, und sogleich schied der Engel von ihm. Da kam Petrus zu sich und sagte: "Jetzt weiß ich in Wahrheit, daß der Herr seinen Engel gesandt hat und mich aus der Hand des Herodes und aus allem, was das Volk der Juden erwartet, errettet hat." In diesem Bewußtsein ging er zu der Maria, der Mutter des Johannes mit Beinamen Markus, wo viele versammelt waren und beteten. Als Petrus an die Türe des Vorhofes klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode herbei, um zu öffnen. Als sie aber die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude nicht auf, sondern lief hinein und meldete, Petrus stehe vor der Türe. Sie aber sagten zu ihr: "Du bist von Sinnen !" Doch sie versicherte, es sei wirklich so. Da sagten sie: "Es ist sein Engel." Petrus aber fuhr fort zu klopfen. Als sie nun öffneten, sahen sie ihn und waren außer sich vor Erstaunen. Da winkte er ihnen mit der Hand, zu schweigen, und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis herausgeführt habe. Er sagte: "Meldet dies dem Jakobus und den Brüdern!" Dann ging er fort und begab sich an einen andern Ort. Nachdem es aber Tag geworden war, entstand unter den Soldaten große Bestürzung, was wohl aus Petrus geworden sei. Als ihn Herodes holen lassen wollte und nicht fand, nahm er die Wächter ins Verhör und befahl, sie zur Hinrichtung abzuführen.

Aussendung des Barnabas und Paulus

Es waren in der Gemeinde zu Antiochia Propheten und Lehrer: Barnabas, Simeon, genannt der Schwarze, Lucius aus Cyrene, Manahen, ein Jugendgefährte des Fürsten Herodes, und Saulus, genannt Paulus. Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: "Schickt mir doch den Barnabas und Saulus zu dem Werke aus, zu dem ich sie herbeigerufen habe!" Da fasteten sie und beteten, legten ihnen die Hände auf und verabschiedeten sie. So zogen Barnabas und Paulus, vom Heiligen Geist ausgesandt, nach Seleucia hinab und fuhren von da zu Schiff nach Cypern. Und als sie nach Salamis gekommen waren, verkündigten sie dort das Wort Gottes in den Synagogen der Juden.

Die erste Missionsreise des Paulus

Nachdem sie auf Cypern gepredigt hatten, fuhren sie auf das Festland nach den Städten Perge in Pamphylien und Antiochien in Pisidien. In Antiochien gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Nach der Vorlesung aus dem Gesetz und den Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: "Wenn ihr ein Wort des Zuspruchs an das Volk habt, so redet!" Da stand Paulus auf, winkte mit der Hand und sprach zu der Gemeinde von Jesus und der Geschichte Israels. "Ihr Männer aus Israel", sagte er, "und ihr, die ihr Gott fürchtet, höret! Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und hat das Volk in der Fremde im Lande Ägypten erhöht. Mit großer Macht befreite er sie von ihren Bedrückern und er hielt sie vierzig Jahre lang in der Wüste. Er vertilgte sieben Völker im Lande Kanaan und gab ihnen deren Land zum Erbteil.

Danach bestellte er Richter bis zu Samuel, dem Propheten. Da begehrte das Volk einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamme Benjamin, für vierzig Jahre. Dann setzte er David an Sauls Stelle zum König ein und sprach: 'Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach, meinem Herzen gefunden, der in allem meinen Willen tun wird. 'Aus Davids Nachkommenschaft hat Gott gemäß der Verheißung Jesus als Heiland für Israel hervorgehen lassen. Euch und allen die Gott fürchten, ist das Wort dieses Heiles gesandt worden." Am folgenden Sabbat versammelte sich die ganze Stadt, um Paulus und Barnabas zu hören.

Aber ihre Feinde wiegelten die Vornehmsten der Stadt gegen sie auf; da schüttelten sie den Staub der Stadt Antiochien von ihren Füßen. Wohin sie auch gingen, predigten sie in den Synagogen und in den Straßen und brachten Juden und Heiden die Botschaft von Jesus, sie sagten: "Der Herr hat uns geboten: 'Ich habe euch zum Licht der Heiden gesetzt, damit ihr allen zum Heil gereicht, bis an die Grenzen der Erde.' " Es geschah aber in Ikonium, daß sie in die Synagoge gingen und so zu ihnen redeten, eine große Menge Juden sowohl als auch Griechen gläubig wurde. Doch die Juden, die nicht glaubten, reizten und stachelten die Gemüter der Heiden gegen Paulus und Barnabas auf. Die Bevölkerung der Stadt spaltete sich; die einen waren mit den ungläubigen Judenn, die anderen mit den Aposteln. Als sie jedoch versuchten, Paulus und Barnabas zu steinigen, flohen diese in die Städte von Lykaonien, nach Lystra und Derbe und in die Umgebung. Dort verkündigten sie die Frohbotschaft. Nun war in Lystra ein Mann, lahm von Geburt an, der nie hatte gehen können. Dieser hörte Paulus reden und blickte fest auf ihn. Als Paulus bemerkte, daß er Vertrauen hatte, geheilt zu werden, sprach er mit lauter Stimme: "Stelle dich aufrecht auf deine Füße!" Da sprang er auf und ging umher. Als die Scharen sahen, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und sagten in ihrer Sprache: "Die Götter sind in Menschengestalt zu uns herabgestiegen." Sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes, weil er der Wortführer war. Der Priester des Zeus, dessen Tempel vor der Stadt stand, brachte Stiere und Kränze und wollte ihnen mit dem Volke opfern. Als die Apostel Barnabas und Paulus das hörten, zerrissen sie ihre Oberkleider, sprangen unter das Volk und riefen laut: Männer, was macht ihr da? Auch wir sind gleich euch sterbliche Menschen! Wir verkündigen euch das Evangelium, damit ihr euch von diesen nichtigen Dingen abwendet zu dem lebendigen Gott, der den Himmel, die Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat.

In den vergangenen Zeiten hat er alle Menschen ihre eigenen Wege gehen lassen, doch hat er uns Zeugnis gegeben von seinen Wohltaten, indem er vom Himmel herab Regen und fruchtbare Zeiten gab, und so eure Herzen mit Speise und Freude erfüllte." Doch auch durch diese Worte konnten sie das Volk kaum davon abbringen, ihnen zu opfern. Aus Antiochien und Ikonium aber kamen Männer herbei, die hetzten das Volk gegen Paulus auf. Sie steinigten den Paulus und schleiften ihn vor die Stadt hinaus in der Meinung, er sei tot. Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging wieder in die Stadt hinein. Am folgenden Tage zog er mit Barnabas hinweg nach Derbe. Als sie dort das Evangelium gepredigt hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochien zurück. Sie durchzogen Pisidien und kamen nach Pamphylien. Nachdem sie in Perge das Wort verkündigt hatten, zogen sie nach Attalia hinab. Von dort aus fuhren sie zu Schiff nach Antiochien. Dort hielten sie sich geraume Zeit bei den Jüngern auf.