Das Neue Testament nach den vier Evangelisten
Matthäus Markus Das Neue Testament Lukas Johannes
Die zweite Missionsreise des Paulus
Von Antiochien kehrten Paulus und Barnabas vorübergehend nach Jerusalem zurück, wo eine Versammlung der Apostel und der Urgemeinde eine Frage zu klären versuchte, die den Gemeinden Galatiens viel zu schaffen machte: Müssen Heiden zuerst Juden werden, um Christen werden zu können ? Paulus und andere überzeugten die Versammlung der Apostel in Jerusalem, daß Heiden unmittelbar Christen werden können. Damit war die Frage entschieden, ob das Christentum eine jüdische Sekte bleiben oder nach dem Willen Jesus Christi eine Weltreligion werden soll. Nach der Beschlußfassung kehrten Paulus und Barnabas nach Antiochien zurück, wo so sie das Wort Gottes verkündigten.
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Nach einigen Tagen sagte Paulus zu Barnabas: "Laß uns doch wieder ausziehen und in jenen Städten, wo wir bereits das Wort des Herrn verkündigt haben, nach den Brüdern sehen, wie es um sie steht." Doch es kam zu einem Streit zwischen ihnen wegen ihres Begleiters Johannes, mit Beinamen Markus, so daß sie sich voneinander trennten. Barnabas fuhr nach Cypern. Paulus aber zog durch Syrien und Cilicien und einen Teil Galatiens; nachdem er durch Mysien gezogen war, kam er nach Troas. Dort hatte Paulus während der Nacht eine Erscheinung. Ein mazedonischer Mann stand da und forderte ihn auf: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" Als er die Erscheinung gesehen hatte, machte er sich sofort nach Mazedonien auf.
Von Troas gelangte er in gerader Fahrt nach Samothrake, am folgenden Tag nach Neupolis und von da nach Philippi; es ist die Hauptstadt dieses Bezirks von Mazedonien, eine römische Kolonie. Als Paulus und Silas, ein Jünger von Jerusalem, den er mitgenommen hatte, zur Gebetsstätte gingen, begegnete ihnen eine Magd, die einen Wahrsagergeist hatte und ihrem Herrn dadurch großen Gewinn verschaffte. Diese folgte ihnen und schrie: "Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch
den Weg des Heils verkündigen!" Das tat sie an vielen Tagen. Paulus aber wurde unwillig, wandte sich um und sprach zu dem Geist: "Ich
befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren!" Da fuhr er in derselben Stunde aus. Als ihre Herren merkten, daß ihre Hoffnung auf Gewinn dahin war, ergriffen sie Paulus und Silas, schleppten sie vor die Vorsteher der Stadt und sagten: "Diese Männer, die Juden sind, bringen unsere Stadt in Verwirrung. Sie verkündigen Gebräuche, die anzunehmen uns nicht erlaubt ist, da wir Römer sind."
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Paulus und Silas werden ins Gefängnis geworfen
Das Volk erhob sich ebenfalls gegen sie. Die Vorsteher ließen ihnen die Kleider herabreißen und befahlen, sie mit Ruten zu schlagen. Nachdem sie ihnen viele Schläge hatten geben lassen, warfen sie sie ins Gefängnis und befahlen dem Kerkermeister, sie sicher zu verwahren. Er brachte sie daher in das innere Gefängnis und spannte ihre Füße in den Block. Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und sangen Gott Loblieder; die anderen Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich entstand ein großes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses erschüttert wurden. Sofort öffneten sich alle Türen, und die Fesseln aller Gefangenen lösten sich. Als
der Kerkermeister aus dem Schlaf erwachte und sah, daß die Türen des Gefängnisses offen standen, zog er sein Schwert und wollte sich töten, weil er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Doch Paulus rief mit lauter Stimme: "Tue dir kein Leid an, denn wir sind ja alle hier!" Da forderte der Kerkermeister Licht, sprang hinein und warf sich zitternd vor Paulus und Silas nieder. Er führte sie alle hinaus und sprach: "Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich gerettet werde?"
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"Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich gerettet werde?"
Sie sprachen: "Glaube an den Herrn Jesus, dann wirst du und dein Haus gerettet werden!" Sie verkündeten ihm und allen in seinem Hause das Wort des Herrn. Noch in jener Stunde nahm er sie zu sich, wusch ihnen die Wunden; dann wurden er und seine Familie getauft. Nun führte er sie hinauf in das Haus, setzte ihnen eine Mahlzeit vor und jubelte laut, daß er mit seinem ganzen Hause zum Glauben an Gott gekommen war. Bei Tagesanbruch aber
sandten die Oberen Gerichtsdiener mit dem Auftrag: "Laß jene Männer frei!" Der Kerkermeister berichtete dieses dem Paulus und sagte: "Die Befehlshaber haben hergesandt, damit ihr freigelassen werdet. So geht jetzt hinaus und reist in Frieden weiter!" Paulus jedoch sagte zu ihnen: "Obwohl wir Römer sind, hat man uns ohne Gerichtsurteil öffentlich gegeißelt und ins Gefängnis werfen lassen. Und jetzt wollt ihr uns heimlich wegschicken? Nein, sie sollen selbst kommen und uns hinausführen!" Die Gerichsdiener
meldeten diese Worte den Oberen. Nun gerieten sie in Angst, als sie hörten, daß sie Römer seien. Sie kamen, entschuldigten sich, führten sie hinaus und baten sie, die Stadt zu verlassen. Als sie das Gefängnis verlassen hatten, gingen sie in das Haus der Lydia, um die Brüder zu sehen. Sie ermunterten diese und reisten ab.
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Paulus in Thessalonich
Nachdem sie über Amphipolis und Apollonia
gereist waren, kamen sie nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen hinein und unterhielt sich mit ihnen drei Wochen hindurch über die Schriften. Er sprach: "Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist der Messias." Einige von ihnen ließen sich überzeugen und gesellten sich zu Paulus und Silas, ebenso eine große Menge gottesfürchtiger Griechen und nicht wenige vornehme Frauen. Die Juden aber wurden eifersüchtig; sie griffen einige schlechte Leute von der Straße auf, rotteten sich zusammen, erregten einen Tumult in der Stadt und schrien: "Diese Leute, die den ganzen Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierher gekommen. Sie alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus !"
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Flucht aus Beröa
So brachten sie das Volk und die Stadtvorsteher, die das hörten, in Verwirrung. Darum schickten die Brüder noch während der Nacht Paulus und Silas fort nach Beröa. Als sie dort angekommen waren, gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und forschten täglich in den Schriften, ob sich diese Dinge wirklich so verhielten. Als jedoch die Juden in Thessalonich erfuhren, daß auch in Beröa von Paulus das Wort Gottes verkündigt werde, kamen sie auch dorthin und brachten das Volk in Erregung. Da brachten die Brüder den Paulus sogleich bis ans Meer. Sie führten ihn bis nach Athen.
Mit dem Auftrag an Silas und Timotheus, so bald wie möglich zu ihm zu kommen, reisten sie ab.
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Paulus in Athen
Während Paulus in Athen Silas und Timotheus erwartete, wurde er vom Zorn gepackt, als er die Stadt voller Götzenbilder sah. Er redete in der Synagoge zu den Juden und den Gottesfürchtigen, und jeden Tag auf dem Markt zu denen, die gerade zugegen waren. Es ließen sich auch einige der epikureischen und stoischen Philosophen mit ihm ein. Einige sagten: "Was will dieser Schwätzer sagen?" Andere aber meinten: "Er scheint ein Verkünder fremder Götter zu seine, weil er das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigte. Sie ergriffen
ihn, führten ihn zum Areopag, der obersten Behörde der Stadt Athen, und sagten: "Können wir erfahren, was das für eine Lehre ist, die von dir vorgetragen wird? Denn du bringst uns fremde Dinge zu Ohren. Wir wollen nun erfahren, was das bedeutet." Alle Athener und die Fremden, die sich dort aufhalten, haben nämlich für nichts anderes Zeit, als das Neueste zu sagen oder zu hören. Da trat Paulus in die Mitte des Areopags und sprach: "Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in jeder Hinsicht sehr gottesfürchtig seid! Denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich einen Altar mit der Aufschrift: 'Einem unbekannten Gott'.
Was ihr da verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch. Gott, der die Welt und alles, was darin ist, erschaffen hat, er, der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschen gemacht sind. Auch braucht er nicht von Menschenhänden bedient zu werden, als ob er irgend etwas bedürfe, gibt er doch allen Wesen Leben und Atem und alles. Er ließ auch von einem Menschen alle Völker abstammen. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie ja auch einige eurer Dichter (Paulus bezieht sich hier auf den Dichter Aratus) gesagt haben: 'Seines Geschlechts sind ja auch wir.' Da wir also göttlichen Geschlechtes sind, dürfen wir nicht glauben, die Gottheit sei Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung gleich.
Über die Zeiten der Unwissenheit hat Gott hinweggesehen. Jetzt verkündet er den Menschen, alle sollten überall Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Menschen,
den er dafür bestimmt und für alle durch die Auferstehung von den Toten beglaubigt hat." Als sie von der Auferstehung der Tote hörten, spotteten die einen, andere sagten: "Darüber wollen wir dich ein andermal hören." So ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, ein Mitglied des Areopag, auch eine Frau namens Damaris, und andere mit ihnen.
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Paulus in Korinth
Danach verließ Paulus Athen und kam nach Korinth. Dort redete er an jedem Sabbat inder Synagoge und suchte Juden und Griechen zu überzeugen. Als Silas und Timotheus aus Mazedonien kamen, war Paulus ganz davon in Anspruch genommen, die Juden zu überzeugen, daß Jesus der Messias sei. Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, glaubte mit seinem ganzen Hause an den Herrn; auch viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Paulus blieb dort ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.
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Die Briefe an die Thessalonicher
Als Flüchtling in Korinth machte sich
Paulus große Sorgen wegen der Gefahren, die seiner Arbeit im Norden Griechenlands drohten. In einem der beiden Briefe an die Thessalonicher erwähnt er, er werde bald einen seiner engsten Mitarbeiter schicken, um ihnen Mut zuzusprechen. Daß die Nachrichten, die er kurze Zeit später aus Thessalonich erhielt, gut gewesen sein müssen, geht aus seinem Schreiben hervor, von dem hier Auszüge folgen. Der erste Brief an die Thessalonicher ist übrigens der älteste erhaltene Brief des Apostels Paulus und wohl im Jahre 51 in Korinth entstanden.
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"An die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und im Herrn Jesus Christus. Gnade euch und Friede! Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken unablässig euer in unseren Gebeten. Wir sind eingedenk eures Glaubenswerkes. Ihr seid unserem Beispiel und dem des Herrn gefolgt. Da ihr unter vieler Trübsal das Wort mit Freude aufnahmt, seid ihr allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja ein Vorbild geworden. Denn ihr wißt selbst, daß unser Kommen zu euch nicht fruchtlos war. Obschon wir vorher, wie ihr wißt, in Philippi gelitten hatten und mißhandelt worden waren, hat unser Gott uns Mut gegeben, bei euch das Evangelium Gottes zu verkündigen trotz vielen Widerstandes. Wir aber, zwar von euch dem Angesicht, nicht aber dem Herzen nach entfernt, strebten desto mehr, euch wiederzusehen. Wir wollten zu euch kommen, ich Paulus, nicht nur einmal, sondern zweimal, aber der Satan hinderte uns. Daher sandten wir den Timotheus, unsern Bruder und Diener Gottes am Evangelium Christi, um euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben. Wegen der Bruderliebe aber habt ihr nicht nötig, daß ich euch schreibe; seid ihr doch selbst von Gott belehrt, einander zu lieben.
Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, noch mehr darin fortzuschreiten. Wir wollen euch aber über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Christus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit ihm herbeiführen. Denn
der Herr selbst wird auf einen Befehlsruf, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabsteigen, und die Toten, die in Christus starben, werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir, die Lebenden, die zurückbleiben, zugleich mit ihnen auf Wolken entrückt werden, dem Herrn entgegen, in die Luft. Und so werden wir allezeit mit dem Herrn sein. Tröstet also einander mit diesen Worten! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!"
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Im Frühjahr des Jahres 52 n. Chr. nahm Paulus von den Brüdern in Korinth Abschied und fuhr nach Syrien. Er gelangte nach Ephe wo er in die Synagoge ging und den Juden
predigte. Als sie jedoch baten, er möchte längere Zeit bleiben, willigte er nicht ein, sondern nahm Abschied und sagte: "Ich muss dieses Fest einhalten, das in Jerusalem gefeiert wird. Aber so Gott will, werde ich zu Euch zurückkommen."
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