Das Neue Testament nach den vier Evangelisten
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Paulus in Jerusalem
Die Gefangennahme des Paulus in Jerusalem

In Jerusalem brachten die Feinde des Paulus aus Asien, die ihn im Tempel sahen, das ganze Volk in Aufruhr. Sie legten Hand an ihn, schrien und beschuldigten ihn falscher Lehren. Die ganze Stadt kam in Bewegung, das Volk lief zusammen. Sie nahmen den Paulus fest und schleppten ihn aus dem Tempel heraus. Sofort wurden die Tore geschlossen. Als sie ihn zu töten suchten, kam eine Meldung zum Obersten der Kohorte, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. Dieser nahm sogleich Soldaten und Hauptleute mit sich und eilte hinab zum Tempel. Als sie den Obersten und die Soldaten sahen, hörten sie auf, den Paulus zu schlagen. Da ging der Oberst hinzu, ließ ihn ergreifen und befahl, ihn mit zwei Ketten zu fesseln. Dann erkundigte er sich, wer er sei und was er getan habe. In der Volksmenge riefen die einen dies, die anderen das. Da der Oberst vor Lärm nichts Sicheres erfahren konnte, befahl er, Paulus in die Kaserne zu führen. Als er dann auf die Treppe kam, mußte er von den Soldaten getragen werden wegen der andrängenden Volksmasse. Denn das ganze Volk drängte nach und schrie: "Töte ihn!"

Paulus verteidigt sich

Als Paulus in die Kaserne geführt werde sollte, sagte er zu dem Obersten: "Ist es gestattet, an dich ein Wort zu richten ?" Er antwortete: "Du kannst Griechisch? Du bist also nicht der Ägypter, der jüngst das Volk aufgewiegelt und viertausend von den radikalen Nationalisten (die auch den politischen Mord für erlaubt halten) in die Wüste hinausgeführt hat?" Paulus sagte: "Ich bin ein Jude aus Tarsus in Cilicien, Bürger einer nicht unbekannten Stadt. Ich bitte dich, erlaube mir, zum Volke zu reden." Als er es gestattet hatte, winkte Paulus, auf der Treppe stehend, dem Volke mit der Hand. Als Stille eingetreten war, redete er sie in hebräischer Sprache an.

Er sagte: "Ihr Brüder und Väter, höret meine Verteidigung, die ich an euch richte! Als sie aber hörten, daß er sie in hebräischer Sprache anredete, verhielten sie sich noch stiller. "Ich bin ein Jude, geboren zu Tarsus in Cilicien, erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen des Gamaliel, unterrichtet nach der Strenge des Gesetzes der Väter, ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. Ich verfolgte die Anhänger Christi bis auf den Tod, indem ich Männer und Frauen fesselte und in die Gefängnisse überlieferte, wie es mir auch der Hohepriester und der ganze Hohe Rat bezeugt.

Nachdem ich von diesen Briefe an die Brüder empfangen hatte, zog ich nach Damaskus, um auch die dort Befindlichen gefesselt nach Jerusalem zu bringen, damit sie bestraft würden." Dann berichtete Paulus von seiner Bekehrung und Taufe, seiner Anwesenheit beim Tode des Stephanus, und wie der Herr ihm befohlen hatte, Jerusalem zu verlassen, indem er sagte: "Geh, denn ich will dich unter die Heiden hinaus in die Ferne senden." Das Volk hörte ihn an bis zu diesem Wort. Dann erhoben sie ihre Stimmen und riefen "Fort mit einem solchen Menschen von der Erde! Es darf nicht sein, daß er lebt." Sie schrien, warfen ihre Kleider hin und schleuderten Staub in die Luft. Da befahl de Oberst, ihn in die Kaserne hineinzuführen und gebot, ihn unter Geißelhieben zu verhören, damit er erfahre, aus welchem Grund man ein solches Geschrei gegen ihn erhob.

Paulus beruft sich auf sein römisches Bürgerrecht
Paulus rufte dem Oberst zu, dass er römischer Büger sei, von Geburt an. Und nicht durch eine Geldsummer erkauft.
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Als sie ihn aber für die Geißelung in die Riemen binden wollten, sagte Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: "Ist es euch erlaubt, einen römischen Bürger, noch dazu ohne Gerichtsurteil, zu geißeln?" Als der Hauptmann das hörte, ging er zum Obersten, machte Meldung und sagte: "Sieh dich vor! Dieser Mann ist ein Römer!" Da kam der Oberst herbei und sagte zu Paulus: "Sage mir, bist du ein Römer ?" Er antwortete:"Ja." Da erwiederte der Oberst: "Ich habe dieses Bürgerrecht um eine große Summe erworben. Paulus entgegnete: "Ich bin darin geboren." Sofort ließen die, welche ihn verhören wollten, von ihm ab; aber auch der Oberst fürchtete sich, da er erfahren hatte, daß er ein Römer sei, und er hatte ihn fesseln lassen. Da er sicher erfahren wollte, wessen die Juden ihn anklagten, ließ er ihm am folgende Tag die Fesseln abnehmen und befahl, der Hohenpriester und der ganze Hohe Rat sollte zusammenkommen. Dann ließ er den Paulus hinabführen und vor sie hinstellen. Da nun großer Zwist entstand, befürchtete der Oberst, Paulus möchte von ihnen zerrissen werden. Er ließ seine Truppe herabkommen, ihn aus ihrer Mitte fortnehmen und in die Kaserne führen. In der folgenden Nacht trat der Herr zu ihm und sprach: "Sei getrost! Wie du in Jerusalem meine Sache bezeugt hast, so sollst du auch in Rom mein Zeuge sein."

Jesus erscheint Paulus und sagt:"Sei getrost! Wie du in Jerusalem meine Sache bezeugt hast,
so sollst du auch in Rom mein Zeuge sein."
Verschwörung gegen das Leben des Paulus
Der Mob rottete sich zusammen und wolte Paulus lynchen. Doch römische Soldaten verhinderten es.

Als es Tag geworden war, rotteten sich seine Feinde zusammen und verpflichteten sich, weder zu essen noch zu trinken, bis sie den Paulus getötet hätten. Sie gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sagten: "Bittet den Obersten, er möge ihn zu euch herabführen lassen, als wolltet ihr ihn weiter verhören. Wir sind bereit, ihn zu töten, wenn er kommt." Als jedoch ein Schwestersohn des Paulus von dem Anschlag hörte, ging er in die Kaserne und meldete es dem Paulus. Paulus ließ einen der Hauptleute zu sich rufen und den jungen Mann zum Obersten führen. Als dieser ihm von dem Plan erzählt hatte, entließ der Oberst den jungen Mann und gebot ihm: "Verrate niemandem, daß du mir dies angezeigt hast!" Dann ließ er zwei seiner Hauptleute zu sich rufen und sagte: "Haltet zweihundert Soldaten bereit, damit sie mit siebzig Reitern und zweihundert Schützen nach Cäsarea ziehen. Geht zur dritten Stunde der Nacht und bringt ihn sicher zum Statthalter Felix." Die Soldaten nahmen den Paulus, wie ihnen befohlen, und brachten ihn nach Cäsarea.

Paulus wird in der dritten Stunde der Nacht sicher zum Statthalter Felix gebracht.
Paulus wird zum Statthalter Felix gebracht

Nach fünf Tagen zog der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem Anwalt namens Tertullus hinab. Dieser sprach beim Statthalter gegen Paulus und sagte: "Da wir diesen Mann als eine Pest und als Anstifter von Unruhen für alle Juden auf dem Erdkreis und als Vorkämpfer der Sekte der Nazarener gefunden haben, der auch den Tempel zu entheiligen versuchte, haben wir ihn festgenommen und wollten ihn nach unserem Gesetz richten. Aber der Oberst kam dazu, ließ ihn mit großer Gewalt aus unseren Händen hinwegführen und befahl seinen Anklägern, vor dich zu kommen."

Als ihm der Statthalter winkte, er solle reden, antwortete Paulus: "Sie haben mich weder im Tempel dabei getroffen, daß ich zu jemandem geredet oder einen Volksauflauf gemacht hätte, noch in den Synagogen noch irgendwo in der Stadt. Sie können dir keinen Beweis für die Anklagen bringen, die sie jetzt gegen mich erheben." Als Felix dies hörte, sagte er: "Wenn der Oberst herabkommt, werde ich eure Sache entscheiden." Er befahl dem Hauptmann, den Paulus in Haft zu halten, ihm aber Erleichterung zu gewähren und keinen seiner Leute zu hindern, ihm zu dienen. Felix ließ ihn auch öfter zu sich kommen und besprach sich mit ihm. Als aber zwei Jahre verflossen waren, erhielt Felix den Porcius Festus zum Nachfolger; da er den Juden eine Gefälligkeit erweisen wollte, ließ Felix den Paulus in Haft zurück.

Nachfolger von Felix war Porcius Festus. Danach herrschte König Agrippa.
Paulus legt Berufung an den Kaiser ein

Als Festus in der Provinz angekommen war, befahl er nach einiger Zeit, als er auf dem Richterstuhl saß, den Paulus vorzuführen. Die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, brachten viele und schwere Beschuldigungen gegen Paulus vor, die sie jedoch nicht beweisen konnten. Paulus sagte zu seiner Verteidigung: "Weder gegen das Gesetz der Juden, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser habe ich etwas verbrochen." Festus jedoch, der den Juden eine Gunst erweisen wollte, fragte den Paulus: "Willst du nach Jerusalem hinaufziehen und dich dort dieser Dinge wegen von mir richten lassen?" Paulus aber sagte: "Ich stehe vor dem Richterstuhl des Kaisers, und da muß ich gerichtet werden. Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du recht gut einsiehst. Bin ich nun im Unrecht und habe ich etwas Todeswürdiges begangen, so weigere ich mich nicht, zu sterben. Ist aber nichts an der Anklage dieser Männer, so kann mich niemand ihnen preisgeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein." Da besprach sich Festus mit seinem Rat und antwortete: "An den Kaiser hast du Berufung eingelegt; zum Kaiser sollst du ziehen."

Paulus wird vor König Agrippa geführt

Nach einigen Tagen kamen der König Agrippa und seine Schwester Berenike nach Cäsarea, um Festus zu begrüßen. Da sie sich mehrere Tage dort aufhielten, legte Festus dem König die Angelegenheit des Paulus vor. Darauf sagte Agrippa zu Festus: "Ich möchte den Mann selbst hören." "Morgen", sagte Festus, "sollst du ihn hören. Wenn du ihn befragt hast, weiß ich vielleicht, was ich schreiben soll. Denn es scheint mir seltsam und unvernünftig, einen Gefangenen nach Rom zu schicken, ohne die Anschuldigungen anzugeben, die gegen ihn vorliegen."

Am folgenden Tag erschien Paulus vor Agrippa und Berenike und vielen anderen, beschrieb, wie er bekehrt wurde und predigte Buße und die Gebote Gottes. Agrippa sagte zu Paulus: "Fast hättest du mich überredet, ein Christ zu werden." Paulus aber sagte: "Ich möchte wohl zu Gott beten, daß nicht nur du, sondern auch alle, die mich heute hören, so würden, wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln." Nun stand der König auf, der Statthalter, Berenike und die mit ihnen dasaßen. Sie zogen sich zurück, besprachen sich miteinander und sagten: "Dieser Mann hat nichts getan, was Tod oder Kerker verdiente." Agrippa aber sagte zu Festus: "Man könnte diesen Mann freilassen, wenn er nicht Berufung an den Kaiser eingelegt hätte."