Das Neue Testament nach den vier Evangelisten
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Das öffentliche Wirken Jesu
Jesus im Tempel
 Die Eltern finden Jesus im Tempel.

Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist und erfüllt mit Weisheit, und Gottesgnade war auf ihm. Als er zwölf Jahre alt war, gingen seine Eltern, wie gewöhnlich, nach Jerusalem zum Passahfest. Als das Passahfest vorüber war und sie wieder heimkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem; seine Eltern aber wußten es nicht. Weil sie aber meinten, er sei bei der Reisegesellschaft, zogen sie eine Tagereise weit, ehe sie ihn unter den Verwandten und Bekannten suchten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel, wie er mitten unter den Lehrern saß, auf sie hörte und sie fragte. Es erstaunten aber alle, die ihn hörten, über seine Einsicht und Antworten. Als die Eltern ihn sahen, erschraken sie. Seine Mutter sagte zu ihm: "Kind, warum hast du uns das getan? Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!" Er antwortete ihnen: "Warum habt ihr mich gesucht? Wußtet ihr nicht, daß ich im Hause meines Vaters sein muß ?" Aber sie verstanden nicht, was er sagte. Dann ging er mit ihnen hinab nach Nazareth und war ihnen untertan. Seine Mutter aber bewahrte alle die Worte in ihrem Herzen. Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Jesu Taufe durch Johannes

Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Fürst von Galiläa, erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste. Er begab sich in das Gebiet am Jordan und predigte überall die Bußtaufe zur Vergebung der Sünden. So steht es im Buche des Propheten Jesaja geschrieben:

Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade ! Jedes Tal soll ausgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden, was krumm ist, soll gerade, was uneben, soll ebener Weg werden. Und alles Fleisch soll das Heil Gottes schauen.

Johannes trug ein Gewand von Kamelhaaren und um seine Lenden einen ledernen Gürtel. Er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig.

Johannes trug ein Gewand von Kamelhaaren und um seine Lenden einen ledernen Gürtel. Er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Da zogen alle Leute aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet am Jordan zu ihm hinaus. Sie ließen sich von ihm taufen, indem sie ihre Sünden bekannten. Als er aber auch viele von den Pharisäern und Sadduzäern zur Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Nattergezücht, wer hat euch gelehrt, dem künftigen Zorn zu entfliehen ? Tut daher Dinge, die eure Buße beweisen, und sagt nicht zu euch selber: 'Wir haben ja Abraham zum Vater,' ich sage euch: "Gott vermag dem aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. Schon ist aber die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird aumgehauen und ins Feuer geworfen."

Die Volksmenge fragte ihn: "Was sollen wir denn tun ?" Er antwortete: "Wer zwei Röcke hat, gebe einen dem, der keinen hat; und wer Speise hat, handle ebenso!" Auch Zöllner, kamen, um sich taufen zu lassen und sagten zu ihm: "Meister, was sollen wir tun?" Er sprach zu ihnen: "Fordert nicht mehr, als euch befohlen ist!" Auch Soldaten fragten ihn: "Was sollen wir tun ?" Er sprach zu ihnen: "Begeht gegen niemand Gewalttat noch Erpressung und begnüget euch mit eurem Solde!" Als nun das Volk voller Erwartung war und alle sich in ihrem Herzen dachten, ob Johannes vielleicht der Messias sei, erklärte Johannes allen: "Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer als ich. Ich bin nicht würdig, ihm den Riemen seiner Schuhe zu lösen. Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand, um seine Tenne zu säubern. Den Weizen wird er in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen." Da kam Jesus aus Galiläa an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Dieser aber sagte: "Ich müßte mich von dir taufen lassen, und du kommst zu mir?" Doch Jesus antwortete: "Laß es jetzt nur zu. Denn wir müssen alle Gerechtigkeit erfüllen." Da ließ Johannes es zu. Als Jesus getauft worden war, stieg er aus dem Wasser, und siehe, die Himmel taten sich auf. Er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: "Dies ist mein geliebter Sohn an dem ich Wohlgegefallen habe."

Die Versuchung in der Wüste

Danach wurde Jesus vom Geiste in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Jesus fastete vierzig Tage und vierzig Nächte, und danach hungerte ihn. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: "Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden." Jesus aber antwortete: "Es steht geschrieben: 'Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.' " Da nahm ihn der Teufel mit in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: "Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: ,Seinen Engeln hat er befohlen; sie werden dich auf Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.' " Jesus sprach zu ihm: "Es steht aber auch geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.' " Wieder nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sagte ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest." Da sagte Jesus zu ihm: "Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.' " Da verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel kamen herbei und dienten ihm.

Jesus in Galiläa
Jesus wandelt über den See
Petrus droht zu ertrinken, doch Jesus hilft ihm ans Ufer zu kommen.

Herodes hatte Johannes, der ihn wegen seiner bösen Taten getadelt hatte, ins Gefängnis geworfen. Als Jesus das hörte, zog er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazareth und kam nach Kapernaum am See. Dort begann Jesus zu predigen: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe!" Er war dreißig Jahre alt, als er zu lehren begann. Als er am Galiläischen See wanderte, sah er zwei Brüder, Simon und Andreas, das Netz in den See auswerfen, denn sie waren Fischer. Da stieg er in eines der Schiffe, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Ufer wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Schiff aus. Als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: "Fahre ins tiefe Wasser und werfet eure Netze zum Fang aus!"

Simon antwortete: Meister, wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; doch auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.

Simon antwortete: Meister, wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; doch auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen." Als sie das getan hatten, fingen sie eine große Menge Fische, so daß ihre Netze zu zerreiben drohten. Sie winkten den Gefährten im andern Schiff, sie möchten kommen und ihnen helfen. Diese kamen, und sie füllten beide Schiffe, sodaß sie beinahe versanken. Als Simon das sah, warf er sich zu den Füßen Jesu nieder und sprach: Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!" Er war erschrocken, er und alle, die bei ihm waren, wegen des Fischzuges, den sie getan hatten. Da sprach Jesus zu ihnen: "Folget mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen." Da verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. Als er weiterging, sah er ein anderes Brüderpaar, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, mit ihrem Vater die Netze ausbessern. Er rief sie zu sich. Da verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

Die Berufung der zwölf Apostel

Die Erzählung von der Berufung der ersten Jünger, in deren Mittelpunkt Simon Petrus steht, wird ergänzt durch den Bericht des Johannes-Evangeliums (1,35 - 51). Die endgültige Auswahl der zwölf von Apostel und ihre Namen sind in den ersten drei Evangelien nach Mattbäus (10,1-4), naß Markus (3,13-19) und nach Lukas (6,12-16) festgehalten. Vergleiche dazu die Liste der zwölf Apostel, die sich in der Apostelgeschichte (1,12-14) findet.

In diesen Tagen stieg Jesus auf einen Berg und brachte die ganze Nacht im Gebete zu. Als es Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich und sprach: "Die Ernte ist groß aber der Arbeiter sind wenige." Dann wählte Jesus aus ihnen zwölf aus, die er Apostel nannte: An erster Stelle Simon, dem er den Namen Petrus gab, und seinen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartolomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon mit dem Beinamen der Eiferer, Judas, den Bruder des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Dann gab er seinen zwölf Aposteln Macht, unreine Geister auszutreiben und jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen zu heilen. Und Jesus sprach zu ihnen: Wenn jemand mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich, und so folge er mir nach. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Der Jünger ist nicht über dem Meister. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen. Freut euch und frohlocket! Denn euer Lohn ist groß im Himmel. Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."

Die öffentliche Wirksamkeit Jesu dauerte wohl etwa drei Jahre. Jesus wirkte zunächst in Galiläa, vor allem am See Genezareth, später auch im sogenannten Zehnstädte - Gebiet (Dekapolis) und auch im südlichen Teil Palästinas, in Jerusalem und in der Umgebung dieser Stadt, in die alle Juden vom zwölften Lebensjahr an zu mehreren Pflichtwallfahrten im Jahr zogen. Die Evangelisten, die erst nach mehreren Jahrzehnten nach der Kreuzigung Jesu ihren Bericht aufgeschrieben haben, versuchten die überlieferten Wunder und Reden Jesu in ein Ablaufschema einzufügen. Man kann feststellen, daß im ersten Abschnitt der öffentlichen Wirksamkeit Jesu das Volk Israel, auch die Schriftgelehrten und Pharisäer, mit einer großen Aufgeschlossenheit der Botschaft Jesu zugetan waren. Aber immer deutlicher wird mit den eindrucksvollen Wundern, daß dieser Jesus von Nazareth mehr ist als ein geöhnlicher Mensch.

Es verhärteten sich daher die Fronten zwischen Jesus, seinen Aposteln und Jüngern einerseits und den Pharisäern und einem großen Teil des jädischen Volkes andererseits. Den Bericht über die Aufnahme, aber auch über die Ablehnung Jesu durch das Volk Israel haben die vier Evangelisten überliefert, wobei je nach dem Interesse des einzelnen Evangelisten oder auch nach den jeweiligen Anliegen der urchristlichen Gemeinden bald dieser, bald jener Gesichtspunkt deutlicher und breiter erzählt wurde. In allem ist aber zu beachten: Die vier Evangelisten wollten nicht nur eine Geschichten erzählen. Sie wollen durch ihre Botschaft die Menschen zum Nachdenken über das Geheimnis des Jesus von Nazareth anreden und sie einladen, ebenfalls in die Nachfolge dieses Jesus Christus einzutreten, um in dieser Welt ein Zeugnis von der Ankunft des Gottesreiches abzulegen

Die Hochzeit zu Kana

Am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, an der die Mutter Jesu teilnahm. Auch Jesus und seine Jünger wurden zur Hochzeit geladen. Als der Wein ausgegangen war, sagte die Mutter Jesu zu ihm: "Sie haben keinen Wein mehr." Jesus antwortete ihr: "Frau, was habe ich mit dir zu tun ? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Seine Mutter sagte zu den Dienern: "Was er euch sagen wird, das tut!" Es waren aber, wie es dem Reinigungsbrauch der Juden entsprach, sechs steinerne Wasserkrüge dort aufgestellt, die je zwei oder drei Maß faßten. Jesus sagte den Dienern: "Füllet die Krüge mit Wasser!" Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sagte er zu ihnen: "Schöpfet jetzt und bringet es dem Speisemeister." Sie gehorchten. Als aber der Speisemeister das Wasser, das Wein geworden war, gekostet hatte und nicht wußte, woher es kam - die Diener jedoch, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es - , rief er den Bräutigam und sagte zu ihm: "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor, und erst wenn die Gäste trunken geworden sind, den geringen. Du hast den guten Wein bis jetzt aufgespart." Diesen Anfang der Wunderzeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte so seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Jesus lehrt in den Synagogen
Der Mann mit dem unreinen Geist
Da bedrohte Jesus den Geist in ihm und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm.

Danach ging er nach Kapemaum mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern; am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Die Leute erstaunten über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten. Da war in der Synagoge ein Mann mit einem unreinen Geist, der schrie auf und rief: "Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth ? Bist du gekommen, uns zu verderben? Wir wissen, wer du bist: der Heilige Gottes!" Da bedrohte Jesus den Geist in ihm und sprach: "Verstumme und fahre aus von ihm." Der unreine Geist riß den Mann hin und her, schrie mit lauter Stimme und fuhr von ihm aus. Da erstaunten alle und fragten sich: "Was ist das? Eine neue Lehre voll Macht! Den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm!" Die Kunde davon verbreitete sich sehr schnell überall im Gebiet von Galilea.

Die kranke Schwiegermutter des Simon
Die Schwiegermutter des Simon aber lag am Fieber darnieder. Er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf. Das Fieber verließ sie, und sie bediente die Gäste.

Als sie aus der Synagoge kamen, gingen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und des Andreas. Die Schwiegermutter des Simon aber lag am Fieber darnieder. Er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf. Das Fieber verließ sie, und sie bediente die Gäste. Als es Abend geworden war, brachten sie nach Sonnenuntergang alle zu ihm, die krank und von Dämonen besessen waren; die ganze Stadt war an der Türe versammelt. Er heilte viele, die an mancherlei Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Am Morgen, als es noch sehr dunkel war, stand er auf, ging hinaus an einen einsamen Ort und betete dort. Simon eilte ihm nach mit seinen Begleitern. Sie fanden ihn und sagten zu ihm: "Alle suchen dich!" Da sagte er zu ihnen: "Lasset uns in die benachbarten Städte gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen." Er predigte in ganz Galiläa in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Die Heilung des Aussätzigen

Ein Aussätziger kam bittend zu ihm, warf sich vor ihm auf die Knie und sagte zu ihm: "Wenn du willst, kannst du mich gesund machen." Jesus hatte Erbarmen mit ihm, streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will es. Werde rein!" Sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde gesund. Da hieß er ihn weggehen und sprach zu ihm: "Sage niemandem etwas, sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Heilung, was Mose befohlen hat!" Der Mann aber ging und erzählte die Sache überall so daß Jesus nicht mehr offen in eine Stadt hineingehen konnte, sondern draußen an einsamen Orten blieb. Und sie kamen von überall her zu ihm.

Die Pharisäer befragen Jesus
Jesus heilt einen Gelähmten vor den Augen der Pharisäer.

Es begab sich an einem der Tage, daß er lehrte; da saßen Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus den Ortschaften von Galiläa und Judäa und von Jerusalem gekommen waren. Da trugen Männer auf einem Bett einen Mann, der gelähmt war. Sie suchten ihn in das Haus hineinzubringen und vor Jesus hinzulegen. Da sie aber wegen der Volksmenge nicht hindurchkommen konnten, stiegen sie auf das Haus und ließen den Gelähmten mit der Tragbahre durch das Ziegeldach hinab vor Jesus hin. Als dieser ihren Glauben sah, sprach er: "Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" Da fingen die Schriftgelehrten und die Pharisäer an, sich Gedanken zu machen und fragten: "Wer ist dieser, der solche Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?"

Als Jesus ihre Gedanken sah, sprach er zu ihnen: "Was macht ihr euch für Gedanken und fragt: 'Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh ?' Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben", er wandte sich zu dem Gelähmten: "Ich sage dir: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh in dein Haus!" Sofort stand er vor ihren Augen auf, hob die Tragbahre auf, worauf er gelegen hat ging hinweg in sein Haus und pries Gott. Staunen ergriff alle; sie priesen Gott, fürchten sich und sagten: "Wir haben heute unerhörte Dinge gesehen!" Danach sah Jesus einen Zöllner, der Levi hieß, an der Zollstätte sitzen. Er sagte ihm: "Folge mir nach!" Da stand er auf und folgte ihm nach. (Es war der Apostel Matthäus). Eines Tages kamen viele Zöllner und Sünder und saßen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tische. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: "Was ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern ?"

Jesus hörte es und sprach: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Gehet aber hin und lernet, was das heißt: 'Barmherzigkeit will ich, und nicht Opfer.' Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder." Dann kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: "Warum fasten wir und die Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht ?" Jesus sprach zu ihnen: "Können die Hochzeitsleute trauern, solange der Bäutigam bei ihnen ist? Doch es werden Tage kommen, wo der Bräutigam von ihnen genommen sein wird, und dann werden sie fasten."

Der Sabbattag

Zu jener Zeit wanderte Jesus am Sabbat entlang an Kornfeldern. Seine Jünger hatten Hunger und fingen an, Ähren abzureißen und zu essen. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu ihm: "Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist." Jesus aber sprach zu ihnen: "Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte ? Wie er in das Haus Gottes hineinging und sie die Schaubrote aßen, die er nicht essen durfte, noch seine Begleiter, sondern allein die Priester? Oder habt ihr im Gesetz nicht gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entheiligen und doch ohne Schuld sind ? Ich sage euch aber: Hier ist mehr als der Tempel. Denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat."

Jesus heilt am Sabbat einen Mann

Jesus ging in ihre Synagoge. Da war ein Mann, der hatte eine verdorrte Hand. Sie fragten Jesus: "Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?" um ihn anklagen zu können. Jesus aber sprach zu ihnen: "Welcher Mensch ist unter euch, der ein Schaf hat und, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht ? Wieviel mehr wert ist aber ein Mensch als ein Schaf ! Somit darf man am Sabbat Gutes tun." Dann sprach er zu dem Manne: Strecke deine Hand aus!" Er streckte sie aus und sie wurde wieder gesund wie die andere. Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn ins Verderben bringen könnten.

Der Kranke am Teich
Es war aber dort ein Mann, der schon Jahre 38 Jahre an seiner Krankheit gelitten hatte.

Nun ist in Jerusalem am Schaftor ein Teich. Um ihn her lag eine Menge von Kranken, Blinden, Lahmen, die auf die Bewegung des Wassers warteten. Denn ein Engel stieg zu gewissen Zeiten in den Teich hinab und bewegte das Wasser. Wer aber nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, wurde gesund, mit welcher Krankheit er auch behaftet war. Es war aber dort ein Mann, der schon Jahre 38 Jahre an seiner Krankheit gelitten hatte. Als Jesus diesen sah und erfuhr, daß er schon lange Zeit so lag, sagte er zu ihm: "Willst du gesund werden?" Der Kranke antwortete ihm: "Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich legt, wenn das Wasser bewegt wird. Bis ich aber komme, steigt bereits ein andrer vor mir hinab." Jesus sprach zu ihm: "Steh auf, nimm dein Bett und geh umher!" Alsbald wurde der Mensch gesund, hob sein Bett auf und ging umher. Es war aber Sabbat an jenem Tage. Die Juden sagten zu dem geheilten: "Es ist Sabbat, und es ist dir nicht erlaubt das Bett aufzuheben." Er antwortete ihnen: "Der mich gesund gemacht hat, der sprach zu mir: 'Hebe dein Bett auf und gehe umher!' " Sie fragten ihn: "Wer ist der Mann, der zu dir gesprochen hat: 'Hebe es auf und geh umher' ?" Der Geheilte aber wußte nicht, wer es war, denn Jesus war weggegangen, da viel Volk an dem Orte war. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: "Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, damit dir nicht etwas Schlimmeres zustößt!" Der Mann ging weg und sagte den Juden, es war Jesus, der ihn gesund gemacht habe. Deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er dies an einem Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: "Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch." Deshalb nun suchten seine Feinde noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat gebrochen, sondern auch Gott seinen Vater genannt und sich selbst Gott gleich gemacht hatte.

Jesus wählt die zwöf Apostel

Es begab sich aber in diesen Tagen, daß er hinausging auf den Berg, um zu beten. Er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott. Als es Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf, die er Apostel nannte. Er gab ihnen die Macht, Dämonen auszutreiben, jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: Zuerst Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus und Thaddäus, Simon, der Eiferer und Judas Ischarioth, der ihn verriet. Er stieg mit ihnen hinab und machte auf einem ebenen Felde halt. Eine große Schar seiner Jünger und eine zahlreiche Volksmenge. Als Jesus aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg. Nachdem er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Da lehrte er sie und sprach:

Die Bergpredigt

"Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen. Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Selig sind die Barmberzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen. Selig sind die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Schlechte wider euch lügnerisch reden um meinetwillen. Freuet ehrt und frohlocket, denn euer Lohn ist groß in Himmel. So haben sie ja auch die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind".

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz seine Kraft verliert, womit soll es salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als daß es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten werde. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet doch auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter. Dann leuchtet es allen, die im Hause sind. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen."

Auslegung des Gesetzes

"Meinet nicht, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, es aufzuheben, sondern es zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: "Bis der Himmel und die Erde vergehen, wird nicht ein einziges Jota oder Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles erfüllt ist. Wer aber eines dieser kleinsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Kleinste heißen im Himmelreich". Denn ich sage euch: "Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt wurde: 'Du sollst nicht töten'; wer aber tötet, soll dem Gericht verfallen sein!" Ich aber sage euch: "Jeder, der seinem Bruder nur zürnt, soll bereits dem Gericht Gottes verfallen sein. Wer aber seinem Bruder flucht, soll der Hölle mit ihrem Feuer verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar, geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann erst bring deine Gabe dar! Versöhne dich mit deinem Gegner schnell, während du noch mit ihm zum Richter unterwegs bist, damit dich nicht der Gegner dem Richter, der Richter dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst."

Wahrlich, ich sage dir: "Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. Wiederum habt ihr gehört, daß zu den Alten gesagt wurde: 'Du sollst nicht falsches Zeugnis geben, sondern deine Eide halten." Ich aber sage euch: "Ihr sollt überhaupt nicht schwören, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Vielmehr sei eure Rede: 'Ja, ja; nein, nein.' Was darüber ist, das ist vom Bösen."

Die Liebe zum Feind

"Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: 'Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.' Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen und betet für die, welche euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid! Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn ? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes ? Tun nicht auch die Heiden dasselbe? Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Habet acht, daß ihr eure guten Taten nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel. Wenn du Almosen gibst, so laß nicht vor dir her posaunen, wie die Heuchler es tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits hier auf der Erde. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen sei. Dein Vater aber, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten."

Das Gebet des Herrn

"Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler. Diese beten in den Synagogen und an den Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits empfangen. Wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ deine Türe zu und bete im Verborgenen zu deinem Vater. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr aber betet, sollt ihr kein unnützes Geschwätz machen wie die Heiden, die meinen, daß sie um ihrer vielen Worte willen erhört werden. Seid daher nicht wie sie, denn euer Vater weiß, was euch not tut, ehe ihr ihn darum bittet. Ihr sollt so beten:

Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schulden wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, wird euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Denn sie entstellen ihr Gesicht, damit man sieht, daß sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn. Du aber salbe, wenn du fastest dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, daß du fastest, sondern nur dein Vater. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten."

Schätze im Himmel

"Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie beschädigen, wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch mehr Schätze im Himmel, wo weder noch Rost Schaden tun, noch Diebe einbrechen und stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge gesund ist, wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge krank ist, wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen. Denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung? Schaut die Vögel des Himmels an! Sie säen nicht und ernten nicht und sammeln nicht in Scheunen, aber euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr als sie? Wer von euch kann durch sein Sorgen sein Leben um eine einzige Minute verlängern? Warum sorget ihr euch um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; ich sage euch aber, nicht einmal Salomo in all seiner Pracht war gekleidet wie eine von diesen. Wenn aber Gott das Gras des Feldes, das heute wächst und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen ? Darum sollt ihr euch nicht ängstlich sorgen und sagen: 'Was werden wir essen?' Oder: 'Was werden wir trinken ?' Oder: 'Womit werden wir uns kleiden?' Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr all diese Dinge nötig habt. Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann werden euch alle diese Dinge ebenfalls gegeben. Darum sorget euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird wieder neue Sorgen bringen. Jeder Tag bringt genug eigene Sorgen.Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so sollt ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr meßt, so werdet ihr gemessen.

Warum siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, den Balken jedoch in deinem Auge siehst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: 'Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen', und siehe, in deinem Auge ist ein Balken ? Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Schweine, damit sie nicht mit ihren Füßen diese zertreten und sich umwenden und euch zerreißen. Bittet, so wird euch gegeben; suchet und ihr werdet finden; klopfet an, und euch wird aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der fndet; und wer anklopft, dem wird aufgetan! Welcher Mann ist unter euch, der seinem Sohn, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein gibt? Oder wen er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, eueren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen geben, die ihn bitten!"

Die goldene Regel

Alles nun, was ihr wollt, daß es euch die Menschen tun, das sollt auch ihr auch ihnen tun, denn darin besteht das Gesetz und die Phropheten. Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben hinführt, und viele sind es, die auf ihm gehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal ist der Weg, der ins Leben hinführt und wenige gibt es, die ihn finden."

An ihren Früchten...

"Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe! An ihnen werdet ihr sie erkennen. Sammelt man etwa Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln ? Jeder gute Baum bringt gute Früchte, jeder schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein Bschlechter Baum gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihnen werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: 'Herr, Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen; 'Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen als Propheten geredet, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht ?'

Aber dann werde ich ihnen erklären: 'Ich habe euch niemals gekannt. Weichet von mir, die ihr tut, was gegen das Gesetz ist!' Jeder nun, der diese meine Worte hört und Sie tut, ist mit einem klugen Mann zu vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Ein Platzregen fiel, es kamen Fluten, die Winde stürmten und rüttelten an jenem Haus. Aber es stürzte nicht ein, denn es war auf den Felsen gegründet. Jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht befolgt, ist mit einem törichten Manne zu vergleichen, der sein Haus auf den Sand baute. Ein Platzregen fiel, es kamen Fluten, die Winde stürmten und rüttelten an jenem Haus. Da fiel es ein, und sein Sturz war groß." Als Jesus diese Rede vollendet hatte, staunte das Volk über seine Lehre; denn er lehrte wie einer, der Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Jesus fährt fort zu lehren

Nachdem er vor den Ohren des Volkes alle seine Reden vollendet hatte, ging er nach Kapernaum, Dort hatte ein Hauptmann einen Knecht, der ihm sehr viel bedeutete; der lag krank und war am Sterben. Da er aber von Jesus gehört hatte, sandte er die Ältesten der Juden zu ihm und ließ ihn bitten, er möge kommen und seinen Knecht gesund machen. Als die Ältesten zu Jesus kamen, baten sie ihn und sagten: "Er verdient es, daß du dies für ihn tust; denn er hat unser Volk lieb, und er ist es, der uns die Synagoge gebaut hat." Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr fern von dem Hause war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: "Herr, bemühe dich nicht! Denn ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach kommst. Daher hielt ich auch mich nicht für würdig, selbst zu dir zu kommen, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich, ein Mann, der Macht hat, habe unter mir Soldaten. Sage ich zu einem: 'Geh!' so geht er, und zu einem andern: 'Komm!' so kommt er; und zu meinem Knecht: 'Tu das!' so tut er's." Als Jesus dies hörte, wunderte er sich, wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: "Ich sage euch: In Israel habe ich einen solchen Glauben nicht gefunden!" Als die Abgesandten in das Haus zurückkamen, fanden sie den Knecht gesund.

Jesus heilt den Sohn der Witwe

Am nächsten Tag begab es sich, daß er nach einer Stadt namens Nain ging; mit ihm zogen seine Jünger und viel Volk. Als er sich dem Stadttor näherte, siehe, da trug man einen Toten heraus, den einzigen Sohn einer Witwe. Mit ihr ging ein großes Trauergefolge aus der Stadt. Als der Herr sie sah, fühlte er Erbarmen mit ihr und sprach zu ihr: "Weine nicht!" Er trat hinzu, rührte die Totenbahre an, während die Träger stillstanden, und sprach: "Jüngling, ich sage dir, steh auf !" Da richtete sich der Tote auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter. Da ergriff alle große Furcht; sie priesen Gott und sagten:' "Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und Gott hat sich seines Volkes angenommen!"

Jesu Botschaft an Johannes

Dem Johannes berichteten seine Jünger über dies alles. Da rief Johannes zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ ihm sagen: "Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten ?" Zu jener Zeit heilte Jesus viele Menschen von Krankheiten, Qualen und bösen Geistern. Er antwortete: "Gehet hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird die Frohbotschaft verkündet. Selig ist, wer an mir nicht Ärgernis nimmt." Als die Boten des Johannes hinweggegangen waren, fing er an, zum Volk über Johannes zu reden: "Was wolltet ihr sehen, als ihr in die Wüste gegangen seid? Ein Rohr, das vom Winde bewegt wird? Oder was wolltet ihr sehen, als ihr hinausgegangen seid ? Siehe, die kostbare Kleider tragen und in Üppigkeit leben, sind in den Königspalästen. Oder was wolltet ihr sehen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch mehr als ein Prophet! Dieser ist es, geschrieben steht: 'Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht, der deinen Weg vor dir bereiten soll.' Ich sage euch: "Unter denen, die von Frauen geboren sind ist keiner größer als er. Doch der Kleinste im Reiche Gottes ist größer als er. Mit wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen, und wem sind sie gleich? Sie sind wie Kinder, die am Markte sitzen und einander zurufen: 'Wir haben euch mit der Flöte aufgespielt, aber ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, aber ihr habt nicht geweint!' Denn Johannes der Täufer ist gekommen, aß nicht und trank keinen Wein; da sagt ihr: 'Er ist besessen'.'Der Menschensohn ist gekommen, ißt und trinkt; da sagt ihr: 'Seht da, ein Schlemmer und Zecher, ein Freund der Zöllner und Sünder!"