Der Autor MGB in seiner alten Bibliothek. Hier erzählt er die Deutsche Geschichte.
Auch das gehört zur deutschen Geschichte: Judenhut, gelber Fleck.
"Die Verketzerung durch die Kirche, die unter Papst Innozenz III. begann, sollte für die Juden verheerende Folgen haben. So schloss das 4. Laterankonzil von 1215 die Juden von allen handwerklichen Berufen aus und drängte sie in die Rolle von Pfandleihern, Geldwechslern und Zinsnehmern - dem Volke sichtbar und daher oft verhasst."
Kaiser Konstantin
Bereits im Jahre 321 gibt es in Köln eine blühende jüdische Gemeinde, das geht aus Dekreten hervor, die der römische Kaiser Konstantin 321 und 326 an den Kölner Magistrat sendet.
Ludwig der Fromme
Ludwig "der Fromme" gewährt zwischen 814 und 840 den Juden besonderen Rechtsschutz,
die, weil sie keiner christlichen Konfession angehören, sonst in Rechtlosigkeit leben müssten.
Bereits im Jahre 321 gibt es in Köln eine blühende jüdische Gemeinde, das geht aus Dekreten hervor, die der römische Kaiser Konstantin 321 und 326 an den Kölner Magistrat sendet. Aus dem 6. bis 8. Jh. wird berichtet, dass Juden in den Territorien der fränkischen Könige als Kaufleute, Gutsbesitzer, Zollbeamte, Ärzte und Münzmeister leben. Nach der Niederlage der Araber bei Poitiers 732 geht der Handel mit dem Orient in die Hände jüdischer Kaufleute über. Sie rüsten Handelsfahrten aus, die bis Persien, Indien und China führen. Wie unter Karl dem Großen genießen Juden auch unter den Ottonen kaiserlichen Rechts-
schutz.

Im Zuge der wirtschaftlichen Blüte ab 1000 erlebt die jüdische Kultur einen bedeutenden Aufschwung.
Das Talmudstudium verlagert sein Zentrum aus den arabischen Ländern nach Nordfrankreich und an
den Rhein. Worms, Speyer und Mainz werden zum Mittelpunkt jüdischen spirituellen Denkens. Ludwig "der Fromme" gewährt zwischen 814 und 840 den Juden besonderen Rechtsschutz, die, weil sie keiner christlichen Konfession angehören, sonst in Rechtlosigkeit leben müssten. Zwar setzt er sich dadurch
der scharfen Kritik der Bischöfe von Mainz und Lyon aus, doch die christlichen Würdenträger merken selbst, dass die Einbindung von Juden in das gesellschaftliche Leben Nutzen für ihre Städte und Lände-
reien bringt. Bischof Rüdiger von Speyer gewährt ihnen volle Freiheiten, auch Wehrrechte und-pflich-
ten sowie einen eigenen Friedhof.

In der Blüte
Papst Gregor VII.
Er hatte eigentlich an Allem etwas auszusetzen: Papst Gregor VII.
Diese großzügige Behandlung der Juden trifft nicht auf alle Städte zu. Mainz weist 1012 viele der 2000 jüdischen Einwohner aus der Stadt, es ist die erste Judenvertreibung in Deutschland. Die Ausweisung
bleibt zunächst ein Einzelfall, im Allgemeinen blühen die jüdischen Gemeinden. In Worms wird 1174/75
eine der ersten Synagogen errichtet, die erst in der unheilvollen Pogromnacht des 9. 11.1938 nieder-
brennt. Im 10. und 11. Jh. stabilisiert sich die Stellung der jüdischen Gemeinden weiter, obwohl die Bulle von Papst Gregor VII. den Juden in christlichen Ländern die Annahme eines Amtes verbietet.
Mainz im Mittelalter. 2000 jüdischen Einwohner wurden aus der Stadt gewiesen
Es ist die erste Judenvertreibung in Deutschland
Die ersten Pogrome
Der erste Judenhass
Schon beim Ersten Kreuzzug (1096) brechen tausende Bettler, Taugenichtse, verarmte Bauern und Hand-
werker aus Frankreich zum "Kreuzzug der Armen" auf und ziehen an den Rhein. Schon auf dem Weg durch Frankreich fallen sie über die jüdische Bevölkerung her, morden und foltern sie und rauben ihr Eigentum.
Im Zuge des Aufrufes zum Ersten Kreuzzug (1096) brechen tausende Bettler, Taugenichtse, verarmte Bauern und Handwerker aus Frankreich zum Kreuzzug der Armen auf
Im Zuge des Aufrufes zum Ersten Kreuzzug (1096) brechen tausende Bettler, Taugenichtse, verarmte
Bauern und Handwerker aus Frankreich zum "Kreuzzug der Armen" auf und ziehen an den Rhein. Schon
auf dem Weg durch Frankreich fallen sie über die jüdische Bevölkerung her, morden und foltern sie und
rauben ihr Eigentum. Von Italien aus versucht Heinrich IV. mit einem Schutzedikt die Juden vor weiteren Übergriffen zu bewahren, doch das bewirkt nicht viel. Wer weiterhin die Taufe verweigert, wird ermordet. Vergeblich verteidigen sich die Juden in ihren Vierteln, fliehen zu Bischofssitzen in der Hoffnung, vor
dem aufgehetzten Pöbel Schutz zu finden. Ist das Entkommen aussichtslos, versammeln sich die Juden-
gemeinden, sprechen das Glaubensbekenntnis "Schema Israel" und töten einander, um den Namen Got-
tes nicht zu entheiligen. In Speyer kommen 11 Juden zu Tode, in Mainz genießt die jüdische Gemeinde Schutz durch den Erzbischof, doch dann liefert er sie den wütenden "Kreuzfahrern" doch aus. 1300 Menschen sterben für ihren Glauben. In Worms, Straßburg, Trier, Xanten und Verdun ereignen sich ähnliche Bluttaten. Beim Aufruf zum 2. Kreuzzug (1147/48) kommt es abermals zu Übergriffen auf die jüdischen Gemeinden. Der Initiaor des Kreuzzuges, der Prediger Bernhard von Clairvaux, kann diesmal das Schlimmste verhindern.
Bluttat an unschuldigen Juden
Bluttat an unschuldigen Juden.
Beim Aufruf zum 2. Kreuzzug (1147/48) kommt es abermals zu Übergriffen auf die jüdischen Gemeinden.
Verleumdung und Mord
Eine kleine Gruppe vier Personen, eine Frau mit einer schwarzen Haube und drei Männer mit Turbanen stehen zusammen in Paaren und unterhalten sich. Einer der Männer trägt an seinem Mantel klar zu erkennen einen sog. "Judenring", einen gelben Ring, der in Augsburg ab 1434 für Juden zur Pflicht wurde.
Die Verfolgung der Juden in Deutschland beginnt unter Papst Innozenz III. Das von ihm einberufene 4. Laterankonzil von 1215 schließt Juden von Handwerk und Gewerbe aus. Sie widmen sich dem Geldverleih, ein Beruf, der Christen verboten ist, weil sie aus Glaubensgründen für verliehenes Geld keinen Zins nehmen dürfen. Innozenz III. schreibt auch eine sichtbare Stigmatisierung der Juden vor: Er zwingt sie zum Tragen des "Judenhutes" und "gelben Flecks" auf der Brust. (Geschichte wiederholt sich, wie der Autor schon erwähnte: Auch im Dritten Reich mussten die Juden eine Armbinde tragen und einen gelben Stern auf der Brust). Während die Kirche Reichtümer anhäuft, verarmen die Bevölkerung und das niedere Rittertum. Sie sind gezwungen, bei jüdischen Geldverleihern gegen hohe Zinsen, "Wucher", Geld aufzunehmen. Aufgehetzt durch Kanzelpredigten - größter Volksredner seiner Zeit, Franziskanermönch Berthold Regensburg, nennt die Juden Räuber und Diebe, die wie Heiden und Ketzer dem Teufel verfallen seien - sich der Volkszorn ganz allgemein gegen Juden. Dass jüdische Pfandleiher an Kaiser, Fürsten und Städte enorme Steuersummen abliefern müssen, bleibt den meisten Nichtjuden verborgen.
Die Verfolgung der Juden in Deutschland beginnt unter Papst Innozenz III. Das von ihm einberufene 4. Laterankonzil von 1215 schließt Juden von Handwerk und Gewerbe aus.
Dass jüdische Pfandleiher an Kaiser, Fürsten und Städte enorme Steuersummen abliefern müssen,
bleibt den meisten Nichtjuden verborgen.
Beschuldigung des Ritualmordes an Christen
Gerüchte über Kindsmorde tauchen auf, wonach Juden ein christliches Kind
getötet hätten, um mit dessen Blut das Mazze, das Pessachbrot, zuzubereiten"
Im 13. Jh. berichtet eine Nachricht aus dem Rheinland davon, "Christen aus Bosheit" mit Messern
in die Pergamentröllchen der Mesusot stechen, das sind Hülsen aus Holz oder Metall, die rechts an
der Eingangstüre jüdischer Häuser und Wohnungen angebracht sind und Verse der Heiligen Schrift enthalten. Aus diesem Sakrileg mag in Umkehrung die Vorstellung entstanden sein Juden würden
Hostien durchbohren. Auch tauchen Gerüchte über Kindsmorde auf, wonach Juden ein christliches
Kind getötet hätten, um mit dessen Blut das Mazze, das Pessachbrot, zuzubereiten. Kaiser Friedrich
II. lässt die Anschuldigungen zwar genau untersuchen und gewährt den Gemeinden der Juden seinen besonderen kaiserlichen Schutz, nennt sie aber "Knechte der königlichen Kammer". Die Behauptung
des Hostienfrevels wird 1298 im fränkischen Röttingen durch einen verarmten Ritter namens Rind-
fleisch verbreitet. Gott, so behauptet er, habe ihn zum Vernichter der Juden ernannt. Er zieht mit einer Meute aus Totschlägern und anderen Kriminellen durch schwäbische Judengemeinden und mordet tausende von Juden und Jüdinnen.
Die Verfolgung der Juden in Deutschland beginnt unter Papst Innozenz III. Das von ihm einberufene 4. Laterankonzil von 1215 schließt Juden von Handwerk und Gewerbe aus.Die Verfolgung der Juden in Deutschland beginnt unter Papst Innozenz III. Das von ihm einberufene 4. Laterankonzil von 1215 schließt Juden von Handwerk und Gewerbe aus.
Innozenz III. schreibt auch eine sichtbare Stigmatisierung der Juden vor: Er zwingt sie zum Tragen des "Judenhutes" und "gelben Flecks" auf der Brust. (Geschichte wiederholt sich, wie der Autor schon erwähnte: Auch im Dritten Reich mussten die Juden eine Armbinde tragen und einen gelben Stern auf der Brust).
Ankunft der Juden in Polen
Nach 1349 fliehen viele Juden aus den rheinfränkischen Gebieten nach Polen.
Im Jahr 1336 rotten sich abermals Raubgesindel, Pöbel verarmte Bauern und Ritter zusammen, geben
sich den Namen "Judenschläger" und tragen als Zeichen ihrer Vereinigung ein Stück Leder um den Arm. (Vergleichbar der SA im Dritten Reich). Dieser Willkür fallen tausende Juden zum Opfer. Als 1348 die
Pest über Europa hereinbricht und ihre Ursache den Menschen verborgen bleibt, hat man rasch die vermeintlich Schuldigen für diese "Strafe Gottes" gefunden. Der Graf von Savoyen foltert bei Genf eine Anzahl von Juden so lange, bis sie gestehen, Brunnen vergiftet zu haben. Diese Nachricht gelangt über Straßburg nach Deutschland. Diesmal ergreift die Judenverfolgung fast ganz Europa. Nach 1349 fliehen viele Juden aus den rheinfränkischen Gebieten nach Polen. Sie nehmen die mittelhochdeutsche Sprache ihrer Heimat mit und mischen sie mit hebräischen, polnischen und russischen Lehnwörtern. So entsteht im Laufe von Jahrhunderten das Jiddische.

Der Zug von "König Rintfleisch" lässt sich insbesondere im Ausgangsgebiet der Verfolgung sowie im Raum Hohenlohe und Heilbronn recht genau verfolgen. Im Kerngebiet wurden am 23. Juni die jüdischen Gemeinden in Bad Windsheim (mindestens 54 Verbrannte) und Neustadt an der Aisch (mindestens 60 Verbrannte) angegriffen, es folgte die in Iphofen (24. Juni), Markt Bibart (vermutlich am 24. oder 25.
Juni, über zwölf Getötete), der erste Angriff auf die Gemeinde in Rothenburg o.d.T. (25. Juni), anschlies-
send auf die Juden in Ochsenfurt (28./29. Juni) sowie in Bad Mergentheim (30. Juni). Etwas weiter westlich folgten rund drei Wochen später Sindringen (22. Juli), Tauberbischofsheim (dessen jüdische Gemeinde am 24. Juli im nahegelegenen Gamburg massakriert wurde), Möckmühl (25. Juli), Krautheim (26. Juli), Mosbach (28. Juli) und Widdern (29. Juli). Massaker, deren genaues Datum nicht überliefert ist geschahen außerdem u.a. in Lauda, Walldürn, Wertheim, Öhringen, Ingelfingen, Künzelsau, Stetten, Creglingen, Weinsberg, Waldenburg, Forchtenberg, Göglingen, Leonberg, Sontheim und Weikersheim. Da die Orte mit taggenau datierten Massakern nicht auf einer Linie liegen, haben sich Verfolger offenbar auf mehrere Haufen aufgeteilt (Massaker in Würzburg am 23. Juli, 60 km entfernt von Sindringen/22. Juli!). Dafür spricht auch sonst die große geographische Distanz von rund 350 Kilometern der in wenigen Wochen insgesamt heimgesuchten jüdischen Gemeinden von einigen Orten im Raum Sömmerda/Thüringen im Norden bis ins südliche Oberschwaben im Süden.
Massaker an den Juden
Der Zug von "König Rintfleisch" lässt sich insbesondere im Ausgangsgebiet der Verfolgung
sowie im Raum Hohenlohe und Heilbronn recht genau verfolgen
Die letzten Massaker
Die letzten drei Verfolgungen trafen am 17. August Gartach, am 20. September Weinheim am Odenwald und schließlich am 19. Oktober 1298 die jüdische Gemeinde von Heilbronn, deren 143 (nach einer anderen Quelle 200) Mitglieder ermordet wurden. Das mit 136 (nach anderen Quellen 133) Opfern angegebene "Gartach" wird als Kleingartach verstanden. König Albrecht I. ließ Rintfleisch und weitere Anführer der Massaker schließlich vermutlich verbannen, nach einer anderen (späteren und eventuell tendenziösen) Quelle hingegen festnehmen, enteignen und aufhängen. Die Städte, in denen Juden getötet worden waren, seien demnach zu Geldstrafen an den König verurteilt worden.
Judenprogrom in Straßburg

Beim Judenpogrom in Straßburg am 14. Februar 1349 (Valentinstag) wurden infolge gewaltsamer Aus-
schreitungen mehr als 2.000 jüdische Bürger der Stadt Straßburg getötet. Seit dem Frühjahr 1348 kam
es – beginnend in Frankreich – zu Pogromen an den Juden in europäischen Städten. Über Savoyen griffen sie dann bis November desselben Jahres auf deutschsprachiges Gebiet über. Im Januar 1349 wurden in Basel und Freiburg Juden lebendig verbrannt. Am 14. Februar wurde die gesamte jüdische Gemeinde in Straßburg ermordet.