Die Ära Adenauer
Der Alte von Rhöndorf, wie er genannt wurde.
Sie hinterließen nur Schutt und Asche. Und alle waren sie unschuldig.
Ein schweres Erbe für den ersten Bundeskanzler aus Köln.
Adenauer nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten unterlag die Zentrumspartei in Köln bei den Kommunalwahlen vom 12. März 1933. Die NSDAP enthob Adenauer, der unter anderem beim Besuch eines nationalsozialistischen Führers in Köln diesem den Handschlag verweigerte, seines Amtes als Oberbürgermeister und wenig später auch des Amtes als Präsident des Preußischen Staatsrats. Ohne die Berliner Dienstwohnung und in Köln bedroht von seinen nationalsozialistischen Gegnern, die auf Wahlkampfplakaten "Adenauer, an die Mauer!" gefordert hatten und ihm Dienstvergehen vorwarfen, bat Adenauer einen ehemaligen Schulfreund um Hilfe: Der Abt von Maria Laach, Ildefons Herwegen, nahm Adenauer am 26. April 1933 vorübergehend in der Abtei auf. Der ehemalige Bürgermeister führte von hier aus das Dienststrafverfahren, das er gegen sich selbst beantragt hatte, und blieb, bis er im April 1934 ein Haus im Potsdamer Vorort Neubabelsberg bezog. Dort wurde er am 30. Juni 1934 im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch für zwei Tage festgenommen.

Ab 1933 bekam Adenauer eine reduzierte Pension von ca. 1000 Reichsmark monatlich. In den Jahren nach 1934 wechselte er häufig seinen Aufenthaltsort und versteckte sich zeitweise. 1937 erreichte er nach zähem Ringen eine Nachzahlung seiner Pension und eine Entschädigung für sein Kölner Haus. In einem Vergleich mit der Stadt Köln erhielt er 153.886,63 Reichsmark. Von diesem Geld ließ er sich 1938 von seinem Schwager, dem Architekten Ernst Zinsser, ein Haus im Bad Honnefer Stadtteil Rhöndorf errichten. Das Haus in Köln wurde ihm nach 1945 rückübertragen.

Das eben genannte Haus in Rhöndorf
Von 153.886,63 Reichsmark ließ sich Adenauer dieses Haus bauen.

Nach dem gescheiterten Aufstand gegen Hitler am 20. Juli 1944 wurde Adenauerim Rahmen der Aktion Gitter am 23. August verhaftet. Konkrete Verdachtsmomente gegen ihn lagen nicht vor. Das ehemalige Zentrumsmitglied selbst war wiederholt von den Widerstandskämpfern angesprochen worden; er lehnte jede Beteiligung strikt ab, wohl weil er nicht an die Erfolgsaussichten glaubte. Adenauer wurde in einem Auffanglager auf dem Kölner Messegelände inhaftiert, das von der Gestapo eher lässig geführt wurde: Adenauers Biograph Henning Köhler beschreibt es als "fideles Gefängnis". Dort nahm ihn der Kölner Kommunist Eugen Zander, der als Kapo für die neuen Häftlinge zuständig war, unter seine Fittiche. Als dieser Adenauers Namen in der Gefangenenkartei mit dem Vermerk "Rückkehr unerwünscht" entdeckt, empfiehlt er Adenauer, sich krank zu stellen. Adenauer erreichte mittels einer ärztlich bescheinigten "perniziösen Anämie" eine Überweisung ins Krankenhaus Köln-Hohenlind, von wo er floh. Er wurde später wieder gefasst, am 26. November 1944 aber aus dem Gefängnis Brauweiler vorzeitig entlassen.

Nach dem Kriegsende:

1945 setzten ihn die Amerikaner wieder als Oberbürgermeister der Stadt Köln ein. Nach wenigen Monaten entließ ihn der britische General Barraclough wegen angeblicher Unfähigkeit (genauer: er habe sich nicht energisch genug um die Ernährungsversorgung gekümmert). Die britische Besatzungsmacht verhängte in der Zeit vom 6. Oktober bis 4. Dezember 1945 ihm gegenüber ein Verbot parteipolitischer Betätigung. In einem Brief im Februar 1946 schrieb Adenauer an einen katholischen Geistlichen in Bonn:

"Nach meiner Meinung trägt das deutsche Volk und tragen auch die Bischöfe und der Klerus eine große Schuld an den Vorgängen in den Konzentrationslagern. Richtig ist, daß nachher vielleicht nicht viel mehr zu machen war. Die Schuld liegt früher. Das deutsche Volk, auch Bischöfe und Klerus zum großen Teil, sind auf die nationalsozialistische Agitation eingegangen. Es hat sich fast widerstandslos, ja zum Teil mit Begeisterung gleichschalten lassen. Darin liegt seine Schuld."

Nachdem er als Oberbürgermeister wieder in den Ruhestand versetzt worden war, konzentrierte sich Adenauer auf die Parteiarbeit: Am 5. Februar 1946 wählte ihn die rheinische CDU zum Landesvorsitzenden, im März 1946 die CDU der britischen Zone. Adenauer formulierte mit dem Neheim-Hüstener Programm ein erstes Parteiprogramm für die Zone maßgeblich mit. Im Oktober 1946 wurde er Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes, Nordrhein-Westfalen. Er nutzte die folgenden Jahre, um seine Hausmacht innerhalb der Partei auszubauen, sodass er 1948 Vorsitzender des Parlamentarischen Rates wurde, der über die Verfassung für einen deutschen Weststaat beriet. Adenauer, der außerhalb der britischen Zone nicht annähernd so bekannt war wie seine Konkurrenten Kurt Schumacher (SPD) oder Ludwig Erhard (parteilos), nutzte das eigentlich machtlose Amt als Podium; die SPD hatte für ihren Mann, Carlo Schmid, den als viel wichtiger erachteten Hauptausschuss-Vorsitz gesichert. Dieser arbeitete aber eher im Verborgenen, während Adenauer in der Öffentlichkeit als eine Art Vertreter der Deutschen (auch gegenüber den Alliierten) auftrat. Er wurde somit laut Carlo Schmid "erster Mann des zu schaffenden Staates, noch ehe es ihn gab."

Frau Nahles, bitte schauen Sie sich mal die Bilder unten an. Es waren die Trümmerfrauen die Deutschland wieder aufgebaut haben. Und natürlich auch die Nachkriegsfrauen, zu denen Sie aber noch nicht gehörten, denn Sie kamen erst 1970, also 25 Jahre später auf die Welt, als alles schon wieder aufgebaut war.

Sie schufen die Grundvoraussetzung für den Fortbestand der Innenstädte. Die sogenannten Trümmerfrauen. Gedankt wurde es ihnen nicht. Im Gegenteil: Kindererziehungszeiten wurden ihnen später nicht gewährt. 70 Jahre später unter einer Arbeitsministerin Andrea Nahles kam eine sogenannte Mütterrente. Aber für wen? Viele Rentnerinnen hatten bis dato so wenig Rente, dass sie noch auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. Diese Mütter haben nichts von der Mütterrente, denn sie wird ihnen von der Grundsicherung wieder abgezogen. Soll heißen: die, die schon genug haben, dürfen diese Mütterrente zusätzlich behalten, während die arme Rentnerin mit wenig Rente immer auf dem gleichen Niveau stehen bleibt. Das nennt man dann soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Man hätte wenigstens diese Mütter ausklammern können. Es war halt schon immer so: was uns der Staat in die rechte Tasche reinschiebt, nimmt er uns aus der linken Tasche wieder heraus. Vielen Dank, Frau Nahles ...und seien Sie froh darüber, die Gnade der späten Geburt gehabt zu haben und weder eine Trümmerfrau gewesen zu sein noch in den Kriegswirren geboren worden zu sein und somit auch keine Nachkriegsmutter, die vier Kinder großgezogen hat und von daher so wenig Rente hat, dass sie noch auf Grundsicherung im Alter angewiesen ist.

Von der Regierung im Stich gelassen
Aber es war schon immer so...

Statistisch waren Trümmerfrauen zwischen 15 und 50 Jahre alt, weil die alliierten Besatzungsmächte Befehle herausgegeben hatten, wonach alle Frauen zwischen 15 und 50 Jahren sich zu dieser Arbeit zu melden hatten. Das Kontrollratsgesetz Nr. 32 vom 10. Juli 1946 hob frühere Arbeitsschutzbestimmungen der Frauen dafür teilweise auf. Unter den Trümmerfrauen waren (statistisch) auch meist Witwen mit ein bis zwei Kindern, weil es laut Bevölkerungsstatistik von 1945 rund 7 Millionen Frauen mehr als Männer in Deutschland gab. Im Krieg waren etwa vier Millionen Wohnungen in Deutschland durch alliierte Luftangriffe zerstört worden und zahlreiche Fabriken lagen in Trümmern.

Schätzungen zufolge gab es in Deutschland nach Kriegsende mehr als 400 Millionen Kubikmeter Schutt. Die Leistungen der Trümmerfrauen wurden in Feierstunden, mit der Errichtung von Denkmälern, durch die Organisation von Ausstellungen und der Überreichung von Auszeichnungen gewürdigt. (Weil sie davon auch satt wurden). Zu einer der ersten Würdigungen gehörte, mit der Einführung der Deutschen Mark 1949, die Gestaltung des Bildes der neuen 50-Pfennig-Stücke in der Bundesrepublik. Es zeigte eine Eichen-Pflanzerin, mit der sowohl an die in der Wiederaufforstung tätigen Waldarbeiterinnen als auch an die Trümmerfrauen erinnert werden sollte. In einer Rede forderte Louise Schroeder vor dem Bonner Bundestag am 30. September 1949, in welcher sie massive Hilfe für Berlin anmahnte, eine umfassende Anerkennung dieser Leistungen mit den Worten:

"Unsere Frauen sind es gewesen, die mit ihren bloßen Händen die Straßen von der Lebensgefahr befreit und die Trümmer aufgeräumt haben. ... Und als Frau muß ich sagen, hier haben wir geradezu eine Ehrenpflicht, eine Ehrenpflicht gegenüber den Frauen, die noch im weißen Haar zum Zwecke der Enttrümmerung auf der Straße gestanden haben, und die nun plötzlich arbeitslos werden, weil wir sie nicht mehr bezahlen können."

Am 2. Mai 1952 verlieh der Bundespräsident der Bundesrepublik, Theodor Heuss, 32 Trümmerfrauen und 17 Enttrümmerungsarbeitern das Bundesverdienstkreuz am Bande. Etwas kaufen konnten sie sich davon nichts! 1986 beging eine ehemalige Trümmerfrau in Berlin Suizid, weil sie mit ihrer niedrigen Rente eine Mieterhöhung nicht mehr zahlen konnte. (Heute, im 21. Jahrhundert ist es genauso. Das bißchen Grundsicherung reicht nicht hinten und vorne. Und was man ihnen nach vielen Jahren seitens der Regierung an Mütterrente endlich einmal gewährte - und zwar verdientermaßen, wird ihnen wieder abgezogen. Gott, wo leben wir eigentlich? Oder besser gefragt: wo leben die Herrschaften im Bundestag, die sich ohne sich zu schämen, einen ganzen Hartz IV-Satz genehmigen, von dem ein Mütterchen einen ganzen Monat leben muss? ) Der Seniorenschutzbund Graue Panther rief daraufhin den 9. Juli als Gedenktag für die Trümmerfrauen ins Leben. (Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass man diesen Frauen - zu Lebzeiten - ein bißchen finanzielle Zuwendung hätte zugestehen können). Auch auch heute ist es vorwiegend dank Schröder und Merkel nicht anders.

Bevor Adenauer Bundeskanzler wurde:

Bevor Konrad Adenauer erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wurde, war er seit dem 1. September 1949 Vorsitzender der gemeinsamen Bundestagsfraktion von CDU und CSU. Innerhalb der CDU setzte er eine bürgerliche Koalition durch, obwohl CDU/CSU, FDP und Deutsche Partei nur über eine knappe Mehrheit verfügten und große Teile der CDU angesichts des staatlichen Neuanfangs eine Große Koalition vorzogen. Adenauer hielt jedoch die kleine Koalition für unumgänglich, um seine Ideen einer sozialen Marktwirtschaft und einer umfassenden Westbindung durchzusetzen. Dabei konnte er auf die gute Zusammenarbeit der Parteien im Wirtschaftsrat der britisch-amerikanischen Bizone zurückgreifen.

Selbst innerhalb der CDU gab es noch Befürworter einer Planwirtschaft, die wenige Jahre vorher das Ahlener Programm der CDU durchgesetzt hatten. Die SPD hing ihr auch an, ebenso wie sie ein neutrales Deutschland anstrebte, um auf diesem Weg leichter eine Wiedervereinigung zu erringen. Auf der Rhöndorfer Konferenz vom 21. August 1949 gelang es Adenauer, seinen Standpunkt durchzusetzen und endgültig sicherzustellen, dass er der Kanzlerkandidat der Unionsparteien sei. Um die Ausrichtung einer bürgerlichen Koalition zu bestärken, wählte die CDU/CSU am 12. September den damaligen FDP-Vorsitzenden Theodor Heuss in der Bundesversammlung mit zum Bundespräsidenten. Als 1950 die CDU auf Bundesebene gegründet wurde, wurde Adenauer Vorsitzender. Er blieb es bis 1966.

Adenauers vorletzter Dienstwagen.

Länger als ein Jahrzehnt fuhr der erste deutsche Bundeskanzler der Nachkriegszeit einen Mercedes 300 der ersten und zweiten Generation, dann eine verlängerte Version des 300c mit vielen von ihm persönlich gewünschten Ausstattungsmerkmalen und schließlich bis zu seinem Tode im Jahre 1967 einen300d.                                       

1948: Regierungssitz Frankfurt oder Bonn?
US-Soldaten in Frankfurt am Main.

Die Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet die Suche nach einem Regierungssitz für den nach dem Zweiten Weltkrieg neuzugründenden westlichen Teilstaat in Deutschland. Da es sich bei diesem nur um ein Provisorium handeln sollte, wurde der Begriff Hauptstadt bewusst vermieden und der vorläufige Charakter durch den Begriff Regierungssitz unterstrichen, obwohl die Problematik dennoch meist als Hauptstadtfrage bezeichnet wurde. Die 1949 beschlossene Präambel des Grundgesetzes - sie wurde am 3. Oktober 1990 durch eine neue Fassung ersetzt - stellte klar: "... hat das Deutsche Volk ... , um dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben, ... dieses Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beschlossen. Es hat auch für jene Deutschen gehandelt, denen mitzuwirken versagt war. Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden." Die alte Reichshauptstadt Berlin kam wegen des Viermächtestatus rechtlich nicht in Frage und war außerdem wegen der "Insellage" West-Berlins innerhalb der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise der DDR unzweckmäßig. Daher musste eine andere Stadt gefunden werden, worum sich vier westdeutsche Städte bewarben:

Aufgrund der zu starken Kriegszerstörungen sowie seiner exponierten Lage unweit der Zonengrenze schied Kassel als möglicher Regierungssitz aus. Stuttgart scheiterte in erster Linie an seinen finanziellen Problemen: Die Stadt hatte im Jahre 1948 alleine für Mieten eine Million DM aufzubringen. Die Frage spitzte sich auf zwei Kandidaten zu: Frankfurt am Main und Bonn. Bonn wurde stark durch die britische Besatzungsmacht unterstützt, während Frankfurt am Main aufgrund seiner bedeutenden Rolle in der deutschen Geschichte geschätzt wurde.

Als Einwohner von Rhöndorf (in Sichtweite von Bonn) war Adenauer maßgeblich daran beteiligt, dass 1949 Bonn statt Frankfurt am Main Bundeshauptstadt wurde – Frankfurt war nicht nur SPD-regiert und stark zerstört, sondern vor allem Sitz des US-amerikanischen Militärgouverneurs. Auch hier war er nicht sehr nachgiebig. Er bedrängte beispielsweise den Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Geld bereitzustellen, obwohl es keinen Haushaltsbeschluss gab. Für dessen rechtliche Bedenken hatte er kein Verständnis.

Adenauer will West-Berlin als Bundesland ausklammern.
Adenauer wollte West-Berlin als Bundesland ablehnen.

Konrad Adenauer intervenierte 1949 durch Johann Jacob Kindt-Kiefer beim französischen Ministerpräsidenten Georges Bidault, um zu verhindern, dass West-Berlin ein Bundesland wird. Die Berliner Abgeordneten erhielten hierdurch nicht das volle Stimmrecht im Bundestag. Kindt-Kiefer war Zeuge eines Gesprächs zwischen Adenauer und Bidault:

"Es drehte sich darum, in welcher Weise von Frankreich aus Adenauer und seiner Partei Wahlhilfe geleistet werden könnte. […] Adenauer schlug vor, Frankreich möge sich dafür einsetzen, daß West-Berlin nicht der Bundesrepublik angeschlossen werden solle, weil sonst die Gefahr eines sozialdemokratischen Übergewichts in Westdeutschland entstünde…"

Das Grundgesetz einschließlich Berlin-Klausel des Jahres 1949 wurden bekanntlich vom Parlamentarischen Rat, auf die Bidault und Adenauer (als Präsident des Parlamentarischen Rats) nur einen zu vernachlässigenden Einfluss besaßen, angenommen. Die Berlin-Krisen, recht bedeutende Ereignisse des Kalten Krieges, werden in dieser Sichtweise zum Kalkül Adenauers und sind nicht der Konfrontation der Großmächte im Zentrum Europas geschuldet:

"Gewiss finden sich weiterhin einzelne Autoren, die von der Annahme ausgehen, die angebliche Wiedervereingungspolitik dieses Bundeskanzlers sei eine einzige große Lüge gewesen, und er trage die Hauptschuld an den Leiden der Teilung. Wenn man mit dieser Gewißheit an Adenauer herangeht, werden sich immer wieder Dokumente finden, die diesen Verdacht bestätigen, sofern man nur Sorge trägt, den historischen Kontext auszublenden."

Adenauers Wahl zum Bundeskanzler
Bundeskanzler Adenauer und Bundes-Präsident Theodor Heuss.

Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 wurde Konrad Adenauer als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 10 Bonn Stadt und Land mit 54,9 Prozent der Stimmen in den Deutschen Bundestag gewählt. Er vertrat den Wahlkreis Bonn bis zu seinem Tod 1967 und wurde bei den fünf Bundestagswahlen 1949 bis 1965 mit Mehrheiten von bis zu 68,8 Prozent jeweils direkt gewählt. Der Bundestag wählte ihn am 15. September 1949 mit einer Stimme Mehrheit (einschließlich seiner eigenen) zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, ein Amt, das er bis zu seinem Rücktritt am 15. Oktober 1963 innehatte.

Eine entscheidende Stimme in diesem Wahlgang stammte dabei vom Bayernpartei-Abgeordneten Johann Wartner, der sich dem Beschluss seiner Partei widersetzte und – wie er kurz vor seinem Tode bekannte – als wohl einziger Bundestagsabgeordneter der Opposition für Adenauer stimmte. Sonst hätte Adenauer erst in einem späteren Wahlgang mit relativer Mehrheit gewählt werden können.

Erster Oppositionsführer der jungen Republik wurde sein Gegenspieler Kurt Schumacher (SPD). Adenauer wäre nicht zum Bundeskanzler gewählt worden, wenn die Stimmen der (West-)Berliner Abgeordneten mitgezählt worden wären.

Bundespräsident Theodor Heuss übergab Adenauer die Ernennungsurkunde am 16. September 1949, die erste Regierungserklärung der Bundesrepublik folgte am 20. September, der erste Besuch bei den Hohen Kommissaren der Alliierten am 21. September – demselben Tag, an dem das Besatzungsstatut in Kraft trat. Adenauer wurde dreimal (1953, 1957 und 1961) wiedergewählt. Das Wahlergebnis von 1957 war einmalig in der bundesdeutschen Geschichte: die CDU/CSU erzielte als bisher einzige Fraktion die absolute Mehrheit der Stimmen und der Sitze des Bundestages und hätte ohne Koalitionspartner regieren können. Dennoch bildete Adenauer eine Koalitionsregierung mit der DP (bis Juli 1960), um mit deren Hilfe die CSU und widerspenstige CDU-Mitglieder in Schach halten zu können.

Aussöhnung mit Frankreich
Adenauer unterscheibt mit de Gaulle den Freundschaftsvertrag.
Sie wollen einen europäischen Bundestaat...

Eine langfristige historische Leistung Konrad Adenauers war die Aussöhnung mit Frankreich, die schließlich im Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag mündete. Bei dem tiefen Misstrauen, mit dem sich Deutsche und Franzosen zu jener Zeit begegneten, war hierbei sein gutes persönliches Verhältnis zum Präsidenten der Französischen Republik, Charles de Gaulle, von großer Bedeutung. Anfangs war Adenauer eher skeptisch: Als de Gaulle 1958 Präsident wurde, sah Adenauer in ihm noch eine Art Hindenburg, einen ehemaligen General, der sich mit negativen Folgen in die Politik einmischte.

Anmerkung: einen europäischen Bundesstaat haben wir nicht bekommen der mit einer Zunge und Stimme spricht, wohl aber ein zerrissenes Europa, in welchem jedes Land sein eigenes Süppchen kocht und die von Brüssel nach Gutdünken bevormundet werden. Ebenso haben wir eine Währung aufgedrückt bekommen, die das deutsche Volk nie gewollt hatte. Uns wurde garantiert, dass der Euro 1.92 DM wert sein soll, aber das Gegenteil ist der Fall: der Euro ist nicht mehr und nicht weniger als 1:1. Hier wurde lediglich das Währungszeichen ausgetauscht. Hatte z.B. jemand 20.000 DM Schulden, waren es nach Einführung des Euro anstelle der Hälfte, 10.000 Euro Schulden. Rechnet man diese im angeblichen Kurs 1.92 DM, sind die Schulden also doppelt so hoch als vorher und man hätte jetzt 40.000 DM Schulden.

Versöhnung mit Israel.
Dr. Konrad Adenauer mit Ben Gurion

Schließlich bemühte sich Konrad Adenauer auch tatkräftig um die Versöhnung mit den Juden, nachdem er den mit Hermann Josef Abs entwickelten anfänglichen Plan, als – wie sie es sahen – ausreichende Wiedergutmachung ein Krankenhaus in Israel für zehn Millionen DM zu spenden, verworfen hatte. 1952 schloss er mit dem neu gegründeten Staat Israel das Luxemburger Abkommen als erste Geste der Entschuldigung. Gegen den Widerstand seines Finanzministers setzte er die Zahlung einer Wiedergutmachung von 3,45 Milliarden DM (in heutiger Kaufkraft 7,38 Milliarden Euro ???, ja, für die Regierung, nicht aber fürs Volk) – 3000 DM (1.500 Euro) für jeden israelischen Flüchtling – als symbolische Geste an Israel durch, die vorwiegend aus Warenlieferungen bestand, die aus deutscher Produktion stammten. In New York traf er 1960 mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben Gurion zusammen. 1966 reiste er als erster hochrangiger deutscher Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel.

In der Öffentlichkeit weniger bekannt war...

...dass Adenauer schon 1949 auf die deutsche Wiederbewaffnung drängte. Nach außen stellte er dies als Forderung der westlichen Alliierten dar; die Alliierten selbst waren wenig begeistert davon. Bereits 1950 trat sein Innenminister, Gustav Heinemann zurück, vor allem, da diese Politik auch vor Heinemann geheim gehalten worden war. Im April 1950 forderte Adenauer, nach dem Aufbau einer kasernierten Volkspolizei in der SBZ, (Sowjetisch besetzten Zone), den Aufbau einer mobilen Polizeitruppe auf Bundesebene in der Bundesrepublik, was auch 1951 mit der Gründung des Bundesgrenzschutzes erfolgte. Die Öffentlichkeit erfuhr erst Jahre später, dass er schon 1957 ein Projekt genehmigte, mit Frankreich und Italien gemeinsam eine Atombombe zu entwickeln. Durch den Machtantritt Charles de Gaulles wurde das Projekt hinfällig, Frankreich steuerte auf ein eigenes Projekt hin (die Force de Frappe).

Die enge Politik der Westbindung musste unter den damaligen Gegebenheiten zwangsläufig zum Konflikt mit der Sowjetunion führen. Eine deutsche Wiedervereinigung schien in weitere Ferne zu rücken. Die in der Folge des Zweiten Weltkriegs zu Tage getretenen ideologischen Gegensätze führten zur Teilung Europas und der Welt in zwei Blöcke: Dem Ostblock unter der damals noch unstrittigen Führung der Sowjetunion und dem westlichen Lager unter der Führung der USA.

Keine Neutralität Deutschlands

Obwohl er öffentlich anerkannte, dass in allen Staaten Osteuropas nach dem Zweiten Weltkrieg ein berechtigtes Misstrauen gegenüber Deutschland herrschte, weigerte sich Adenauer, auf die politischen Forderungen der Ostblockstaaten einzugehen. Für ihn war eine Wiedervereinigung nur möglich und anzustreben, wenn diese mit freien, demokratischen Wahlen einhergehen würde. Für ihn führte der Kurs der Stärke, zumindest öffentlichen Bekundungen nach, langfristig zur Wiedervereinigung unter freien Bedingungen. Kooperation mit der kommunistischen DDR war für ihn nur in sehr kleinen Schritten möglich. Auf damals häufige deutschlandpolitische Konzepte, die eine Neutralität und einen "dritten Weg" zwischen westlichem und östlichem System in einem Gesamtdeutschland vorsahen, gab er nichts. Deutschland müsse sich, nach dem "von Deutschen vom Zaune gebrochenen Krieg", das Vertrauen der freien Welt wieder verdienen und keine Schaukelpolitik treiben. Adenauer lehnte daher im Jahr 1952 die Stalin-Noten ab, in denen Stalin eine Wiedervereinigung und freie Wahlen unter der Bedingung der Neutralität des vereinigten Deutschlands vorschlug.

Adenauer setzte die Hallstein-Doktrin durch.
Im September 1955 reist er nach nach Moskau.
Konrad Adenauers Staatsbesuch in Moskau.

Adenauer setzte die Hallstein-Doktrin durch, die den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für Deutschland festschrieb. Nachdem die Sowjetunion im Januar 1955 offiziell den Kriegszustand mit Deutschland beendete, reiste er im September 1955 nach Moskau und erreichte die Freilassung der letzten 9626 deutschen Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg, welche sich noch als von der Sowjetunion als Kriegsverbrecher verurteilt in sowjetischer Gefangenschaft befanden. Als nach dem Tod Adenauers (1967) in einer Umfrage nach dessen größter Leistung gefragt wurde, wurde die so genannte Heimkehr der Zehntausend am meisten genannt.

Adenauer nimmt diplopmatische Beziehungen zur Sowjetunion auf.
Links Außenminister Bulganin und rechts Nikita Chruschtschow.

Im Gegenzug läßt die Sowjetunion die letzten deutschen Kriegsgefangenen frei.Mütter, Frauen und überhaupt das ganze deutsche Volk danken es ihm.                                                                 

Adenauers größte Leistung im Gegensatz zu Schröder und Merkel:
Soziale Gerechtigkeit für das Volk.

Nachdem die Grundsatzentscheidung für die Soziale Marktwirtschaft gefallen war, überließ Adenauer die Wirtschafts- und Sozialpolitik weitgehend seinen Fachministern, insbesondere dem Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Er selbst konzentrierte sich auf die Außenpolitik. "Von der Außenpolitik, der außenpolitischen Entwicklung hängt alles ab, hängt die ganze Wirtschaft ab, hängt ab, was wir auf sozialem Gebiet machen", so seine Begründung.

Allerdings war Adenauer, im Vergleich zu Erhard, wesentlich aufgeschlossener gegenüber Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Auch in die Sozialpolitik mischte er sich ein: Im Jahr 1957 beispielsweise setzte Adenauer – gegen den Rat von Ludwig Erhard – die Umstellung der gesetzlichen Rentenversicherung auf eine Umlagefinanzierung durch. Dadurch wurde es möglich, die Renten einmalig erheblich anzuheben und sie fortan jedes Jahr proportional zur Entwicklung der Bruttolöhne zu erhöhen. Die früher alltägliche Altersarmut als Folge steigender Verbraucherpreise bei stagnierenden Renten verschwand dadurch für Jahrzehnte. Jahrzehntelang ging das gut, bis einer 1998 am Kanzleramt rüttelte wie ein Verrückter und schrie: "Ich will hier rein!" Natürlich in der Absicht, all die Errungenschaften Adenauers in sozialer Hinsicht rückgängig zu machen, was er ja auch erreicht hat und das Volk wieder in Armut stürzte.Über Warnungen seines Wirtschaftsministers setzte sich Adenauer mit dem Hinweis "Kinder kriegen die Leute immer" hinweg. Befürworter des Umlageverfahrens beriefen sich auch auf das sogenannte Mackenroth-Theorem, nach dem die Finanzierung der Renten immer aus dem laufenden Volkseinkommen erfolgen müsse.

Adenauer und Kennedy in Berlin
Erst Berlin als Bundesland nicht anerkennen
wohl aber den Empfgang und die Früchte ernten.
Die Ehre gebührte eigentlich nur Willy Brandt.

Seine letzten Jahre als Kanzler wurden durch seinen hartnäckigen Kampf, so lange wie möglich im Amt zu bleiben, und durch den – vergeblichen – Versuch, die Wahl Ludwig Erhards als Nachfolger zu verhindern, überschattet. Häufig wurde er in dieser Zeit als "der Alte" bezeichnet. Als er nach dem Bau der Berliner Mauer zwei Wochen abwartete, bevor er nach Berlin reiste, stieß er auf Unverständnis, ebenso mit seiner deutlichen Kritik am damaligen Berliner Bürgermeister Willy Brandt. Die Spiegel-Affäre am Ende seiner Kanzlerschaft erregte öffentliches Aufsehen. Dass Adenauer Franz Josef Strauß zu dessen Handlungsweisen ermächtigt hatte, wurde erst später bekannt.

Adenauer verunglimpft seinen ungeliebten Nachfolger nach Kräften
Adenauer benimmt sich scheinheilig zu Erhard.

Auch nach seinem Rückzug aus der Politik verunglimpfte Adenauer seinen ungeliebten Nachfolger nach Kräften. Kurz vor seinem Tod erlebte er noch den Sturz Erhards – "Der eine is wech!" war sein Kommentar. Er griff durch Zeitungsartikel, Reden und Interviews noch ins politische Geschehen ein. Er äußerte sich vor der Bundestagswahl 1965 noch positiv über eine mögliche große Koalition und stellte nach ihrem Amtsantritt 1966 unter Kurt Georg Kiesinger fest, dass diplomatische Beziehungen zu Staaten Osteuropas möglich seien, was eine grundsätzliche Abkehr von der Hallstein-Doktrin bedeutete. Er führte mehrere international beachtete Auslandsreisen durch. 1964 nahm ihn die Académie des Sciences Morales et Politiques auf. Bis zu seinem Tode war er Mitglied des Bundestages und dadurch mit 91 Jahren und 3 1/2 Monaten der bisher älteste Bundestagsabgeordnete. Noch vom Sterbebett aus unterstützte er Kiesinger mit Ratschlägen.

Adenauer stirbt mit 91 Jahren.

Adenauer starb am 19. April 1967 nach kurzer Grippe und drei Herzinfarkten im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Rhöndorf. Seinen ersten Herzinfarkt hatte er bereits Ende 1962, seinen zweiten am 29. März 1967 und seinen dritten wenige Tage später erlitten. In Familie und Freundeskreis verbürgt sind seine letzten Worte: "Da jitt et nix zo kriesche!" ("Da gibt es nichts zu weinen!", gerichtet an seine Tochter Lisbeth, die in Tränen ausgebrochen war).

Adenauer wurde mit einem Staatsbegräbnis und einem Pontifikalamt im Kölner Dom durch den Kölner Erzbischof Kardinal Frings geehrt. An seiner Beerdigung nahmen zahlreiche Staatsoberhäupter und Außenminister teil. Am Sarg hielten hochrangige Offiziere der Bundeswehr, die über das Ritterkreuz verfügten, abwechselnd die Ehrenwache. Nach der Zeremonie überführte die Bundesmarine den Sarg mit einem Schnellboot auf dem Rhein nach Bad Honnef/Rhöndorf, auf dessen Waldfriedhof Adenauer beigesetzt wurde.

Lesen Sie als Nächstes: Die kurze Ära Ludwig Erhards.
   Die Ära Ludwig Erhards