Die fünf Bücher Mose
    
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Nach dem Tode Moses setzte der Herr Josua zum Oberhaupt über die Israeliten. Er sprach zu ihm: "Sei fest und mutig. Fürchte dich nicht, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir auf allen deinen Wegen". Da gebot Josua den Vorstehern des Volkes: "Geht durch das Lager und gebietet dem Volke. Richtet Proviant her, denn in drei Tagen werdet ihr über den Jordan ziehen und das Land einnehmen, das der Herr uns zum Besitz gegeben hat". Das taten sie, und das Volk versprach, Josua zu gehorchen, wie sie Mose gehorcht hatten.

Die Eroberung Kanaans und der Fall Jerichos.
Josua  schickt Kundschafter aus

Josua sandte heimlich zwei Kundschafter nach Jericho. Diese gingen hin, kamen in das Haus einer Frau namens Rahab und nahmen dort Wohnung. Der König von Jericho erfuhr von ihrer Ankunft und ließ Rahab sagen: "Gib die Männer heraus, die zu dir ins Haus gekommen sind, denn sie sind gekommen, das ganze Land auszukundschaften." Die Frau aber versteckte die beiden Männer. Dann sprach sie: "Gewiß, die Männer sind zu mir gekommen. Aber ich wußte nicht, woher sie waren, und als es dunkel wurde, da sind sie wieder gegangen. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind. Jagt ihnen eilends nach, dann werdet ihr sie einholen." Sie hatte aber die Kundschafter auf das Dach ihres Hauses geführt und sie unter den Flachsstengeln versteckt, die sie auf dem Dache aufgeschichtet hatte.

Die Leute jedoch jagten ihnen auf dem Weg zum Jordan nach. Die Männer auf dem Dach hatten sich noch nicht schlafen gelegt, da stieg Rahab zu ihnen hinauf und sprach: "Ich weiß, daß euch der Herr dies Land gegeben hat. Alle Bewohner haben Angst vor euch, denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser im Roten Meer für euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten heraufzoget. Als wir das hörten, verzagte unser Herz. Allen entsank der Mut vor euch. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden. Darum bitte ich euch, seid barmherzig zu meiner Familie, und schont das Leben meines Vaters und meiner Mutter, meiner Brüder und meiner Schwestern und aller, die zu ihm gehören, und rettet uns vor dem Tode."

Die Kundschafter geben ein Versprechen

Da sprachen die Männer: "Mit unserem Leben bürgen wir für euch, wenn ihr uns nicht verratet. Wenn der Herr uns das Land gibt, wollen wir dir Barmherzigkeit und Treue erweisen." Rahabs Haus war an die Stadtmauer gebaut. Sie band ein Seil an die Brüstung und die Männer kletterten daran hinab. Und sie sprach zu ihnen: "Geht ins Gebirge und versteckt euch dort drei Tage lang, bis die Verfolger zurück sind. Danach könnt ihr eures Weges gehen." Die Männer sprachen zu ihr: "Wir werden unsern Eid halten, den wir dir geschworen haben. Wenn die Israeliten in das Land kommen, mußt du diese Purpurschnur an das Fenster knüpfen und deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder und deines Vaters Gesinde zu dir ins Haus holen.

Wer zur Tür deines Hauses auf die Straße hinausgeht, dessen eigene Schuld ist es, wenn ihm etwas geschieht; wir sind von Schuld frei. Für alle aber, die in deinem Hause bleiben, sind wir verantwortlich und wir sorgen dafür, daß niemand Hand an sie legt. Wenn du aber unsere Sache verrätst, so werden wir unseren Eid nicht halten." Sie sprach: "Es sei, wie ihr sagtl" Sie entließ die Männer. Sie aber knöpfte die Purpurschnur an das Fenster. Die Männer gingen fort, kamen ins Gebirge und blieben dort drei Tage lang. Ihre Verfolger suchten nach ihnen vergebens, gaben die Jagd auf und kehrten in die Stadt zurück. Da stiegen die beiden Männer wieder vom Gebirge herab, gingen über den Fluß und kehrten zu Josua zurück.

Die Kundschafter kehren zu Josua zurück und berichten.

Sie berichteten ihm alles, was ihnen begegnet war. Sie sprachen zu Josua: "Der Herr hat das ganze Land in unsere Hand gegeben, und alle Bewohner Jerichos haben Angst vor uns."

Der Fall Jerichos

Jericho aber, die große Stadt, war fest verschlossen vor den Israeliten. Niemand ging hinaus und niemand hinein. Da gebot der Herr Josua, wie er und die Israeliten die Stadt einnehmen sollten. Josua rief die Priester und das Volk und gab ihnen ihre Befehle. Zu den Priestern sprach er: "Hebt die Bundeslade auf ! Sieben Priester sollen sieben Posaunen aus Widderhörnern vor der Lade des Herrn her tragen." Zum Volke aber sprach er: "Geht, zieht um die Stadt herum; die Bewaffneten aber sollen vor der Lade des Herrn gehen." Als Josua dem Volke dies befahl, gingen sieben Priester mit den sieben Posaunen aus Widderhörnern vor der Lade des Herrn her und stießen in die Posaunen.

Die Bewaffneten gingen vor den Priestern her, und die Nachhut folgte der Lade. Dem Volke aber hatte Josua geboten: "Ihr sollt kein Feldgeschrei anheben und kein Wort soll aus eurem Munde kommen bis zu dem Tag, an dem ich euch gebiete: 'Stimmt das Feldgeschrei an!' Dann erst sollt ihr das Feldgeschrei angeben." So ließ er die Lade des Herrn einmal rings um die Stadt herum ziehen. Dann kamen sie wieder in das Lager und blieben dort über Nacht. Am anderen Morgen stand Josua früh auf, und die Priester trugen die Lade des Herrn. Wieder trugen die sieben Priester die sieben Posaunen aus Widderhörnern vor der Lade des Herrn her und stießen in ihre Posaunen, während die Bewaffneten vor ihnen her gingen, die Nachhut aber der Lade des Herrn folgte. So zogen sie am zweiten Tage einmal um die Stadt; dann kamen sie wieder ins Lager. Das taten sie sechs Tage lang. Am siebten Tag aber machten sie sich früh auf, als die Morgenröte heraufkam, und an diesem Tage zogen sie in derselben Weise siebenmal um die Stadt.

Beim siebenten Mal aber, während die Priester in ihre Posaunen stießen, sprach Josua zum Volke: "Erhebet das Feldgeschrei, denn der Herr gibt euch die Stadt. Sie soll mit allem, was darin ist, verflucht sein. Nur Rahab soll am Leben bleiben, sie und alle, die bei ihr im Hause sind, weil sie unsere Boten versteckt hat, die wir ausgesandt hatten." Da erhob das Volk das Feldgeschrei, und die Priester stießen in die Posaunen. Als das Volk den Schall der Posaunen hörte und laut das Feldgeschrei erhob, stürzte die Mauer von Jericho in sich zusammen. Das Volk Israel erstieg die Stadt, ein jeder, wo er gerade stand. So nahmen sie die Stadt ein und töteten alle ihre Bewohner.

Rahab wird verschont

Zu den beiden Männern aber, die das Land ausgekundschaftet hatten, sprach Josua: "Gehet zu Rahabs Haus und führt sie mit all ihren Angehörigen heraus, wie ihr geschworen habt." Da gingen die Kundschafter hin und führten Rahab, ihren Vater und ihre Mutter, ihre Brüder, alle ihre Angehörigen und auch alle ihre Verwandten hinaus und brachten sie draußen vor dem Lager Israels unter. Die Stadt aber verbrannten sie mit allem, was darin war; nur das Silber und Gold und die erzenen und eisernen Geräte brachten sie in den Schatz des Herrn. So ließ Josua Rahab mit ihrer Familie und allen Angehörigen am Leben. Die blieb in Israel wohnen. Josua verschonte sie, weil sie die Boten versteckt hatte, die er ausgesandt, um Jericho auszukundschaften.

Josua und die Hewiter

Der Herr sprach zu Josua: "Fürchte dich nicht und sei unverzagt! Nimm alles Kriegsvolk mit dir und ziehe hinauf zu der Stadt Ai. Siehe, ich gebe den König von Ai mit seinem Volke, seiner Stadt und seinem Lande in deine Hand. Du sollst mit Ai und seinem Könige tun, wie du mit Jericho und seinem Könige verfahren bist." Josua tat, wie der Herr ihm geboten hatte. Er eroberte Ai und zerstörte es. Die Habe und das Vieh der Bewohner von Ai aber wurden als Beute unter die Israeliten verteilt. Als die übrigen Könige am Jordan hörten, was mit Jericho und Ai geschehen war, fürchteten sie sich. Sie taten sich zusammen, um gegen Josua und die Israeliten zu streiten.

Die Hewiter werden besiegt und sie Stadt Ai eingenommen
Boten der Hewiter belügen Josua

Die Bewohner von Gibeon aber, die sehr reich waren, verhandelten mit List: Sie schickten Boten, angetan mit alten Kleidern, die als Wegzehrung hartes, zerbröckeltes Brot und alte, geflickte Weinschläuche mitnahmen. Diese gingen zu Josua ins Lager bei Gilgal und berichteten ihm, daß sie aus einem fernen Lande kämen.Josua aber fragte: "Wer seid ihr? Woher kommt ihr?" Da sprachen die Männer aus Gibeon: "Wir kommen aus einem sehr fernen Lande. Unser Brot haben wir noch warm aus unseren Häusern mit auf den Weg genommen. Nun ist es hart geworden und zerbröckelt. Die Weinschläuche waren neu, als wir sie füllten, jetzt aber sind sie zerrissen. Auch unsere Kleider und Schuhe sind abgenutzt vom weiten Weg." Die Israeliten sahen den Proviant, die Weinschläuche und die Kleider, den Herrn aber befragten sie nicht. Josua schloß einen Bund mit ihnen, daß sie nicht Krieg führen wollten gegen sie, und schwor ihnen, daß die Israeliten den Bund halten würden.

Joshua entdeckt das falsche Spiel der Männer von Gibeon

Aber drei Tage später hörten sie, daß die Männer Hewiter waren. Da brachen die Israeliten auf und kamen am dritten Tag zu der reichen Stadt Gibeon. Die Israeliten aber kämpften nicht, denn sie hatten geschworen, keinen Krieg gegen sie zu führen. Josua ließ die Hewiter zu sich rufen und sprach: "Warum habt ihr uns betrogen und gesagt, ihr wäret aus einem fernen Land, da ihr doch unsere Nachbarn seid ? Nun seid ihr verflucht! Nie sollt ihr aufhören, Knechte zu sein und Holzhauer und Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes."Die Hewiter antworteten Josua: "Wir hörten, daß der Herr, euer Gott, seinem Knechte Mose geboten hat, euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes zu vertilgen. Da fürchteten wir für unser Leben, und darum haben wir das getan. Nun aber sind wir in deiner Hand und werden tun, was du uns sagst."

Sonne und Mond gehorchen Josua

Als aber der König von Jerusalem hörte, daß Josua mit den Hewitern Frieden geschlossen hatte, fürchtete er sich, denn Gibeon war eine große Stadt, reich wie eine Königsstadt, und alle ihre Männer waren kampferprobt. Darum tat er sich mit vier anderen Königen zusammen, und sie belagerten Gibeon. Die Männer von Gibeon aber sandten einen Boten zu Josua ins Lager bei Gilgal und ließen ihm sagen: "Komm rasch und rette uns, denn alle Könige der Amoriter, die auf dem Gebirge wohnen, haben sich gegen uns zusammengetan." Der Herr sprach zu Josua: "Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich gebe sie in deine Hand. Niemand unter ihnen wird dir standhalten können." So verließ Josua mit seinem Heer Gilgal und überraschte die Amoriter. Er tötete viele und schlug die anderen in die Flucht. Als sie aber auf der Flucht waren, ließ der Herr Hagelsteine vom Himmel auf sie fallen. Die durch Hagelsteine starben, waren mehr als jene, die Israel mit dem Schwerte erschlug. Damals sprach Josua:

"Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond im Tal von Ajalon!"

Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk Rache genommen hatte an seinen Feinden. Niemals, nicht vorher und nicht nachher, hat der Herr auf die Stimme eines Mannes gehört, wie an diesem Tage; denn der Herr stritt für Israel. Lange Zeit führte Josua Krieg. Da war keine Stadt, die sich friedlich mit Israel einigte, außer den Hewitern, die in Gibeon wohnten. Alle anderen nahmen sie im Kampf. So nahm Josua das ganze Land ein, genau so wie der Herr zu Mose geredet hatte. Josua gab es Israel zum Erbbesitz, jedem Stamm seinen Teil. Und das Land hatte Ruhe vom Krieg.

Der alte Josua spricht mit dem Volke

Nach langer Zeit, als der Herr den Israeliten von all ihren Feinden ringsum Ruhe verschafft hatte und Josua alt und hochbetagt war, berief Josua ganz Israel, seine Ältesten, Oberhäupter, Richter und Aufseher und sprach zu ihnen: "Ich bin nun alt und hochbetagt. Ihr aber habt alles gesehen, was der Herr, euer Gott, all diesen Völkern angetan hat um euretwillen. Seht, ich habe euch diese übrigen Völker als Erbbesitz zugeteilt, jedem Stamm seinen Erbteil. Der Herr, euer Gott, wird sie vor euch ausstoßen und vertreiben. Ihr werdet ihr Land einnehmen, wie euch der Herr, euer Gott, verheißen hat. So seid nun fest entschlossen, alles zu halten und zu tun, was im Buche des Gesetzes Mose geschrieben steht! Weicht nicht davon ab, weder zur Rechten, noch zur Linken. Vermengt euch nicht mit den Völkern, die noch bei euch übrig sind. Erwähnt nicht den Namen ihrer Götter, schwört nicht bei ihnen, dient ihnen nicht und betet sie nicht an, sondern seid darauf bedacht, daß ihr den Herrn, euren Gott, lieb habt. Denn wenn ihr euch mit dem Rest dieser Völker vermengt, so wißt wohl, daß der Herr, euer Gott, diese Völker nicht mehr vertreiben wird.

Sie werden euch zur Schlinge und zum Fallstrick werden, zur Geißel in euren Seiten und zu Dornen in euren Augen, bis ihr vertilgt seid aus diesem schönen Land, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat. Siehe, ich werde heute sterben. Ihr aber bedenkt in eurem Herzen, daß nichts hinfällig geworden ist von all dem Guten, das der Herr, euer Gott, euch verheißen hat. Alles ist eingetroffen und nichts ist ausgeblieben." Da entließ Josua das Volk, einen jeden in sein Eigentum. Es begab sich nach alledem, daß Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn, starb, als er 110 Jahre alt war. Man begrub ihn im Gebiete seines Erbbesitzes zu Timnat-Sersoh, das auf dem Gebirge Ephraim liegt, nördlich vom Berge Gaasch.

Jabin, der König von Kanaan.
Jabins Heer wurde kommandiert von dem Feldherrn Sisera.

Weil aber die Israeliten taten, was dem Herrn mißfiel, machte sie der Herr zu Sklaven von Jabin, dem König von Kanaan. Jabins Heer wurde kommandiert von dem Feldherrn Sisera. Er hatte 900 Streitwagen und bedrückte die Israeliten zwanzig Jahre lang. Eine prophetisch begabte Frau der Israeliten war Debora, die sprach den Israeliten Recht zu jener Zeit. Sie sandte nach einem Mann namens Barak und sprach: "Geh, ziehe auf den Berg Tabor mit zehntausend Mann, und ich will dir Sisera mit all seinen Soldaten und seinen Wagen in die Hand geben." Barak sprach: "Ich gehe, wenn du mit mir gehst." Da ging Debora mit ihm, aber sie warnte ihn, daß ihm der Feldzug keine Ehre bringen würde, denn der Herr werde Sisera in die Hand einer Frau geben.

Der Tod Siseras

Die Heere von Barak und Sisera trafen sich am Berg Tabor. Der Herr schlug Sisera und seine Wagen, und Barak tötete alle seine Krieger. Sisera sprang von seinem Wagen und floh zu Fuß. Als er das Zelt des Keniters Leber erreichte, der ein Verbündeter des Königs war, trat Jael, Hebers Frau, heraus, dem Sisera entgegen, und sprach zu ihm: "Herr, kehre nur bei mir ein, fürchte dich nicht!" Sisera kehrte ein in ihrem Zelt, und Jael bat ihn, sich hinzulegen und deckte ihn mit der Decke zu. Er sprach zu ihr: "Gib mir doch ein wenig Wasser zu trinken; ich habe Durst." Sie gab ihm Milch zu trinken und deckte ihn wieder zu. Er sprach: "Stelle dich an den Eingang des Zeltes. Wenn aber einer kommt und dich fragt: 'Ist jemand hier?' sage: 'Nein'. Dann schlief Sisera vor Ermattung ein. Während er im Schlafe lag, tötete Jael ihn. Gleich darauf kam Barak, der Sisera verfolgte, und Jael trat ihm entgegen und sprach: " Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst."(Bild unten)

So besiegten die Israeliten Jabin, den König von Kanaan, und das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe.

Das Deboralied

Damals sangen Debora und Barak, der Sohn Abinoams, dieses Lied: "Höret ihr Könige, merket auf, ihr Fürsten. Ich, ja ich will singen dem Herrn, will spielen dem Herrn, dem Gott Israels. O Herr, als du auszogst von Seir, einherschrittest von Adams Gefilde, erbebte die Erde, es gossen die Himmel, ja, die Wolken gossen das Wasser. Die Berge wankten vor dem Herrn vom Sinai vor dem Gott Israels. Gepriesen unter allen Frauen sei Jael, Hebers Weib, des Keniters, gepriesen unter allen Frauen im Zelte ! Wasser erbat er, Milch gab sie, in herrlicher Schale reichte sie Sahne. Ihre Hand streckte sie aus nach dem Pflocke, ihre Geräte nach dem Werkhammer,und schlug ihm aufs Haupt. Zu ihren Füßen brach er zusammen, fiel nieder; wo er zusammenbrach, da lag er erschlagen. So müssen umkommen, Herr, all deine Feinde!"

Gideon und die Midianiter

Die Israeliten aber taten wieder, was dem Herrn mißfiel. Da gab sie der Herr in die Hand der Midianiter, sieben Jahre lang. Die Midianiter verwüsteten das Land. Die Israeliten machten sich zum Schutz vor den Midianitern Schlupfwinkel in den Bergen, Höhlen und Burgen. Als die sieben Jahre vorbei waren, kam der Engel des Herrn und setzte sich unter einen Baum zu Ophra, der dem Abiesriten Joas gehörte, während dessen Sohn Gideon Weizen in der Kelter drosch, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen.

Der Engel erscheint Gideon

Da erschien dem Gideon der Engel des Herrn und sprach zu ihm. "Der Herr ist mit dir, du starker Held!" Gideon aber sprach zu ihm: "Ach, mein Herr! Wenn der Herr mit uns ist, warum ist uns dann all das zugestoßen? Wo sind alle seine Wunder, von denen uns unsere Väter erzählten? Hat der Herr uns denn nicht aus Ägypten geführt ? Jetzt aber hat uns der Herr verstoßen und in die Hand der Midianiter gegeben." Da sah ihn der Engel an und sprach:

"Geh hin in deiner Kraft! Du wirst Israel aus der Hand der Midianiter erretten. Wohlan, ich sende dich." Gideon aber sprach zu ihm: "Habe ich Gnade vor dir gefunden, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet hier, bis ich zurückkomme, meine Gabe bringe und sie vor dir niederlege." Der Engel sprach: "Ich will bleiben, bis du wieder kommst." Gideon ging hinein und bereitete ein Ziegenböcklein zu und ungesäuertesBrot. Das Fleisch legte er in einen Korb; die Brühe tat er in einen Topf und trug alles hinaus zu dem Engel und gab es ihm. Da sprach der Engel Gottes zu ihm: "Nimm das Fleisch und das ungesäuerte Brot und lege es hier auf diesen Felsen und gieße die Brühe darüber." Gideon tat es. Nun streckte der Engel des Herrn den Stab den er in der Hand hatte, und berührte das Fleisch und das ungesäuerte Brot. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch und das ungesäuerte Brot. Der Engel des Herrn aber war vor seinen Augen verschwunden. Als Gideon sah, daß es wirklich der Engel Herrn war, sprach er: "Wehe, Herr, mein Gott! Ich fürchte mich, denn ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht geschaut!" Aber der Herr sprach zu ihm: "Sei ruhig! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben!" Da baute Gideon dort dem Herrn einen Altar und nannte ihn: "Der Herr ist Heil."

Gott spricht mit Gideon
Gott spricht mit Gideon.

In jener Nacht aber sprach der Herr zu ihm: "Nimm einen siebenjährigen Stier und reiße den Altar ein, den dein Vater dem Baal gebaut hat. Auch die Bäume, die rings herum stehen, haue um. Dann erbaue dem Herrn, deinem Gott, auf der Höhe des Berges einen Altar, mache ein Feuer aus dem Holz der Bäume und opfere den Stier dem Herrn." Gideon nahm zehn seiner Knechte und tat, wie der Herr ihm geboten hatte. Aus Furcht vor den Leuten der Stadt und vor der Familie seines Vaters aber wagte er es nicht, bei Tage zu tun, sondern tat es bei Nacht. Am anderen Morgen sahen die Leute der Stadt, was geschehen war. Als sie erfuhren, daß Gideon den Baalsaltar niedergerissen hatte, gingen sie zu Joas und sprachen:

"Gib deinen Sohn heraus, denn er muß sterben!" Joas aber verteidigte Gideon und sprach: "Müßt ihr etwa für Baal streiten ? Er ist doch ein Gott! Wer für ihn streitet, der soll sofort getötet werden. Laßt doch Baal für sich selber streiten!" Als nun die Midianiter und die Amalekiter sich zusammenscharten und in der Ebene Jesrels lagerten, da kam der Geist des Herrn über Gideon. Gideon stieß in die Posaune, und alle Männer folgten seinem Ruf. Gideon sprach zu dem Herrn: "Wenn du Israel durch meine Hand erretten willst, so gib mir ein Zeichen. Siehe, ich lege einen Haufen Wolle auf den Boden. Fällt der Tau nur auf die Wolle, während der Boden ringsum trocken bleibt, so weiss ich, daß du Israel durch mich erretten willst." Als er am nächsten Morgen die Wolle ausdrückte, preßte er aus der Wolle eine ganze Schale voll Tauwasser. Aber er zweifelte noch immer und sprach: "Sei nicht zornig auf mich, aber gib mir nur noch ein Zeichen: Die Wolle allein soll trocken bleiben, während auf den Boden ringsum Tau fällt." Gott fügte es so in jener Nacht. Die Wolle blieb trocken, während auf dem Boden ringsum der Tau lag.

Gideon wählt seine Männer aus

Dann sammelte Gideon ein Heer aus den Männern Israels um sich; sie lagerten sich an der Quelle Charod. Das Lager der Midianiter aber befand sich nördlich vom Hügel More, in der Ebene. Gott sprach zu Gideon: "Du hast zu viele Männer bei dir, als daß ich die Midianiter in ihre Hand geben könnte. Sonst rühmt sich Israel seiner Macht und sagt: 'Wir haben uns selbst geholfen'. Darum gehe hin und sage allen, die sich fürchten und Angst haben, sie sollen umkehren." Es kehrten zweiundzwanzigtausend Mann um, und nur zehntausend blieben übrig. Der Herr aber sprach zu Gideon: "Es sind noch immer zu viele. Führe sie hinab ans Wasser, dort will ich sie sichten. Wenn ich dir sage: 'Der soll mit dir ziehen', so soll er mit dir ziehen, und wenn ich sage: 'Der soll nicht mit dir ziehen', so soll er nicht mitziehen." Da führte Gideon das Volk hinunter ans Wasser. Nun sprach der Herr zu Gideon: "Stelle die, die das Wasser mit der Zunge lecken wie ein Hund, und die, die beim Trinken niederknien, auseinander." Die Zahl derer, die mit der Zunge leckten, belief sich auf dreihundert Mann. Alle übrigen knieten nieder, um Wasser zu trinken und schöpften es mit der Hand. Der Herr sprach zu Gideon: "Durch die dreihundert Mann, die geleckt haben, will ich euch erretten und die Midianiter in eure Hand geben. Alle übrigen aber sollen heimgehen." So nahmen die Auserwählten die Verpflegung und die Posaunen. Die übrigen Israeliten entließ Gideon zu ihren Zelten; nur die dreihundert Mann behielt er bei sich. Das Lager der Midianiter aber befand sich unter ihm, in der Ebene.

Die Israeliten senden Kundschafter zu den Midianitern

Der Herr sprach in jener Nacht zu Gideon "Steh auf und überfalle das Lager, denn ich habe es in deine Hand gegeben. Fürchtest du dich aber, das Lager zu überfallen, so geht erst einmal mit deinem Diener Pura hinab in das Lager und horche, was die Midianiter reden. Danach wirst du den Mut finden, das Lager zu überfallen." Da ging Gideon mit Pura hinab bis an die Krieger am Rande des Lagers heran. Die Midianiter aber, die Amalekiter und alle, die aus dem Osten, lagerten in der Ebene so zahlreich wie Heuschrecken, und ihre Kamele waren zahllos wie der Sand am Ufer des Meeres. Als Gideon hinkam, erzählte gerade ein Mann einem anderen seinen Traum und sprach: "Ich habe einen Traum gehabt: Da rollte ein Gerstenbrotkuchen ins Lager der Midianiter und kam bis ans Zelt; er traf es, daß es umfiel und zusammenstürzte." Da antwortete der andere und sprach: "Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joas, des Israeliten. Gott schenkt ihm den Sieg über die Midianiter und das ganze Heer." Als Gideon die Erzählung des Traumes und seine Deutung hörte, warf er sich nieder vor dem Herrn. Dann kehrte er ins Lager Israels zurück und rief: "Auf! Der Herr hat das Lager der Midianiter in unsere Hand gegeben!" Er teilte die dreihundert Mann in drei Gruppen, gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge mit Fackeln darin. Er sprach zu ihnen: "Schaut auf mich und macht es mir nach! Sobald ich an den Rand des Lagers komme, tut genau, was ich tue. Wenn ich und alle, die bei mir sind, In die Posaunen stoßen, so sollt auch ihr rings um das ganze Lager in die Posaunen stoßen und rufen: 'Für den Herrn und Gideon!'

Die Israeliten greifen an

Als Gideon mit seinen hundert Mann an den Rand des Lagers gekommen war, hatten eben die Wachen gewechselt, und die mittlere Nachtwache hatte begonnen. Da stießen sie in ihre Posaunen und zerbrachen die Krüge, die sie in den Händen hatten. Alle drei Haufen stießen in die Posaunen und zerbrachen die Krüge. Dann faßten sie mit der linken Hand die Fackeln und mit der rechten Hand die Posaunen, um zu blasen und riefen: "Ein Schwert für den Herrn und Gideonl" Ein jeder blieb an seinem Platze stehen, rings um das Lager her. Die Midianiter erwachten, schrien und liefen wild durcheinander. Während die dreihundert Mann in ihre Posaunen stießen, richtete der Herr im Lager der Midianiter eines jeden Schwert gegen den anderen, und sie flohen in Verwirrung.

Die Israeliten verfolgten sie bis zum Jordan und töteten ihre Fürsten Oreb und Seeb. Danach sprachen die Männer Israels zu Gideon: "Herrsche über uns, du sowohl als dein Sohn und deines Sohnes Sohn; denn du hast uns aus der Hand der Midianiter errettetet." Aber Gideon antwortete ihnen: "Ich will nicht über euch herrschen. Auch mein Sohn soll nicht über euch herrschen. Der Herr soll über euch herrschen. Aber ich möchte mir etwas von euch erbitten: Gebt mir ein jeder die goldenen Ringe, die ihr erbeutet habt." Denn die Midianiter trugen goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliten waren. Die Männer Israels sprachen: "Gewiß, die wollen wir dir geben." Da breitete er den Mantel aus, und ein jeder warf die Ringe darauf, die er erbeutet hatte. Das Gewicht der Ringe betrug 1700 Lot Gold. Außerdem gab es noch Schmuck und Halsketten und Purpurgewänder, die die Midianiterkönige getragen hatten, und die Ketten am Hals ihrer Kamele. Gideon nahm sie und stellte sie in seiner Stadt Ophra auf. So wurden die Midianiter von den Israeliten endgültig besiegt. Das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe, solange Gideon lebte.

Jotam und Abimelech

Gideon hatte viele Frauen. Als er starb, hinterließ er siebzig Söhne. Einer von ihnen, Abimelech, ging nach Sichem zur Familie seiner Mutter und sprach zu ihnen: "Sagt, was ist besser für euch, daß siebzig Söhne des Gideon über euch herrschen, oder daß ich allein über euch herrsche, der ich euer Verwandter bin ?" Sie waren sich einig, daß sie lieber ihn als Herrscher haben wollten, und gaben ihm siebzig Lot Silber, mit denen er Söldner warb, die ihm nach Ophram folgten. Dort ermordete Abimelech alle seine Brüder. Nur Jotam, der jüngste, blieb übrig, denn er hatte sich versteckt. Danach versammelten sich alle Bürger von Sichem und machten Abimelech zu ihrem König.

Als Jotam davon hörte, ging er hin, stellte sich auf die Höhe des Berges Garizim, erhob seine Stimme und rief ihnen zu: "Hört auf mich, ihr Bürger von Sichem, daß auch Gott auf euch höre! Einst gingen die Bäume hin, einen König zu wählen. Sie sprachen zum Ölbaum: 'Sei unser König!' Aber der Ölbaum antwortete ihnen: 'Soll ich mein Öl lassen, mit dem man Götter und Menschen ehrt, um König über die Bäume zu werden?' Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum: 'So komm du und sei unser König!' Aber der Feigenbaum antwortete ihnen: 'Soll ich meine Süßigkeit und meine köstlichen Früchte lassen, um König über die Bäume zu werden ?' Da sprachen die Bäume zum Weinstock: " komm du und sei unser König!' Aber der Weinstock antwortete ihnen: 'Soll ich meinen Wein lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, um König über die Bäume zu werden!'

Da sprachen alle Bäume zum Dornbusch: 'So komm du und sei unser König!' Der Dornbusch sprach: 'Wollt ihr mich wirklich zum König über euch machen, so kommt und berget euch in meinem Schatten. Wo nicht, so wird Feuer aus dem Dornbusch schlagen und die Zedern des Libanon verzehren.' "Jotam fuhr fort: 'Mein Vater kämpfte für euch und wagte sein Leben und rettete euch aus der Hand der Midianiter. Ihr aber habt euch heute gegen das Haus meines Vaters erhoben, seine Söhne ermordet und den Abimelech, den Sohn seiner Magd, zum König gemacht, weil er euer Stammesgenosse ist. Wenn ihr glaubt, daß ihr treu und gerecht an Gideon gehandelt habt, so freut euch des Abimelech, und er freue sich euer. Wo nicht so vernichte Abimelech Sichem, und Sichen vernichte Abimelech!" Danach floh Jotam aus Furcht vor seinen Bruder Abimelech nach Beer und ließ sich dort nieder. Nach drei Jahren fielen die Bürger von Sichem, die ihn zum König gemacht hatten, von Abimelech ab, und Abimelech vernichtete sie. Doch als er eine starke Burg in der Stadt Tebez belagerte, warf ihm eine Frau einen Mühlstein an den Kopf. Da rief Abimelech seinen Waffenträger und sprach zu ihm: "Ziehe dein Schwert und töte mich vollends, damit man nicht von mir sagt, daß ich von einer Frau getötet wurde." So erfüllte sich Jotams Gleichnis.

Jephtes Gelübde

Jephte, ein Sohn Gileads, war ein tapferer Held. Er war ein gefürchteter Krieger, aber seine Brüder hatten ihn vertrieben. Er lebte weit von ihnen im Lande Tob. Als der Krieg der Ammoniter gegen Israel begann, gingen die Ältesten von Gilead zu Jephte und baten ihn, ihre Armee zu befehligen. Jephte sagte zu. Doch bevor er in den Krieg zog, tat er dem Herrn ein Gelübde. Er sprach: "O Herr, wenn du die Ammoniter wirklich in meine Hand gibst, und wenn ich wohlbehalten heimkehre, so will ich dir das erste, was mir aus meinem Hause entgegenkommt, als Brandopfer darbringen."Dann zog Jephte in den Krieg. Der Herr gab ihm die Ammoniter in die Hand. Er warf sie von Aroer bis in die Gegend von Minnit und in das Tal der Weingärten zurück und vernichtete sie vollkommen. Nach dem Kampf kehrte er nach Mizpa zurück. Als er zu seinem Hause kam, siehe, da trat seine Tochter heraus.

Sie kam ihm entgegen mit Handtrommeln und Tanz. Sie war sein einziges Kind und er liebte sie über alles. Als Jephte sie sah, zerriß er seine Kleider und rief voller Verzweiflung: Ach, meine Tochter, was tust du mir an! Ich habe dem Herrn ein Gelübde getan und kann nicht zurück!" Er sagte ihr, was er gelobt hatte. Sie aber antwortete: "Nein, Vater, deinen Eid kannst du nicht brechen, nachdem der Herr dir den Sieg über die Ammoniter verliehen hat. Aber gewähre mir eines: Laß mir noch zwei Monate Zeit, damit ich mit meinen Gespielinnen hingehen und meine Jugend beweinen kann und die Kinder, die ich nie haben werde." Er aber sprach: "Gehe hin." So gingen Jephtes Tochter und ihre Gespielinnen in die Berge, und sie beweinten ihr trauriges Schicksal. Nach zwei Monaten kam sie zu ihrem Vater zurück, und er tat, wie er gelobt hatte.