Die fünf Bücher Mose
    
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Simson, die Philister und Delilah

Die Israeliten aber taten wiederum, was dem Herrn mißfiel. Da gab sie der Herr in die Hand der Philister, vierzig Jahre lang. Nun war da ein Mann namens Manoach, aus dem Geschlechte der Daniten. Er hatte keine Kinder. Der Engel des Herrn erschien seiner Frau und verkündete ihr, daß sie einen Sohn haben werde. Der Engel sprach: "Hüte dich aber, Wein oder sonst ein berauschendes Getränk zu trinken oder etwas Unreines zu essen! Du wirst einen Sohn bekommen, dessen Haupt soll kein Schermesser berühren, denn er ist dem Herrn geweiht von Geburt an. Er wird anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu erretten." Später erschien der Engel auch dem Manoach. Zu der bestimmten Zeit bekamen sie einen Sohn und nannten ihn Simson. Simson wurde groß und stark.

Als er herangewachsen war, ging er nach Timna hinab. Dort sah er die Tochter eines Philisters und wollte sie zu seiner Frau machen. Zuerst waren seine Eltern nicht damit einverstanden, denn sie wollten, daß er ein Mädchen aus seinem eigenen Volke zur Frau nahm. Sie wußten nicht, daß diese Heirat vom Herrn so gefügt war, weil er die Philister vernichten wollte. Schießlich aber, als Simson nicht nachließ, fügten sie sich seinen Bitten. So ging Simson mit seinem Vater und seiner Mutter nach Timna hinab. Als er zu den Weinbergen von Timna kam, da griff ihn ein junger Löwe an. Er tötete ihn mit den bloßen Händen. Seinem Vater und seiner Mutter aber sagte er nicht, was er getan hatte. Dann ging er hin und sprach mit der Tochter des Philisters; sie gefiel Simson. Als er nach einiger Zeit wieder hinging, um sie zu sehen, bog er vom Wege ab, nach dem Aas des Löwen zu sehen, den er getötet hatte. Er fand im Leib des Löwen einen Bienenschwarm und Honigwaben. Er löste sie heraus und aß den Honig. Er gab auch seinem Vater und seiner Mutter davon; aber er sagte ihnen nicht, woher er den Honig hatte.

Simson verliebt sich zunächst in Semada,
die Tochter eines Philisters
Simson sieht Semadar und verliebt sich in sie. Er heiratet das hübsches Mädchen, und muss feststellen, dass sie ihn noch in der ersten Woche an Prinz Athur verrät. Er verlässt Semadar.
Scheinheilig schaut der Philister-König den Verliebten zu.

Anschließend wird Semadar vom Philister-König informiert, was sie zu tun hat. Simson beobachtet die beiden sehr argwöhnisch. Und das mit Recht, wie sich herausstellen soll.

Semadar verrät Simson an Prinz Athur.
Semadar hat ihre Sache für Prinz Athur zu dessen Zufriedenheit erledigt.
Simson lernt Delilah kennen.

Danach verliebte sich Simson in eine Frau, die Delilah hieß. Zu dieser kamen die Fürsten der Philister und sprachen: "überrede ihn doch und versuche zu erfahren, worin seine Kraft besteht, und womit man ihn überwinden könne, damit wir ihn binden und bezwingen. Dafür wollen wir dir jeder elfhundert Lot Silber geben." Da sprach Delilah zu Simson: "Sage mir doch, worin deine Kraft besteht, und womit man dich binden muß, um dich zu bezwingen." Simson sprach zu ihr: "Wenn man mich mit sieben frischen Weidenruten bindet, die noch nicht ausgetrocknet sind, so werde ich schwach wie ein gewöhnlicher Mensch." Da brachten ihr die Fürsten der Philister sieben frische Weidentuten, die noch nicht getrocknet waren. Sie band ihn damit, während in ihrer Kammer die Philister auf der Lauer lagen. Dann rief sie ihm zu: "Die Philister sind über dir, Simson!" Da zerriß er die Ruten, wie eine Schnur aus Flachs zerreißt, wenn sie von einer Flamme berührt wird.

So wurde nicht offenbar, worin das Geheimnis seiner Kraft lag. Delilah aber sprach zu Simson: "Siehe, du hast mich betrogen und mir Lügen vorgeredet. Nun sage mir doch: Womit kann man dich binden ?" Er antwortete ihr: "Wenn man mich mit neuen Stricken bindet, die noch nie gebraucht worden sind, so werde ich schwach wie ein gewöhnlicher Mensch." Da nahm Delilah neue Stricke und band ihn damit. Dann rief sie ihm zu: "Die Philister sind über dir, Simson!" Wieder lagen in der Kammer die Leute auf der Lauer. Doch Simson riß die Stricke wie Fäden von seinen Armen. Nun sprach Delilah zu Simson: "Bisher hast du mich betrogen und mir Lügen vorgeredet. Nun sage mir: Womit kann man dich binden ?" Er antwortete ihr: "Wenn du die sieben Locken meines Haares mit dem Stoff auf deinem Webstuhl zusammenwebst." Das tat sie, während er schlief, und befestigte sie mit dem Pflock des Webstuhls. Dann rief sie ihm zu: "Die Philister sind über dir, Simson!" Da erwachte er aus seinem Schlafe und riß den Pflock samt dem Stoff aus dem Webstuhl.

Simson verliebt sich in eine andere Frau: Delilah
Simson ist verliebt in Delilah (Bild oben)
Simsons Hochzeit mit Delilah
Simsons und Delilahs Hochzeit.
Simsons Rätsel
Simsons Rätsel an die 30 jungen Männer.

Bald wurde die Hochzeit angesetzt und ein Fest veranstaltet. Daran nahmen auch dreißig junge Männer der Philister teil. Simson sprach zu ihnen: "Ich will euch ein Rätsel aufgeben; wenn ihr mir innerhalb der sieben Tage des Festes die Lösung sagt, so will ich euch dreißig Leinenkleider und dreißig Festkleider geben. Könnt ihr es aber nicht lösen, so sollt ihr mir dreißig Leinenkleider und dreißig Festkleider geben." Sie sprachen zu ihm: "Sag uns dein Rätsel!" Simson sprach: "Speise ging aus von dem Fresser, und Süßes ging aus von dem Starken." Drei Tage vergingen; die Philister vermochten aber das Rätsel nicht zu lösen. Am vierten Tage sprachen sie zu Simsons Frau: "Überrede deinen Mann, daß er uns des Rätsels Lösung verrät; sonst verbrennen wir dich samt deiner Familie." Da weinte Simsons Frau und sprach zu ihm: "Du magst mich nicht und liebst mich nicht mehr! Du hast meinen Stammesgenossen ein Rätsel aufgegeben und hast mir die Lösung nicht verraten." Er antwortete: "Ich habe es auch meinem Vater und meiner Mutter nicht verraten. Warum sollte ich es dir verraten?"

Sie aber weinte sieben Tage, solange das Fest dauerte. Sie aber sprach zu ihm: "Wie kannst du sagen, du hast mich lieb, während du mir doch im Herzen mißtraust? Dreimal hast du mich schon betrogen und mir nicht gesagt, worin deine Kraft besteht!" Da sie ihm die ganze Zeit mit ihren Reden zusetzte und ihm keine Ruhe ließ, wurde er es sterbensleid, offenbarte ihr sein ganzes Herz und sprach zu ihr: "Noch kein Schermesser hat mein Haupt berührt; denn ich bin Gott geweiht von Geburt an. Wenn ich geschoren werde, so weicht meine Kraft von mir, und ich werde schwach wie alle anderen Menschen." Als Delilah sah, daß er ihr sein Geheimnis mitgeteilt hatte, ließ sie die Fürsten der Philister rufen und ihnen sagen: "Kommt herauf, denn diesmal hat er mir sein Geheimnis offenbart." Da kamen die Fürsten der Philister zu ihr herauf und brachten das Geld mit.

Delilah verrät Simsons Geheimnis

Da sprachen die Männer der Stadt am siebenten Tage kurz vor Sonnenuntergang zu Simson: "Was ist süßer als Honig? Was ist stärker als der Löwe?" Simson erriet, was geschehen war, und sprach: "Hättet ihr nicht meine Frau bedroht, so hättet ihr nie mein Rätsel gelöst." Er ging hinab nach Askalon und erschlug dort dreißig Mann. Er nahm ihnen die Gewänder ab und gab sie denen, die das Rätsel gelöst hatten. Dann kehrte er zurück in das Haus seines Vaters. Er war sehr zornig über die Philister und über die Frau, die er geheiratet hatte.

Simson fängt dreihundert Füchse

Simson ging hin und fing dreihundert Füchse. Dann band er sie zu zweien mit den Schwänzen zusammen und steckte zwischen je zwei Schwänze eine Fackel. Er zündete die Fackeln an und jagte die Füchse in die Kornfelder der Philister. Die Garben, das stehende Korn, die Weinberge und die Ölgärten fingen Feuer und brannten ab. Da zogen die Philister hinauf, lagerten sich in Juda bei Lechi. Die Männer von Juda aber fragten sie, warum sie gekommen seien. Da sprachen die Philister: "Um Simson zu fangen und zu bestrafen, sind wir gekommen." Da zogen dreitausend Mann aus Juda hinauf zur Felsenkluft von Etam und sprachen zu Simson: "Weißt du nicht, daß die Philister über uns herrschen? Wir werden dich binden und dich in ihre Hand geben."Simson erwiderte ihnen: "So schwört, daß ihr mich nicht selbst erschlagt!"

Samson wird gefangen genommen und an die Philister ausgeliefert.

Sie antworteten: "Nein, wir wollen dich nur binden und dich ihnen ausliefern. Aber töten wollen wir dich nicht." Sie banden ihn mit zwei neuen Stricken und führten ihn von dem Felsen hinab. Als sie nach Lechi kamen, wo die Philister lagerten, liefen ihnen diese mit Triumphgeschrei entgegen. Da kam der Geist des Herrn über Simson. Die Stricke an seinen Armen wurden wie vom Feuer versengte Fäden und die Fesseln fielen von seinen Händen. Er fand einen frischen Eselskinnbacken, ergriff ihn und erschlug damit tausend Mann. Dann warf er den Kinnbacken weg. Den Ort nannte er Ramat-Lechi zum Gedenken an seinen Sieg. Da er aber großen Durst hatte, rief er den Herrn an und sprach: "Herr, du hast mir diesen großen Sieg verliehen. Soll ich nun vor Durst sterben und in die Hand des Feindes fallen?" Gott berührte eine Höhlung im Felsen, und Wasser quoll daraus hervor. Als Simson getrunken hatte, kehrte seine Kraft zurück. Danach wurde er Richter in Israel unter den Philistern zwanzig Jahre lang.

Samson erschlägt 1000 Mann mit einem Eselskinnbacken
Simson erschlägt 1000 Man mit einer Eselskinnbacke.

Delilah aber ließ Simson mit dem Kopf auf ihrem Schoß einschlafen. Dann rief sie einen Mann, der ihm die sieben Locken seines Haares scheren mußte, und er begann schwach zu werden, und seine Kraft wich von ihm. Nun rief sie ihm zu: "Die Philister sind über dir, Simson!" Da erwachte er aus seinem Schlafe und dachte: dich komme los, wie bisher immer, ich schüttle mich frei." Er wußte nämlich nicht, daß die Kraft des Herrn von ihm gewichen war. Die Philister aber ergriffen ihn, stachen ihm die Augen aus und führten ihn nach Gaza hinab. Dort banden sie ihn mit ehernen Fesseln, und er mußte im Gefängnis die Mühle drehen.

Delilah sieht, wie Simson verhaftet wird.
Der König ist zufrieden. Delilah hat ihre Sache gut gemacht.
Was Delilah nicht wusste war, dass Simson geblendet wurde und nun blind war.
Anschließend wurde er in den Kerker gesteckt, wo sie ihn später besuchte.
Simson musste mit ehernen Fesseln im Gefängnis die Mühle drehen.
Simsons Rache
Simson bringt das Haus zum Einsturz und tötet dadurch mehr Menschen als je zuvor.

Aber das Haar seines Hauptes begann wieder zu wachsen. Die Philister jedoch bemerkten es nicht. Einst kamen die Fürsten der Philister zusammen, um ihrem Gott Dagon ein großes Opferfest zu feiern und sich zu vergnügen. Sie sangen: "Unser Gott hat in unsere Hand gegeben den Simson, unseren Feind!" Als sie guter Dinge waren, sprachen sie: "Ruft den Simson her, zu unserer Belustigung!" Da rief man den Simson aus dem Gefängnis, und sie verspotteten ihn. Dann stellten sie ihn zwischen die Säulen des Eingangs. Als das Volk Simson sah, lobten sie ihren Gott und sangen: "Unser Gott hat in unsere Hand gegeben den Simson, der unser Land verwüstet und viele der Unseren erschlagen hat!" Da sprach Simson zu dem Knaben, der ihn an der Hand hielt:

"Laß mich los, daß ich die Säulen, auf denen das Haus ruht, betasten und mich daran lehnen kann." Das Haus aber war voll von Männern und Frauen; alle Fürsten der Philister waren zugegen. Auf dem Dache waren bei dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson verspottet wurde. Nun rief Simson den Herrn an und sprach: "0 Herr, mein Gott! Gedenke doch meiner und stärke mich nur diesmal noch, daß ich mich an den Philistern für meine beiden Augen räche!" Dann umfaßte Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit der rechten, die andere mit der linken Hand, und stemmte sich gegen sie. Simson dachte: "Laß mich nur mit den Philistern sterben!" Er stemmte sich mit aller Macht gegen die Säulen. Da stürzte das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, (darunter auch Delilah) so daß die Zahl derer, die er bei seinem Sterben tötete, größer war als die Zahl derer, die er in seinem Leben getötet hatte. Hierauf kamen seine Brüder und alle seine Verwandten herab, hoben ihn auf, trugen ihn heim und begruben ihn zwischen Zora und Eschtad im Grabe seines Vaters Manoach.

Ruth, die getreue Schwiegertochter

Zu der Zeit, da die Richter Israel regierten, kam eine Hungersnot über das Land. Da zog ein Mann von Bethlehem in Juda mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen fort, um sich im Lande Moab niederzulassen. Der Mann hieß Elimelech, seine Frau Noemi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon. Die kamen in das Land Moabs und blieben dort. Da starb Elimelech, der Mann der Noemi, und sie blieb allein mit ihren beiden Söhnen. Diese nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Ruth. So wohnten sie dort zehn Jahre. Dann starben auch Machlon und Kiljon, ihre Mutter blieb nach dem Tode ihrer beiden Söhne und ihres Mannes allein.

Da machte sie sich auf mit den Frauen ihrer Söhne und kehrte aus dem Lande Moab nach Hause zurück, denn sie hatte erfahren, daß der Herr sich seines Volkes angenommen und ihm wieder Brot gegeben habe. So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und die Frauen ihrer Söhne begleiteten sie. Sie brachen auf, um in das Land Judas zurückzukehren. Da sprach Noemi zu den zwei Frauen ihrer Söhne: "Geht nun und kehrt heim, eine jede in das Haus ihrer Mutter. Der Herr möge euch Liebe erweisen, wie ihr sie den Verstorbenen und mir erwiesen habt." Da hoben sie laut an zu weinen; dann küßte Orpa ihre Schwiegermutter und ging, Ruth aber umarmte sie und blieb. Noemi sprach: "Sieh, deine Schwägerin ist heimgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; so kehre du auch um und folge deiner Schwägerin." Ruth antwortete:

"Verlange nicht, daß ich dich verlasse und von dir weg heimkehre. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen; wo du aber bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk; dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich; da will auch ich begraben sein. Der Herr strafe mich, doch nur der Tod kann mich von dir scheiden!" Als Noemi nun sah, daß Ruth darauf beharrte, mit ihr zu gehen, gab sie nach. So gingen die beiden dahin, bis sie nach Bethlehem kamen. Als sie in Bethlehem ankamen, begann gerade die Gerstenernte. Noemi aber hatte von seiten ihres Mannes einen Verwandten, der ein wohlhabender Mann war, aus dem Geschlechte Elimelechs. Sein Name war Boas. Da sprach Ruth zu Noemi: "Laß mich aufs Feld gehen und Ähren lesen bei einem, der mir die Erlaubnis gibt." Da ging Ruth hin und las Ähren auf dem Felde hinter den Schnittern her. Es traf sich, daß sie gerade auf das Feld kam, das Boas gehörte.

Ruth gefällt Boas

Da kam Boas von Bethlehem her, und er sprach zu den Schnittern: "Der Herr sei mit euch!" Sie antworteten ihm: "Der Herr segne dich!" Boas sprach zu seinem Knechte, der über die Schnitter gesetzt war: "Wem gehört dieses Mädchen ?" Der Knecht, der über die Schnitter gesetzt war, antwortete: "Es ist eine junge Moabiterin, die mit Noemi aus dem Lande Moab zurückgekommen ist. Sie bat um Erlaubnis, Ähren zu lesen hinter den Schnittern her, zwischen den Garben.

So ist sie denn gekommen und vom frühen Morgen bis jetzt geblieben, ohne auch nur ein Weilchen auszuruhen." Da sprach Boas zu Ruth: "Hörst du, meine Tochter, du brauchst nicht auf einen anderen Acker zu gehen, um zu lesen. Du brauchst auch nicht von hier wegzugehen, sondern kannst dich zu meinen Mägden halten. Schau nach dem Felde, wo sie schneiden, und gehe hinter ihnen her. Ich habe meinen Knechten geboten, dich nicht zu belästigen. Wenn dich dürstet, so gehe nur zu den Krügen und trinke von dem, was die Knechte schöpfen." Da fiel sie auf ihr Angesicht, verneigte sich zur Erde und sprach: "Wie kommt es, daß du so gütig gegen mich bist, da ich doch nur eine Fremde bin?" Boas antwortete und sprach zu ihr: "Ich habe alles gehört, was du nach deines Mannes Tod an deiner Schwiegermutter getan hast: wie du Vater und Mutter und Heimat verlassen hast und zu einem Volk gezogen bist, das du zuvor nicht kanntest. Der Herr vergelte dir dein Tun. Voller Lohn werde dir zuteil von dem Herrn, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dich unter seinen Flügeln zu bergen!" Da sprach sie: "Wie bist du so gütig gegen mich, o Herr! Du hast mich getröstet und deiner Magd so freundlich zugeredet, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner Mägde!"

Als es nun Essenszeit war, sprach Boas zu ihr: "Komm her und iß mit und tunke deinen Bissen in die Brühe." Da setzte sie sich neben die Schnitter, und er reichte ihr geröstete Ähren; sie aß sich satt und behielt noch übrig. Als sie sich erhob, um wieder zu lesen, gebot Boas seinen Knechten: "Auch zwischen den Garben darf sie lesen, und ihr sollt ihr nichts zuleide tun. Zieht auch manchmal eine Handvoll Ähren aus den Büscheln und laßt sie liegen, damit sie diese aufliest, und hindert sie nicht!" So las sie auf dem Felde bis zum Abend; dann klopfte sie aus, was sie aufgelesen hatte. Sie hob es auf, ging in die Stadt und zeigte ihrer Schwiegermutter, was sie aufgelesen hatte.

Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: "Wo hast du heute gesammelt und wo hast du gearbeitet ? Gesegnet sei, der dir so freundlich begegnet ist!" Sie erzählte ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte und sprach: "Der Mann, bei dem ich heute gearbeitet habe, heißt Boas." Da sprach Noemi zu ihrer Schwiegertochter: "Er sei gesegnet vom Herrn, der Liebe den Lebenden und den Toten nicht versagt hat!" Dann sprach Noemi zu ihr: "Der Mann ist mit uns verwandt!" Da sprach Ruth: "Er hat auch zu mit gesagt, daß ich bei seinem Gesinde bleibensoll, bis sie mit der Ernte fertig sind." Noemi erwiderte zu Ruth: "Es ist gut, wenn du mit seinen Mägden hinausgehst, so brauchst du nicht auf ein anderes Feld zu gehen." So hielt sie sich beim Lesen zu den Mägden des Boas, bis die Gerstenernte und die Weizenernte zu Ende war; und sie wohnte bei ihrer Schwiegermutter.

Noemi gibt Ruth einen Rat

Da sprach Noemi zu Ruth: "Meine Tochter, ich muß dir doch ein Heim suchen, damit es Dir wohl ergehe. Nun ist ja Boas, mit dessen Mägden du zusammengewesen bist, unser Verwandter und kann dir helfen. Heute nacht drischt er die Gerste auf seiner Tenne. Waschen und salbe dich, lege dein bestes Kleid an und gehe hinunter zur Tenne. Warte, bis er mit Essen und Trinken fertig ist. Dann sage ihm, daß du da bist, so wird er dir schon sagen, was du tun sollst." Ruth tat, wie ihre Schwiegermutter ihr geraten hatte. Um Mitternacht, nachdem Boas gegessen und getrunken hatte, merkte er, daß sie da war und sprach: "Wer bist du ?" Sie antwortete: "Ich bin Ruth, deine Magd. Hilf mir, denn du bist mein naher Verwandter."

Boas srach: "Der Herr segne dich, meine Tochter! Du hast bewiesen, daß du eine tüchtige Frau bist. Ich will tun, was du verlangst. Es ist wahr, daß ich ein naher Verwandter bin, aber da ist einer, der noch näher verwandt ist als ich. Warte bis morgen früh, dann werden wir sehen, ob er seinen Pflichten als Verwandter nachkommen will. Wenn nicht, so schwöre ich vor dem Herrn, daß ich es an seiner Stelle tun werde. Und nun schlafe nur bis zum Morgen." Ruth legte sich auf die Tenne. Am nächsten Morgen sprach Boas zu ihr: "Nimm deinen Umhang und halte ihn her." Sie hielt ihn hin, und er maß sechs Maß Gerste in ihren Umhang. Sie nahm es und kehrte in die Stadt zu ihrer Schwiegermutter zurück. Ruth erzählte Noemi alles, was Boas gesagt hatte und zeigte ihr die sechs Maß Gerste. Noemi sprach: "Warte hier, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht. Denn der Mann wird nicht ruhen, bis er dich versorgt hat, und zwar noch heute."

Boas aber war zum Tor hinaufgegangen. Dort traf er Ruths Verwandten und bat ihn, herüberzukommen und sich mit ihm und zehn Ältesten der Stadt zu beraten. Dann sprach Boas zu dem Verwandten: "Noemi, die aus dem Lande Moab zurückgekommen ist, will das Grundstück, das unserem Verwandten Elimelech gehörte, verkaufen. Nun habe ich gedacht, ich wolle dir vorher die Sache vorlegen, so daß du es kaufen kannst in Gegenwart der Ältesten der Stadt. Willst du es lösen, so löse es. Wenn nicht, so sage es mir, damit ich es weiß, denn außer dir hat niemand das Recht dazu." Der Verwandte sprach: "Ich will es lösen." Da sprach Boas: "Wenn du das Land von Noemi kaufst, mußt du auch Ruth, die Moabiterin heiraten, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz wieder aufleben zu lassen." Als der Verwandte das hörte, sprach er: "Dann kann ich es nicht lösen, sonst schädige ich meinen eigenen Erbbesitz. Willst du es übernehmen ?"

Nun war es Brauch in Israel, daß einer, der ein Geschäft rechtskäftig machen wollte, seinen Schuh auszog und ihn dem anderen gab. Als daher der Verwandte zu Boas sprach: "Kaufe du es", da zog er seinen Schuh aus. Boas aber sprach zu den Ältesten und zu allem Volk: "Ihr seid heute Zeugen, daß ich hiermit von Noemi die ganze Habe Elimelechs und Kiljons und Machlons kaufe. Auch erwerbe ich mir die Moabiterin Ruth, die Witwe Machlons, zur Frau, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbbesitz wieder aufleben zu lassen. Ihr seid heute Zeugen." Alle Leute und die Ältesten sprachen: "Ja,wir sind Zeugen. Der Herr segne dein Haus, und dein Name werde gefeiert in Bethlehem!" So nahm Boas die Ruth zur Frau. Ruth gebar ihm einen Sohn. Da sprachen die Frauen zu Noemi: "Gelobt sei der Herr, der dir einen Verwandten geschenkt hat, und sein Name werde gefeiert in Israel! Er wird dich erhalten und im Alter versorgen, denn er ist das Kind deiner Schwiegertochter, die dich liebhat und mehr wert ist für dich als sieben Söhne . "Noemi nahm das Kind und wurde seine Pflegerin. Die Nachbarinnen aber sagten: "Es ist, als wäre er Noemis eigener Sohn!" Sie nannten ihn Obed. Er wurde der Vater des Isai, der Davids Vater war.

Boas kauft Land