Die fünf Bücher Mose
  
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Da starb Samuel. Ganz Israel versammelte sich und hielt ihm die Totenklage. Man begrub ihn in seinem Hause zu Rama. David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Maon. Nun war da ein Mann in Maon, dem gehörte Land in Karmel. Er hieß Nabal, aus dem Geschlecht Kaleb, und war sehr vermögend. Er besaß dreitausend Schafe und tausend Ziegen. Nabal war gerade bei der Schafschur in Karmel. Seine Frau hieß Abigail. Sie war klug und von schöner Gestalt; der Mann aber war roh und bösartig. Als David in der Wüste hörte, daß Nabal bei der Schafschur sei, rief er zehn seiner Leute und befahl ihnen:

"Geht hinauf nach Karmel, grüßt Nabal von mir und sprecht zu ihm: 'Heil dir und deinem Hause! Heil allem, was du hast! Wir haben deinen Hirten, als sie bei uns geschoren haben, nichts zuleide getan, und solange sie in Karmel waren, haben wir ihnen nichts weggenommen. So zeige dich doch nun gütig gegen diese Leute und gib ihnen und deinem Sohn David, was du gerade hast." Als die Leute Davids zu Nabal kamen, sprachen sie, wie ihnen befohlen. Doch Nabal antwortete: "Wer ist David ? Wer ist der Sohn Isais ? Es gibt heutzutage genug Knechte, die ihrem Herrn davonlaufen! Soll ich mein Brot, meinen Wein und mein Schlachtvieh, das ich für die Scherer geschlachtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nichts weiß ?" Da kehrten die Leute zu David zurück und berichteten ihm, was sich zugetragen hatte.

David mit Soldaten bei Nabal.

Da sprach David: "Gürte jeder sein Schwert um!" Auch David gürtete sein Schwert um. Unter Davids Führung zogen vierhundert Mann hinauf; zweihundert blieben bei dem Gepäck. Einer von Nabals Leuten jedoch berichtete Abigail davon und sprach: "David hat Boten aus der Wüste gesandt, unseren Herrn zu begrüßen; dieser aber hat sie beleidigt. Nun sind doch die Männer sonst sehr gut zu uns. Es ist uns kein Leid geschehen, man hat uns nichts weggenommen. Sie waren wie Beschützer für uns, solange wir bei ihnen die Schafe hüteten. Was sollen wir tun ? Sie ziehen gegen unseren Herrn; er aber ist so bösartig, daß niemand mit ihm sprechen kann." Da nahm Abigall schnell zweihundert Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, fünf Scheffel geröstetes Korn, hundert getrocknete Trauben und zweihundert Feigenkuchen und lud sie auf Esel.

Dann sprach sie zu ihren Leuten: "Geht mir voran; ich komme gleich nach." Ihrem Manne Nabal aber sagte sie nichts davon. Während sie auf dem Esel ritt, da stieß sie plötzlich auf David und seine Leute. Eilends stieg sie vom Esel, warf sich vor David auf ihr Angesicht, verneigte sich zur Erde und sprach: "Höre die Worte deiner Magd, Herr! Kümmere dich nicht um diesen Nabal, denn er ist ein Tor. Ich aber habe die Leute, die du gesandt hast, nicht gesehen. Vergieße doch kein Blut und räche dich nicht an deinen Feinden! Denn der Herr wird deinen Krieg führen, weil du des Herrn Krieg führst. In den Tagen deines Triumphes jedoch gedenke deiner Magd!

"Der Gott Israels, der dich heute mir entgegengesandt hat! Gelobt sei deine Klugheit! Wärst du mir nicht entgegen gekommen, so hätte ich gewiß Nabal und sein ganzes Haus erschlagen." David nahm ihre Geschenke an und sprach: "Zieh hin in Frieden in dein Haus, denn ich habe dir Gehör geschenkt." Als aber Abigail zu Nabal kam, da hielt er eben ein Gelage und war betrunken. Daher sagte sie ihm nichts, bis der Morgen anbrach. Am Morgen aber, als der Rausch von Nabal gewichen war, erzählte sie es ihm.

Da erstarb ihm das Herz im Leibe, und er wurde wie ein Stein. Es dauerte noch zehn Tage, da schlug der Herr den Nabal, und er starb. Als David hörte, daß Nabal tot sei, lobte er Gott und ließ Abigail holen, um sie zu seiner Frau zu machen; denn Saul hatte Davids Frau Michal dem Palti, dem Sohn des Lais, gegeben. Als Abigail hörte, daß David sie zur Frau nehmen wollte, verneigte sie sich mit ihrem Angesicht zur Erde und sprach: "Laß mich deine Magd sein und deinen Knechten die Füße waschen." Sie setzte sich auf ihren Esel, während ihre fünf Mägde sie begleiteten. Dann folgte sie den Boten Davids und wurde sein Frau.

David vershont Saul

Eines Nachts machte sich David auf und kam an den Ort, wo Saul sein Lager hatte. Abner, der Sohn Ners, sein Feldhauptmann, lag neben ihm. Saul aber lag in der Mitte des Lagers; seine Leute lagerten rings um ihn her.Da nahm David den Speer und den Wasserkrug zu Häupten Sauls und ging weg. Es war niemand, der es sah oder merkte, und niemand erwachte, sondern sie schliefen alle. Denn ein Tiefschlaf, vom Herrn gesandt, war auf sie gefallen.

David stellte sich auf den Gipfel des Berges, sodaß der Raum zwischen ihm und dem Lager groß war. Dann rief David die Leute und Abner an: "Du bist doch ein tapferer Mann! Es gibt keinen wie dich in Israel! Warum hast du deinen Herrn, den König, nicht behütet? Denn es ist einer von den Leuten eingedrungen, deinen Herrn, den König, umzubringen. Nun sieh nach: "Wo ist der Speer des Königs, und wo der Wasserkrug zu seinen Häupten?" Da erkannte Saul die Stimme Davids und sprach: "Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David ?" David sprach: "Es ist meine Stimme, mein Herr und König." Weiter sprach er: "Warum verfolgt mein Herr seinen Knecht ? Was habe ich denn getan ? Was ist Böses an mir ?" Da sprach Saul: "Ich habe gesündigt. Komm zurück, mein Sohn David! Ich will dir nie mehr ein Leid antun, weil mein Leben dir heute teuer gewesen ist. Ja, ich habe töricht gehandelt und dir großes Unrecht getan." Saul segnete David. Danach ging David wieder seines Weges; Saul aber kehrte zurück in seinen Palast.

Saul und der Geist Samuels

Nun sammelten die Philister ihr Heer zum Kriegszug und lagerten sich bei Sunem. Saul aber versammelte ganz Israel: sie lagerten sich am Gilboa. Als Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz zitterte sehr. Als Saul aber den Herrn befragte, gab ihm der Herr keine Antwort. Da sprach Saul zu seinen Dienern: "Suchet mir eine Frau, die eine Totenbeschwörerin ist, daß ich zu ihr gehen und sie befragen kann." Seine Diener sprachen: "Da ist eine Frau in Endor, die Tote beschwören kann." Da verkleidete sich Saul und ging bei Nacht zu der Frau. Er sprach zu ihr: "Bringe mir doch den Geist herauf, den ich dir nenne."

Die Philister sammeln ihr Heer gegen Saul.

Die Frau sprach zu ihm: "Wen soll ich dir heraufbringen?" Er antwortete: "Den Samuel bringe herauf!" Da schaute die Frau Saul an, schrie laut auf und sprach zu ihm: "Warum hast du mich getäuscht ? Du bist ja Saul!" Der König aber sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht! Sondern sage, was siehst du ? Wie sieht der Geist aus?" Sie sprach: "Ein alter Mann; er umhüllt sich mit einem Mantel." Da merkte Saul, daß es Samuel war. Er verneigte sich mit seinem Angesicht zur Erde. Samuel aber sprach zu Saul: "Warum störst du meine Ruhe?" Saul sprach: "Ich bin in großer Not. Die Philister streiten gegen mich, Gott aber ist von mir gewichen und gibt mir keine Antwort mehr. Darum habe ich dich rufen lassen, damit du mir zeigst, was ich tun soll." Samuel sprach: "Warum fragst du mich, da doch der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der Herr hat dir getan, wie er durch mich geredet hat. Er hat dir das Königtum entrissen und es dem anderen gegeben, dem David. Auch Israel hat der Herr mit dir in die Hand der Philister gegeben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein."

Saul und der Geist Samuels.

Da fiel Saul entsetzt der ganzen Länge nach zu Boden. Er war in großer Furcht wegen der Worte Samuels; auch war keine Kraft mehr in ihm, denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts gegessen. Die Frau aber sah, daß Saul ganz verstört war und sprach zu ihm: "Ich will dir einen Bissen Brot vorsetzen. Iß, damit du bei Kräften bist, wenn du deines Weges gehst." Er aber weigerte sich und sprach: "Ich mag nicht essen. Da nötigten ihn seine Diener und auch die Frau. Er stand auf von der Erde, setzte sich auf das Lager und aß mit seinen Dienern. Dann standen sie auf und gingen noch in der Nacht davon.

Saul tötet sich selbst

Als die Philister gegen Israel stritten, flohen die Männer Israels vor ihnen; manch einer wurde erschlagen auf dem Gebirge Gilboa. Die Philister setzten Saul und seinen Söhnen nach und sie erschlugen die Söhne Sauls. Auch um Saul selbst war der Kampf heftig, und er wurde von den Bogenschützen der Philister verwundet. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: "Zieh dein Schwert und durchbohre mich, daß nicht diese Heiden kommen und meinen Leichnam entehren." Aber sein Waffenträger scheute sich, das zu tun. Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein. Als der Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb neben ihm. So starben Saul, seine drei Söhne und sein Waffenträger - alle am selben Tag.

Als die Männer Israels in den Städten der Ebene und in den Städten am Jordan sahen, daß Saul und seine Söhne tot waren, daß das Heer Israels geflohen war, verließen sie ihreStädte und flohen. Da kamen die Philister und setzten sich darin fest. Am folgenden Tage kamen die Philister zurück auf das Schlachtfeld und fanden dort Saul und seine Söhne erschlagen. Da hieben sie ihm das Haupt ab und zogen ihm die Rüstung aus und sandten im ganzen Lande umher, um ihre Siegesbotschaft zu verkünden. Seine Rüstung legten sie im Hause ihrer Göttin Astarte nieder, den Leichnam Sauls aber spießten sie an die Mauer von Beehsan. Als die Bewohner von Jabes in Gilead hörten, was die Philister an Saul getan hatten, machten sich alle streitbaren Männer auf, gingen die ganze Nacht hindurch und nahmen die Leichname Sauls und seiner Söhne von der Mauer von Bethsan weg. Sie brachten sie nach Jabes, hielten ihnen dort die Totenwache und begruben sie.

Davids Klage um Saul und Jonathan

Als David vom Tode Sauls und Jonathans erfuhr, zerriß er seine Kleider, ebenso alle Männer, die bei ihm waren. Sie hielten die Totenklage, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und um Jonathan, weil sie durch das Schwert gefallen waren. David sang dieses Trauerlied auf Saul und seinen Sohn Jonathan:

"Welt, du Zierde Israels, auf deinen Höhen liegt sie erschlagen ! Wie sind die Helden gefallen ! Sagt es nicht zu Gath, verkündet es nicht in den Gassen zu Askalon, damit sich nicht freuen die Töchter der Philister, die Töchter der Unbeschnittenen nicht frohlocken ! Ihr Berge Eilboas, nicht Tau, nicht Regen falle auf euch, ihr treulosen Gefilde, denn dort ward entweiht der Schild der Helden, der Schild Sauls, die Waffen des Gesalbten! Vom Blut der Erschlagenen wich Jonathans Bogen nicht zurück, kam Sauls Schwert nicht leer wieder. Saul und Jonathan, einander so lieb und zugetan, im Leben und im Tode ungetrennt: sie waren schneller als die Adler, waren stärker als die Löwen! Ihr Töchter Israels, weinet um Saul, der euch mit Purpur lieblich gekleidet, der Goldschmuck geheftet auf euer Gewand ! Wie sind die Helden gefallen mitten im Streit! Jonathan auf deinen Höhen erschlagen ! Wie weh ist mir um dich, mein Bruder Jonathan, du warst mir so lieb! Deine Liebe war köstlicher als Frauenliebe ! Wie sind die Helden gefallen, dahin die Tapferen des Krieges !"

Isbaal war vierzig Jahre alt, als er König über Israel wurde, er regierte aber nur zwei Jahre lang.

Es geschah, daß der Herr David gebot, hinaufzuziehen nach Hebron. So zog denn David dort hinauf mit seinem Volk, jeder Mann mit seiner Familie. Sie ließen sich in den Ortschaften um Hebton nieder. Dort salbten sie ihn zum König über das Haus Juda. Als David gemeldet wurde, die Männer von Jabes hätten Saul und seine Söhne begraben, sandte er Boten nach Jabes und ließ sagen: Gesegnet seid ihr vom Herrn, daß ihr Saul diesen Liebesdienst erwiesen habt, so erweise euch nun der Herr Liebe und Treue, und auch ich will ein Gutes tun dafür, daß ihr das getan habt. Abner aber, der Sohn Ners, Sauls Feldhauptmann, nahm Isbaal, den Sohn Sauls, und brachte ihn nach Mahanaim. Dort machte er ihn zum König über Gilead, über Asser und über ganz Israel. Isbaal war vierzig Jahre alt, als er König über Israel wurde; er regierte zwei Jahre lang. Nur das Haus Juda hielt zu David. David aber und das Haus Juda waren stärker als Isbaal.

David, König über ganz Israel
David wird König über ganz Israel

Nach dem Tode Abners und Isbaals kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sprachen: "Wir sind dein Gebein und dein Fleisch. Schon als Saul noch König über uns war, bist du es gewesen, der Israel führte. Der Herr hat dir verheißen: 'Du sollst mein Volk Israel weiden, du sollst Fürst sein über Israel.'!" Da schloß König David mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, und sie salbten David zum König über Israel. David war dreißig Jahre alt, als er König wurde; vierzig Jahre regierte er. In Hebron regierte er über Juda sieben Jahre und sechs Monate, und in Jerusalem regierte er über ganz Israel und Juda dreiunddreißig Jahre.

David gibt Instruktionen an seine Soldaten

Als König David mit seinen Leuten nach Jerusalem gegen die Jebusiter zog, die im Lande wohnten, sprach man zu ihm: "Da kommst du nicht hinein, sondern die Blinden und Lahmen werden dich vertreiben." Aber David nahm die Burg Zion ein. Er ließ sich auf der Burg nieder und nannte sie Stadt Davids. Er baute die Stadt ringsum vom Millo an nach innen zu. David wurde immer mächtiger, denn der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm.

Das Haus Juda wächst

Danach begab es sich, daß David die Philister schlug und sie unterwarf. Er schlug auch die Moabiter; sie wurden Davids Untertanen und mußten ihm Tribut entrichten. Dann schlug David Hadadeser, den Sohn Rehobs, den König von Zoba, als er hinzog, um seine Macht am Euphrat wieder aufzurichten. David nahm von ihm 1700 Reiter und 20.000 Mann Fußvolk gefangen. Da kamen die Syrer von Damaskus dem Hadadeser zu Hilfe. Aber David erschlug von den Syrern 22.000 Mann. David setzte Vögte über die Syrer; sie wurden Davids Untertanen und mußten ihm Tribut entrichten. Denn der Herr half David überall, wo er hinzog.

David findet Jonathans Sohn
David findet Meribaal, den Sohn Jonathans

David sprach: "Ist noch jemand vom Hause Sauls übriggeblieben ? So will ich Barmherzigkeit an ihm üben um Jonathans willen." Nun rief man einen Knecht vom Hause Sauls mit Namen Ziba zu David. Der König sprach zu ihm: "Ist niemand mehr da vom Hause Sauls, daß ich Bermherzigkeit an ihm üben kann?" Ziba antwortete dem König: "Es ist noch ein Sohn Jonathans da, der an den Füßen lahm ist." Da sandte der König David hin und ließ ihn holen. Als Meribaal, der Sohn Jonathans, zu David kam, warf er sich auf sein Angesicht und verneigte sich. Da sprach David: "Meribaal!"

Er antwortete: "Siehe hier deinen Knecht." David sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht; denn ich will Barmherzigkeit an dir üben um deines Vaters Jonathan willen. Ich will dir den ganzen Grundbesitz deines Großvaters Saul zurückgeben. Du aber sollst allezeit an meinem Tische essen." Da sprach Meribaal: "Warum bekümmerst du dich um einen toten Hund wie mich ?" Dann rief der König den Ziba und sprach zu ihm: "Alles, was Saul gehört hat, gebe ich dem Sohne deines Herrn. Du und deine Söhne und deine Knechte, ihr sollt ihm das Land bebauen und die Ernte einbringen, damit das Haus deines Herrn genug zu essen habe. Doch Meribaal, der Sohn deines Herrn, soll allezeit an meinem Tische essen." So wohnte Meribaal in Jerusalem und aß allezeit an Davids Tische.

David findet Meribaal, den Sohn Jonathans und belohnt ihn fürstlich.
David und Bathseba
David beobachtet Bathseba beim Baden

Um die Zeit, da die Könige ins Feld zogen, sandte David den Joab, seinen Feldhauptmann, mit seinen Leuten aus. Diese verheerten das Land der Ammoniter und belagerten Rabba, während David in Jerusalem blieb. Da begab es sich eines Abends, als David von seinem Lager aufstand und sich auf dem Dache seines Palastes erging, daß er eine sehr schöne Frau sah. (Bild oben). David sandte hin um zu fragen, wer sie war. Man sagte ihm: "Das ist Bathseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters Uria." David aber gewann Bathseba lieb. Er sandte zu Joab: "Schicke mir den Hethiter Uria." Als Uria zu ihm kam, fragte David, wie es mit Joab, dem Heer und mit dem Kriege stehe. Dann gab er Uria zu essen und sagte ihm, er könne nach Hause gehen. Uria aber legte sich am Eingang des königlichen Palastes bei allen Knechten seines Herrn nieder. Am nächsten Morgen fragte David ihn, warum er nicht zu seinem Hause gegangen sei. Uria sprach: "Die Lade und Israel und Juda wohnen in Zelten, und mein Gebieter Joab und die Knechte meines Herrn lagern im freien Felde. Sollte ich in mein Haus gehen zu meiner Frau, um zu essen und zu trinken und bequem zu schlafen? So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst, das kann ich nicht tun !" David sprach: "Bleibe heute noch hier. Morgen will ich dich entlassen."

Stelle Uria dorthin, wo der Kampf am heftigsten ist. Dann laßt ihn im Stiche, damit er in der Schlacht umkommt.

Dann schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria. Er schrieb aber in dem Brief: 'Stelle Uria dorthin, wo der Kampf am heftigsten ist. Dann laßt ihn im Stiche, damit er in der Schlacht umkommt." So stellte denn Joab, als er die Stadt belagerte, Uria dahin, wo die tapfersten Gegner waren. Als die Männer der Stadt einen Ausfall machten und mit Joab kämpften, fielen einige von den Israeliten; auch der Hethiter Uria kam um. Als Bathseba hörte, daß Uria tot war, hielt sie die Totenklage um ihn. Sobald aber die Trauerzeit vorüber war, sandte David hin und ließ sie in sein Haus holen; sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Dem Herrn aber mißfiel, was David getan hatte.

David richtet sich selbst
Der Prophet Nathan bei König Salomon.

Der Herr sandte den Propheten Nathan zu David. Als dieser bei ihm eintrat, sprach er zu ihm: "Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. Der Reiche hatte viele Schafe und Rinder. Der Arme hatte nichts als ein einziges, kleines Schaf, das er sich gekauft hatte; er zog es auf, und es ward mit seinen Kindern groß. Es aß ihm aus der Hand, trank aus seinem Becher und schlief in seinem Arm, er hielt es wie ein Kind. Da kam einst ein Wanderer zu dem reichen Mann und bat um ein Mahl. Der Reiche aber nahm nicht von seinen Schafen und Rindern, sondern er nahm das Lamm des armen Mannes und richtete es dem Wanderer zu." Da wurde David sehr zornig und sprach zu Nathan: "So wahr der Herr lebt, der Mann, der das getan hat, muß sterben' . Das Lamm muß er vierfach ersetzen, weil er das getan und kein Erbarmen gezeigt hatte." Da sprach Nathan zu David: "Du bist der Mann! Der Herr, der Gott Israels, hat dir soviel gegeben. Warum hast du seine Gebote verachtet und getan, was ihm mißfällt? Du hast den Hethiter Uria durch das Schwert der Ammoniter umgebracht und seine Frau zu deiner Frau gemacht." Da sprach David zu Nathan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Nathan erwiderte: "So hat auch der Herr deine Sünde vergeben: du wirst nicht sterben! Doch weil du den Herrn durch dein Tun verhöhnt hast, muß der Sohn, der dir geboren ist, sterben!"

Nathan kehrte zurück nach Hause. Das Kind Davids und Bathsebas aber wurde krank. David betete zum Herrn und fastete und schlief auf der Erde. Er aß nicht und trank nicht, aber am siebenten Tag starb das Kind. Die Diener Davids aber fürchteten sich, ihm zu sagen, daß das Kind tot war, denn sie dachten: "Als das Kind noch am Leben war, redeten wir ihm zu und er hörte nicht auf uns. Was wird er tun, wenn wir ihm sagen, daß es tot ist?" Als David sah, daß seine Diener miteinander flüsterten, merkte er, daß das Kind tot war. Er fragte sie, ob es tot sei.

Sie sprachen: "Es ist tot." Da erhob sich David, wusch und salbte sich, zog andere Kleider an und ging in das Haus des Herrn, um ihn anzubeten. Als er wieder heimkam, ließ er Speise auftragen und aß. Seine Diener fragten ihn: "Warum hast du gefastet und geweint, als das Kind noch am Leben war, und nun, da es gestorben ist, stehst du auf und ißt ?" Er antwortete: "Als das Kind noch am Leben war, habe ich gefastet und geweint, weil ich dachte: 'Wer weiß, vielleicht ist der Herr mir gnädig, und das Kind bleibt am Leben'. Nun aber, da es tot ist, warum soll ich da fasten ? Kann ich es etwa zurückholen? Ich werde wohl zu ihm gehen, es aber kommt nie wieder zu mir." Dann tröstete David seine Frau Bathseba. Nach der festgesetzten Zeit bekamen sie einen anderen Sohn, den sie Salomo nannten, und der Herr liebte ihn.

David und Absalom

In ganz Israel aber war kein Mann schöner als Absalom, der Lieblingssohn des Königs. Von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Fehl an ihm. Einmal im Jahr ließ er sein Haar scheren, wenn es ihm zu schwer wurde, und dann wog es zweihundert Lot nach königlichem Gewicht. König David aber liebte Absalom sehr. Absalom besaß Wagen und Pferde und fünfzig Diener.

Absalom besaß Wagen und Pferde und fünfzig Diener.

Jeden Morgen in der Frühe stellte er sich neben dem Torweg auf. Jeden, der kam, sich vom König Recht sprechen zu lassen, rief Absalom an und fragte ihn, woher er sei. War der Mann ein Israelit, so sprach Absalom: "Du bist sicherlich im Recht, aber du hast beim König keinen, der dich anhört. Wäre ich Richter und jemand käme zu mir, ich wollte ihm gewiß zum Recht verhelfen!" Wenn jemand nahte, sich vor ihm zu verneigen, so reichte er ihm die Hand und küßte ihn. So stahl sich Absalom das Herz der Israeliten. Eines Tages sprach Absalom zum König: "Laß mich nach Hebron gehen, das Gelübde zu erfüllen, das ich dem Herrn gegeben habe, als ich in Syrien war. "König David sprach: "Geh hin in Frieden!" Da ging Absalom nach Hebron. Er schickte Kundschafter durch alle Stämme Israels und ließ sagen: "Wenn ihr den Schall der Posaune hört, dann ruft Absalom zum König in Hebron aus."

Mit Absalom zogen zweihundert Männer von Jerusalem, die nichts davon wußten. Immer mehr Leute hielten zu Absalom. Da kam ein Bote zu David und warnte ihn. David sprach zu allen seinen Leuten: "Auf, laßt uns fliehen! Denn sonst gibt es für uns kein Entrinnen vor Absalom!" So floh er aus Jerusalem mit seinem ganzen Hause; die Lade des Herrn aber und der Priester Zadok blieben in der Stadt. Nun war Krieg zwischen David und seinem Sohn Absalom. David teilte das Heer in drei Teile und wollte selbst mit ausziehen. Aber das Volk sprach: "Du darfst nicht ausziehen! Denn sonst wird sich niemand um uns kümmern. Du wiegst Zehntausend von uns auf. Es ist besser, daß du in der Stadt bereitstehst, uns zu helfen." Der König sprach: "Ich will tun, was ihr für richtig haltet." Er trat neben das Tor, während alles Volk nach Hunderten und Tausenden auszog.

Der König gab aber Joab, Abisai und Ithai, den Feldhauptleuten, den Befehl: "Verfahrt gütig mit dem jungen Mann, dem Absalom!" Alles Volk hörte es, wie der König diesen Befehl wegen Absalom gab. So zog das Volk ins Feld, und es kam zur Schlacht im Walde Ephraim. Hier wurde das Volk Israel von den Knechten Davids geschlagen, und 20.000 Mann wurden getötet.

Absalom wird getötet

Absalom aber traf mit den Knechten Davids zusammen. Er ritt auf seinem Maultier, und das Maultier lief unter die dichten Zweige einer großen Eiche, so daß er mit dem Kopfe in der Eiche hängen blieb und zwischen Himmel und Erde schwebte, während das Maultier unter ihm weglief. Als das ein Mann sah, meldete er es Joab und sprach: "Ich habe den Absalom an der Eiche hängen sehend." Joab sprach: "Du hast ihn gesehen ? Warum hast du ihn denn nicht zu Boden geschlagen ? Ich hätte dir zehn Lot Silber gegeben." Der Mann aber sprach: "Nicht für tausend Lot Silber würde ich meine Hand an den Königssohn legen; denn vor meinen Ohren hat der König dir, Abisai und Itbai befohlen, den jungen Mann, den Absalom, nicht anzurühren. Oder hätte ich heimtückisch an ihm handeln sollen? Dem König bleibt ja nichts verborgen, und du hättest mir die Schuld gegeben." Joab sprach: "So will ich denn vor deinen Augen den Anfang machen." Er nahm drei Spieße in die Hand und stieß sie Absalom ins Herz, während er noch lebend an der Eiche hing. Dann traten zehn von Joabs Männern herzu und schlugen Absalom ganz tot.

David erhält die Nachricht vom Tode Absaloms

David saß in der Torhalle. Der Wächter stieg auf das Dach des Tores, auf die Mauer. Da sah er einen Mann auf die Stadt zulaufen. Der Wächter meldete es dem König, und der König sprach: "Ist es nur einer, so bringt er gute Botschaft." Da sah der Wächter einen zweiten Mann daherlaufen. Er rief dem König zu: "Der erste läuft wie Achimaaz, der Sohn Zadoks." Der König sprach: "Das ist ein tüchtiger Mann; der bringt gute Botschaft." Achimaaz aber kam heran und sprach zum König: "Heil!" Dann warf er sich vor dem König auf sein Angesicht und sprach: "Gelobt sei der Herr, dein Gott, der die Leute preisgegeben hat, die die Hand erhoben haben gegen meinen Herrn und König!" Der König aber sprach: "Geht es dem jungen Mann, dem Absalom, gut?" Achimaaz erwiderte: "Ich sah einen großen Menschenauflauf, als Joab mich und den anderen Boten entsandte. Aber ich weiß nicht, was es war."

Der König sprach: "Tritt beiseite und stelle dich dahin!" Da kam auch der zweite Bote und sprach:"Gute Botschaft, mein Herr und König! Der Herr hat dich gerächt an denen, die sich gegen dich erhoben haben." Der König aber sprach zu ihm: "Geht es dem jungen Mann, dem Absalom, gut ?"

Der Bote antwortete: "Möge es den Feinden meines Herrn und Königs und allen, die dir übel wollen, ebenso ergehen wie Absalom! " Da fuhr der König zusammen. Er stieg in das Obergemach im Tor hinauf und weinte. Noch im Gehen rief er: "O, mein Sohn! O, Absalom! Mein Sohn, mein Sohn! O, wäre ich doch für dich gestorben!"

Davids Tod

Als aber der König David alt geworden war und hochbetagt, wickelte man ihn in Decken, um ihn zu wärmen. Er aber verlor Tag um Tag an Kraft. Und er wußte, daß er sterben sollte. Da ließ er seinen Sohn Salomo kommen und gebot ihm: "Ich gehe jetzt den Weg aller Welt. So sei denn stark und sei ein Mann! Erfülle getreu deine Pflicht gegen den Herrn, deinen Gott! Wandle in seinen Wegen und halte seine Satzungen und Gebote, wie sie im Gesetz Moses geschrieben stehen, auf daß der Herr wahr mache, was er mir verheißen hat, indem er sprach: 'Wenn deine Söhne auf ihren Weg achthaben, daß sie treu, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele vor mir wandeln, wird es dir nimmer an einem Nachkommen fehlen auf dem Thron Israels.' Du weißt ja, was ich erlitten habe. Darum handle weise in allem, was du tust." In seinen letzten Worten an das Volk sprach David über die Eigenschaften eines Königs in diesen Worten: "Der Gott Israels hat zu mir also gesprochen: 'Wer gerecht herrscht über die Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der strahlt, wie das Licht am Morgen, wie die Morgensonne ohne Wolken, die nach dem Regen Grün aus der Erde sprossen lässt.' "David legte sich zu seinen Vätern und wurde in der Davidsstadt begraben, nachdem er vierzig Jahre über Israel geherrscht hatte: Sieben Jahre in Hebron und dreiunddreißig Jahre in Jerusalem. Salomo setzte sich auf den Thron seines Vaters David und regierte über sein Königeich.

Davids Nachfolger war sein Sohn: