Die fünf Bücher Mose
Belsazars GastfestBelsazar ist erschrocken über die Schrift an der Wand
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Auf Belsazars GastfestDaniel wird gerufen
Das Gastmahl des Königs Belsazar
Nach dem Tode Nebukadnezars wurde sein Sohn Belsazar König.

Nach dem Tode Nebukadnezars wurde sein Sohn Belsazar König. Belsazar veranstaltete für seine tausend Großen ein glänzendes Mahl, und in Gegenwart der Tausend sprach er dem Weine zu. Er befahl, die goldenen und silbernen Gefäße, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggeführt hatte, herbeizubringen, damit der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und die anderen Frauen daraus trinken könnten. Sie tranken Wein und priesen die goldenen und silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter. Zur gleichen Stunde aber erschienen die Finger einer Menschenhand. Sie schrieben auf die Wand des königlichen Palastes, und der König sah die Hand, die sie schrieb. Da verfärbte sich das Gesicht des Königs. Angstvolle Gedanken befielen ihn, seine Hüftgelenke wurden kraftlos und seine Knie schlugen aneinander. Der König schrie, man solle die Astrologen, die Chaldäer und die Sterndeuter hereinholen. Dann sprach der König zu den Weisen Babels: "Wer diese Schrift lesen kann und mir sagt, was sie bedeutet, der soll mit Purpur bekleidet werden und um den Hals die goldene Kette tragen, und er soll als einer der drei obersten Beamten im Reich herrschen."

Nun kamen wohl alle die Weisen des Königs herein, aber sie konnten die Schrift nicht lesen noch dem König sagen, was sie bedeute. Nun kam, gerufen vom König und seinen Großen, die Königin in den Festsaal, sie sprach: "O König, mögest du ewiglich lebenl Laß dich nicht ängstigen von deinen Gedanken und dein Angesicht braucht sich nicht zu verfärben. Es ist in deinem Reiche ein Mann, in dem der Geist der heiligen Götter ist, und bei dem zu deines Vaters Zeiten Erleuchtung und göttergleiche Weisheit gefunden wurde. Ihn hat der König Nebukadnezar, dein Vater, zum Obersten der Gelehrten, Beschwörer, Chaldäer und Sterndeuter eingesetzt, weil ein außerordentlicher Geist, Einsicht und Verstand, Träume auszulegen, Rätsel zu deuten und Knoten zu lösen, bei diesem Daniel gefunden wurde. Laß Daniel rufen. Er wird dir die Deutung kundtun." Da wurde Daniel vor den König geführt. Der König sprach zu ihm: "Bist du Daniel, einer von den verbannten Judäern, die mein Vater, der König, aus Juda hergebracht hat? Ich habe gehört, daß der Geist der Götter in dir sei, und daß man bei dir Erleuchtung, Verstand und außerordentliche Weisheit gefunden habe. Man hat die Weisen und die Beschwörer vor mich geführt, damit sie diese Schrift lesen und mir sagen, was sie bedeutet. Doch sie sind nicht imstande, sie mir auszulegen. Von dir aber habe ich gehört, daß du Deutungen zu geben vermagstet."

Daniel deutet die Schrift

Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: "O König, der höchste Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar Königswürde, Größe, Ehre und Majestät gegeben. Wegen der Größe, die Gott ihm verliehen, zitterten und bebten alle Völker vor ihm. Doch als sich sein Herz überhob und er hochmütig wurde bis zur Vermessenheit, wurde er von seinem königlichen Thron gestürzt. Seine Ehre wurde von ihm genommen, bis er erkannte, daß der höchste Gott Gewalt hat über das Königtum der Menschen, und daß er wählen kann,wer darüber herrschen soll. Du aber, sein Sohn Belsazar, hast dich nicht gedemütigt, obwohl du dies alles wußtest, sondern du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben.

Man hat die Gefäße seines Tempels vor dich bringen müssen. Du trinkst daraus Wein mit deinen Großen, deinen Gemahlinnen und anderen Frauen. Die silbernen und goldenen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter, die doch nicht sehen und hören und keinen Verstand haben, hast du gepriesen, dem Gott aber, in dessen Hand dein Leben liegt, und dessen Wege deine Wege sein sollten, hast du die Ehre versagt. Da ist nun von ihm die Hand gesandt und die Schrift dort geschrieben worden. Die Schrift aber, die da geschrieben steht, lautet:

Mene, Thekel, Upharsin

Dies ist die Deutung der Worte: MENE: Gott hat dein Königtum gezählt und es beendet. THEKEL: Du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden. UPHARSIN: Dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben worden." Da gab Belsazar Anweisung, und man bekleidete Daniel mit Purpur und legte ihm die goldene Kette um den Hals. Öffentlich rief man aus, daß er als einer der drei obersten Beamten im Reiche herrschen sollte. In jener Nacht jedoch wurde Belsazar, der chaldäische König, getötet. Darius, der Meder, empfing aber das Königtum im Alter von 62 Jahren.

Darius, der schwankende König

Darius fand es richtig, über das Reich 120 Satrapen zu setzen, die regieren sollten, über diese aber drei Oberbeamte, deren einer Daniel war. Denen sollten die Satrapen Rechenschaft ablegen, damit der König nicht zu Schaden kam. Da tat sich Daniel vor allen Oberbeamten und Satrapen hervor, weil er einen ausserordentlichen Geist besaß.

Der König wollte ihn über das ganze Reich setzen. Daher suchten die Oberbeamten und Satrapen an Daniel einen Anklagegrund in seinen Staatsgeschäften zu finden, aber sie konnten an ihm keinen Fehler oder etwas Schlechtes ausfindig machen. Da sprachen jene Männer: "Wir werden an diesem Daniel keinen Vorwand zur Anklage finden, es sei denn, wir finden etwas in seiner Religion." Darauf gingen die Oberbeamten und Satrapen zum König und sprachen zu ihm: "König Darius, mögest du ewiglich leben! Alle Oberbeamten des Reiches, die Vorsteher und Satrapen, die Staatsräte und Statthalter haben beschlossen, daß der König ein Gesetz erlassen und ein Verbot aufstellen möge, wonach ein jeder, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet, außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll.

Laß, o König, das Gesetz ergehen und eine Urkunde aufsetzen, die nach dem unwiderruflichen Gesetz der Meder und Perser nicht aufgehoben werden darf." Daraufhin ließ der König Darius die Urkunde mit dem Verbot aufsetzen. Als Daniel vernahm, daß das Gesetz unterschrieben war, ging er in sein Haus, wo er in seinem Obergemach Fenster hatte, die nach Jerusalem hin offenstanden. Er kniete dreimal am Tage nieder, betete und lobte Gott, wie er es immer getan hatte. Da stürmten jene Männer herbei und fanden Daniel im Gebet zu seinem Gott. Darauf traten sie vor den König und sprachen: "O König, hast du nicht ein Gesetz erlassen, wonach jeder, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll?" Der König antwortete: "So ist es, nach dem unwiderruflichen Gesetz der Meder und Perser."

Da sprachen sie zum König: "Jener Daniel, der zu den verbannten Judäem gehört, achtet dich nicht, o König, noch das Gesetz, das du erlassen hast. Dreimal am Tag verrichtet er sein Gebete. Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt und dachte nach, Daniel zu retten. Bis zum nächsten Sonnenuntergang war er bemüht ihn am Leben zu erhalten. Da kamen jene Männer wieder zum König und sprachen zu ihm: "Bedenke, o König, es ist Gesetz der Meder und Perser, daß jedes Verbot oder Gebot, das der König erläßt, unwiderruflich ist." Nun gab der König Befehl.

Daniel in der Löwengrube

Man holte Daniel und warf ihn in die Löwengrube. Der König sprach zu Daniel: "Dein Gott, dem du so treu dienst, wird dich gewiß retten!" Danach ging der König in seinen Palast und verbrachte die Nacht mit Fasten. Er ließ keine Musikanten holen und fand keinen Schlaf. Am frühen Morgen stand der König auf und ging eilends zu der Löwengrube. Als er sich der Grube näherte, rief er Daniel mit schmerzlicher Stimme zu: "Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes! Hat dich dein Gott, dem du so treu dienst, vor den Löwen errettet?" Da sprach Daniel zum König: "O König, mögest du ewig leben! Mein Gott hat seinen Engel gesandt. Er hat den Löwen den Rachen verschlossen, damit sie mir kein Leid antaten, weil ich vor ihm unschuldig gefunden wurde. Auch dir gegenüber, o König, habe ich nichts Unrechtes getan." Da war der König hocherfreut. Er befahl, Daniel aus der Grube heraufzuziehen. Daniel wurde aus der Grube heraufgezogen; es war keine Verletzung an ihm zu sehen, weil er seinem Gott vertraut hatte.

Dann gab der König Befehl, und man holte jene Männer herbei, die Daniel verleumdet hatten, und warf sie mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube. Die Löwen töteten sie. Darauf schrieb der König Darius an die Völker aller Nationen und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnten: "Heil sei euch in Fülle! Hiermit erlasse ich den Befehl, daß man im ganzen Gebiet meines Reiches vor dem Gott Daniels erzittere und sich fürchte. Denn er ist der lebendige Gott, und er bleibt in Ewigkeit. Sein Reich ist unzerstörbar und seine Herrschaft nimmt kein Ende. Er errettet und er befreit; er tut Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden, er, der Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet hat!" Daniel erging es wohl unter der Regierung des Darius und unter der Regierung des Persers Cyrus.

Die Propheten der Verbannung

Die Bibel gibt nur wenig Auskunft über die siebzig Jahre zwischen der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier und dem Wiederaufbau des Tempels unter den Persern. Sie gibt jedoch ein allgemeines Bild, nachden die Juden in fernen Ländern ihre Religion ausübten, gestärkt von den Propheten, die die Rükkehr in die Heilige Stadt voraussagten. Einer dieser Propheten war der Priester Ezechiel der in Babel lebte und schrieb.

Da erging das Wort des Herrn an Ezechiel: Wie ein Hirte nach seiner Herde sieht, am Tage des Unwetters, wenn seine Schafe versprengt sind, so werde ich nach meinen Schafen sehen und sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut worden sind am Tage des Gewölks und des Dunkels.

Im elften Jahre der Verbannung, am fünften Tage des zehnten Monats, kam ein Flüchtling von Jerusalem zu Ezechiel und sprach: "Die Stadt ist genommen." Da erging das Wort des Herrn an Ezechiel: "Wie ein Hirte nach seiner Herde sieht, am Tage des Unwetters, wenn seine Schafe versprengt sind, so werde ich nach meinen Schafen sehen und sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut worden sind am Tage des Gewölks und des Dunkels. Ich werde sie aus den Ländern sammeln und sie in ihre Heimat führen und sie weiden auf den Bergen Israels, an den Flüssen und an aller Wohnstätten des Landes. Nicht um euretwillen schreite ich ein, Haus Israel, sondern für meinen heiligen Nam den ihr unter den Heiden entweiht habt. Ich werde euch mit reinem Wasser besprengen, damit ihr rein werdet. Meinen Geist werde in euer Inneres legen und erreichen, daß ihr meine Satzungen befolgt und meine Gesetze getreulich haltet." Im 25. Jahre der Verbannung, im vierzehnten Jahr nach der Eroberung der Stadt,kam die Hand des Herrn über Ezechiel. Er hatte eine Erscheinung, in der Gott ihn in das Land Israels führte und ihn hieß, sich auf einem sehr hohen Berg niederzulassen. Und siehe, da war ein Mann, der anzusehen war wie Erz.

Der Mann sprach zu ihm: "Schaue mit den Augen alles, was ich dir zeigen werde. Tue alles, was du sehen wirst, dem Hause Israel kund." Der Mann führte ihn in den inneren Vorhof des Tempels. Und siehe, der Tempel war erfüllt von der Herrlichkeit des Herrn. Er hörte vom Tempel her reden, während der Mann neben ihm stand. Die Stimme sprach zu ihm:"Hier ist die Stätte meines Thrones und Stätte meiner Fußsohlen, wo ich für immer inmitten Israels wohnen will. Sie sollen von jetzt an meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, weder sie noch ihre Könige." Ezechiel war sich stets der Gerechtigkeit und Gnade Gottes bewußt. Wenn der Gottlose sich von seiner Sünde abwendet, in den Satzungen des Herrn wandelt und Recht und Gerechtigkeit übt, soll er am Leben bleiben und nicht sterben. Aller Sünden, die er begangen hat, wird nicht mehr gedacht. Er hat Recht und Gerechtigkeit geübt, darum soll er am Leben bleiben. 'Ich will nicht den Tod des Gottlosen; spricht der Herr, sondern daß er sich von seiner Sünde bekehre und lebe."

Die Rückkehr nach Jerusalem wird prophezeit

Gegen Ende der Verbannung in Babel lebte ein Prophet, der unbekannt ist. Er wird manchmal ,der zweite Jesaja' (Deuterojesaja) genannt, weil seine Schriften einen Teil des Buches Jesaja bilden. Dieser sagte den Juden, daß ihre Verbannung bald beendet sei. Babel wird fallen und die Heimkehr nach Jerusalem stehe schon bald bevor.

Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen! Rufet ihr zu, daß ihr Frondienst vollendet, daß ihre Schuld bezahlt ist; denn sie hat von der Hand des Herrn Zwiefältiges empfangen um all ihrer Sünden willen. Horch, es ruft aus der Wüste:" Bahnt den Weg des Herrn! Machet in der Wüste eine gerade Straße unserm Gott!" Jedes Tal soll angefüllt und jeder Berg und Hügel soll abgetragen werden. Das Krumme soll zur Ebene werden und die Höhen zu Tälern, damit die Herrlichkeit des Herrn sich offenbare und alles Fleisch es schaue, denn der Mund des Herrn hat es geredet. Horch, es spricht: Rufe! Ich aber sprach: Was soll ich rufen? Alles Fleisch ist ja Gras und all seine Pracht wie die Blume des Feldes. Das Gras verdorrt, die Blume welkt; aber das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit. "Erhebe mit Macht deine Stimme, du Freudenbotin Jerusalem! Erhebe sie ohne Furcht! Sprich zu den Städten Judas: "Siehe da, euer Gott! Siehe da, Gott, der Herr, zieht einher in Kraft. Sein Arm schafft ihm den Sieg. Siehe, die er gewonnen, kommen mit ihm; die er sich erworben, gehen vor ihm her. Er weidet seine Herde wie ein Hirte, sammelt sie mit seinem Arm."

Babylon fällt.
Das Ende der Babylonischen Gefangenschaft
Die Rückkehr nach Jerusalem

Im ersten Jahre des Königs Cyrus von Persien erweckte der Herr, um das Wort zu erfüllen, das er durch Jeremia geredet hatte, den Geist des Cyrus. Überall in seinem ganzen Königreich ließ er mündlich und auch schriftlich verkünden: "So spricht Cyrus, der König von Persien: Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir aufgetragen, ihm zu Jerusalem in Juda einen Tempel zu bauen. Wer immer unter euch zu seinem Volke gehört, mit dem sei sein Gott! Er ziehe hinauf nach Jerusalem und baue das Haus das Herrn, des Gottes Israels. Wer noch übrig ist, den sollen überall, wo er als Fremdling weilt, die Leute seines Ortes unterstützen mit Silber und Gold, mit Pferden und Vieh, und mit freiwilligen Gaben für das Haus des Herrn in Jerusalem." Da machten sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin, die Priester und die Leviten auf, kurz alle, deren Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen, um das Haus des Herrn in Jerusalem zu bauen.

Alle, die um sie her wohnten unterstützten sie mit Silber und Gold, mit Pferden und Vieh und vielen Kostbarkeiten und mit freiwilligen Gaben für das Haus des Herrn in Jerusalem." Da machten sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin, die Priester und die Leviten auf, kurz alle, deren Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen, um das Haus des Herrn in Jeruslaem zu bauen. Der König Cyrus ließ die Tempelgeräte hervorholen, die Nebukadnezar aus Jerusalem weggeführt hatte, und sie wurden von Babel nach Jerusalem gebracht.

Der Tempel wird wieder aufgebaut

Im zweiten Jahr nach ihrer Ankunft machten sich alle, die aus der Verbannung nach Jerusalem gekommen waren, ans Werk, das Haus des Herrn zu bauen. Aber die Widersacher Judas schreckten die Judäer ab vom Bauen und bestachen Minister am königlichen Hof gegen sie, ihr Vorhaben zu vereiteln, solange Cyrus, der König von Persien, lebte und bis zur Regierung des Königs Darius von Persien. Aber der König Darius erließ einen Befehl, daß man die Judäer nicht am Bauen hindern sollte. Die Ältesten der Juden bauten weiter. Sie führten den Bau zu Ende nach dem Befehl des Cyrus und des Darius. So wurden sie mit dem Hause fertig im sechsten Jahre der Regierung des Königs Darius.

Nehemias Bitte an den König
Nehemia und Koenig Arthahsastha.

Als Arthahsastha König in Persien war, lebte ein Mundschenk des Königs mit Namen Nehemia. Als er auf der Burg Susa war, kam Hanani, einer seiner Verwandten, mit einigen Männern aus Juda. Er fragte sie, wie es den Juden gehe, die nicht in die Verbannung geführt worden waren, und wie es um Jerusalem stehe. Sie sprachen zu ihm:" Die Übriggebliebenen in der Provinz befinden sich in großer Not. Der Tempel ist wieder aufgebaut, aber die Mauer Jerusalems ist voller Breschen und seine Tore sind verbrannt."

Als Nehemia diese Worte hörte, weinte und trauerte er tagelang. Er fastete und betete zu Gott, daß er die Sünden seines Volkes vergeben und ihm helfen möge. Es geschah im zwanzigsten Jahre des Königs Arthahsastha, daß Nehemia Wein nahm und ihn dem König darbot. Er sah aber betrübt aus. Da sprach der König zu ihm: "Warum siehst du so betrübt aus ? Du bist doch nicht krank ? So hast du wohl einen Kummer." Nehemia fürchtete sich und sprach: "Der König lebe ewig! Warum sollte ich nicht traurig sein, da doch die Stadt, wo meine Väter begraben sind, verwüstet ist und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?" Der König erwiderte: "Welchen Wunsch hast du?" Da flehte Nehemia zu Gott und sprach zum König: "Gefällt es dem König und ist dir dein Knecht genehm, so sende mich nach Juda, damit ich die Stadt wieder aufbaue, wo meine Väter begraben sind." Der König sprach zu ihm, während die Königin neben ihm saß:

"Wie lange soll denn deine Reise dauern und wann wirst du wieder kommen ?" Als Nehemia ihm eine Zeit angegeben hatte, willigte der König ein, ihn zu senden. Nehemia aber erbat sich Geleitbriefe an die Statthalter westlich des Euphrat-Stromes, damit sie ihn durchziehen ließen nach Juda. Ebenso erbat er sich einen Brief an Asaph, den Aufseher des königlichen Forstes, damit er ihm Holz liefere für das Gebälk der Tore und für die Mauer. Dies alles gewährte ihm der König, dazu ein Geleit von Offizieren und Reitern. Als Nehemia zu den Statthaltern westlich des Euphrat-Stromes gelangte, übergab er ihnen die Briefe des Königs. Als aber Sanballat, der Horoniter, und Tobia, der ammonitische Beamte, davon hörten, waren sie sehr erzürnt, daß jemand gekommen sei, um für das Wohl der Israeliten zu sorgen. Nehemia aber zog nach Jerusalem und blieb dort drei Tage und Nächte. Dann machte er sich des Nachts auf in Begleitung weniger Männer, sagte aber keinem Menschen, was Gott ihm ins Herz gegeben, für Jerusalem zu tun. Er ritt auf einem Esel und besichtigte die Stadt. Er ritt zum Taltor hinaus zur Drachenquelle und zum Misttor. Er betrachtete die zerrissenen Mauern Jerusalems und die verbrannten Tore. Dann ritt er hinüber zum Quelltor und zum Königsteich. Als aber kein Platz mehr da war für sein Tier, um mit ihm durchzukommen, stieg er bei Nacht das Tal hinauf und besichtigte die Mauern. Darauf kehrte er um und kam durch das Taltor wieder zurück in die Stadt.

Die Mauer wird wieder aufgebaut

Die Vorsteher aber wußten nicht, wohin er gegangen war und was er vorhatte. Denn er hatte bis dahin den Juden nichts gesagt, weder den Priestern noch den Vornehmen, weder den Vorstehern noch irgendwelchen anderen, denen das Werk oblag. Am nächsten Tag sprach er zu ihnen: "Ihr seht, daß Jerusalem verwüstet ist und seine Tore verbrannt sind. Kommt, laßt uns die Mauer wieder aufbauen, damit wir nicht länger verspottet werden!" Er erzählte ihnen, wie Gott zu ihm geredet hatte und berichtete ihnen die Worte des Königs. Sie sprachen: "So wollen wir uns aufmachen und bauen. Sogleich begannen sie das Werk.

Als aber Sanballat, der Horoniter, und Tobla, der ammonitische Beamte, und Gesem, der Araber, davon hörten, verspotteten sie Nehemia und sprachen: "Was ist das, was ihr da tut ? Wollt ihr gegen den König rebellieren ?" Nehemia antwortete ihnen und sprach: "Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen. Darum wollen wir, seine Knechte, darangehen und bauen. Ihr aber habt weder Anteil noch Anrecht an Jerusalem." Die Arbeit wurde aufgeteilt unter die verschiedenen Familien und Geschlechter. Der Hohepriester und seine Priester bauten das Schaftor. Am Quelltor arbeitete Sallun, der Oberste des halben Bezirks Mizpa, mit den Seinen. Er baute es aus, überdachte es, setzte die Türflügel, Schlösser und Riegel ein und besserte die Mauer aus. Das nächste Stück besorgte Nehemia, der Sohn Asbuks. Und so ging es fort, jeder tat sein Teil. Sogar die Frauen halfen bei der Arbeit.

Als aber Sanballat, Tobia, die Araber, die Ammoniter und die Asdoditer hörten, daß die Mauer Jerusalems wieder aufgebaut wurde und die Lücken sich zu schließen begannen, wurden sie sehr zornig, sie verschworen sich alle zusammen, hinzuziehen, um gegen Jerusalem zu kämpfen und der Arbeit Einhalt zu tun. Sie sagten: "Die Juden sollen nichts sehen und nichts merken, bis wir mitten unter sie kommen und sie erschlagen und so dem Werk ein Ende machen." Nehemia aber hörte davon. Er stellte Tag und Nacht Wachen auf. Die Hälfte der Leute arbeitete an der Mauer, die andere Hälfte aber hielt sich bereit mit Spießen, Schilden, Bogen und Panzern. Sogar diejenigen, die mauerten, hatten ein Schwert um die Hüfte gegurtet.

Der Trompeter stand neben Nehemia. Er sprach zu den Vornehmsten, den Vorstehern und dem übrigen Volk:" Das Werk ist groß und ausgedehnt. Wir sind auf der Mauer weit voneinander entfernt. Darum hört auf die Trompete! Wenn sie erschallt, lauft hin und sammelt euch um uns. Unser Gott wird für uns streiten." So arbeiteten sie weiter. Nehemia gebot dem Volke: "Ein jeder bleibe mit seinen Leuten über Nacht in Jerusalem, damit sie für uns bei Nacht Wache halten und am Tage arbeiten." Weder er, noch seine Verwandten, noch seine Knappen, noch die Wachmannschaften - keiner von ihnen zog die Kleider aus, solange sie an der Mauer bauten. Nach 52 Tagen war die Mauer fertig.

Die Psalmen waren ein Lieder- und Gebetsbuch des Tempels, vor allem nach der Rückkehr nach Jerusalem. Bis heute sind sie ein Gebetbuch für Juden und Christen geblieben. Psalm 126 wurde als Lied der Heimkehr geschrieben, zur Feier der Rückkehr der Juden nach Jerusalem.

Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen läßt er mich lagern, zur Ruhestatt am Wasser führt er mich. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechtem Pfade um seines Namens willen. Und wenn ich schon wandere im finsteren Tal, ich fürchte kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab, der tröstet mich. Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und füllst mir den Becher randroll. Lauter Glück und Gnade werden mir folgen all meine Tage, und ich werde im Hause des Herrn weilen,mein Leben lang.

Psalm 24

Des Herrn ist die Erde und was sic erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen. Er ist's, der sie auf Meere gegründet, auf Strömen sie festgestellt hat. Wer darf mit hinaufziehen zum Berge des Herrn? Wer treten an seine heilige Stätte? Wer reine Hände hat und ein lauteres Herz; wer nicht auf Trug sinnt und nicht falsch schwört, der wird Segen von dem Herrn empfangen und Heil vom Gott seiner Hilfe. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das sein Angesicht sucht, Gott Jakobs. Erhebet, ihr Tore, eure Häupter, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe ! Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr, der Starke und Held, der Herr, der Held im Streit! Erhebet, ihr Tore, eure Häupter, erhöht euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe! Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit!

Psalm 100

Jauchzet dem Herrn, alle Lande ! Dienet dem Herrn mit Freuden, Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken ! Erkennt, daß der Herr allein Gott ist: er hat uns gemacht, und sein sind wir, sein Volk, die Schafe seiner Weide. Ziehet ein durch seine Tore mit Danken, in seine Vorhöfe mit Lobgesang; danket ihm, preiset seinen Namen! Denn der Herr ist gütig; ewig währt seine Gnade und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.

Psalm 126

Als der Herr wandte Zions Geschick, da waren wir Träumende, da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Da sprach man unter den Heiden: "Der Herr hat Großes an ihnen getan !" Ja, der Herr hat Großes an uns getan; da waren wir fröhlich. Wende, o Herr, unser Geschick, wie du im Mittagsland versiegte Bäche wiederbringst. Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Man schreitet dahin unter Tränen und streut den Samen, mit Jubel kehrt man heim, trägt hoch seine Garben.

Die Erzählung von Jona

Das Alte Testament endet mit der teilweisen Wiederherstellung Jerusalems unter Führung von Eara sind Nehemia. Über die Folgezeit, also die Zeit unter griechischer und römischer Herrschaft, als das Alte Testament in der heutigen Form zusammengestellt wurde, berichtet es uns sehr wenig. Das Datum der Niederschrift des Jonas-Buches ist unbekannt. Es ist eines der letzten Bücher, die in die hebräische Bibel aufgenommen wurden. Obwohl es eines der kürzesten Bücher der Bibel ist, wird es als sehr bedeutsam betrachtet. Zwischen den Zeilen berichtet es von Gottes Liebe für alle Menschen, sogar für Leute von Ninive, also die Heiden, die von den Juden gehaßt werden.

Es erging das Wort des Herrn an Jona, den Sohn Amitthais: "Auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt! Predige dort, denn ihre Bosheit kränkt mich sehre." Jona machte sich auf, um aus dem Angesichte des Herrn hinweg nach Joppe zu fliehen. Er fand ein Schiff, das nach Tharsis fuhr, in der entgegengesetzten Richtung wie Ninive. Er bezahlte den Fahrpreis und stieg ein, um mit nach Tharsis zu fahren, hinweg aus den Augen des Herrn. Aber der Herr warf einen gewaltigen Wind auf das Meer. Es entstand ein gewaltiger Sturm, so daß das Schiff zu scheitern drohte. Da fürchteten sich die Schiffsleute und beteten, ein jeder zu seinem Gott. Sie warfen die Ladung des Schiffes ins Meer, um es leichter zu machen. Jona aber war im untersten Schiffsraum und schlief.

Da trat der Schiffshauptmann an ihn heran und sprach: "Was soll das, daß du schläfst ? Auf; rufe deinen Gott an; vielleicht macht er, daß wir nicht verderben!" Dann sprachen die Schiffsleute zueinander: "Kommt, wir wollen das Los werfen, damit wir erfahren, wer die Ursache dieses Unglücks ist." Sie warfen das Los und es fiel auf Jona. Da sprachen sie zu ihm: "Sag uns doch, welches Gewerbe du betreibst? Woher kommst du? Wo bist du daheim? Zu welchem Volk gehörst du?" Er antwortete: "Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Land gemacht hat." Doch Jona hatte ihnen erzählte daß er vor dem Herrn floh. Sie fürchteten sich daher sehr und sprachen zu ihm: "Was hast du da getan! Was sollen wir mit dir machen, daß das Meer ruhig wird?" Er antwortete ihnen: "Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird es ruhig werden und von euch lassen. Denn ich weiß, daß dieser gewaltige Sturm um meinetwillen über euch gekommen ist." Trotzdem strengten sich die Männer an, das Schiff wieder ans Land zu bringen. Aber sie vermochten es nicht, denn das Meer wurde immer stürmischer. Da riefen sie den Herrn an: "Ach Herr, laß uns doch nicht umkommen wegen dieses einen Mannes! Rechne uns nicht seinen unschuldigen Tod an! Du, o Herr, hast nach deinem Wohlgefallen getan!"

Sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da hörte das Meer auf zu wüten. Es überfiel aber eine große Furcht die Männer. Sie schlachteten daher dem Herrn ein Opfer und legten Gelübde ab. Der Herr aber sandte einen großen Fisch, Jona zu verschlingen. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauche des Fisches. Da betete Jona im Bauche des Fisches zum Herrn. Der Herr gebot dem Fisch, und er warf Jona ans Land. Jona machte sich auf und ging nach Ninive gemäß dem Befehl der Herrn. Die Stadt war aber sehr groß. Er ging eine Tagereise weit hinein. Dann predigte er: "Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört." Die Leute von Ninive glaubten Gott; sie riefen ein Fasten aus. Groß und Klein legte Trauer an. Die Kunde drang bis zum König von Ninive. Da stand er von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, bedeckte sich mit dem Trauergewand und setzte sich in die Asche. Dann ließ er ausrufen und verkünden in Ninive: "Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts genießen. Sie sollen nicht weiden, noch Wasser trinken. Sie sollen sich in Trauer hüllen und mit Macht zu Gott rufen. Ein jeder soll sich bekehren von seinem bösen Wandel und von aller Gewalt. Wer weiß, vielleicht gereut es Gott doch noch, und er wendet seinen grimmigen Zorn von uns ab, so daß wir nicht untergehen."Als Gott ihr Tun sah, dass sie sich von ihrem bösen Wandel bekehrten, ließ er sich das Unheil gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht.

Gott besänftigt Jonas Zorn

Das verdroß Jona gar sehr und er ward zornig. Er betete zum Herrn und sprach: "Ach Herr, das ist es eben, was ich mir sagte, als ich noch in meinem Lande war. Darum wollte ich auch das erste Mal nach Tharsis fliehen. Denn ich wußte ja, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld. Aber jetzt, o Herr, nimm doch mein Leben! Ich will lieber sterben als weiterleben." Da antwortete der Herr: "Ist es recht, daß du so zürnst?" Danach ging Jona zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt nieder.

Er baute sich dort eine Hütte und saß darunter im Schatten, um zu sehen, wie es der Stadt ergeht. Gott der Herr sandte eine Rizinusstaude, die über Jona emporwuchs, um ihm Schatten zu geben und ihm so seine mißmutige Stimmung zu nehmen. Über diesen Rizinusstrauch freute sich Jona sehr. Aber in der Frühe des folgenden Tages sandte Gott einen Wurm, der stach die Rizinusstaude, so daß sie verdorrte. Als die Sonne aufging, sandte Gott einen heißen Ostwind. Die Sonne stach auf Jonas Kopf, so daß er matt wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: "Ich will lieber sterben als weiterleben."Gott aber sprach zu Jona: "Ist es recht, daß du so zürnst über die Rizinusstaude?" Jona antwortete: "Ja, mit Recht zürne ich! Mir ist das Leben verleidet."Da sprach der Herr: "Dir ist leid um die Rizinusstaude, obgleich du sie weder gepflanzt noch gepflegt hast; die in einer Nacht geworden und in einer Nacht verdorben ist. Mir aber sollte es nicht leid tun um die große Stadt Ninive, mit all ihrem Vieh und ihren 120 000 Menschen ?"

Die makkabäischen Blutzeugen

In den Ietzten Jahrhunderten vor der Geburt des verheißenen Messias kam Palästina unter syrische Herrsschaft. Unter König Antiochus IV. ( 175-163 v. Chr.) verloren die Juden das Recht der Selbstverwaltung und auch der freien Religionsausübung. In dieser Zeit der religiösen Unterdrückung und Verfolgung versagte ein großer Teil der Juden. Ein heldenhaftes Beispiel ihrer Treue zum Gesetz und zur Religion der Väter gaben neben dem Schriftgelehrten Eleazar vor allem eine makkbäische Mutter mit ihren sieben Söhnen. Der Schauplatz des Martyriums ist wohl in Antiochien gewesen.

Antiochus tötet sieben Kinder und deren Mutter, weil sie sich weigerten Schweinefleisch zu essen.

Antiochus ließ eine Mutter mit ihren sieben Söhnen vor sich führen und befahl ihnen, Schweinefleisch zu essen, das nach jüdischem Gesetz zu essen verboten war. Da sie jedoch dem Gesetz des Herrn, nicht aber dem König Antiochus gehorchen wollten, wurden sie mit Riemen und Geißeln geschlagen. Der älteste der Brüder sprach: "Wir wollen lieber sterben als das Gesetz Gottes übertreten!" Außer sich vor Zorn, ließ ihm der König vor der Mutter und den anderen Brüdern die Zunge herausschneiden, grausam verstümmeln und schließlich töten. Während er gemartert wurde, ermahnten sich die übrigen Büder gegenseitig, heldenhaft zu sterben.

Darauf wurde der zweite ergriffen. Man zog ihm die Kopfhaut ab und fragte ihn, ob er Schweinefleisch essen wolle. Er sagte: "Ich tue es nicht!" Da wurde er genauso gemartert wie der erste. Als er in den letzten Zügen dalag sagte er noch zum König: "Du Verbrecher! Du kannst uns wohl das irdische Leben rauben. Aber der König der Welt wird uns zu neuem ewigem Leben auferwecken, da wir für sein Gesetze sterben!" Der dritte hielt seine Hände mutig hin und sprach: "Vom Himmel habe ich diese empfangen; von ihm hoffe ich sie wieder zu erhalten." Selbst der König und die Henker staunten über den Mut des Jünglings, weil er die Quäler für nichts erachtete. Mit dem gleichen Mut starben auch die drei folgenden Brüder. Den jüngsten Sohn versuchte König Antiochius durch gute Worte und hohe Versprechungen zu überreden, von den Gesetzen der Väter abzufallen. Aber der Knabe ging nicht darauf ein. Nun ließ der König die Mutter herbeirufen und drang in sie, dem Sohne zum Guten zu raten.

Die Mutter neigte sich zu ihrem Sohne und sagte in ihrer jüdischen Muttersprache zu ihm: "Ich bitte dich, mein Kind, schaue auf zum Himmel und blicke hin auf die Erde und auf alles, was darin ist! Das alles, auch das Menschengeschlecht hat Gott aus nichts gemacht. Fürchte dich nicht vor diesem Henker, sondern zeige dich deiner Brüder würdig! Nimm den Tod willig an, damit ich dich mit deinen Brüdern im ewigen Leben wieder sehe!" Während die Mutter noch redete, sprach der Jüngste zu den Henkern: "Worauf wartet ihr? Ich gehorche nicht dem Gebot des Königs,sondern dem Gesetz, das Gott durch Mose unseren Vätern gegeben hat". Zum König Antiochus gewendet, sagte er: "Du aber, Gottloser und Verruchtester aller Menschen, überhebe dich nicht in eitlem Zorn. Du wirst der Hand des allmächtigen Gottes nicht entrinnen". Außer sich vor Zorn wütete der König gegen ihn noch grausamer als gegen die anderen. Als letzte starb nach ihren sieben Söhnen auch die Mutter.

Weissagungen der Zukunft

Der Gedanke, der in der Geschichte von Jona erzählend ausgedrückt wird, taucht bei vielen Propheten des Alten Testamentes immer wieder auf. Er will deutlich machen, daß Gottes Liebe persönlich und allumfassend ist. Persönlich, weil sie dem Volk Israel und Juda gilt, mit dem Gott zur Zeit Moses einen Bund geschlossen hatte; allumfassend, weil sie dadurch nicht an ein bestimmtes Volk, an eine Zeit oder einen Ort gebunden ist. Die allumfassende Liebe Gottes kommt in der ersten der folgenden Schriftstellen des Micha zum Ausdruck, in welcher der Prophet die Tage der Freiheit prophezeit, da alle Völker in Frieden Gott anbeten werden.

Es wird geschehen in den letzten Tagen, da steht der Berg mit dem Hause des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge; er wird die Hügel überragen. Die Völker werden zu ihm hinströmen und viele Nationen werden sich aufmachen und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berge des Herrn, zum Hause des Gottes Jakobs! Er soll uns seine Wege lehren, daß wir wandeln auf seinen Pfaden! Von Zion wird Weisung ausgehen, urd das Wort des Herrn von Jerusalem." Er wird Recht sprechen unter vielen Völkern und Weisung geben starken Nationen bis in die Ferne. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Spieße zu Winzermessern. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

Die persönliche Liebe Gottes wird deutlich in der zweiten Schriftstelle, in der zuerst Gott spricht dann das Volk Israel, und schließlich, im letzten Vers, Micha selber. Michas Worte sind die Zusammenfassung der Lehren aller Propheten. Gott fordert von seinem Volk keine Opfer, sondern ein Leben in Gerechtigkeit, Güte und Frieden.

"Mein Volk, was habe ich dir getan? Womit dich verdrossen ? Lege Zeugnis ab gegen mich! Habe ich dich doch aus dem Lande Ägypten geführt und dich aus dem Sklavenhause erlöst, habe dir Mose und Aaron und Mirjam als Führer gesandt."

"Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem Gott der Höhe? Soll ich vor ihn treten mit Brandopfern, mit einjährigen Kälbern?" "Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Recht üben, die Güte lieben und demütig wandeln vor deinem Gott."

Ende des Alten Testaments
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