Die fünf Bücher Mose
  
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Der Stab Mose wird zur Schlange.

Da taten Mose und Aaron, wie ihnen der Herr geboten hatte. Mose war 80 Jahre alt, Aaron war 83 Jahre alt, als sie mit dem Pharao redeten. Danach sprach der Herr zu Mose und Aaron:"Wenn der Pharao zu euch sagt: 'Weist euch durch ein Wunder aus', so sollst du zu Aaron sagen: 'Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Pharao hin'. Dann wird er zur Schlange werden". Da gingen Mose und Aaron zum Pharao und taten, wie der Herr geboten hatte. Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und seine Leute hin, und er wurde zur Schlange. Aber der Pharao ließ seine Weisen und Zauberer rufen. Auch sie warfen ihren Stab hin, und es wurden Schlangen daraus. Aber Aarons Stab verschlang die anderen Stäbe.

Die Plage des Flusses.

Doch das Herz des Pharao blieb verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie es der Herr vorausgesagt hatte. Da sprach der Herr zu Mose:"Das Herz des Pharao ist verstockt. Er weigert sich, das Volk ziehen zu lassen. Begib dich morgen früh zum Pharao und tritt ihm entgegen am Ufer des Nil, in der Hand den Stab, der zur Schlange geworden ist. Dann sprich zu ihm: 'Der Herr, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt um dir zu sagen: Laß mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste diene! Doch du hast bisher nicht hören wollen. Darum spricht der Herr :

Daran sollst du erkennen, daß ich der Herr bin: Siehe, ich will mit dem Stab in meiner Hand auf das Wasser des Flusses schlagen, dann wird es sich in Blut verwandeln. Die Fische im Nil werden sterben, der Nil wird in Fäulnis übergehen, und es wird die Ägypter ekeln, das Wasser des Nils zu trinken". Weiter sprach der Herr zu Mose: "Sage zu Aaron: 'Nimm deinen Stab und strecke deine Hand aus über die Gewässer Ägyptens, über die Flüsse und Kanäle, über die Teiche und Wasserbecken, daß sie zu Blut werden. Alles Wasser im ganzen Lande Ägypten, auch das in den hölzernen Gefäßen und in den Steinkrügen, werde zu Blut."Mose und Aaron taten, wie der Herr geboten hatte:

Aaron erhob den Stab und schlug vor den Augen des Pharao und seiner Leute auf das Wasser im Nil, und alles Wasser im Nil verwandelte sich in Blut. Die Fische im Nil starben, und der Nil ging in Fäulnis über, so daß die Ägypter kein Wasser mehr aus dem Nil trinken konnten. Die ägyptischen Zauberer aber taten dasselbe mit ihren geheimen Künsten. Das Herz des Pharao blieb verstockt; er hörte nicht auf Mose und Aaron, wie es der Herr vorausgesagt hatte. Da wandte sich der Pharao und ging zurück zu seinem Palast, nahm sich aber dies nicht zu Herzen. Alle Ägypter gruben in der Umgebung des Nil nach Wasser, um zu trinken; denn das Nilwasser konnten sie nicht trinken. Das dauerte volle sieben Tage, nachdem der Herr den Nil geschlagen hatte.

Die Plage der Frösche

Danach sprach der Herr zu Mose:"Gehe zum Pharao und sage zu ihm: 'So sprach der Herr: Laß mein Volk ziehen, daß es mir diene! Wenn du dich aber weigerst, es ziehen zu lassen, so will ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen plagen. Der Nil soll von Fröschen wimmeln. Sie sollen heraufsteigen und in deinen Palast, in dein Schlafzimmer und auf dein Bett kommen, auch in die Häuser deiner Leute und deines Volkes, in deine Backöfen und deine Kochtöpfe. An dir, an deinem Volke und an allen deinen Leuten sollen die Frösche heraufkriechen." Der Herr sprach zu Mose: "Sage zu Aaron: 'Strecke deine Hand mit dem Stabe aus über die Flüsse, die Kanäle und die Teiche und laß die Frösche über das Land Ägypten kommen."

Aaron streckte seine Hand aus über die Gewässer Ägyptens; da kamen die Frösche herauf und bedeckten das Land Ägypten. Aber die Zauberer taten dasselbe mit ihren geheimen Künsten. Sie ließen die Frösche über das Land Ägypten kommen. Da rief der Pharao Mose und Aaron zu sich und sprach: "Legt bei eurem Gott Fürbitte ein, damit er die Frösche von mir und meinem Volke nimmt. Ich will dann das Volk ziehen lassen, damit es seinem Gott opfere." Mose antwortete dem Pharao: "Sage mir, wann ich für dich, für deine Leute und für dein Volk bitten soll, damit die Frösche von dir und deinen Häusern vertrieben werden; nur im Nil sollen sie bleiben". Der Pharao sprach: "Morgen." Da antwortete Mose:

"Wie du es wünschst! Du sollst erkennen, daß der Herr, unser Gott, nicht seinesgleichen hat. Die Frösche sollen von dir und deinen Häusern, von deinen Leuten und von deinem Volke genommen werden; nur im Nil sollen sie noch bleiben". Als Mose und Aaron aus dem Palast des Pharao hinausgegangen waren, betete Mose zum Herrn wegen der Frösche, die er dem Pharao geschickt hatte. Der Herr tat, wie Mose gebeten hatte: Die Frösche starben in den Häusern, in den Dörfern und auf dem Felde. Man schüttete sie in Haufen zusammen, so daß über dem Land ein übler Geruch lag. Als aber der Pharao sah, daß es ihm besser ging, verhärtete sich sein Herz wiederum, und er hörte nicht auf Mose und Aaron, wie es der Herr vorausgesagt hatte.

Plage der Mücken

Danach sprach der Herr zu Mose: "Sage zu Aaron: ''Strecke deinen Stab aus und schlage in den Staub auf der Erde', damit er zu Mücken werde im ganzen Lande Ägypten." Sie taten also: Aaron streckte die Hand mit dem Stabe aus und schlug in den Staub auf der Erde. Er wurde zu Mücken und kam über die Menschen und das Vieh im ganzen Lande Ägypten. Die Zauberer versuchten dasselbe zu tun mit ihren geheimen Künsten, aber dieses Mal konnten sie es nicht. Da sprachen sie zum Pharao: "Das ist Gottes Fügung!" Trotzdem blieb das Herz des Pharao auch diesmal verstockt: er ließ das Volk nicht ziehen.

Danach sprach der Herr zu Mose:"Tritt morgen in der Frühe vor den Pharao und sage zu ihm: 'So spricht der Herr: ' Wenn du mein Volk nicht ziehen läßt, daß es mir diene, so lasse ich auf dich und deine Leute, auf dein Volk und deine Häuser die Stechmücken los, dass die Häuser der Ägypter voll werden von den Stechmücken, und sogar der Boden, auf dem sie stehen. An jenem Tage will ich aber mit dem Lande Gosen, wo mein Volk wohnt, eine Ausnahme machen, so dass es dort keine Stechmücken gibt. Du sollst erkennen, dass ich der Herr über die Erde bin. Morgen will ich eine Scheidewand setzen zwischen deinem und meinem Volk".

Der Herr tat also: Eine Menge Stechmücken kam in den Palast des Pharao und in die Häuser der Leute, ja, über das ganze Land Ägypten. Das Land litt schwer unter den Stechmücken. Da rief der Pharao Moses und Aaron zu sich und sprach: "Nun, so geht, opfert euerem Gott hier in Ägypten!" Mose sprach: "Wir können unserem Gott nicht vor den Ägyptern opfern, weil ihnen unsere Opfer ein Greuel sind. Wenn wir vor den Augen der Ägypter opfern, so würden sie uns steinigen. Drei Tagereisen weit wollen wir in die Wüste ziehen und dann dem Herrn, unserem Gott, opfern, wie er befohlen hat."

Da sprach der Pharao:"Ich will euch ziehen lassen, damit ihr in der Wüste eurem Gott opfern könnt. Nur eines fordere ich: daß ihr nicht allzu weit wegzieht. Legt auch Fürbitte für mich ein! "Mose antwortete: "Sobald ich von dir hinausgegangen bin, will ich den Herrn bitten, daß die Stechmücken morgen vom Pharao, von seinen Leuten und von seinem Volke weichen. Der Pharao darf uns aber nicht wieder täuschen und das Volk doch nicht ziehen lassen, dem Herrn zu opfern!" Dann ging Mose vom Pharao weg und legte Fürbitte ein bei dem Herrn. Der Herr tat, wie Mose gebeten hatte: Er ließ die Stechmücken weichen vom Pharao, von seinen Leuten und von seinem Volke, so daß keine einzige übrigblieb. Aber der Pharao blieb auch diesmal in seinem Herzen hart und ließ das Volk nicht ziehen.

Die Plage über das Vieh

Danach sprach der Herr zu Mose:"Gehe zum Pharao und sage zu ihm: 'So spricht der Herr: Laß mein Volk ziehen, damit es mir diene. Wenn du dich aber wieder weigerst, so wird die Hand des Herrn mit einer furchtbaren Pest über dein Vieh kommen, über Pferde, Esel und Kamele, über Rinder und Schafe. Der Herr wird aber einen Unterschied machen zwischen dem Vieh der Israeliten und dem Vieh der Ägypter: Von allem, was den Israeliten gehört, wird kein Stück umkommen." Der Herr bestimmte eine Zeit und sprach: "Morgen werde ich dieses tun." Am anderen Morgen starb alles Vieh der Ägypter. Von dem Vieh der Israeliten aber starb kein einziges Stück. Da ließ der Pharao nachsehen, doch immer noch war sein Herz verstockt, und er ließ das Volk nicht ziehen.

Die Plage der Geschwüre

Danach sprach der Herr zu Mose und Aaron: "Nehmt euch beide Hände voll Ofenruß! Mose streue ihn vor den Augen des Pharao in die Luft! Dann wird er zu Staub werden über dem ganzen Lande Ägypten, und es werden daraus an den Menschen und am Vieh im ganzen Land Geschwüre entstehen." Sie nahmen den Ofenruß und traten vor den Pharao. Mose streute ihn in die Luft. Da entstanden an den Menschen und am Vieh Geschwüre, die aufbrachen. Die Zauberer aber konnten wegen ihrer Geschwüre Mose nicht entgegentreten, denn die Geschwüre kamen auch über die Zauberer wie über alle Ägypter. Aber der Herr machte das Herz des Pharao hart. Er hörte nicht auf sie, wie es der Herr dem Mose vorausgesagt hatte.

Die Plagen von Hagel und Feuer

Danach sprach der Herr zu Mose:"Tritt morgen in der Frühe vor den Pharao und sage zu ihm: 'So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Diesmal will ich dich, deine Leute und dein Volk all meine Plagen spüren lassen, damit du erkennst, daß in aller Welt nicht meinesgleichen ist! Noch immer willst du mein Volk nicht ziehen lassen. Darum will ich morgen um diese Zeit einen furchtbaren Hagel niedergehen lassen, wie er noch nicht dagewesen ist in Ägypten, seit seiner Gründung. Bringe dein Vieh und alles, was du auf dem Felde hast, in Sicherheit; denn alle Menschen und die Tiere, die sich auf dem Felde befinden und nicht im Haus Schutz suchen, werden sterben, wenn der Hagel auf sie niedergeht."

Wer nun unter den Leuten des Pharao das Wort des Herrn fürchtete, der ließ seine Knechte und sein Vieh in die Häuser flüchten. Wer sich aber nicht an das Wort des Herrn hielt, der ließ seine Knechte und sein Vieh auf dem Felde.Wie ihm der Herr befohlen hatte, streckte Mose seinen Stab zum Himmel. Der Herr ließ es donnern und hageln, und Feuer fuhr zur Erde nieder. Es war ein Hagel, und ein unaufhörliches Feuer unter dem Hagel, wie man es nie gesehen hatte, seit Menschen in Ägypten lebten. Der Hagel erschlug alles, was auf dem Felde war, Menschen, Vieh und Pflanzen; er brach alle Bäume auf dem Felde. Nur im Lande Gosen, wo die Israeliten wohnten, hagelte es nicht. Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und sprach zu ihnen: "Diesmal bin ich schuldig. Euer Gott ist im Recht, ich aber und mein Volk, wir sind im Unrecht. Legt Fürbitte ein bei eurem Gott. Es ist nun mehr als genug. Ich will euch ziehen lassen; ihr sollt nicht länger bleiben." Als nun Mose vom Pharao hinweg und zur Stadt hinausgegangen war, breitete er seine Hände zu dem Herrn aus. Da hörten Donner und Hagel auf. Aber der Pharao verharrte in seiner Sünde; sein Herz blieb verstockt, und er ließ die Kinder Israel nicht ziehen.

Die Plage der Heuschrecken

Danach sprach der Herr zu Mose:"Ich habe dies alles getan, damit du deinen Kindern und Kindeskindern erzählen kannst, wie ich die Ägypter bestraft und welche Zeichen ich ihnen gegeben habe, damit ihr erkennt, daß ich der Herr bin!" Da gingen Mose und Aaron zum Pharao und sprachen zu ihm: "So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: 'Wie lange willst du dich noch weigern, dich vor mir zu demütigen? Laß mein Volk ziehen, sonst bringe ich morgen Heuschreckenschwärme in dein Land, die den ganzen Boden bedecken, so daß man die Erde nicht mehr sehen kann.

Sie sollen alles auffressen, was euch nach dem Hagel noch übriggeblieben ist, und alle Bäume kahlfressen, die auf dem Felde wachsen. Sie sollen deine Häuser, die Häuser deiner Leute und die Häuser aller Ägypter füllen, wie es deine Väter und Vorväter nie gesehen haben." Sie wandten sich und gingen vom Pharao hinaus. Nun sprachen die Diener zum Pharao: "Wie lange soll dieser Mensch uns noch Verderben bringen ? Laß doch die Leute ziehen, daß sie ihrem Gott dienen. Siehst du noch nicht ein, daß Ägypten zugrunde geht ? "Da wurden Mose und Aaron zum Pharao zurückgerufen, und er sprach zu ihnen: "Geht und dienet dem Herrn, eurem Gott! Wer aber soll denn mit euch ziehen ?" Mose antwortete:

"Wir alle wollen gehen, auch die Kinder und Greise, mit unseren Söhnen und Töchtern. Auch unsere Schafe und Rinder wollen wir mitnehmen; denn wir haben das Fest des Herrn zu feiern." Der Pharao aber sprach zu ihnen: "So gewiß möge euer Gott mit euch sein, als ich euch mit euren Kindern ziehen lasse. Sicher habt ihr Böses vor. Nur ihr Männer mögt hingehen und eurem Gotte dienen." Der Pharao ließ sie hinausjagen. Da tat Mose, wie ihm der Herr befohlen hatte, und streckte seinen Stab aus über das Land Ägypten. Der Herr aber ließ einen Ostwind über das Land wehen, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Als es Morgen wurde, hatte der Ostwind die Heuschreckenschwärme gebracht. Da kamen die Heuschrecken über das ganze Land Ägypten. Nie zuvor und nie danach waren so viele Heuschrecken gekommen. Das ganze Land war von ihnen bedeckt; sie fraßen alle Pflanzen und alle Früchte auf den Bäumen, was der Hagel übriggelassen hatte, so daß nichts Grünes mehr übrigblieb im ganzen Lande Ägypten.

Da ließ der Pharao schnellstens Mose und Aaron rufen und sprach: "Ich habe gesündigt gegen den Herrn, euren Gott, und gegen euch. Vergebt mir nur noch diesmal und bittet den Herrn, euren Gott, daß er diese Plage von mir abwende." Mose ging hinaus vom Pharao und betete zum Herrn. Da verwandelte der Herr den Wind in einen sehr starken Westwind, der die Heuschrecken ins Rote Meer warf, so daß nicht eine Heuschrecke übrigblieb im ganzen Lande Ägypten. Aber der Herr machte das Herz des Pharao hart, und er ließ die Israeliten wiederum nicht ziehen.

Die Plage der Finsternis

Danach sprach der Herr zu Mose: "Strecke deine Hand zum Himmel, dann wird eine solche Finsternis kommen über das Land Ägypten, daß man die Finsternis greifen kann." Da streckte Mose seine Hand zum Himmel, und es entstand dichte Finsternis im ganzen Lande Ägypten, drei Tage lang. Keiner konnte den anderen sehen. Keiner stand auf von seinem Platze, drei Tage lang. Alle Israeliten aber hatten hellen Tag an ihren Wohnsitzen. Da ließ der Pharao Mose rufen und sprach: "Geht und dient eurem Gott ! Nur eure Schafe und Rinder sollen hier bleiben. Eure Kinder können mit euch ziehen." Mose erwiederte: "Du mußt uns sogar noch Tiere geben, daß wir sie dem Herrn, unserem Gott, als Opfer darbringen. Auch unser Vieh soll mit uns gehen, nicht ein Stück darf zurückbleiben; denn wir wissen ja nicht, wieviel wir dem Herrn opfern müssen. bis wir dort ankommen." Aber der Herr machte das Herz des Pharao hart; er wollte sie nicht ziehen lassen.

Die Plage über die Erstgeborenen

Danach sprach der Herr zu Mose: "Noch eine allerletzte Plage will ich über den Pharao und über Ägypten kommen lassen, dann wird er euch ziehen lassen. Ja, er wird euch sogar hier fortjagen!" Wieder trat Mose vor den Pharao und verkündete ihm die Worte des Herrn: "Um Mitternacht werde ich mitten durch Ägypten schreiten. Dann wird jeder Erstgeborene in Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Sklavin hinter der Handmühle, und auch alle Erstgeborenen unter dem Vieh. Es wird großes Wehklagen sein im ganzen Lande Ägypten, wie es noch nie gewesen ist und nie wieder sein wird. Den Israeliten aber soll nichts geschehen, weder Mensch noch Vieh, damit ihr erkennet, daß der Herr einen Unterschied macht zwischen Ägyptern und Israeliten." Mose ging hinaus vom Pharao in glühendem Zorn. Doch der Herr machte das Herz des Pharao hart, er ließ die Israeliten nicht ziehen.

Die Nacht des Passah

Mose rief alle Ältesten des Volkes Israel zusammen und sprach zu ihnen, wie ihm der Herr geboten hatte: "Nehmt schnell Schafe, für jede Familie eines, und schlachtet es. Dann nehmt ein Büschel Kräuter, taucht es in das Blut im Becken und bestreicht mit dem Blut die Oberschwelle und die beiden Türpfosten eures Hauses. Niemand von euch soll bis zum Morgen vor die Tür seines Hauses treten. Ihr sollt das Schaf am Feuer braten und das Fleisch essen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern. Wenn ihr es eßt, sollt ihr bereit sein zum Aufbruch: die Schuhe an den Füßen, den Wanderstab in der Hand. Ihr sollt es essen in Eile; es ist ein Passah (Vorübergang) des Herrn. Der Herr wird durch das Land schreiten, um die Ägypter zu schlagen. Wenn dann der Herr das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Pfosten sieht, wird er an der Türe vorübergehen und den Tod nicht in eure Häuser kommen lassen, um euch zu schlagen.

Dieses Gebot sollt ihr halten, ihr und eure Kinder, als ewigen Bund. Wenn ihr in das Land kommt, das der Herr euch geben wird, wie er verheißen hat, so sollt ihr diesen heiligen Brauch stets üben. Wenn eure Kinder euch dann fragen: 'Was bedeutet denn der heilige Brauch, den ihr da übt', so sollt ihr sagen: 'Das ist das Passahopfer für den Herrn, weil er an den Häusern der Israeliten in Ägypten vorüberschritt, als er die Ägypter schlug, und unsere Häuser verschonte." Da verneigte sich das Volk und warf sich in Ehrfurcht nieder. Die Israeliten gingen hin und taten, wie der Herr dem Mose und dem Aaron geboten hatte. Es begab sich um Mitternacht, daß der Herr alle Erstgeborenen im Lande Ägypten schlug, vom Erstgeborenen des Pharao auf dem Thron, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen im Kerker und zum Erstgeborenen des Viehs. Da stand der Pharao noch in jener Nacht auf, er und alle seine Leute und alle Ägypter.

Es erhob sich großes Wehklagen in Ägypten, denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter war. Der Pharao ließ noch in derselben Nacht Mose und Aaron rufen und sprach: "Macht euch auf und zieht hinweg von meinem Volke, ihr und die Israeliten! Geht, dient eurem Gott, wie ihr gesagt habt. Nehmt auch eure Schafe und Rinder mit euch, wie ihr gesagt habt, und geht!" Die Ägypter drängten das Volk, damit es so schnell wie möglich aus dem Lande hinauszog; denn sie sagten: "Wir sind sonst alle des Todes." Die Israeliten nahmen ihren Teig mit, ehe er durchsäuert war, und trugen die Backschüsseln in ihre Kleider gewickelt auf den Schultern. Nun brachen die Israeliten auf von Ramses nach Sukkoth, an die sechshunderttausend Mann zu Fuß, die Kinder nicht gerechnet. Auch viel fremdes Volk zog mit ihnen, dazu eine gewaltige Menge Schafe und Rinder. Die Zeit aber, welche die Israeliten in Ägypten wohnten, betrug vierhundertunddreißig Jahre.

Der Auszug aus Ägypten
Der Durchzug durch das Rote Meer

Von Sukkoth zogen die Israeliten weiter und lagerten sich in Etham am Rande der Wüste. Der Herr aber zog vor ihnen her...am Tage in einer Wolkensäule, die ihnen den Weg wies, bei Nacht in einer Feuersäule, die ihnen leuchtete, damit sie bei Tag und bei Nacht wandern konnten.

Nie wich die Wolkensäule am Tage und nie die Feuersäule bei Nacht von der Spitze des Zuges. Als nun dem König von Ägypten gemeldet wurde, daß das Volk geflohen sei, da änderte sich der Sinn des Pharao und seiner Leute gegenüber dem Volke, und sie sprachen: "Was haben wir da getan? Warum haben wir die Israeliten ziehen lassen, so daß sie uns nicht mehr dienen" ?

Der Pharao läßt seine Kriegswagen anspannen

Der Pharao ließ seinen Kriegswagen anspannen und nahm seine Leute mit sich. Er nahm sechshundert auserlesene Kriegswagen von allen Kriegswagen Ägyptens, und drei Wagenkämpfer auf einem jeden.Der Herr verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, und der Pharao jagte den Israeliten nach und erreichten sie, als sie am Meer lagerten - alle Pferde der Kriegswagen, die Reiter und die Kriegsmacht des Pharao -, bei Pihachiroth gegenüber von Baal-Zephon. Als nun der Pharao schon ganz nahe herangekommen war, sahen plötzlich die Israeliten die Ägypter hinter sich herziehen. Da fürchteten sie sich sehr. Die Israeliten schrien zum Herrn und sprachen zu Mose: "Gab es denn keine Gräber in Ägypten? Mußtest du uns wegführen, damit wir in der Wüste sterben? Was hast du uns da angetan, als du uns aus Ägypten weg geführt hast! Haben wir dir's nicht schon in Ägypten gesagt: 'Laß uns in Ruhe! Wir wollen den Ägyptern dienen'? Denn es wäre besser für uns gewesen, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. "Mose aber sprach zum Volke: "Fürchtet euch nicht! Haltet stand, so werdet ihr sehen, wie der Herr euch heute helfen wird; denn so, wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wieder sehen. Der Herr wird für euch kämpfen."

Die Israeliten ziehen durch das Rote Meer

Danach sprach der Herr zu Mose: "Was schreist du zu mir? Sage doch den Israeliten, sie sollen aufbrechen. Du aber hebe deinen Stab und strecke deine Hand über das Meer aus und teile es, damit die Israeliten mitten im Meere auf dem Trockenen gehen können. Ich will dann das Herz der Ägypter verhärten, daß sie ihnen nacheilen. Ich will meine Macht zeigen über den Pharao und über seine ganze Kriegsmacht, seine Streitwagen und seine Reiter. Wenn ich meine Macht gezeigt habe, sollen die Ägypter erkennen, daß ich der Herr bin." Da wechselte der Engel Gottes, der bisher vor dem Wanderzug Israels einhergezogen war, seinen Platz und trat hinter sie. Die Wolkensäule vor ihnen ging weg und stellte sich hinter sie.

So kam sie zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels zu stehen und verfinsterte sich, so daß während der Nacht keiner den anderen sah und nahe kam. Mose streckte seine Hand aus über das Meer. Der Herr trieb das Meer während der Nacht durch einen starken Ostwind zurück und legte das Meer trocken; und die Wasser teilten sich. So gingen die Israeliten mitten durch das Meer auf dem Trockenen, während die Wasser zur Rechten und zur Linken von ihnen wie eine Mauer standen. Die Ägypter aber jagten ihnen nach und und zogen hinter ihnen her, alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter, mitten ins Meer hinein. Als der Morgen kam, schaute der Herr in der Feuer- und Wolkensäule hinab auf das verwirrte Heer der Ägypter. Er hemmte die Räder ihrer Wagen und ließ sie nur mühsam vorwärtskommen. Da sprachen die Ägypter: "Laßt uns vor den Israeliten fliehen, denn der Herr streitet für sie gegen Ägypten!"

Die Ägypter ertrinken im Roten Meer

Der Herr sprach zu Mose: "Strecke deine Hand aus über das Meer, damit die Wasser zurückfluten auf die Ägypter, auf ihre Wagen und auf ihre Reiter". Mose streckte die Hand aus über das Meer, und beim Anbruch des Morgens strömte das Meer in sein Bett zurück. Die Ägypter flohen, aber der Herr trieb die Ägypter mitten ins Meer hinein. Die Wasser strömten zurück und bedeckten die Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht des Pharao, die ihnen ins Meer nachgefolgt war. Nicht einer von ihnen blieb am Leben. Die Israeliten aber waren mitten durch das Meer auf dem Trockenen gegangen, während die Wasser zur Rechten und zur Linken von ihnen wie eine Mauer standen. So errettete der Herr an jenem Tage die Israeliten aus der Hand der Ägypter. Die Israeliten sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen. Als das Volk Israel sah, wie machtvoll sich die Hand des Herrn an den Ägyptern erwiesen hatte, fürchtete das Volk den Herrn, und sie glaubten an den Herrn und an seinen Knecht Mose.

Da griff die Prophetin Mirjam, Aarons Schwester zur Handtrommel, und alle Frauen zogen hinter ihr her mit Handtrommeln und tanzten im Reigen.