Die fünf Bücher Mose
    
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Moses steigt auf den Berg Sinai.

Im dritten Monat seit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten kamen sie in die Wüste Sinai. Sie schlugen ihre Zelte in der Wüste auf und lagerten sich gegenüber dem Berg. Mose aber stieg hinauf zu Gott. Der Herr rief ihm vom Berge aus zu und sprach: "Sage den Israeliten: 'Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern getan, wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und euch hierher zu mir gebracht habe. Wenn ihr nun auf meine Stimme getreu hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein. Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.' Dies sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst." Mose stieg herab, rief die Ältesten des Volkes zusammen und legte ihnen alle Worte des Herrn vor. Das ganze Volk antwortete demütig:

"Alles, was der Herr befohlen hat, wollen wir tun. "Mose überbrachte dem Herrn die Antwort des Volkes. Da sprach der Herr zu Mose: "Siehe, ich werde in einer dichten Wolke zu dir kommen, damit das Volk es hört, wenn ich mit dir rede, und dir für immer vertraut. Ordne an, daß sie ihre Kleider waschen und sich bereit halten auf übermorgen; denn übermorgen wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabkommen. Ziehe eine Grenze rings um den Berg und warne sie, auf den Berg zu steigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren. Jeder, der den Berg berührt, muss sterben! Wer ihn berührt, soll gesteinigt oder getötet werden, sei es Tier oder Mensch. Erst wenn das Horn ertönt, sollen sie den Berg hinaufsteigen!"

Blitz, Donner, Feuer, Rauch und Posaunenschall am Sinai

"Als aber das Volk die Donnerschläge und Blitze, den Posaunenschall und den rauchenden Berg wahrnahm, da fürchtete es sich, wich zurück und blieb in der Ferne stehen. Sie sprachen zu Mose: "Rede du mit uns, so wollen wir darauf hören. Aber Gott soll mit uns nicht reden, sonst müßten wir sterben". Mose sprach zum Volke: "Fürchtet euch nicht! Gott ist nur gekommen, um euch auf die Probe zu stellen; damit ihr ihn fürchtet und nicht sündigt". So blieb das Volk in der Ferne stehen, während sich Mose der dunklen Wolke nahte, in der Gott war."

Moses steigt zum Volk hinab

Darauf stieg Mose vom Berg zum Volke herab, segnete es, und sie wuschen ihre Kleider. Er sprach zum Volke: "Seid bereit auf übermorgen!" Am dritten Tage aber, als es Morgen geworden war, brachen Donner los, Blitze zuckten, und schweres Gewölk hing über dem Berg. Mächtiger Posaunenschall ertönte, so daß das ganze Volk im Lager erschrak. Da führte Mose das Volk aus dem Lager heraus, Gott entgegen. Sie stellten sich am Fuße des Berges auf. Der Berg Sinai aber war ganz in Rauch gehüllt, weil der Herr im Feuer auf ihn herabgekommen war. Der Rauch stieg wie der Rauch eines Schmelzofen auf. Der ganze Berg erbebte stark. Der Posaunenschall wurde stärker und stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm im Donner. Als nun der Herr auf den Berg Sinai herabgekommen war, rief er Mose auf die Spitze des Berges, und Mose stieg hinauf.

Die Zehn Gebote

Da sprach Gott all die folgenden Worte: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Du sollst dir kein Schnitzbild machen, noch irgendein Abbild von dem, was droben im Himmel, unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist! Du sollst sie nicht anbeten und sie nicht verehren. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Kinder derer, die mich hassen, heimsucht, der aber Gnade übt an den Kindern derer, die mich lieben und meine Gebote halten.

1. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.

2. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heilig haltest.

3. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Doch der siebte Tag ist der Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keine Arbeit tun, weder du selbst, noch ein Mitglied deiner Familie und deines Hauses, noch der Fremdling, der bei euch weilt. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, erschaffen. Doch am siebenten Tag ruhte er. Darum segnete der Herr den Sabbat und erklärte ihn für heilig.

4. Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß du lange lebest in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben will.

5. Du sollst nicht töten!

6. Du sollst nicht ehebrechen!

7. Du sollst nicht stehlen!

8. Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten!

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut!

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!

Die Stammesgesetze

Gott redete mit Mose und gab ihm Gesetze, die von den Stämmen Israels befolgt werden sollten. Unter den Gesetzen, die er ihnen gab, waren folgende: "Wer einen Menschen schlägt, so daß er stirbt, soll getötet werden. Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, soll getötet werden. Wer einen Menschen raubt, ob er ihn nun verkauft oder als Sklaven behält, soll getötet werden. Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll getötet werden. Ihr sollt geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde.

Wer aber einen Dieb beim Einbrechen ertappt und tötet, soll straflos bleiben. Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau so stößt, daß sie sterben, so soll man das Rind steinigen und sein Fleisch nicht essen. Der Besitzer des Rindes aber bleibt straflos. Wenn jedoch das Rind schon einige Zeit stößig war und sein Besitzer schon verwarnt wurde, es aber trotzdem nicht bewachte, so soll man das Rind steinigen, und auch sein Besitzer soll getötet werden. Wenn jemand ein Rind oder ein Schaf stiehlt und es schlachtet oder verkauft, so soll er fünf Rinder für das eine Rind, und vier Schafe für das eine Schaf erstatten. Findet man das Gestohlene, sei es Rind oder Esel oder Schaf, noch lebend bei ihm, so soll er es doppelt erstatten.

Wer anderen Göttern opfert ausser dem Herrn, der sei im Bann! Einen Fremdling sollt ihr nicht unterdrücken, denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen in Ägypten. Witwen und Waisen sollt ihr nicht unterdrücken. Wenn ihr sie doch unterdrückt, und sie schreien zu mir, so werde ich ihr Schreien gewiß erhören. Mein Zorn wird groß sein; ich werde euch töten und eure Frauen werden Witwen und eure Kinder Waisen. Wenn ihr einem aus meinem Volke Geld leiht, der arm ist, dürft ihr ihm keinen Zins auflegen. Ihr sollt ohne Klagen den Vorstehern und den Richtern des Volkes gehorchen."

Die Bundeslade

Mose kam herab und berichtete dem Volk alle Gebote des Herrn, und das Volk sprach: "Alle Gebote des Herrn wollen wir halten". Da schrieb Mose alle Gebote des Herrn auf. Am anderen Morgen aber in der Frühe errichtete er einen Altar mit zwölf Gedenksteinen für die zwölf Stämme Israels, und er opferte dem Herrn. Da stiegen Mose und Aaron und siebzig von den Ältesten Israels hinauf, und sie schauten den Gott Israels. Der Herr sprach zu Mose: "Steige zu mir auf den Berg. Ich werde dir steinerne Tafeln geben mit den Gesetzen und Geboten, die ich zur Unterweisung des Volkes niedergeschrieben habe." Mose machte sich auf mit seinem Diener Josua und stieg auf den Berg Gottes. Zu den Ältesten aber sprach er: "Wartet ihr hier auf uns. Aaron und Hur bleiben bei euch: Wer eine Rechtssache hat, der wende sich an sie."

Als nun Mose auf den Berg kam, bedeckte die Wolke den Berg. Die Herrlichkeit Gottes thronte auf dem Berg Sinai, und die Wolke bedeckte den Berg sechs Tage lang. Am siebenten Tag rief Gott aus der Wolke Mose zu. Die Herrlichkeit des Herrn aber war für die Israeliten anzuschauen wie ein verzehrendes Feuer auf dem Gipfel des Berges.Da ging Mose mitten in die Wolke hinein, stieg auf den Berg und blieb vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge. Der Herr sprach zu Mose:

"Sie sollen für mich eine Abgabe erheben. Von jedem, der von Herzen gern gibt, sollt ihr die Abgabe erheben. Die Abgabe, die ihr erheben sollt, sei folgende: Gold, Silber und Kupfer, violette Stoffe, Purpur und Scharlach, feines Leinen und Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle, Tachaschhäute und Akazienholz; ÖI für den Leuchter, Balsam für das Salböl und für wohlriechendes Räucherwerk, Karneole und andere Edelsteine. Sie sollen mir ein Heiligtum errichten, denn ich will mitten unter ihnen wohnen. Wie ich es dir zeigen werde, sollen sie es machen. Verfertigt eine Lade aus Akazienholz, zweieinhalb Ellen lang, eineinhalb Ellen breit und eineinhalb Ellen hoch! Uberziehe sie mit reinem Gold, von innen und von außen, und befestige ringsherum eine Leiste aus Gold. Bringe vier goldene Ringe an, und zwar zwei an der einen, und zwei an der anderen Seitenwand. Durch die Ringe sollst du mit Gold überzogene Stangen aus Akazienholz stecken, damit man sie mit ihnen tragen kann. Die Stangen sollen in den Ringen der Lade bleiben; sie sollen nicht herausgezogen werden. In die Lade aber sollst du das Gesetz legen, das ich dir geben werde!

Dann sollst du eine Deckplatte aus reinem Gold verfertigen, zweieinhalb Ellen lang und eineinhalb Ellen breit. An den beiden Enden der Deckplatte sollst du je eine Engelsfigur anbringen in getriebener Arbeit aus Gold. Die Engel sollen ihre Flügel nach oben ausbreiten und damit die Deckplatte überdachen. Sie sollen einander das Angesicht zukehren. Du sollst die Deckplatte oben auf die Lade setzen und in die Lade das Gesetz legen, das ich dir geben werde. Dort will ich mich dir offenbaren, und zwar von der Deckplatte aus, zwischen den Engeln auf der Lade. Fertige auch einen Tisch aus Akazienholz an! Überziehe ihn mit Gold und umschließe ihn mit einer goldenen Einfassung mit je einem goldenen Ring an den vier Seiten. Durch die Ringe sollst du mit Gold überzogene Stangen aus Akazienholz stecken, damit man den Tisch tragen kann. Mache auch einen Leuchter aus reinem Gold; in getriebener Arbeit soll der Leuchter hergestellt werden, sein Fuß und sein Schaft. Seine Kelche - Knäufe mit Blumen - sollen aus einem Stück mit ihm sein. Sechs Röhren sollen von seinen Seiten ausgehen, drei Leuchterröhren von der einen Seite und drei Leuchterröhren von der anderen Seite aus. Das Ganze soll aus einem Stück sein, alles in getriebener Arbeit aus reinem Gold. Dann sollst du sieben Lampen anfertigen und auf ihn stellen. Die dazugehörigen Dochtscheren und Feuerschalen sollen aus feinstem Gold sein. Sieh zu, daß du alles genau nach dem Bild machst, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.

Du sollst ein Heiligtum machen, ein Zelt, ausgeschlagen mit feinem Leinen und mit blauem, purpurfarbenem und scharlachfarbenem Tuch, gedeckt mit Zeltplanen aus Ziegenhaar, rotgefärbten Widderfellen und Tachaschleder. Die Lade mit der Deckplatte soll in dem Heiligtum stehen, hinter einem Vorhang aus blauem, purpurfarbenem und scharlachfarbenem Tuch. Vor den Vorhang aber sollst du einen Tisch stellen mit Brot darauf. Zwölf Laibe Brot sollen darauf gelegt werden an jedem Sabbat, und die Priester sollen sie essen. Dann sollst du einen Altar machen und vor das Heiligtum stellen. Du aber nimm aus der Mitte der Israeliten deinen Bruder Aaron und mit ihm seine Söhne; er soll mein Priester sein. Du sollst für deinen Bruder Aaron heilige Kleider nähen lassen, zur Auszeichnung und zur Zierde. Rede auch mit den Kunstverständigen, die ich mit dem Geist der Weisheit erfüllt habe. Sie sollen die Kleider für Aaron anfertigen, damit man ihn weihe. Dies aber sind die Kleider, die sie machen sollen: Brustschild, Ephod, Obergewand, bunter Leibrock, Kopfbund und Gürtel.

Das Ephod soll man aus Gold, violetten, purpurnen und scharlachroten Stoffen und feinem Leinen in kunstvoller Webarbeit herstellen. Die Ketten für den Brustschild sollen aus reinem Gold gefertigt sein. Aaron soll, wenn er ins Heiligtum hineingeht, die Namen der Söhne Israel auf dem Brustschild immer auf dem Herzen tragen, zum immerwährenden Gedenken vor dem Herrn. Das Obergewand soll ganz aus violettem Stoff gefertigt sein. An seinem Saum sollen blaue, rote und scharlachfarbene Granatäpfel angebracht sein und dazwischen goldene Schellen. Aaron soll das Gewand tragen beim heiligen Dienst, und man soll es klingen hören, wenn er im Heiligtum vor den Herrn tritt und wenn er wieder hinausgeht. Du sollst auch ein Stirnblatt von reinem Gold anfertigen und darauf eingravieren lassen: HEILIG DEM HERRN! Es soll mit einer violetten Schnur an der Vorderseite des Kopfbundes befestigt werden. Es soll auf der Stirn Aarons sein als Zeichen seines Priestertums damit die Opfer, die Israeliten darbringen, vor dem Herrn Wohlgefallen finden. Du sollst Aaron und seine Söhne salben und in ihr Amt einführen, damit sie mir als Priester dienen! Dies ist die Vorschrift der Weihe: Nimm einen Jungstier und zwei fehllose Widder, ungesäuerte Brote, ungesäuerte, mit Öl angerührte Kuchen, dazu ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen; aus feinem Weizenmehl sollst du alles backen. Lege sie in einen Korb und bringe sie mit dem Stier und den zwei Widdern zum Opfer dar. Aaron aber und seine Söhne sollst du an den Eingang des heiligen Zeltes treten lassen und sie mit Wasser waschen.

All dieses kannst du tun, weil ich dir Männer gegeben und sie mit göttlichem Geiste erfüllt habe, mit Weisheit und Verstand und mit Kenntnis in allerlei Kunstwerk, um Erfindungen zu ersinnen und sie auszuführen in Gold, Silber und Kupfer und durch Bearbeitung von Edelsteinen und Holz. Ich habe ihnen künstlerischen Sinn verliehen, damit sie alles ausführen, was ich dir geboten habe: das heilige Zelt, die Lade für das Gesetz und die Deckplatte darauf. Rede mit den Israeliten und sage ihnen: 'Haltet besonders meine Sabbate! Denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch in all euren Geschlechtern. Sechs Tage lang soll man arbeiten; am siebten Tage aber ist hoher Feiertag, dem Herrn geweiht. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht; am siebten Tage aber ruhte er."

Als Gott seine Rede mit Mose auf dem Berge Sinai vollendet hatte, übergab er ihm zwei steinerne Tafeln, die Tafeln des Gesetzes, die vom Finger Gottes geschrieben waren.