Der Minnesänger Blondel auf der Suche nach seinem Herrn !
Blondel singt und spielt für seinen Herrn auf der Reichsburg Trifels, immer eskortiert von ihm freundlich gesinnten Rittern

Die Blondelsage ist eine mittelalterliche Sage, die von der Suche des Troubadours Blondel nach seinem gefangenen Herrn und Freund, dem englischen König Richard Löwenherz, und von dessen Befreiung erzählt. Die Sage berichtet demgegenüber, der Sänger Blondel sei auf der Suche nach Löwenherz in Deutschland von Burg zu Burg gezogen. Letzten Endes habe er ihn auf dem Trifels gefunden und, unterstützt von einer Schar Gesinnungsgenossen, gewaltsam befreit.

  Immer wieder tauchte Blondel vor der Burg Trifels auf !     

König Richard Löwenherz von England hatte auf einem Kreuzzuge auf den Wällen von Ptolemais die Fahne Leopolds von Österreich beschimpft und wurde von diesem bei seiner Rückkehr gefangengenommen und nach Dürenstein an der Donau gebracht. Doch Heinrich VI. meinte, nur ein Kaiser dürfe einen König gefangenhalten, und brachte den Löwenherz auf den Trifels, wo er zehn Monate lang der Freiheit beraubt war.

Blondel spielt für seinen Herrn.

Niemand wusste den Aufenthalt des löwenmutigen Helden. Sein treuer Sänger Blondel zog singend von Schloss zu Schloss, den guten König zu suchen. Einst kam er vor die Burg Trifels und ließ sein Lied erklingen, das nur ihm und dem König bekannt war. Als die erste Strophe geendet hatte, scholl die zweite als Antwort aus dem Turme. "O Richard, o mein König!", rief Blondel dem Einsamen zu.

 Ungehindert von den Wachen durfte Blondel flöten !  

Einmal eilte er rasch zu Tale und rückte bald mit fünfzig Mannen zum Trifels und stürmte ihn trotz heftiger Gegenwehr. Und wieder klang das Lied der Freunde durch die weiten Hallen und soll auch heute noch in einsamen Stunden dort gehört werden. Aber mit der ungehinderten Spielerei war es nun zu Ende. Von nun an durfte er nur noch alleine auf der Reichsburg erscheinen. Die erst im 13. Jahrhundert entstandene Geschichte wurde im Laufe der Zeit ausgeschmückt und entfernte sich dabei immer mehr vom tatsächlichen Geschehen. Unhistorisch ist vor allem die Episode der kämpferischen Befreiung; zeitgenössische Chronisten berichten nichts davon.

Burgruine Dürnstein
Die Burgruine Dürnstein in Österreich

In ihrer frühesten Form wurde die Sage um 1260 in den sogenannten Récits d’un Ménestrel de Reims, einer sagenhaften Kreuzzugschronik, erzählt. Die Sage wurde im 18. Jahrhundert wieder entdeckt und vor allem durch die Oper Richard Coeur de Lion von Grétry (1784) populär. In Österreich existiert eine ähnliche Sage hinsichtlich der Burg Dürnstein, auf welcher Richard Löwenherz vor seiner Gefangenschaft auf dem Trifels festgehalten wurde. Von einer gewaltsamen Befreiung ist hier allerdings nicht die Rede.

  Ehrenvolle Behandlung Richards !

Es waren hauptsächlich englische Chronisten, die berichteten, dass Richard im dunklen Kerker schmachten musste. Andere Chronisten berichten dagegen von einer ehrenvollen Behandlung. Die Beschreibung der strengen Haftbedingungen ist sehr übertrieben; denn König Richard war zu wertvoll, als dass der deutsche Kaiser ihn schlecht behandeln konnte. Für Heinrich VI. war der gefangene Richard nicht nur eine Geldquelle, sondern auch ein Faustpfand gegen die welfische Fürstenopposition unter Führung Heinrichs des Löwen. Diesen hatte Richard bereits früher immer wieder aktiv gegen Heinrich VI. unterstützt. Um nicht an den ihm feindlich gesinnten König Philipp II. von Frankreich ausgeliefert zu werden, betätigte sich Richard sogar als Diplomat und arbeitete an der Aussöhnung zwischen Heinrich VI. und den aufständischen Fürsten. Aus Richards Briefen und aus Berichten neutraler Zeitzeugen stellte der Historiker Theodor Toeche (1837–1919) folgendes Bild zusammen:

  Er durfte sich, von deutschen Rittern gefolgt, frei bewegen.     

"Er durfte sich, von deutschen Rittern gefolgt, frei bewegen. Der Verkehr mit seinen Freunden und Landsleuten, die von England herüberkamen, ihm zu huldigen oder zu raten, wurde nicht gehindert. Nur des Nachts musste er allein sein. Der Frohsinn verließ den König auch hier nicht; wer ihn sah, fand ihn launig und heiter. Die größte Belustigung gewährte ihm, mit den Wächtern sein Spiel zu treiben, sie im Ringkampf mit meisterlicher Gewandtheit zu bewältigen oder im Zechgelage sie sämtlich trunken zu machen und allein obenauf zu bleiben."

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