Heute stand der Besuch des Woronzow Palasts in Alupka auf dem Programm, in dem einst Fürst Worontsov, der Generalgouverneur von Neurussland residierte. Wo liegt eigentlich Alupka und wer war dieser Fürst Michail Semjonowitsch Woronzov?
Alupka liegt am Südhang des 1234 m hohen Berges Aj-Petri was soviel bedeutet wie heiliger Petrus, der Teil des Krimgebirges ist. Der Berg verdankt sein bizarres Aussehen seiner Entstehung als Korallenriff im Jurameer vor etwa 180 Millionen Jahren, das mit dem gesamten Krimgebirge angehoben wurde. Seit 1987 führt auf den Berg eine drei Kilometer lange Luftseilbahn, von der man eine wunderbare Aussicht auf die Südküste der Krim und das Schwarze Meer hat. Im Sommer kann man auf dem Berg Wandern und Fahrradfahren, im Winter Skifahren.
Lena und ich in der kleinen Ortschaft Alupka.
Alupka ist eine kleine Stadt an der subtropischen Südküste der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer mit 8.600 Einwohnern, rund 17 km von Jalta entfernt. Die Luft ist hier besonders rein und angenehm, da viele Kiefern außerhalb der Ortschaft wachsen. Deshalb spezialisieren sich die Sanatorien von Alupka auf die Behand-
lung von Atemwegserkrankungen. In Alupka und Umgebung gibt es längs der Küste an die zwei Dutzend staatliche Sanatorien, Erholungsheime, Pensionen und Hotels, wo während des Sommers Tausende Menschen, viele auch aus Russland und Weißrussland, ihren Urlaub verbringen. Ein Teil der Sanatorien ist das ganze Jahr in Betrieb. Da Alupka nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Jalta aus zu erreichen ist und wir das nicht wollten, nahmen wir uns ein Taxi dorthin.
Fürst Michail Semjonowitsch Woronzow war ein russischer Offizier und Politiker.
Fürst Michail Semjonowitsch Woronzow war ein russischer Offizier und Politiker. Er war Feldmarschall der russischen Streitkräfte unter Wellington, Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien sowie Vizekönig des Kaukasus.
Er verfocht liberale Ideen, modernisierte Südrussland und den Südkaukasus. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Venedig und England, wo sein Vater Russland als Diplomat vertrat. Dort erhielt er eine breite Erziehung, zu der Geistes- und Naturwissenschaften genauso gehörten wie der Besuch des englischen Parlaments und von Fabriken. Weil der Vater auch in Russland mit einer bürgerlichen Revolution und Abschaffung der Adelsvorrechte rechnete, musste der Sohn darüber hinaus einen Handwerksberuf erlernen.1801 kehrte Woronzow nach Russland zurück. Nach einem Jahr als Leutnant bei der Leibgarde des Preobraschenskij-Regiments, diente er bei den russischen Armee im Kaukasus, focht in Pommern gegen die Schweden, an der Donau und bei Ruschtschuk gegen die Türken.

1805 wurde er Major, 1807 Oberst, 1810 Generalmajor. 1812 verteidigte er in der Schlacht von Borodino die Schewardinskij-Schanzen gegen die französische Armee. Woronzow zeichnete sich in der Völkerschlacht bei Leipzig und in der Schlacht von Craon gegen Napoleon aus. 1813 wurde er als Generalleutnant Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Armee des Herzogs von Wel-
lington.1820 zurück in Moskau schloss sich Woronzow der liberalen Bewegung Russlands an. Bereits als Offizier hatte er eine Denkschrift zur menschenwürdigen Behandlung der unteren Ränge verfasst. Nun schlug er Zar Alexander I. eine Gesellschaft zur Befreiung der Leibeigenen vor. Der Zar lehnte das ab. 1823 ging Woronzow als Generalgouverneur von Noworossia und Bessarabien in die heutige Ukraine, nahm den Verwaltungssitz in Odessa und eine Privatresidenz bei Alupka auf der Krim. Er erwarb sich große Verdienste bei der Entwicklung Odessas zu einer modernen Hafenstadt, engagierte westeuropäische Ingenieure und Ärzte, schob städtebauliche Projekte an.

Er gründete ein Theater, eine öffentliche Bibliothek, ein Lyzeum, ein Institut für orientalische Sprachen und verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften, protegierte englische und französische Lokalzeitungen. Unter seiner Herrschaft wuchs die Bevölkerung des russischen Südens, weil es bekannt war, dass er entflohene Leibeigene nicht verfolgte. Flüchtlinge fanden schnell Arbeit in der expandierenden Wirtschaft der Hafenstädte am Schwarzen Meer. Zwischen 1823 und 1849 verdoppelte sich die Bevölkerung Odessas. 1844 wurde Woronzow zum Vizekönig des Kaukasus ernannt, erhielt den Fürstentitel.

Trotz vorangeschrittenen Alters erwarb er sich auch im Südkaukasus Verdienste um die Entwicklung der Kultur, des Handels, der Industrie und des Verkehrswe-
sens, wobei er jedoch im Kampf gegen die Tschetschenen Rückschläge hinneh-
men musste. So wurde ein von ihm entsandtes Heer 1845 von den Tschetschenen um Imam Schamil abgewehrt. Im Gegensatz zu seinen militärischen Maßnahmen war jedoch die von ihm eingeleitete infrastrukturelle Weitereinwicklung der Kaukasusregion erfolgreich. 1848 verpflichtete er den Italiener Giovanni Scudieri als Chefarchitekten von Tiflis. Im selben Jahr gründete er in Tiflis das erste Theater in Transkaukasien, 1846 die erste öffentliche Bibliothek.

Auf ihn gehen unzählige Bildungsinstitutionen und Gelehrtengesellschaften zurück, darunter die erste Zeitschrift in georgischer Sprache Ziskari, das Ethnographische Museum und eine Filiale der Kaiserlich-Russischen Geografischen Gesellschaft. Sein Palast (heute Jugendpalast) ist bis heute ein Schmuckstück in Zentrum der georgischen Hauptstadt.Woronzows Ziel war es, die von ihm verwalteten Gebiete an Europa heranzuführen, für eine aufgeklärte Bildung zu sorgen, privates Kapital zu schaffen und private Investitionen zur Ausbeutung der Bodenschätze in den Regionen anzuregen. Dies trug indirekt auch zur Niederschlagung des tschetschenischen Widerstandes im Jahr 1859 bei.1855 trat Woronzow in den Ruhestand. 1856 wurde er von Zar Alexander II. zum Feldmarschall ernannt. Im gleichen Jahr starb er in Odessa und wurde dort beerdigt.Woronzow war mit Elisaweta Ksawerewna Branizkaja, einer Verwandten des Fürsten Potjomkin, verheiratet und galt als einer der reichsten Männer in Russland.

Von 1828 bis 1846 ließ der Fürst Michail Woronzow, Generalgouverneur von Neurussland, sich das Schloss als seine Residenz erbauen. Architekt und Planer der romantischen Schlossanlage war der Engländer Edward Blore, der einer der Architekten des Buckingham Palace in London war. Realisiert wurde der Bau von dem englischen Architekten William Gunt. Während das Schloss von der Meeresseite (Südansicht) her im maurischen Baustil gebaut wurde, hat es von der Bergseite her (Nordansicht) einen englischen neu-gotischen Baustil. Das Schloss ist von einem riesigen Englischen Landschaftspark umgeben, der vom deutschen Landschaftsarchitekten Karl Kebach realisiert wurde. Das Anlegen des Parks dauerte mehrere Jahrzehnte, da die klimatischen Bedingungen und der steinige Boden die Arbeit erschwerten. Während der Jaltakonferenz im Jahre 1945 lebte Winston Churchill auf dem Schloss. Eine Anekdote besagt, dass Churchill einen der vier weißen Löwen der Treppe des Südportals des Schlosses kaufen wollte, dies aber Josef Stalin strikt ablehnte.
Lena und ich vor einem dieser vier Löwen. Einen dieser Löwen der Treppe des Südportals des Schlosses wollte Winston Churchill kaufen. Josef Stalin lehnte aber strikt ab.
Von der der Meeresseite her (Süden) ist das Schloß im maurischen Baustil gebaut.
Natürlich interessierten wir uns auch für die Innenräume. Man muss sagen, dass dieser Fürst wirklich nicht schlecht gewohnt hatte. Sicher wurden die Räume im Original belassen, dennoch musste vieles renoviert werden um sie der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Jedenfalls staunten wir nicht schlecht.
Lena und ich in einem der vielen vielen Innenräumen. (Bild oben und unten).
Nach der Innenbesichtigung gingen wir hinaus in den Schlossgarten und anschließend in den wunderschön angelegten Park.
Das hier war zwar verboten, aber wo kein Kläger, da kein Richter.
Leider war der Springbrunnen ausser Betrieb, dennoch war der Vorgarten von Süden her ein einziges Prachtstück. Alleine schon die herrlich angelegten Blumenbeete. Naja, kein Wunder bei diesem warmen Klima. Da wuchs alles doppelt so schnell und schön.
Die wunderschön angelegte Blumenpracht mit dem Springbrunnen.
Nachem wir uns den Wintergarten angeschaut hatten, spazierten wir wieder Richtung Ausgang, der ja auch gleichzeitig der Eingang ist.
Hier verlassen wir gerade den Woronzow Palast.
Diesmal genoss Lena den Ausblick auf der Yacht bei der Rückkehr nach Odessa.
Gegen Spätnachmittag, ja fast schon am Abend, an einem lauwarmen Tag, verließen wir den Woronzow Palast und kehrten auf die Yacht zurück. Lena schwamm noch ein paar Runden im Bordpool und stellte sich dann Backbords an die Reeling und genoss den lauwarmen Fahrtwind. Die neue Nacht würden wir wieder in unserem Hotel in Odessa verbringen, welches wir gegen 22 Uhr erreichten. Wir verabschiedeten uns von dem liebenswürdigen Ehepaar und ich gab dem 'Kapitän', der das Schiff kein einziges Mal aus den Augen gelassen hatte und auch keine Security in Anspruch genommen hatte, ein wertvolles Trinkgeld, wobei ich ihm sagte, dass dieses Geld seine Miete für die Yacht für den nächsten Monat sein würde. Lena übersetzte ihm das und als er es hörte nahm er seine Hand und zeichnete auf unser beider Stirn ein Kreuz mit den russischen Worten: "Бог благословляет Вам оба = Gott segne Sie beide!"
Wieder in Odessa.