Die stolze Burg Berwartstein.

Ritter Hans von Trotha (* um 1450; † 26. Oktober 1503 auf Burg Berwartstein), im Volksmund auch Hans Trott oder Hans Trapp genannt, war Marschall der Kurfürsten von der Pfalz und trug den französischen Ehrentitel eines Chevalier d'Or. Hans von Trotha wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit großer Wahrscheinlichkeit in Krosigk (heute Sachsen-Anhalt) geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt; er war allerdings der jüngere Bruder des 1443 geborenen Thilo von Trotha, des Bischofs von Merseburg. Schon als junger Mann trat Trotha gegen Ende der 1470er Jahre in die Dienste der Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg.

Offenbar bewährte er sich, denn bereits 1480 belohnte ihn der etwa gleichaltrige Kurfürst Philipp der Aufrichtige mit der Burg Berwartstein im südpfälzischen Wasgau und "allem Zubehör" als erblichem Lehen. Binnen vier Jahren baute der Ritter den Berwartstein zu einer Festung aus, die für damalige Verhältnisse uneinnehmbar war. Dies erreichte er unter anderem dadurch, dass er 1484 auf einem der Burg gegenüberliegenden Berghang das Vorwerk Klein-Frankreich errichten ließ. Die Anlage bestand vor allem aus einem mächtigen Batterieturm, auf dessen Plattform langrohrige Feldschlangen aufgestellt werden konnten. Nun war es möglich, Belagerer des Berwartsteins von zwei Seiten unter zielgenaues Kreuzfeuer zu nehmen.

Bild unten: Das Vorwerk Klein-Frankreich gegenüber der Burg Berwartstein.
   Das Vorwerk Klein-Frankreich gegenüber der Burg Berwartstein.   

Bereits 1152 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt. 1314 belagern die Reichsstädte Straßburg und Hagenau die Burg und zerstören großeTeile der Anlage, nachdem sie eingenommen ist. 1480 kommt der Berwartstein in den Besitz von Hans von Trotha, der die mittelalterliche Anlage verstärkt und auch den allein stehenden Geschützturm auf dem Nestelberg errichten lässt. Zu Beginn des 17. Jhdts. durch einen Brand erheblich beschädigt, bleibt die Burg fast 300 Jahre lang Ruine. Ihr heutiges Aussehen geht auf den Wiederaufbau durch Theodor Hoffmann, genannt von Baginsky, Ende des 19. Jhdts. zurück.

Die Burg Berwartstein ist dauerhaft bewohnt. Besichtigt werden kann sie deshalb nur in geführten Gruppen. Ein Restaurant und ein Kiosk bieten Erfrischungen. Die 104 Meter tiefe Brunnenanlage zählt zu den besonderen Sehenswürdigkeiten. Die Burg Berwartstein, vor allem aber die Besuchergruppen, werden regelmäßig von einem Burggespenst heimgesucht. Von Erlenbach bei Dahn aus führt eine steile Straße hinauf zur Burg Berwartstein.

Bild unten: Die vielbesuchte Burg Berwartstein heute.
      
    Weiter mit der Sage: Fehde mit dem Kloster Weißenburg  

Bekannt wurde Trotha durch seine anschließende Fehde mit dem Abt des zum Orden der Benediktiner gehörenden Klosters Weißenburg. Denn der Berwartstein und einiges mehr, eben das "Zubehör", stand ursprünglich im Eigentum des Klosters, und die Kurfürsten hatten den Besitz nach Ansicht des Abtes 1453 nicht rechtmäßig erworben. Als Trotha 1485 schließlich zu der Burg noch das "Zubehör" einforderte, wandte sich der Abt um Schutz an den Kurfürsten. Dieser reagierte jedoch anders als vom Kloster erwartet: Er verlegte sich zunächst auf Ausflüchte, dann erhob er Trotha sogar in den Rang eines Marschalls und verkaufte ihm den gesamten strittigen Besitz.

Als daraufhin die Streitigkeiten mit dem Kloster auf dem Höhepunkt angelangt waren, ließ Trotha die nahe Wieslauter aufstauen und entzog so dem abwärts gelegenen Städtchen Weißenburg das Wasser. Die Sperre errichtete der Ritter bei der Ortschaft Bobenthal 5 km südlich des Berwartsteins. Dort durchfließt das Flüsschen 8 km oberhalb von Weißenburg einen Engpass, der durch den Bobenthaler Knopf (534 m, links der Wieslauter auf pfälzischer Seite) und den Dürrenberg (520 m, rechts auf elsässischer Seite) gebildet wird. Es entstand ein kleiner Stausee, der die vor Bobenthal gelegene Talaue überflutete. Nach Beschwerden des Abtes sorgte Trotha wie geplant für das Einreißen des Dammes und verursachte in Weißenburg eine gewaltige Überschwemmung mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden.

Bilder unten: Das kleine Flüsschen Wieslauter, das Hans von Trotha stauen liess. Als er den kleinen Staudamm einreissen liess, gab es im nahegelegenen Weissenburg eine grosse Überschwemmung.

      
   

Der Berwartstein ist eine der am meisten besuchten Burgen der Pfalz. Die bewohnte und bewirtschaftete ehemalige Reichsburg, auf einem hohen Sandsteinfelsen gelegen, wird erstmals im Jahre 1152 erwähnt, als König Friedrich I. die Anlage Bischof Gunther von Speyer als Lehen überließ. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts sind auch Ministerialen bekannt, die sich nach der Burg benannten. Neben dem ersten bekannten Berwartsteiner Rudolf (1201) ist insbesondere ein Ritter Walter, genannt "Knechtelin", zu erwähnen, der sich ausdrücklich als "Herr von Berwartstein" bezeichnete. Angeblicher Landfriedensbruch durch Eberhard von Berwartstein, Hugo von Fleckenstein und Nikolaus von Lützelburg wurde 1314 der Wehranlage zum Verhängnis, denn nach fünfwöchiger Belagerung glückte den Truppen der Reichsstädte Straßburg und Hagenau die Einnahme der Burg. Die Belagerer begnügten sich keineswegs mit der Wegnahme aller Vorräte und der Gefangennahme der 25 bis 30 Verteidiger, sondern zerstörten auch die Burg.

  Weiter mit der Sage: Die Reichsacht und der Kirchenbann.    

Trotha führte nun offen einen Kleinkrieg gegen den Abt. Als auch die Anrufung des Kaisers dem Ritter keinen Einhalt bieten konnte, wandte sich der Abt 1491 an Papst Innozenz VIII. Acht Jahre später wurde Trotha, nunmehr durch Alexander VI., vor das päpstliche Gericht geladen, um über seine Kirchentreue befragt zu werden. Doch er lehnte es ab, nach Rom zu reisen, und schrieb stattdessen einen Brief an den Papst. Darin betonte er einerseits seinen christlichen Glauben, andererseits bezichtigte er den Borgia-Papst mit hintergründigen Formulierungen der Sittenlosigkeit. Trotha wurde mit dem Kirchenbann belegt.

Bild unten links: Kaiser Maximilian I.

Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, musste sich sein bisheriger Gönner, der Kurfürst, von seinem Gefolgsmann lossagen. Bereits 1496 war Kaiser Maximilian I. gezwungen gewesen, gegen den Ritter die Reichsacht auszusprechen. Allerdings entzog der Kurfürst dem Ritter nur nach außen hin seine Gunst und sandte ihn seines diplomatischen Geschicks wegen während der Italienischen Kriege vorübergehend an den französischen Königshof. Dort verlieh ihm König Ludwig XII. die Auszeichnung Chevalier d'Or.

Bild unten: Die zerstoerte Burg Berwartstein im Jahre 1314.
      

Von diesem Schlag sollte sich die Besitzerfamilie nicht mehr erholen, denn die Auslösung der Gefangenen und die immensen Kosten des Wiederaufbaues der Burg zwangen Anselm von Berwartstein im Jahre 1343 zum Verkauf der Burg. Die Käufer, die Herren von Weingarten, erfreuten sich aber nicht allzu lange ihres Besitzes. Vier Jahre später überschrieben sie für 800 Pfund Heller die Wehranlage an das Peterstift der Stadt Weißenburg.

Die nächsten 150 Jahre waren durch permanente Streitigkeiten zwischen den von den Weißenburger Äbten zur Burghut eingesetzten Niederadeligen und den benachbarten Herren von Drachenfels wegen strittiger Weiderechte gekennzeichnet. Diese Schwierigkeiten eskalierten im Jahre 1472, als die Eckbrechte von Dürkheim, die den Drachenfels zu dieser Zeit in Besitz hatten, den Berwartstein im Handstreich besetzten und den Burgvogt gefangennahmen. Die Kurfürsten von der Pfalz, die bereits lange vor diesen Ereignissen das Öffnungsrecht am Berwartstein erworben hatten, erzwangen die Herausgabe der Feste von den Dürkheimern. Sie waren aber gleichwohl nicht bereit, die Burg ihren rechtmäßigen Eigentümern, dem Stift, zurückzugeben. Kurfürst Philipp I., der Aufrichtige, verlieh den Berwartstein 1480 kurzerhand an den thüringischen Ritter Hans von Trotha (Hans Trapp) und verkaufte sie fünf Jahre danach an den zum kurpfälzischen Marschall aufgestiegenen Thüringer.

Bild unten:Der zum kurpfälzischen Marschall aufgestiegenen Thüringer Hans Trapp.
      
       Weiter mit der Sage:  Tod und Rehabilitierung   

Trotha kümmerten die Sanktionen nicht, und zwei Jahre, nachdem er 1503 eines natürlichen Todes gestorben war, wurden sie postum sämtlich aufgehoben. Der Ritter wurde in der zu Niederschlettenbach gehörenden St.-Anna-Kapelle, die wenig oberhalb der Mündung des Erlenbachs in die Wieslauter liegt, beigesetzt.

Der neue Eigentümer baute die mittelalterliche Anlage aus. Er verstärkte die Befestigungen mit modernen Vorwerken, Rondellen und Bastionen sowie dem alleinstehenden Geschützturm "Kleinfrankreich" auf dem nahegelegenen Nestelberg. Trotz aller Bemühungen gelang es den Weißenburger Äbten nicht, den Berwartstein zurückzuerhalten. Die Stellung des Hans von Trotha im politischen Spektrum jener Jahre war derart gesichert, daß selbst ein päpstlicher Bann und Vermittlungsbemühungen Kaiser Maximilians erfolglos blieben. Die Erben des 1503 verstorbenen kurpfälzischen Marschalls wurden in den folgenden Jahren zwar gezwungen, einzelne Dörfer, Ländereien und Rechte dem Stift zurückzugeben, jedoch verblieb Burg Berwartstein in ihrem Besitz. Von 1545 bis 1637 war die Feste in der Hand der Herren von Fleckenstein, bis sie, zwischenzeitlich durch Brand beschädigt, wieder an Kurpfalz zurückfiel.

Der neue, von Kurpfalz eingesetzte Lehnsherr, der kurfürstlich mainzische Geheime Rat Freiherr von Waldenberg, ließ ab 1652 die Ländereien wieder bepflanzen und den Wirtschaftshof neu erbauen. Dennoch blieb der Großteil der Burg, die "verbrannt und zum Steinhaufen" geworden war, weitgehend Ruine. Der Versuch der kurpfälzischen Verwaltung, den neuen Lehnsherren und dessen Erben zum Wiederaufbau zu nötigen, scheiterte an den immensen Baukosten.

1785 verjagten und enteigneten die Franzosen den waldenburgischen Erbpächter kurzerhand, bevor 1816 das Königreich Bayern die Rechtsnachfolge antrat. 1840 erhielt die Witwe des letzten Freiherren die Burgruine zurück, verkaufte aber ihren Besitz bald darauf. Der Berwartstein verdankt sein heutiges Aussehen weitgehend dem wiederaufbau, den Theodor Hoffmann, gen. von Baginsky, am Ende des 19. Jahrhunderts veranlasste.

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