Kashgar City am frühen Morgen bei unserer Ankunft. Kashgar City war unsere letzte Station in China bevor es weiterging nach Bischkek in Kirgisien

Kaschgar war, wie erwähnt, unsere letzte Station in China, bevor es weiterging in die Hauptstadt Kirgisiens, nach Bishkek. Kashgar selbst ist schon allein eine Reise wert und man müsste hier schon etwas länger verweilen, um alles zu sehen und zu erkunden. Man findet den westlich geprägten chinesischen Luxus in Form von guten Hotels, riesigen Supermärkten und Spezialitäten-Restaurants. Aber auch eine mittelalterliche Altstadt, pulsierende Märkte, Basare und muslimische Baudenkmäler. Interessant ist, dass sich diese beiden Welten kaum zu vermischen scheinen. Die schöne neue Welt ist (Han-)chinesisch, die althergebrachte jene des lokalen Volkes der Uiguren, die türkischen Ursprungs sind. Und obwohl man sich hier für ein paar Tage einrichtet, ist man doch ständig unterwegs: Zwischen zwei Zeiten, zwischen zwei Kulturen. Dabei ist man stets versucht, die Chinesen als etwas dumm zu verkaufen, weil bei der Verständigung weder Sprachbüchlein noch wahre pantomimische Tänze weiterhelfen. Nicht nur die Schrift und Aussprache ist eben völlig anders, sondern auch die Mimik und Gestik. Auf der anderen Seite haben uns gottseidank die Englischkenntnisse meiner Frau weitergeholfen, uns überhaupt in Kaschgar zurechtzufinden, da man hier Uigurisch spricht und die uigurische Sprache mit arabischen Buchstaben geschrieben wird, die auch meine Frau nicht beherrschte. Doch mit Englisch oder Französisch kommt man doch schon weiter - fast in jedem Land der Welt.

Vor einem kleinen Basar. Im Hintergrund eine kleine Moschee. Wie üblich im Islam: Frauen hatten keinen Zutritt in die Moschee. Nun ja, versäumt hatten meine Frau und ich nichts. Wer will schon als Christ mit dieser im 7. Jahrhundert stehen geblieben Religion etwas zu tun haben?

In der City von Kashgar. Rechts: Noch in der City
Uigurenfürst

Im Jahre 605 wurde das Reich der Orchon-Uiguren gegründet, als sich Shigan-Sygin formal von den Göktürken unabhängig machte. 681 wurde ihr Herrscher Toghuchi von den Göktürken unterworfen und die Orchon-Uiguren kehrten in den Reichsverband zurück. Unter Iltimis Kutluq Bilge-Kül erhoben sich 744-45 die Uiguren gegen den herrschenden Turkut-Stamm der Göktürken. Dabei arbeiteten die Uiguren zunächst im Bündnis mit den späteren Karluken (diese galten zu jener Zeit den Uiguren zugehörig und waren teilweise mit ihnen im Verband der On-Oq eingegliedert), Basmilen, Türgesch und Otuz-Oghusen und führten einen blutigen Umsturz herbei. Er beseitigte den letzten Herrscher des Göktürken-Reiches, Bomei Khagan.

Links: Strassenverkauf in Kaschgar. Sonntagsmarkt in Kashgar.
Es ist ein riesiger Markt der jeden Sonntag in Kashgar stattfindet.

Fleischverkauf auf dem Sonntagsmarkt. Hier war der Markt zu Ende. Und wir waren müde geworden so dass wir zurück ins Hotel gingen. Morgen war ja auch noch ein Tag.

Die andere Seite von Kashgar. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

In den Hintergassen und Hinterhöfen von Kashgar. Man muss sowas mit eigenen Augen gesehen haben: Fast noch finsterstes Mittelalter. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein.

Trotz die einfachen Leute sehr freundlich waren zogen wir es vor diese Gegend schnell wieder Richtung Innenstadt zu verlassen. Dichtes Gedränge in der schmalen Gasse. Da empfahl es sich die Geldbörse unter der Gürtelschnalle am Bauch zu verstecken.

In der Altstadt von Kaschgar. Und wieder war kein Reinkommen für meine Frau. Frauen haben es im Orient wirklich sehr schwer. Insbesondere in islamisch geprägten Ländern. Woher nimmt sich diese Religion das Recht, Frauen so zu unterdrücken? Das gibt es in keiner anderen Religion.

Von

Nach einem weiteren Tag verließen wir Kashgar mit dem Zug in Richtung Bischkek in Kirgisien, wo der Himmel die Erde berührt. Rechts: Kashgar letzter Punkt links nach Bischkek in Kirgisien.

Wo der Himmel die Erde berührt!
Wir benötigten ein Taxi für die Innestadt. Bishkek Markt.

Die Republik Kirgistan ist ein Land der kulturellen, gesellschaftlichen und landschaftlichen Gegensätze, welche es als attraktives Ziel für Weltenbummler geradezu prädestinieren. Das im nördlichen Teil Zentralasiens gelegene Bergland markiert den Kreuzungspunkt der asiatischen, russischen und orientalischen Kulturkreise. Gleissende Sonne, schneebedeckte Tienschan-Gipfel ("Himmelsberge"), Gletscher, ausgedehnte Hochebenen, kristallklare Gebirgsseen und Flüsse, Steppen, menschenleere Landschaften und traditionelle Bewirtschaftung von Weiden und Ackerland, dies alles ist nur eine kleine Auswahl aus dem reichhaltigen Fächer der Besonderheiten des Landes.

Namen sind oftmals Schall und Rauch: Ich weiss beim besten Willen nicht mehr wie dieser Platz hieß. Rechts: Bishkek ala tu square.

Aufgrund der extremen Höhenunterschiede kann Kirgistan fast alle auf der Welt vorhandenen Klimavarianten bieten. So gibt es einerseits das subtropisch-mediterran wirkende Ferganabecken im Südosten und die im kontinental-trockenen Klimabereich liegenden Täler des Tschu und des Talas, andererseits die im ewigen Eis liegenden Gipfel des Pamirs und des Tienschans. Das Ergebnis ist eine Vielzahl unterschiedlicher Naturzonen wie Halbwüsten, Steppen, Wälder, alpine Wiesen, Frostschuttgebiete und Gletscher. Damit einher geht natürlich auch eine extreme Vielfalt unter den vorhandenen Tier- und Pflanzenarten. In den meist sehr unberührt und ursprünglich wirkenden Landschaften haben sich deshalb Arten erhalten, die in vielen anderen Bereichen der Erde längst vertrieben bzw. ausgerottet wurden. So ist in Kirgistan die Begegnung mit einem Wolf, einem Bär oder einem Marco-Polo-Schaf durchaus möglich, wenn man eine Handvoll Glück im Gepäck hat. Wandert man über kirgisische Bergwiesen, so hat man häufig einen Teppich von Enzian oder Edelweiß zu Füßen.

Kirgisiesche Ehrenwache. Manchmal ist es wie verhext: Einer muss immer durch das Bild watscheln.

Sie sind immer noch präsent: Marx und Engels.

Vor einer Mig 21 - ein Überbleibsel aus der alten UdSSR. Rechts: Noch eine Mig auf einem Sockel vor einer kirgiesischen Kaserne.

Im Park Karakol. Rechts: Vor dem Kyrgyz Museum in Bishkek. Natürlich haben wir es auch besichtigt.

Links: Das Weisse Haus in Bishkek. Rechts: Hier wollte meine Frau natürlich rein. In die Oper und das Balletttheater in Bishkek. Aber da musste sie warten bis zum Abend.

Die Besiedlungsgeschichte des heutigen Gebietes Kirgistan ist schon sehr alt, bereits seit der Steinzeit lebten hier viehzüchtende Nomaden und sesshafte, Ackerbau betreibende Volksstämme indogermanischer Herkunft. Ab Mitte des 7. Jh. bringen muslimische Araber einen Großteil Zentralasiens unter ihre Kontrolle und verbreiten den Islam. Auf sie geht auch der Sammelname "Türken" für die turksprachigen Völker Zentralasiens zurück, das ganze Gebiet wurde allgemein als "Turkestan" bezeichnet. Das nomadisierende Turkvolk der Kirgisen wanderte wahrscheinlich Ende des 8. Jh. nach erfolgreichem Kampf gegen die Uiguren, einem turk-tatarischen Volksstamm, in den östlichen Tienschan ein. Die ersten schriftlichen Zeugnisse von kirgisischen Stämmen, die im Tienschan ansässig sind, stammen aus dem 10. Jahrhundert. Seit dem 13. Jh. mussten die Kirgisen gegen verschiedene Truppen Kriege führen, so auch gegen die Reiterhorden des Mongolenherrschers Dschingis Khan, welche Zentralasien eroberten und verwüsteten. Das Gebiet wurde in das von Karakorum (Mongolei) aus regierte Mongolenreich einverleibt. Dieses später von der Ostgrenze Europas bis zum Pazifik reichende Imperium zerfiel im Lauf der Zeit in einzelne Reiche (Khanate), allerdings bestand zwischen 1370 und 1398 unter Herrscher Timur-Leng noch einmal ein mongolisches Großreich, dessen Hauptstadt Samarkand in dieser Zeit zu der prachtvollen Blüte gelangte, deren architektonisches Erbe heute noch zu finden ist.

Am Bishkek saquare. Rechts: Die Ehrenwache bei gehisster Flagge.

In der 2. Hälfte des 15. Jh. wurde von Usbeken ein unabhängiges Khanat Ferghana (später Kokand) gegründet, welches den Großteil der bereits entstandenen kirgisischen Nation einschloss. 1825 ließ der Khan von Kokand, eine Festung namens "Pischpek" im Tschu-Tal errichten, um die kirgisischen Stämme zu unterwerfen. Im Umkreis der Festung hatten sich bis zur Jahrhundertwende schon 14 000 Menschen angesiedelt, so wurde der Grundstein für die Entstehung der heutigen Stadt Bischkek gelegt. Russische Truppen kämpften gegen den Khan und besetzten 1862 die Festung, ein Jahr später wurde Nordkirgistan und 13 Jahre später der Süden des Gebietes in das russische Zarenreich eingegliedert. Die zaristische Regierung lässt riesige Baumwollfelder anlegen, einher gehen Landenteignungen und die Verdrängung der ursprünglichen Landwirtschaft. 1916 kämpften die Kirgisen während des mittelasiatischen Aufstandes zusammen mit anderen muslimischen Völkern gegen die zunehmende "Russifizierung", der Aufstand wurde jedoch von den Truppen des Zaren niedergeschlagen. Als die zaristischen Machthaber mit der Oktoberrevolution niedergeschlagen waren, schuf die Sowjetmacht ein neues Riesenreich, Kirgistan wurde 1918 zunächst Teil der Turkestanischen ASSR (Autonome Sozialistische Sowjetrepublik), bevor es 1924 den Titel "Kara-Kirgisische ASSR" erhielt. Ein Jahr später wurde es in "Kirgisisches Autonomes Gebiet" (AG) und ein weiteres Jahr darauf in "Kirgisische Autonome Sowjetrepublik" umbenannt. Im Jahre 1936 verlor die Republik dann den Titel "Autonom", als "Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik" mit der nun in "Frunse" umbenannten Stadt Pischpek als Hauptstadt existierte sie bis zum Auseinanderfallen des Sowjetreiches. Der Name stammte von Michail Frunse, General der Roten Armee, Politiker und Sohn dieser Stadt.

Das Bishkek-Gebirge: Eben und wie erwähnt: Wo der Himmel die Erde berührt...Rechts: Allmählich machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel

Ab den zwanziger Jahren setzten die starken kulturellen und politischen Repressionen der Sowjetzeit ein, sie prägten die weitere gesellschaftliche Entwicklung nachhaltig. Von der Staatsführung wurde eine systematische Einwanderung von Russen organisiert. 1924 erhielten die Kirgisen erstmals eine eigene Schriftsprache, bis dahin gab es nichts derartiges. 1926 wurde für alle Turksprachen der SU die Einführung des lateinischen Schriftsatzes anstelle der bisherigen arabischen Zeichen beschlossen. Ab 1937 wurden diese dann durch die kyrillischen Buchstaben abgelöst. Die bisher fast ausschließlich auf Landwirtschaft basierende Wirtschaft wurde stark industrialisiert.

Die fortschreitende Kollektivierung der Landwirtschaft unter Stalin führte auch in den Jahren nach 1929 zu heftigen Widerständen der nomadisierenden Kirgisen, denn sie wurden im Zuge dieser Maßnahmen zur Sesshaftigkeit gezwungen. Im Rahmen der Kämpfe sollen Hunderttausende Kirgisen interniert, nach China vertrieben oder getötet worden sein. Drei Viertel des Viehbestandes wurden vernichtet. und davor der Mondsichelsee/Yueya-Quelle, eine durch den Sand bedroht wirkende Wasserstelle.

Nochmals vorbei an der Freiheitsstatue...Zwanzig Minuten später waren wir im Hotel. Morgen wollten wir erstmal richtig ausschlafen um dann weiterzureisen nach Usbekistan.

Als letzte der Sowjetrepubliken legte Kirgistan im Dezember 1990 den Entwurf einer Souveränitätserklärung im Republikparlament vor, im Jahre 1991 (31.08.) erklärte Kirgistan dann seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion, Frunse erhielt den heutigen Namen Bischkek. Im Oktober wird der ehemalige Präsident der Kirgisischen Akademie der Wissenschaften Askar Akajew (1990 vom Obersten Sowjet zum Präsidenten gewählt) per Direktwahl im Amt bestätigt. Er leitet demokratische Reformen und die Umstellung zur Marktwirtschaft ein. Im Januar 1993 fallen Islamische Fundamentalisten, die in Tadschikistan einen Bürgerkrieg gegen die kommunistische Regierung führen, in Kirgisistan ein und rufen die muslimische Bevölkerung auf, die "gottlose" Regierung in Bischkek zu stürzen. Im gleichen Jahr verabschiedete das Parlament eine neue Verfassung (5. Mai), welche die Gründung religiös orientierter Parteien untersagt und die dem Staatsoberhaupt umfassende Befugnisse erteilt. Auch führte Kirgistan, diesmal als erste der ehemaligen Sowjetrepubliken, mit dem "SOM" eine eigene Nationalwährung ein (10.05.1993). Am 26.08.1999 verhängte der Präsident angesichts der erneuten schweren Gefechte zwischen Regierungstruppen und muslimischen Rebellen, die aus Tadschikistan eingedrungen waren, den Ausnahmezustand.

Nach Taschkent und Samarkand in Usbekistan.

Nach Taschkent und Samarkand in Usbekistan