Welthafen und Kleinstadt
Der Stroget (hier bei Nacht zu sehen) ist die längste Einkaufsmeile der Welt.

Das am Öresund gelegene Kopenhagen wurde 1167 durch Bischof Absalon gegründet und gehört zu den charmantesten Großstädten der Welt. Mit ihren zahlreichen architektonischen Sehenswürdigkeiten, den Museen und der faszinierenden Atmosphäre ist Dänemarks Hauptstadt mehr als eine Stippvisite wert.

Das Herz der Stadt ist der "Rådhuspladsen", der weitläufige von belebten Straßen umgebene Rathausplatz. Der Platz ist von oben ein quirliger Ameisenhaufen, den Besucher am eindrucksvollsten von dem 105 m hohen Turm des im italienischen Rennaissance-Stil gehaltenen Rathauses beobachten können. Am Rådhuspladsen beginnt die Fußgänger - und Geschäftsstraße "Strøget".

Dort bekommt das Einkaufen eine ganz neue Dimension. Unweit dieses vornehmen bürgerlichen Zentrums liegt Nyhavn, ein Viertel, in dem sich die Einheimischen trendbewusst in engen, lichtscheuen Seemanns-Kaschemmen treffen. Der ganze Kai ist inzwischen zu einem ausgedehnten, lebhaften Gartenlokal geworden. In der Umgebung von Nyhavn und Kongens Nytorv gibt es außerdem viele Kellerkneipen, eine der bekanntesten ist "Hviids Weinstube". Übrigens: Das Ida Davidsen hat die längste Sandwichliste der Welt.

Das altehrwürdige Kopenhagener Rathaus bei Nacht. Was sich hier am Rathausplatz und vor dem Rathaus am Tage abspielt wäre woanders gar nicht möglich. Schon gleich gar nicht in Deutschland. Man würde die singenden und fröhlich tanzenden Menschen glatt für unangemeldete Demonstranten halten. Ja, der Deutsche Michel hat seine eigenen Gesetze. Volkesstimme ist hier nur bei den Wahlen gefragt. Ansonsten hat das Volk 'das Maul' zu halten.

Bild oben: Hier sind Jeanette und ich mitten in der Fussgängerzone. Etwas später erblickten wir auch den Markt, aber einen Antiquitätenmarkt - und wer meine Freundin inzwischen kennt, weiß, dass sie immer auf Entdeckung ging für außergewöhnliche Dinge. Nicht dass sie diese gleich mit sich herumschleppte, oh nein, sie ließ alles ins Hotel bringen und es von dort aus an ihre Heimatadresse schicken. Aber ich muss gestehen, sie kaufte nur erlesene Einzelstücke ein. Nun ja, es war ihr gegönnt - ausserdem hatte sie ja auch das nötige Kleingeld dazu.

Es gibt schönere Fleckchen in der dänischen Hauptstadt als ausgerechnet diesen von Häuserfassaden "Marke Gründerjahre" eingerahmten Platz. Auch bei dem ab 1892 erbauten Rathaus wissen die Kunsthistoriker nicht so recht, ob sie es eigentlich scheußlich oder schon wieder schön finden sollen. Aber für die Kopenhagener ist und bleibt "Radhuspladsen" der Nabel ihrer Stadt.

Er ist nämlich der einzige Ort, an dem der Verkehr der nördlichen Metropole geradezu südliches Temperament entwickelt. Die Kopenhagener genießen das Neongeflacker und Autogehupe, weil es ihnen ein Gefühl vermittelt, das keineswegs selbstverständlich ist: in einer richtigen "Weltstadt" zu leben. Deshalb setzten sie auch gerade hier ihrem Märchendichter Hans Christian Andersen ein Denkmal. Verträumt schaut er auf das fröhliche Treiben, das in vielem noch aus seinen bezaubernden Märchen entstiegen zu sein scheint. Mit 1, 7 Millionen Einwohnern ist die Stadt am Öresund zwar die größte Skandinaviens, doch trotz königlicher Residenz, trotz Welthafen erinnert sie an ein gemütliches Kleinstadtidyll. Kopenhagen ist eine Liebhaberausgabe von ganz Dänemark, seinem Witz, seiner Herzlichkeit.

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Bild unten: Wir am Denkmal von Hans Christian Andersen. Andersen starb siebzigjährig als international verehrter und anerkannter sowie hochdekorierter Künstler am 4. August 1875 in Kopenhagen und wurde dort auf dem Assistens Friedhof beigesetzt. Andersen schrieb mehr als 160 Märchen in acht Bänden. Dabei bearbeitete er Volksmärchen, bis sie seinen literarischen Ansprüchen genügten und von Kindern verstanden werden konnten.

Die Kopenhagener entwickelten eine Kunst zu hoher Blüte, die fast am Aussterben ist: leben und leben lassen. Sie selbst sind das beste Beispiel dafür. Der Wohlstand ist allgemein und ziemlich gleichmäßig verteilt. Er umfängt den Besucher wie ein warmes gemütliches Bad. Gut leben heißt aber vor allem: gut essen und trinken. Nur in Kopenhagen bekommt man die ganze Kanne auf den Tisch, wenn man einen Kaffee bestellt. Nur hier konnte die Wissenschaft vom belegten Brot erfunden werden. Keine Welt-, aber eine Lebensanschauung nannte sie ein deutscher Journalist.

Im berühmtesten Smörrebröd-Restaurant der Stadt ist die Speisekarte zweieinhalb Meter lang. Bei einem "kleinen Gedeck" (Aquavit und Bier) lösen sich alle Probleme der Welt, behaupten die Kopenhagener. Zumal man nicht bloß Bier trinkt, sondern damit auch noch einen neuen Picasso für ein Kopenhagener Museum finanziert. Überschüsse der beiden größten Bierbrauereien gehen für Kultur drauf.

Das Ida Davidsen hat die längste Sandwichliste der Welt. Wir wussten das auch nicht, bis wir zufällig vorbei kamen. Natürlich nahmen auch wir einen Imbiss zu uns bevor wir uns zum Schloss Amalienburg begaben.

Kopenhagen beherbergt das älteste regierende Königshaus der Welt. Das merkt man nicht nur an dem weitverbreiteten Titel "Hoflieferant". Mitunter trifft man die Königin und ihre Familie auch höchstpersönlich. Beim Einkaufsbummel auf der "Stroget" 5 (Strich) etwa - dem längsten Fußgängerparadies Europas. Oder abends bei der Filmpremiere. "Kongel" wird immer respektvoll, nie devot gegrüsst. Ein finster blickender Bewacher ist weit und breit nicht zu sehen, hier kommt man ohne ihn aus. (Das wäre bei Merkel gar nicht möglich - bei ihrer 'Beliebtheit' im Volk). Dass "Kongen" noch heute gern durch seine – jetzt ihre- Hauptstadt radelt, ist leider eine etwas überholte Geschichte. Heute nimmt sie den Rolls-Royce. Die Kopenhagener radeln dafür, wann immer es geht, allein oder zu zweit auf dem Tandem. Das Klingeln von tausend Fahrradglocken, vermischt mit dem Läuten der Glocken in den vielen, seltsam geformten grünen Kupfertürmen ergibt die typische Musik Kopenhagens.

Das Schloss Amalienborg ist die Kopenhagener Stadtresidenz der dänischen Königin Margrethe II. Das Schloss befindet sich bis heute im Besitz der dänischen Königsfamilie, die Anwesenheit der Königin wird durch ihre dann gehisste Fahne symbolisiert. Ist die königliche Familie zugegen, findet jeden Tag um 12.00 Uhr die Wachablösung der Garden vor dem Schloss statt. Das Schlossensemble wird durch vier einzelne Palais um einen zentralen Platz gebildet. Die Häuser wurden ursprünglich als Mittelpunkt eines neuen Stadtviertels für verschiedene dänische Adelsfamilien errichtet und gelangten mit der Zeit in den Besitz der Königsfamilie. Das Palais Levetzau beherbergt ein Museum, das Palais Moltke kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Bilder oben und unten: Wachablösung am Schloss Amalienborg

Die vier - äußerlich nahezu baugleichen - Palais gruppieren sich um den Amalienborger Schlossplatz, dessen Mittelpunkt eine Reiterstatue Friedrich V. bildet. Alle Paläste bestehen aus einem großen, quaderförmigen Mittelbau mit angewinkelten Seitenflügeln und verschiedenen Nebengebäuden, welche ursprünglich als Wirtschaftsgebäude und Remisen dienten. Die Fassaden der Häuser sind mit kolossalen Säulen und Pilastern geschmückt und werden allgemein als Höhepunkt des dänischen Barock betrachtet. Die Palais Moltke und Schack wurden im 19. Jahrhundert durch einen klassizistischen Torbau verbunden, der als repräsentative Durchfahrt zur Amaliegade dient. Die Dachterrasse bot die Möglichkeit, von einem zum anderen Palais zu gelangen, ohne über den öffentlichen Platz gehen zu müssen.

Die Königin steht auf der ersten Seite im Telefonbuch. Ihr Schloß Amalienborg wird von blonden, als tapfere Zinnsoldaten verkleideten jungen Männern bewacht. Selbst hier vergißt man nicht, daß Kopenhagen eine Hafenstadt ist. An jeder Straßenecke blinkt die Ostsee auf. Direkt an Amalienborg ziehen majestätisch große Dampfer vorbei. Es sieht aus wie das Bühnenbild eines großen Puppentheaters. Kopenhagen bedeutet "Kaufmannshafen". Deshalb ärgert man sich hier auch nicht weiter über den neuzeitlichen Titel "Hauptstadt der Pornokratie Dänemark". Solange die Kasse stimmt…Nur für die wichtigste Person Kopenhagens verzichteten die tüchtigen Kaufleute auf das größte Geschäft ihrer Geschichte. Das ist nach wie vor die kleine Meerjungfrau.

An der "Langelinie" bewohnt sie seit bald 114 Jahren einen gemütlichen Felsen. Als - sie vor Jahren plötzlich kopflos wurde - ein Souvenirdieb enthauptete sie mit einer Metallsäge -, war das eine nationale Katastrophe. Und als ein spleeniger US-Millionär eine Million Dollar für das knusprige Meermädchen bot, lehnten die Kopenhagener entrüstet ab. Hier hört das Geschäft auf und fängt die Liebe an! Noch immer wächst das Museum. Seit März 1999 können geschichtsinteressierte Besucher einen neuen Saalbesichtigen, der zum 100. Geburtstag Friedrichs IX., des Vaters von Königin Margrethe, eröffnet wurde.

Das Schloss Frederiksborg befindet sich etwas außerhalb von Kopenhagen, im kleinen Ort Hilleröd. Das Gebäude wurde im 17. Jahrhundert auf drei Inseln mitten im Frederiksborg-See errichtet. Es ist das größte und bedeutendste Renaissance-Bauwerk in ganz Skandinavien. Es wurde bei einem Brand im Jahr 1859 zerstört und anschließend wieder aufgebaut. In der Schlosskapelle wurden zwischen 1660 und 1849 fast alle bedeutenden Könige des Landes hier gesalbt, heute befindet sich im Schloss Frederiksborg ein großes Museum. Im Nationalhistorischen Museum werden in rund 60 Räumen Objekte und Gemälde aus unterschiedlichen Epochen präsentiert. Im Königsflügel ist eine Galerie untergebracht, in welcher die Portraits aller dänischer Monarchen seit 1500 ausgestellt sind. Seit 1993 gibt es im Museum auch eine Sammlung moderner Kunst aus dem 20. Jahrhundert.

Das Schloß beherbergt außerdem eine ganz besondere Rarität: eine einzigartige Compenius Orgel aus dem Jahr 1610, auf der donnerstags ein Organist spielt. Sie ist das einzige noch erhaltene Exemplar weltweit. Das romantische Wasserschloss ist wohl das schönste aller dänischen Schlösser und zieht jährlich zahlreiche Touristen an. Hinter dem Schloss befindet sich eine wunderschöne barocke Parkanlage mit zahlreichen Alleen, die frei zugänglich ist.

Nachdem der ursprüngliche Garten ziemlich verwildert war, wurde diese schöne Parkanlage vor rund 10 Jahren realisiert. Schloss Frederiksborg wird von der königlichen Familie lediglich noch für Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten genutzt. Im Jahr 1995 fand hier die Trauung von Prinz Joachim und seiner ersten Ehefrau Alexandra statt, bei der auch die historische Orgel zum Einsatz kam. Das Museum ist von April bis Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr, und von November bis März täglich von 11 bis 15 Uhr geöffnet.

So wie Hans Christian Andersen sehr schöne Märchen geschrieben hat, so schön haben die Dänen auch ihre Hauptstadt erbaut. Kopenhagen ist und bleibt ein einziges Märchen und für jeden einen oder gar mehrere Besuche wert! Wir jedenfalls waren von der Gastfreundschaft dieser Stadt und seiner Einwohner - sowie überhaupt von allen Dänen - mehr als überrascht. Da kann sich manches Land und Volk eine dicke Scheibe abschneiden.

Am Abend bedankte ich mich bei Jeanette für die wunderschöne Zeit in der dänischen Hauptstadt. Ich selbst hätte mir eine solche Reise und die vielen Eintritte in die verschiedenen Museen nie leisten können. Doch dieses hübsche und selbstlose Mädchen sah das alles als selbstverständlich an. Ihr einziger Kommentar war: "Ich liebe Sie eben sehr, Mister 'EM-GE-BE', wobei sich mich innig küsste.

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