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genannt Liselotte von der Pfalz !
   
Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz, genannt Liselotte von der Pfalz (* 27. Mai 1652 in Heidelberg; † 8. Dezember 1722 in Saint-Cloud bei Paris), war Herzogin von Orléans und Schwägerin von König Ludwig XIV. von Frankreich. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie u. a. durch ihren Briefwechsel.
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Das Heidelberger Schloß vor seiner Zerstörung durch die Franzosen
   
Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz Charlotte von Hessen-Kassel
   
Elisabeth Charlotte wurde am 27. Mai 1652 in Heidelberg geboren. Sie wurde nur Liselotte genannt. Ihre Eltern waren Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz (der Sohn des "Winterkönigs") Bild oben links und Charlotte von Hessen-Kassel, Bild oben rechts. Liselotte war bei ihrer Geburt ein schmächtiges Kind, das per Nottaufe die Namen ihrer Großmutter Elisabeth Stuart und ihrer Mutter Charlotte erhalten hatte. Sie wurde im protestantischen Glauben erzogen, trat später aber aus dynastischen Gründen vor der Heirat zum katholischen Glauben über. Gleichwohl blieb sie dem Protestantismus Zeit ihres Lebens emotional, wenn auch kritisch, verbunden.
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Die Brücke ins Stadtzentrum von Heidelberg um 1815
   
1658 trennte sich Kurfürst Karl Ludwig aufgrund unüberwindlicher Diskrepanzen von seiner Ehefrau Charlotte, um deren ehemalige Hofdame Baronin Marie Luise von Degenfeld zur linken Hand zu ehelichen. Luise wurde damit Liselottes Stiefmutter. Liselotte verstand sich nicht mit Luise, liebte aber ihre Halbgeschwister, 13 Raugräfinnen und Raugrafen, dafür um so mehr. Mit zweien ihrer Geschwister, den Raugräfinnen Luise zu Pfalz (1661–1733) und Amalie Elisabeth, genannt Amelise (1663–1709), hielt sie zeitlebens regen Briefkontakt.
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Kurfürst August I. Hannover Elisabeth Stuart (Grossmutter) Kurfürstin Sophie
   
Um der Mutter die Tochter zu entziehen, schickte der Kurfürst Liselotte im Alter von sieben Jahren an den Hof von Hannover, wo seine Schwester Sophie als Ehefrau des Herzogs Ernst August, dem späteren ersten Kurfürsten von Hannover, lebte. Die beiden wurden für vier Jahre ihre "Pflegeeltern". Liselotte lernte auch ihre Großmutter Elisabeth Stuart kennen, die ehemalige "Winterkönigin" von Böhmen, die im Exil in Den Haag lebte und die kleine Prinzessin über alles liebte.
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Liselotte wird in die Etikette eingeführt. Auf dem Bild war sie 18 Jahre alt.
   
1663 gewährte der Kurfürst Liselottes Mutter Charlotte eine angemessene Entschädigung, die daraufhin die Heidelberger Residenz verließ. Gleich darauf holte der Kurfürst seine Tochter, die er gern das "Bärenkätzchenaffengesicht" nannte, mit elf Jahren zurück nach Heidelberg an den Hof. Hier erhielt sie eine damals für Fürstenhäuser übliche höfische Mädchenerziehung. Das umfasste Reisen besonders im Herrschaftsgebiet ebenso wie Sprachen, schöne Künste, Nadelarbeit, Singen, Etikette, Tanz oder Genealogie
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Philipp I. von Orléans Philipp's erste Frau Henrietta Anne Stuart
   
Liselotte wurde 1671 aus politischen Gründen mit dem Bruder Ludwig XIV., Herzog Philipp I. von Orléans verheiratet. Am französischen Hofe war sie bald nach ihrer Hochzeit recht isoliert. Gründe dafür waren die offene Homosexualität ihres Mannes, der mit ihr – wie mit seiner ersten Frau Henrietta Anne Stuart – zwar mehrere Nachkommen zeugte, ansonsten aber ein weitgehend eigenständiges, von seinen Günstlingen beeinflusstes Leben im Palais Royal führte. Anfangs stand sie noch in der Gunst des Königs, der ihre Spontaneität und Natürlichkeit schätzte. Er nahm sie zu stundenlangen Jagden und Ausritten mit. Des Weiteren hatten die beiden das gemeinsame Hobby des Sammelns von Münzen, Medaillen und Gemmen, beide liebten sie Komödien und Opern. Liselotte verwöhnte ihn mit Delikatessen aus ihrer Heimat wie pfälzischen Leberwürsten und saurem Hering. Inwieweit ihm dies mundete, ist nicht überliefert.
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Das Palais Royal um 1600
   
Als die Wittelsbacher-Linie Pfalz-Simmern 1685 mit dem Tode von Liselottes Bruder, des Kurfürsten Karl von der Pfalz, erlosch, erhob Liselottes Schwager Ludwig XIV. entgegen dem Erbschaftsvertrag Anspruch auf die Kurpfalz und begann den Pfälzischen Erbfolgekrieg u. a. mit der Zerstörung des Heidelberger Schlosses. Liselotte litt sehr unter den Verwüstungen, die in ihrer Heimat in ihrem Namen vorgenommen wurden. Ihr Mann, Philipp I. von Orléans, verteilte die Kriegsbeute großzügig an seine Günstlinge.
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Das Heidelberger Schloß um 1815 nach der Zerstörung
   
Herzog Philippe II. d’Orléans König Ludwig XV.
   
Nach dem Tod von Ludwig XIV. wurde ihr Sohn Philipp II. von Orléans – ihr Mann starb 1701 vor Ludwig – für den noch unmündigen König Ludwig XV., Regent von Frankreich. (Er war Titularherzog von Chartres (1674–1701), Herzog von Orléans, Chartres, Valois, Nemours und Montpensier, Fürst von Joinville, Graf von Beaujolais und mehrfacher Pair von Frankreich. Von 1715 bis 1723 übte er in Frankreich im Name des noch unmündigen Ludwig XV. die Regentschaft aus. Das Amt als Regent machte ihn als le Régent bekannt, und die Zeit seiner Herrschaft wird daher in der französischen Geschichtsschreibung auch als Régence bezeichnet). Damit wurde Liselotte wieder die erste Dame des Staates. Dieses war sie schon einmal vom Tod der Maria Anna von Bayern am 20. April 1690, der Frau des großen Dauphin Ludwig, bis zur Hochzeit des Dauphin Ludwig (Herzog von Burgund) mit Maria Adelaide von Savoyen am 7. Dezember 1697 gewesen. Auf die Kinder Liselottes mit Philipp geht in männlicher Linie das Haus Orléans zurück, das mit Louis Philippe, dem so genannten "Bürgerkönig", im Jahre 1830 auf den französischen Thron kam.
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Lieselotte wieder die erste Dame im Staat!
   
Das Ehepaar Liselotte und Philipp war charakterlich völlig unterschiedlich. Monsieur war schwach, ängstlich, übertrieben höflich und intrigant, Madame hingegen aufrichtig, stark, offen, gelegentlich scharfzüngig und fühlte sich nur im Freien wohl. Sie liebte das Lesen, im Gegensatz zu ihm, der frische Luft hasste und nichts an Büchern fand. Philip war verschwenderisch, brachte viel Geld vor allem für seine Spielleidenschaft und für seine Günstlinge durch. Liselotte hingegen, die von ihm finanziell ziemlich kurz gehalten wurde, war sparsam, fast knausrig. Die miserable Tänzerin fühlte sich unter all den Spielern und Tänzern am Pariser Hof stets unbehaglich und verloren.
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Karl II. von Spanien Marie Louise von Orléans
   
Sie fühlte sich wohl mit ihren Stieftöchtern, sie war ihnen Mutter und Schwester zugleich und tollte mit ihnen herum, wie sie es mit ihren jüngeren Halbgeschwistern in Heidelberg früher getan hatte. Die erste Trübung ihres anfangs so guten Einvernehmens mit König Ludwig XIV. kam, als 1679 Marie Louise, die ältere Stieftochter, gezwungen wurde, den debilen Karl II. von Spanien zu ehelichen. Das Mädchen wehrte sich hysterisch schreiend, und Liselotte versuchte den König zu überreden, Marie Louise doch seinem einzigen Sohn, dem Dauphin, zur Frau zu geben. Dieser reagierte, sie möge sich gefälligst nicht in die Politik einmischen. Liselotte war tief betrübt über das Unglück ihrer Stieftochter.
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