Vasco-da-GamaDonCarlos Lissabon-Maria Vasco-da-Gama

Lissabon an der Mündung des Tejo

Lissabon (portugiesich Lisboa) ist die Hauptstadt und die größte Stadt Portugals sowie des gleichnamigen Regierungsbezirkes und liegt an einer Bucht der Flussmündung des Tejo im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel. Der sich kurz vor seiner Mündung ausbreitende Tejo verengt sich auf den letzten Kilometern bis zum Atlantik. Dort zieht sich die Stadt am Ufer entlang. Vom Ufer aus steigt sie stufenförmig an mehreren Hügeln empor. In Lissabon gibt es hohe Hügel und tiefe Taleinschnitte. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet erreicht 226 Meter. Die Stadt hat sich lange Zeit nur am Tejo entlang entfaltet. Seit dem 20. Jahrhundert breitet sich die Hauptstadt beständig landeinwärts aus.

Die beliebtesten Straßen und Plätze von Portugals Hauptstadt haben einen Tauf - und einen Rufnamen. Die wenigsten Lissabonner ahnen, daß ihr heißgeliebter "Rossio" von den Behörden eigentlich "Praca Dom Pedro IV." getauft wurde. Das Standbild des königlichen Taufpaten erhebt sich auf einer Marmorsäule über dem Platz.

Jedes Kind in Lissabon weiß: wer etwas auf sich hält, muß sich nachmittags um fünf auf dem schwarzweißen Mosaikpflaster des riesigen Rossio-Rechtecks blicken lassen. Dann sind die vielen Cafes im hochgepriesenen Herzen von Lissabon voll ernster, dunkel gekleideter Männer, die die Ereignisse des Tages diskutieren. Nachmittags, kurz vor Sonnenuntergang, zeigt sich die Stadt am Tejo von ihrer schönsten Seite. Wer um diese Zeit mit dem Schiff die Tejomündung heraufkommt, sieht Lissabon wie eine Vision zwischen Märchen und Wirklichkeit aus dem Wasser aufsteigen. Nicht einmal die Stahlskelette der Fahrstühle und Zahnradbahnen, die Lissabons auf sieben Hügel verteilte Höhenunterschiede überbrücken, können die Harmonie des Bildes stören.

Mit der Tram in die Innenstadt

Bevor wir uns direkt ins Cityleben stürzten aßen wir erst noch ein Stück Kuchen und tranken eine Tasse Kaffee dazu. Jeanette war schon auf der Suche nach einem Platz. (Bild unten)

Seit Jahrhunderten baut man in der portugiesischen Hauptstadt alle Häuser so, daß die Fenster aufs Wasser blicken - auf den lehmgelben Tejo mit seinen portweinbeladenen Lastseglern, über den sich seit einigen Jahren die längste Hängebrücke Europas spannt, die Ponte Salazar. Zehn Kilometer dahinter leuchtet schon der grüne Atlantik. "Alles Gute kommt vom Meer" - dieses Sprichwort wurde in Lissabon erfunden. Ein Seemann, kein Geringerer als Odysseus, soll die Stadt gegründet haben.

Ein neugieriger Prinz, dessen Hobby die Seefahrt war, machte sie gross. Heinrich der Seefahrer schickte zum erstenmal Schiffe aus, um zu erkunden, ob hinter dem dunstigen Horizont am Ende Europas tatsächlich noch Seeungeheuer hausten. Die Kapitäne, die seinen Berechnungen folgten, fanden für Portugal ein Weltreich. Lissabon füllte sich mit den nie gesehenen Schätzen fremder Länder. Noch heute scheint über dem edlen Einschnitt der "Praca do Gomercio" unten am Tejo, wo die portugiesischen Könige ihre Karavellen verabschiedeten, der Duft von Zimt und Nelken, der Geruch von Teer zu liegen. Im alten Lissabon, das die Seeleute die glücklichste Stadt der Welt nannten, tanzte das Volk auf der Straße, und die Adligen schmückten ihre Häuser mit Diamanten aus Brasilien.

In einer einzigen schrecklichen Nacht holte sich das Meer zurück, was es gab. Beim großen Erdbeben 1755 kamen 30.000 Menschen ums Leben. Zurück blieb ein riesiger Schutthaufen. Europa erstarrte vor Grauen. Nur ein Mann behielt den kühlen Kopf, der spätere Marques de Pombal. Der König flehte ihn an, etwas zu unternehmen: "Was sollen wir tun?" Die historische Antwort: "Die Häfen schließen, die Toten begraben, für die Lebenden sorgen." Die stolzesten Zeugen der Vergangenheit sind im Vorort Belem zu finden. Sie künden vom Reichtum der "High Society" zur Zeit der Entdecker.

In einer Seitenstrasse Lissabons

Die Phönizier gründeten ab 1200 v. Chr. in Portugal Kolonien. Diese und die Karthager sollen den Platz Alis Ubbo (dt. fröhliche Meeresbucht bzw. lustiger Meeresbusen) als einzigen großen Naturhafen an der iberischen Atlantikküste genutzt haben, archäologisch wurde dies bisher nicht bewiesen, hingegen wurden griechische Siedlungsspuren gefunden. Nach Plinius dem Älteren war Lissabon eine Gründung von Odysseus.

Unter römischer Herrschaft ab 205 v. Chr. hieß die Stadt zunächst Olisipo. Julius Caesar gelang es im Keltiberischen Krieg ab 60 v. Chr. von Lissabon aus, den letzten Widerstand der portugiesischen Stämme zu brechen. Unter Caesar erhielt die Ortschaft 48 v. Chr. die römischen Stadtrechte und war nachfolgend als Felicitas Julia ein grösserer Ort in der Provinz Lusitania. Nach dem Zerfall des römischen Reiches kamen ab 400 n. Chr. germanische Stämme aus dem Norden auf die Iberische Halbinsel. Während der Völkerwanderungszeit versuchten Alanen, Vandalen und Westgoten Lissabon zu besetzen. Im Jahr 585 n. Chr. begann die Herrschaft der Westgoten in der Stadt. Diese erneuerten wahrscheinlich die bereits vorhandene römische Festungsmauer.

719 wurde Lissabon von Mauren erobert und später Teil des Emirats von Córdoba. Danach erlebte die Stadt ihren ersten Aufschwung. Alfons II. siegte bei Lugo im Kampf gegen die Mauren, drang bis zum Tajo vor und eroberte 798 für kurze Zeit die Stadt. Lissabon fiel jedoch danach wieder an die Mauren. Es entstand das Kalifat von Córdoba. Im Jahr 955 sandte Ordonho III. de Leao im Kampf gegen die Muslime seine Armee bis nach Lissabon.

Vasco da Gama Denkmal

1093 bekam Graf Raymond von Armous, ein jüngerer Sohn des Herzogs Wilhelm I. von Burgund die Herrschaft in Galicien übertragen. Von dort aus unternahm er Feldzüge gegen die Mauren. Dabei gelang ihm sogar, vorübergehend in Lissabon einzuziehen, nachdem der muslimische König von Badajoz, zu dem Lissabon gehörte, sich König Alfons unterworfen hatte.

Beim Regierungsantritt von König Dom Alfonso Henriques wurde der Süden des Landes noch von Mauren gehalten. Im Jahr 1147 gelang die Belagerung von Lissabon (reconquista dt. Rückeroberung) durch die Christen. Die erfolgreiche Belagerung der Stadt durch ein Kreuzritterheer des Zweiten Kreuzzugs sicherte dem König die Grundlage für die Herrschaft über das gesamte Land. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erblickte der heilige Antonius von Padua, der zuweilen auch Antonius von Lissabon genannt wird, in Lissabon das Licht der Welt.

Afonso III. verlegte 1256 den Königssitz von Coimbra nach Lissabon. Die Stadt wurde damit zur Hauptstadt des Königsreichs. Schon 1344 erschütterte ein Erdbeben die Stadt. Die große Pest, der von September 1348 bis Anfang 1349 wahrscheinlich mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes zum Opfer fielen, dezimierte auch radikal die Bevölkerung der portugiesischen Hauptstadt.

Am Grabmal Vasco da Gamas

Über die historische Herkunft des Namens Gama werden von Historikern verschiedene Versionen vertreten. Eine Theorie besagt, dass dieser Name auf den Ritter Lopo Rodrigues de Olhoa zurückgeht, der als Begleiter des portugiesischen Nationalhelden und "Gegenstück" zum Cid, Geraldo Sem Pavor, bei der Rückeroberung der Stadt Évora von den Mauren im Jahre 1166 von einer zahmen Damhirschkuh (portugiesisch: gama) begleitet wurde. Vom Spitznamen für den Ritter soll Gama später zum Familiennamen seiner Nachkommen geworden sein.

Die strenge Gradlinigkeit des Lissabons von heute ist Pombals Werk. Keiner der beiden Kriege unseres Jahrhunderts hat Lissabon etwas angetan. So kommt es, daß wir es heute so sehen, wie Pombal es bauen ließ - mit mosaikgepflasterten Straßen, die sich wie ein Teppich mit immer wechselnden Mustern kilometerweit aufrollen. Beim Lissaboner Erdbeben stürzten die Paläste der Reichen in der Unterstadt wie Kartenhäuser ein. Die Alfama, der Bezirk der Armen in der Oberstadt, überlebte. Hierher kommen die Lissaboner, um in winzigen Kneipen dem sentimentalen Fado zu lauschen. Touristen glauben im Blick ihrer melancholischen dunklen Augen, dem Erbe maurischer Vorfahren, stets "Saudade" zu entdecken. Dieses unübersetzbare Wort spielt im Leben Lissabons eine große Rolle. Es bedeutet soviel wie Sehnen. Nach einer Person. Oder nach der Vergangenheit.

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Unterwegs nach Mallorca