Geburtsstätte Seiner Majestät König Ludwig II von Bayern: Schloss Nymphenburg in München
Geburtsstätte Seiner Majestät König Ludwig II von Bayern: Schloss Nymphenburg in München
In diesem Raum wurde am 25. August 1845 König Ludwig II. von Bayern geboren.
In diesem Raum wurde am 25. August 1845 König Ludwig II. von Bayern geboren

Einehalbe Stunde nach Mitternacht erblickte der erste Sohn des bayerischenKronprinzen Maximilian und dessen Frau Marie von Preußen am 25. August 1845 im Schloss Nymphenburg, das zu damaliger Zeit außerhalb der Residenzstadt München lag, das Licht der Welt. Zunächst entschieden sich die überglücklichen Eltern,dem späteren Thronfolger...



Eltern von König Ludwig II.
Marie von Preußen                            König Maximilian II.

...den Namen Otto zu geben, gaben jedoch dem Ersuchen König Ludwig I., das Kind Ludwig zu nennen, statt und tauften es somit auf den Namen Ludwig Friedrich Wilhelm Otto von Wittelsbach. Somit konnte Ludwig II. jeweils am 25. August seinen Geburts- und gleichzeitigen Namenstag feiern und wurde ebenso an seinen Großvater Ludwig I., der am selbigen Tage Geburtstag hatte, als auch an den heiligen Namenspatron König Ludwig IX. von Frankreich erinnert. Während Ludwig II. in seinen Kinder- und Jugendjahren an jenem Tage noch reichlich beschenkt wurde, verbrachte er als regierender König seinen Geburtstag gern in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der bayerischen Berge, im letzten Jahrzehnt seines Lebens vorwiegend im Königshaus auf dem Schachen. "Ein ewig Räthsel" jedoch bleibt das Gerücht, man hätte die Geburt des Kronprinzen zwei Tage geheim gehalten, um dem Großvater Ludwig I. eine besondere Freude zu bereiten.

Seine Majestät König Ludwig II. von Bayern.

Das Leben des bayerischen Königs Ludwig II.
(1845-1886)

Bis heute fasziniert die Lebensgeschichte König Ludwigs II. von Bayern viele Menschen in der ganzen Welt. Der Monarch zählt nicht zuletzt wegen seiner Gestalt und seinen romantischen Träumereien, die er Wirklichkeit werden ließ, zu den aussergewöhnlichsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sehr jung - im Alter von 18 Jahren - bestieg der Kronprinz am 10. März 1864 den bayerischen Thron, nachdem sein Vater, König Maximilian II., mit erst 53 Jahren überraschend gestorben war. Die Sympathie seiner Untertanen war ihm gewiß:Der junge, attraktive Ludwig galt als der schönste und von den Frauen begehrteste König seiner Zeit.

Geboren wurde Ludwig am 25. August 1845 im Schloß Nymphenburg in München. Während sein Bruder Otto 3 Jahre später am 27. April 1848 in München geboren wurde , wo sein Vater, der damalige bayerische Kronprinz und spätere König Ludwig I. von Bayern, als Statthalter residierte. Seine Mutter ist Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Er war der zweite Sohn des Kronprinzenpaars. Taufpate war sein Onkel, König Otto I. von Griechenland. Ludwig II. und sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Otto verbrachten einen Großteil ihrer Kindheit fern der Hauptstadt München...

Prinz Otto und sein Bruder Ludwig, späterer König Ludwig II. von Bayern.
"Bayerns unglücklichster König." Otto I.
(Eine kurze Analyse).

Otto von Bayern war regierungsunfähig, weil sich bei ihm nach der Blüte der Jugend eine Geisteskrankheit bemerkbar machte. Er war sportlich, gutaussehend und charmant und hätte nach dem mysteriösen Tod seines Bruder Ludwig II. anno 1886 ein umschwärmter König werden können. Zwar wurde er als König installiert, aber trotz dieser Würde siechte er die Hälfte seines Lebens dahin, ohne auch nur eine Stunde zu regieren. Die Staatsgeschäfte übernahm der Onkel, Prinz Luitpold, der Bayern als Prinzregent bis 1912 regieren sollte. Überdies wird Otto gerne mit einem anderen Onkel verwechselt, der als König Otto I. von Griechenland (1815 bis 1867) in die Annalen einging und ebenfalls eine sehr unglückliche Existenz war. Die gute alte Zeit, die all diese Männer verkörpern, war schon mit Blick auf deren Biografien eindeutig eine verworrene Zeit, deren heutige, in der Person Ludwigs II. vollends kulminierende Verklärung wohl auch Ausdruck einer Überforderung ist, die Komplexheit jener Ära zu erfassen. König Otto von Bayern ist nur selten in den Fokus des Interesses gerückt. Die Literatur über seinen Bruder hat unüberschaubare Ausmaße erreicht. Ludwig II. ist ein Superstar von globaler Dimension. Über Otto haben die Historiker und Klatsch-Autoren dagegen nur wenig veröffentlicht. Otto hat einfach kein Interesse geweckt, was einigermaßen verwunderlich ist, weil gerade ein Blick auf sein Leben dazu beiträgt, den wunderlichen Märchenkönig Ludwig besser zu verstehen. Sei es, wie es sei, Otto jedenfalls genoss dieselbe strenge Erziehung wie Ludwig, er wuchs in derselben Umgebung auf und pflegte in der Jugend ein enges Verhältnis zu seinem Bruder. Mit Blick auf Ottos Entwicklung eröffnen sich neue, überraschende Erkenntnisse über Verhaltensweisen und Aktivitäten Ludwigs II.. Durch Einblicke in Ottos tragisches Leben würden nicht nur die komischen Verhaltensweisen seines Bruders begreiflicher, sondern auch die Entwicklung, die zum Ende der Monarchie in Bayern führte.

Was die Innsbrucker Zeitung damals über Otto I. schrieb:
Einblicke in ein tragisches Leben...

König Otto sieht zur Zeit wenn nicht gerade beleibt, so doch sehr kräftig aus. Er trägt einen mächtigen, bis auf die Brust reichenden Vollbart, welcher der Schere sehr bedürftig ist, aber auf ein gewöhnliches Maß nicht reduziert werden kann, weil der leicht erregbare Monarch sich gegen ein solches Ansinnen energisch wehrt. Es könnte der übermäßig lange Bart nur im Schlafe geschnitten werden, und das wagt niemand. Der Blick des Königs ist meist stier, ins Leere gerichtet. Nur wenn die alte Dienerin Marie, die den König als kleinen Jungen schon auf ihren Armen trug, ihm in die Nähe kommt, dann ruft er sie mit seinem sonoren Bariton ziemlich lebhaft an und gibt in kurzen Worten den Befehl, ihm irgend einen Gegenstand, hie und da ein Glas Bier zu bringen, was er aber sofort wieder vergisst. An anderen Personen geht der stets schwarz gekleidete Monarch vorüber, als wenn er sie nicht erkennen würde. Es ist strenger Befehl, ihn nicht zu grüßen, auch darf er niemals auf seinen Promenaden angesprochen werden. Häufig steht Otto I. in einer Ecke, gestikuliert mit Armen und Händen und spricht im Halluzinationszustand lebhaft zu dem Gegenstande seiner Einbildung. Dann aber tritt völlige Apathie ein, welche stunden- und tagelang andauert.Mit Leidenschaft raucht Se. Majestät Zigaretten, gewöhnlich 30 bis 36 Stück am Tage. Der Verbrauch von Zündhölzern ist aus dem Grunde enorm, weil der König stets ein ganzes Bündel Streichhölzer anzündet und es dann mit sichtlicher Freude brennend wegwirft.Peinlich genau ist die Lebensweise des Geisteskranken geregelt. Am Diner nehmen Teil: am oberen Ende der Tafel die Majestät, dann nach einem größeren Zwischenraum die Adjutanten, der Arzt und der Hofmarschall. Der König isst gern und reichlich, trinkt ein Glas Bier und verlangt ab und zu mit scharfer Kommandostimme Sekt, den er gerne zu sich nimmt.

Bei der Tafel will König Otto völlig ignoriert sein, wie auch er sich um die weiter unten sitzenden Kavaliere nicht kümmert. Gibt der Arzt das vereinbarte lautlose Zeichen, so wird dem König das Gewünschte sofort gebracht. Besondere Vorkehrungen hinsichtlich des Besteckes existieren nicht, der König gebraucht Messer und Gabel im normalen Zustande, nur die Serviette wird von der Majestät stellenweise verschmäht und dafür der Rock benützt. In den elegant eingerichteten Appartements des Königs, die durchweg im Erdgeschoße liegen, während die Dienerschaft den ersten Stock bewohnt, ist das Schlafzimmer mit allem Komfort ausgestattet; auch benützt der hohe Kranke die Toilettengegenstände sehr häufig, nur vom Baden will er trotz der prachtvollen Kabine wenig wissen, und es hat seine Schwierigkeit, ihn dazu zu bewegen.

Äußerst empfindlich ist König Otto gegen das Schließen von Türen, die aber durchaus nicht mit Gucklöchern versehen sind. Es ist Befehl, dass alle Türen der Flucht im Erdgeschoss während des Tages geöffnet bleiben, auch die Türen nach dem Garten hinaus. Findet der König eine geschlossene Tür, so gerät er geradezu in Wut und schlägt mit wuchtigen Fausthieben auf dieselbe los. Seit er die Fenster nach der Straßenseite zertrümmert hat, sind diese mit Eisengittern versehen.Ebenso hegt Otto I. eine gründliche Antipathie gegen das Fahren. Die Abneigung des Königs gegen Ausfahrten wird darauf zurückgeführt, dass auf der Straße sich Neugierige einfanden, deren Anglotzen der Kranke peinlichst empfindet. Wenn Ausfahrten stattfinden, dann muss der Wagen an der Rückseite des Schlosses warten. Hier ist es einmal passiert, dass der wie traumverloren in die Luft starrende König den Wagentritt fehlte und daneben trat. Mit einem Schlag sprang er zurück ins Haus und schrie: "Ich fahre nicht!"

Dass der König sich, wie geschrieben wurde, nach seinem lieben München sehne und öfters den Wunsch, in die Residenz zu fahren, geäußert habe, ist, wie mit Bestimmtheit versichert wurde, unwahr. Ein solcher Wunsch ist nicht laut geworden.Was die Beschäftigung des Königs betrifft, so nimmt er wohl ab und zu eine der aufliegenden Zeitungen zur Hand; ob er sie liest und den Inhalt erfasst, vermag der Gewährsmann nicht anzugeben. Seine Umgebung ist unablässig bemüht, auf Zerstreuung des Kranken zu sinnen. Im heurigen Frühjahr kam jemand auf den Gedanken, in des Königs Zimmer eine kleine Spieldose zu legen. Der Monarch horchte erstaunt auf die leise Musik, und ein Freudenschimmer flog über sein Antlitz. Einer von den fünf Pflegern meldete diese Gefühlsäußerung sofort dem jourhabenden Arzte. Das verständigte Hofmarschallamt erstattete einen weiteren Bericht, und es wurde schleunigst ein großes Spielwerk im Werte von etwa 5000 Mark angeschafft. Allein die gewünschte Wirkung konnte nicht erzielt werden, der König reagierte auf die Musik der großen Spieluhr nicht mehr und zeigt im Laufe der Zeit sogar richtigen Widerwillen, so dass das Instrument entfernt werden musste.

Die Umgebung des Königs hat Beweise dafür, dass der hohe Kranke die einzelnen Personen erkennt, und in einem lichten Moment ist es vorgekommen, das Se. Majestät auch einzelne Herren angesprochen hat. Was die Zukunft bringe, lässt sich nicht sagen: möglich, dass dem König ein langes Leben beschieden ist, möglich aber auch, dass dem gestörten Geisteszustand sich einmal plötzlich ein Kräfteverfall zugesellt."

Nun aber wieder zurück zu Seiner Majestät Ludwig II.
Das Schloß Hohenschwangau bei Füssen im Allgäu

Getrennt von den Eltern, erzogen von nüchternen und korrekten Beamten, die vor allem darauf bedacht waren, den Kronprinzen mit den Realitäten der Welt vertraut zu machen, lebte Ludwig jedoch hier in einer Umgebung weit entfernt von der großen Staatspolitik. Heimlich begann der Heranwachsende, sich nachts mit dem zu beschäftigen, was ihn besonders interessierte: Theater, Opernlibretti und Literatur.

Der junge Bayernkönig regierte in einer Epoche des Wandels in Europa. Die Politik zwang ihn Kriege zu führen, obwohl er sein Leben allein der ewigen Schönheit und Wahrheit der Kunst widmen wollte. In seine Regentschaft fällt die Zeit des Einigungskrieges gegen Preußen und später gegen Frankreich sowie die Gründung des Deutschen Reiches unter der Kaisermacht der Hohenzollern. Die Niederlage Bayerns im Jahre 1866 gemeinsam mit Österreich gegen Preußen leitete den Souveränitätsverlust Bayerns bei der Reichsgründung vier Jahre später ein. Eine sehr enge, persönliche Beziehung verband König Ludwig II. zu seiner Cousine und österreichischen Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten und fühlten sich seelenverwandt: Ludwig und Sissi gaben sich gerne unkonventionell, liebten die Einsamkeit, hassten höfischen Zwang, waren bildungseifrig und sehr belesen, vor allem in klassischer Literatur. Beide waren gegen Krieg und Gewalt, hatten ein sehr selbstbewusstes Verhältnis gegenüber der Kirche und suchten aufrichtige Freundschaften.

Seit seiner Jugend schwärmte Ludwig für den genialen Komponisten Richard Wagner und dessen romantische Opern.
Wenige Wochen nach seiner Inthronisierung holte der König den Musiker R. Wagner nach München

Wenige Wochen nach seiner Inthronisierung holte der bayerische König den von Existenzängsten geplagten Musiker nach München und befreite ihn nicht nur von seinen materiellen Sorgen, sondern ermöglichte ihm einen derart aufwendigen Lebensstil, daß er damit auf Unverständnis und Ablehnung sowohl seitens der Minister als auch seines Volkes stieß. Der König aber wollte, daß der "Meister" sich ohne Einschränkungen seiner Kunst widmen und seine entworfenen Werke ausführen konnte. Die Uraufführung von "Tristan und Isolde" im Nationaltheater im Jahre 1865, wurde von Ludwig als der "vielleicht größte Tag in der Musikgeschichte der bayerischen Landeshauptstadt" gelobt. Doch aufgrund des Einspruchs der protestierenden Minister mußte Wagner, Ludwigs "teuerster und liebster Freund", schon im selben Jahr München wieder verlassen.

Die Uraufführung von "Tristan und Isolde" im Nationaltheater im Jahre 1865

In den kommenden Jahren zog sich der König immer mehr in die phantastischen Traumwelten seiner Schlösser in wilder Bergeinsamkeit zurück. In nur zwei Jahrzehnten auf dem Thron entstanden immer neue und immer kühnere Pläne. Einige - beispielsweise das Schloss Falkenstein - wurden nicht realisiert. 

Das geplante Schloss Falkenstein - wurde Mangels "Masse" nicht mehr realisiert

Andere wurden Wirklichkeit und werden heute von Besuchern aus aller Welt bewundert: Das im französischen Stil erbaute Rokoko-Juwel Schloss Linderhof, Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles und als Höhepunkt das berühmte, der mittelalterlichen Wartburg nachempfundene Märchenschloss Neuschwanstein.

Das im französischen Stil erbaute Rokoko-Juwel Schloss Linderhof
Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles
Als Höhepunkt ließ Ludwig das berühmte, der mittelalterlichen Wartburg nachempfundene Märchenschloss Neuschwanstein erbauen, welches leider nicht mehr fertig wurde

Nach Ansicht der königlichen Minister sollten die drei prachtvollen und kostspieligen Schlösser das bayerische Volk von der Unzurechnungsfähigkeit des Königs überzeugen. Bayern, behaupteten sie, sei nur durch Absetzung vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Geliebt von seinem Volk, aber gehasst von seinen Ministern wurde Ludwig II. im Jahre 1886 für geisteskrank erklärt und abgesetzt. Wenige Tage später, am 13. Juni, starb er auf mysteriöse Weise im Starnberger See. Die Umstände seines Todes geben bis heute Anlass zu vielfältigen Spekulationen. War es ein Unfall während eines Fluchtversuchs, Selbstmord oder gar Mord durch seine politischen Gegner? Die Akten des geheimen königlichen Hausarchivs, die das Geheimnis vielleicht lüften könnten, sind noch immer verschlossen. (Siehe auch "Ärztliches Gutachten" über Seine Majestät).