Nach dem Frühstück saßen wir schon in der Bank um mich beraten zu lassen. Selbstverständlich begleitete mich meine liebe Jeanette. Bis die Dame den ganzen Papierkram erledigt hatte, entschuldigte sich Jeanette, da sie selbst noch etwas zu regeln hatte. Sie verließ uns für etwa 15 Minuten bei der Beratung und begab sich hinüber an einen Bankschalter. Für mich die günstigste Gelegenheit überhaupt, der Dame die mich beriet einen Zettel mit den Kontodaten Jeanettes zu geben und sie zu bitten mir ein Formular zu geben, welches ich für die angegebene Summe für eine Überweisung unterschrieben habe, mit der Bitte, bei der Überweisung nicht meinen Namen anzugeben, sondern den der Dame. Ich nannte ihr den Vor-und Nachnamen von Jeanette.

Die Dame bemerkte sehr wohl, dass ich ständig zum Bankschalter blickte und lächelte diskret. Sie musste mich allerding sehr diskret fragen, warum ich auf dieses Konto soviel Geld überweisen will, denn es sei nicht das Konto von Frau Litmanen. Sie hat zwar alle Vollmachten und sei verfügungsberechtigt, doch das Konto laute auf den Fabrikanten Björn Litmanen, welcher auch in Luxembourg ein Konto habe, wie ihr der Computer zeige. Sie sähe ausserdem, dass Frau Jeanette Litmanen ein eigenes Konto in Finnland habe, dessen Nummer sie mir allerdings nicht nennen durfte. Ausserdem existiere da noch das Firmenkonto der Litmanen Corporation. "Auf welches Konto soll jetzt das Geld überwiesen werden?" Jetzt war ich in der Zwickmühle.

Was tun? Nun dachte ich mir, dass es besser wäre, das Geld doch auf die angegebene Kontonummer zu überweisen, denn eine andere Visakarte hatte ich in Jeanettes Geldbörse nicht entdeckt, da ich nicht darin suchte. Sowas macht man einfach nicht. Möglicherweise fiel die Privat-Visa-Karte ihres Vaters, auf welches Jeanette Zugriff hatte, aus der Börse. Kurz entschlossen sagte ich: "Überweisen Sie es bitte auf das Privatkonto des Herrn Litmanen", bat ich sie. Wobei ich nicht mal wußte, von welchem Konto und mit welcher Karte Jeanette das Geld für die Chips im Spielcasino gekauft hatte. Ich ging also ein Risiko ein, denn verloren war das Geld so oder so nicht. "Den Rest überweisen Sie mir bitte auf dieses Konto". Ich zeigte ihr meine Mastercard mit der Kontonummer.

Ich blickte nochmals zum Bankschalter und sah, dass Jeanette noch nicht an der Reihe war, und bat die Dame, sie möge sich bitte etwas beeilen, denn meine Freundin soll nicht mitbekommen, dass ich Geld auf das Konto überweise. Sie verstand und sie beeilte sich sofort, meinem Wunsch nachzukommen, damit Jeanette nichts von der Überweisung mitbekam. Als Jeanette zurück zu uns an den Tisch gekommen war, war alles schon erledigt. Eine sehr verständige und diskrete Bankangestellte, das musste man ihr lassen. Innerlich etwas zufriedener (aber noch nicht ganz, da Jeanette noch immer nicht wusste, dass ich seit unserem Aufenthalt in Stockholm inzwischen Multimillionär geworden war und nun noch mehr Geld hatte durch den Spielcasinogewinn) verließ ich glücklich mit ihr das Bankgebäude.

Bilder an zwei verschiedenen Tageszeiten aufgenommen.

Diese Stadt sieht so aus wie ein Haus mit mehreren Stockwerken. Große Höhen wechseln mit schwindelerregenden Abgründen. 80 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen der Ober - und der Unterstadt. Zu allem Überfluß schneiden auch noch die beiden Flüsse Alzette und Petruß tiefe Schluchten in den wild zerklüfteten Felsen. Nicht weniger als 80 Brücken und Viadukte halten die Stadt wie steinerne Klammern zusammen. (Bild unten)

Es ist etwas über tausend Jahre her, daß ein gewisser Graf Siegfried aus den Ardennen hier oben, auf dem "Bock" genannten Felsen, seine Trutzburg errichtete. Die "Lützelburg" wurde das Stammhaus des Hauses Luxemburg. Die nachfolgenden Generationen bauten die natürliche Festung im Schnittpunkt von Deutschland, Frankreich und Belgien auch zu einer künstlichen aus. Bald wurde sie wegen ihrer strategisch wichtigen Lage zum "Gibraltar des Nordens". 1867 beschlossen die damaligen Großmächte, den Unruheherd aus der Welt zu schaffen. Das Ländchen Luxemburg wurde neutral, seine Burg gesprengt.

Das, so stellte sich heraus, sollte ein teures Vergnügen werden. Es dauerte 18 Jahre und kostete 1,5 Millionen Goldmark, bis die alten Mauern so malerisch zerstört waren, wie sie heute aussehen. Die Luxemburger waren nicht traurig darüber. Sie säten Rasen auf dem Festungsgürtel, legten Spazierwege in den tiefen Wassergräben an, zeigten die 25 Kilometer langen unterirdischen Kasematten gegen Eintrittsgeld den Touristen und wurden überzeugte Europäer. Radio Luxemburg, der größte Sender Europas, unterhält und informiert von hier aus mehr als 50 Millionen Hörer.

Linkes Bild: Blick von der Festung aus auf das schöne Luxembourg. Rechtes Bild: Auf dem Rückweg in die Stadmitte

Links: Was soll man gross beschreiben? Schauen Sie sich doch die Bilder an und entscheiden Sie selbst, ob Ihnen Luxembourg eine Reise wert ist!

Bisher war in der kleinen, aber nicht die Spur provinziellen Hauptstadt Europa in Gestalt der Montanbehörde, der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und des Europäischen Gerichtshofs zu Hause. Ein Heer von Diplomaten hatte sich niedergelassen. Die Luxemburger nahmen den Ansturm internationaler Prominenz gelassen hin. Sie gehen mit der Zeit, auf keinen Fall aber wollen sie schneller sein als sie...

Linkes Bild: An der Place Claire mit ihrer Fontaine. Im Hintergrund zu sehen: Die Kathedrale Notre Dame. Jawoll, auch Luxembourg hat eine Kathedrale mit diesem Namen und nicht nur Paris.

In der Stadtmitte. Bild rechts: An der Weltkugel die als Springbrunnen fungiert.

...Über soviel Internationalität vergißt man leicht, daß Luxemburg ein Grossherzogtum ist. Dennoch herrschen der Grossherzog und seine Gemahlin von hier aus ohne Pomp über 2586 qkm Land und 336000 Luxemburger. Hauptsehenswürdigkeit ist die symbolisch in E-Form gebaute Europaschule. Schüler aus 16 Nationen besuchen sie. Beim Schulabgang spricht jedes Kind mindestens vier Sprachen. Die Luxemburger sprechen "nur" drei: Französisch wurde später mit den Behörden verhandelt und eingeführt. Zeitungen und Predigten lesen und hören sie in deutsch. Untereinander aber verständigen sie sich in Letzeburgisch, einem gemütlichen moselfränkischen Dialekt.

Weiter durch die Stadt. Rechts: Das Henri Gauqui Monument.
Das Pantheon im Jardin.

Bild oben: Jeanette und ich am Palais Luxembourg mit den Wachen. Am Abend sollte in der Stadt ein grosses Feuerwerk stattfinden, wie wir erfuhren. Der Grund: Spaniens Königspaar König Juan Carlos und Königin Sophia weilten zu Besuch in Luxembourg. Und das wollten auch wir sehen - allerdings vom Hotel aus, da wir da die beste Aussicht hatten.

Sonnenuntergang im Schlossgarten und wir auf dem Rückweg in unser Hotel.

Erklärung zum Litmanschen Unternehmen: Wie ich später über das Internet auf dem Laptop erfahren habe, ist Jeanettes Vater der Besitzer eines internationalen Technologiekonzerns, mit Sitz in Finnland, welcher in der Papierindustrie, in der Rohstoffverarbeitung, in der Energieerzeugung und in einigen anderen Bereichen tätig ist. Sein Unternehmen hat knapp 27.000 Mitarbeiter und macht jährlich einen Umsatz von 6,25 Milliarden Euro. Das Unternehmen ihres Vaters ist in ganz Skandinavien, aber auch in den baltischen Staaten, Polen, und Russland, (daher also auch Jeanettes Reise nach Russland, als ich sie im Zug kennen lernte)in der Türkei, Spanien sowie in Großbritannien und in einigen asiatischen und arabischen Ländern eine bekannte Firma. Ihr Vater war, wie sich später herausstellte, nicht nur Millionär, sondern sogar Milliardär. Kein Wunder, dass diese Frau über Geld verfügen konnte von welchem andere nur träumen können - auch ich, denn ich war gegen ihren Vater und sie quasi ein "armer Schlucker". Aber dennoch nicht ganz arm. Ich frage mich heute noch, wie ich dieses Glück verdient habe, dass diese Frau gerade an mir Interesse gefunden und mich lieben gelernt hat. Die Wege des Herrn sind unergründlich und die Liebe geht manchmal seltsame Wege.

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