Ankunft der Eltern von Jeanette auf dem Madrider Flughafen für Privatflugzeuge und natürlich herzliche Begrüssung nach langen Wochen. Dass Herr Litmanen, also Jeanettes Vater, einen Privatjet hatte, hatte mir Jeanette nicht gesagt, aber ich hätte es mir fast denken können. Ich ging nicht mit, um ihre Eltern schon am Flughafen zu begrüssen. Meine Aufregung war viel zu gross, jetzt schon ihren Eltern gegenüber zu treten, denn wie würden sie mich aufnehmen? (Allerdings war diese Sorge völlig unbegründet, wie sich später herausstellen sollte).

Dennoch: Beinahe wäre die Hochzeit noch geplatzt, denn Jeanette hatte mir gegenüber ein wenig "gepatzt". Mit keinem Wort hatte sie mir gegenüber erwähnt (was ich aber schon wusste von Luxemburg her), dass ihr Vater Milliardär war und schon gleich gar nicht, dass ihre Eltern mit einem ihrem Vater gehörenden Privatjet nach Madrid kommen würden. Dass er ein finnischer Gross-Industrieller war, das wusste ich allerdings, aber sie wusste nicht, dass ich es schon seit Luxemburg wusste. Ich wunderte mich deshalb, warum ihr Vater sie nicht von Moskau aus mit dem Jet abholen ließ? Aber das war wahrscheinlich nicht möglich wegen des oder beider erkrankten Piloten und eben auch ihrer Bescheidenheit, die ihr ihr Vater hoch anrechnete.

Sie war ja, (wie ich mittlerweile von ihr selbst wusste), als Managerin und Dolmetscherin (sie sprach mehrere Sprachen in Wort und Schrift) im Betrieb ihres Vater beschäftigt weil sie nicht nur etwas vom Management verstand, sondern auch übersetzen konnte. Sprachlich funktionierte bei ihr alles. Wo ich anfing mit Händen und Füssen zu gestikulieren, da plapperte sie mit den Leuten als wäre sie in dem Land geboren, wo wir uns gerade aufhielten. Natürlich musste sie mir gegenüber jetzt Farbe bekennen, dass sie aus einem unheimlich reichen Elternhaus kam. (Die Reise durch Europa hätte sich auch eine gutsituierte Frau leisten können, dazu muss man nicht unbedingt Milliardärstochter sein). Sie erklärte mir weiter, dass sie alles bewusst verschwiegen hatte, aus Angst wegen ihres Reichtums und nicht alleine wegen ihrere Jugend. Dabei hätte sie merken müssen, dass ich mich auf der Europareise mehr als zurückhaltend verhalten haben, denn in Wirklichkeit war ich doch vorher (vor meinem zufälligen Lottogewinn in Stockholm) fast ärmer als ein herrenloser Hund.

Überdies hätte ich es (schon aufgrund meines Alters), nie gewagt, diese wunderbare junge und sehr hübsche Frau bezüglich einer Beziehung anzusprechen. Ja wer war ich denn, ich fünfzigjähriger Mann? Ich war schon glücklich und zufrieden, dass ich sie im Zug kennen gelernt hatte, und sie an mir Interesse gefunden hatte. Sie war doch frei wie ein Vogel und hatte Chancen in Mengen - aber ausgerechnet bei mir, dem Älteren, blieb sie hängen. So durfte ich nicht einmal böse mit ihr sein, denn sie stand nun mal auf mich und ihre Liebe war rein. Aber die meine auch.

Aber anschliessend wurde es ernst, wir mussten zum Standesamt hin, weil ohne den Trauschein auch bei den Behörden nichts ging. Links und rechts die engsten Freunde von Jeanettes Vater. Hinter Herrn Litmanen die Frau eines Geschäftsfreundes, danach Jeanette und ich, dann folgt die Schwiegermutter und ganz rechts neben ihr die Mutter von Herrn Litmanen. Herr Litmanen, den ich selbstverständlich und wie es sich gehört um die Hand seiner Tochter gebeten hatte, ließ mich im Scherz leise, aber lächelnd wissen, dass er mich eigenhändig umbringen werde, wenn seine Prinzessin durch mich einmal unglücklich würde - doch glücklicherweise sei genommen diese Hürde, denn Jeanette hatte oft - wir sahen es ja, auf Finnisch mit ihm telefoniert, dass sie glücklich mit mir war.

Und noch etwas hat er vor der Hochzeit von mir flüsternd erworben: nämlich meinen Namen abzulegen, sonst wär seine Familie ausgestorben. Ich gab meine Zustimmung und er war sichtlich gerührt: "Dann behält die Firma ihren Namen die ihr beide einmal führen werdet!" Jeanette war völlig überrascht als ich mit 'Litmanen' auf dem Standesamt unterschrieben habe und sah ihren Papa fragend an. Doch dieser schmunzelte und nickte nur zustimmend, als wollte er sagen, das hat schon seine Ordnung, liebes Prinzesschen. Das wurde vorher schon geregelt. Da strahlte auch sein Prinzesschen übers ganze Gesicht und war hocherfreut.

Die kirchliche Trauung wurde schon von Finnland aus eingeleitet - also auf die war ich nun wirklich überhaupt nicht vorbereitet. Der Mann hatte wirklich an alles gedacht, die Kirche war halbvoll, da er Freunde aus Finnland mitgebracht hatte. Und natürlich auch einige spanische Geschäftsfreunde eingeladen hatte. Sogar einen Priester (wahrscheinlich den Priester seiner Pfarrei) und links eine Laudatorin, also das will was heissen - der Mann konnte wirklich mit dem Geld um sich schmeissen. Ich dachte an eine Trauung so im engen familiären Kreis, aber oft ist es gut, dass man vieles nicht weiss. Einzig und allein Jeanette hatte es erfahren - und da sage nochmal einer Frauen könnten kein Geheimnis bewahren. Dicht hat sie gehalten und beharrlich geschwiegen, was uns in Madrid erwarten würde.

Zwei Aufnahmen von der Trauung

Das Feuerwerk welches hier vom Betrachter zu sehen ist, ist lediglich optisch - meine Gefühle sind hier zu sehen. Was ich innerlich im Auf und Ab hab' empfunden, das kann nur jener ermessen, der die Liebe hat gefunden. Liebe zwischen zwei Herzen, die das Schicksal liess gelten, denn schliesslich lagen zwischen uns beiden verschiedene Welten. Doch beide ergänzten sich durch Erfahrung, Jugend und gegenseitiger Achtung und straften die Moralisten mit jeglicher Verachtung.

Und hier beim hochzeitlichen Essen. Von links nach rechts: Eine Freundin der Mutter von Jeanette, die aus Norwegen angereist war, Herr Litmanen selbst, dann meine Wenigkeit, dann Jeanette, sowie die Mutter von Jeanette und die Mutter von Herrn Litmanen.

Hochzeitsfamilienfoto am Springbrunnen.
Erinnerungsfoto am Eingang zum Palast - fürs Familienalbum.

Am Abend im Hotel gab es noch eine Kleinigkeit zwischen Jeanette und mir zu klären, denn ihr Vater hatte sie gefragt, weshalb sie in Luxemburg 50.000 Euro auf sein Konto eingezahlt habe? Sie war ganz perplex, denn sie wusste nicht, dass ich es auf das Privatkonto ihres Vaters unter ihrem Namen zurück überwiesen hatte. Jetzt war es an der Zeit ihr klaren Wein einzuschenken, zumal ihr Vater mir gegenüber im Scherz erwähnte, ob ich auch in der Lage wäre ihn und seine Familie zu ernähren. Da musste ich herzhaft lachen. Weder er noch Jeanette wussten, dass ich in Stockholm mehrere Millionen im Lotto gewonnen hatte. Und das Geld, welches ich durch Jeanettes Hilfe im Spielcasino in Luxemburg gewonnen hatte lag nicht mehr dort, sondern auf meinem deutschen Konto. Ich habe das von ihr vorgestreckte Geld wieder zurückgezahlt, als sie sich kurz am Bankschalter aufhielt. "Nun", sagte ich zu ihm, "ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen mithalten kann. Aber das wußte Jeanette von Anfang an. Zwar habe ich nicht soviel wie Sie, aber Ihre Tochter kann ich sicher ernähren. Jedoch denke ich nicht, dass Sie und Ihre Frau auf meine Hilfe angewiesen sind, wenn ich mir das kleine "Modellflugzeug" auf dem Madrider Flughafen betrachte". Er grinste über beide Backen und klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter. "Junge", meinte er, "Du gefällst mir, bist gerade heraus. Nein, auf's Geld kommt es sicherlich nicht an, Hauptsache mein Prinzesschen ist glücklich mit Dir".

So rückte ich mit der Wahrheit heraus und erzählte ihr alles mit dem Lottogewinn. "Du hast was? Von was redest Du eigentlich?", fragte sie perplex. "Dir fehlt doch hoffentlich nichts, mein Schatz?" "Nein, my Love, ich bin völlig gesund". Und weiter sagte ich zu ihr, "das war nur eine kleine Notlüge in Reykjavik. Aber was hast Du Deinem Vater geantwortet wegen dem Geld?" "Was sollte ich machen? Ich musste ebenfalls eine Notlüge wegen Dir erfinden." Sie machte keep smiling und sagte, dass das ein Versehen war mit der Geldüberweisung in Luxemburg, weshalb sie es wieder eingezahlt habe. Ihr Vater habe zwar schelmisch geschaut, aber nichts weiter verlauten lassen. Und weiter: "Wie kamst Du überhaupt an diese Kontonummer?" Ich musste ihr den Sachverhalt erklären: "Jenny", sagte ich, "als Du mir in Luxemburg Deine Geldbörse gegeben hattest fiel diese doch runter. Erinnerst Du Dich? Und beim Aufheben fiel die Karte mit der Nummer und dem Namen heraus. Ich merkte mir nur die Nummer und schrieb sie mir auf den Innenarm." So konnte ich das Geld überweisen, wusste allerdings nicht, dass es das Konto Deines Vaters gewesen ist. "Und wenn Du jetzt nichts gewonnen hättest?", fragte sie. "Na dann hätte ich irgendeine Möglichkeit gefunden, alle Kosten von meinem Lottogewinn zu begleichen!"

"Und wenn Du nun gar nichts gewonnen hättest?" "Naja, dann wäre ich halt der arme Schlucker geblieben und hätte dir nur meine unermessliche Liebe für alle Zeiten geben können". Da schlang sie die Arme um meinen Hals und schaute mir tief in die Augen...Gott im Himmel, was für ein Blick. "Ich hätte dich so oder so und ohne einen Cent geheiratet, ich wusste doch, dass Du kein Geld hast", hauchte sie und gab mir einen sehr sehr innigen Kuss. "Du bist also mehrfacher Millionär?" - "Ja antwortete ich ihr reuemütig, "und ich bin sofort bereit alles was Du vorgestreckt hast für diese wunderschöne, einfach herrliche und zumindest für mich sehr glückliche Europareise die ich mit Dir verbringen durfte, zurück zu erstatten".

"Oh Mister 'EM-GE-BE', das sagte sie immer zu mir, wenn etwas Besonderes vorgefallen war, "das fehlte noch, kommt gar nicht in die Tüte. Erstens heißt Du ab heute Litmanen, trägst also meinen Familiennamen und gehörst somit zur Familie und zur Firma, in welcher Du aber nicht arbeiten mußt. Ausserdem wüßte ich auch gar nicht was du dort arbeiten solltest, Du sprichst ja nicht mal meine Sprache. Überdies hast du es auch gar nicht nötig mit deinem Vermögen. Ab heute bist du gleichberechtigt und kannst genau wie ich über mein Konto verfügen". Und übrigens, stelle dich darauf ein: Unsere Europareise ist noch nicht zu Ende, denn schließlich haben wir vor ein paar Stunden geheiratet und jetzt beginnen quasi erst unsere Flitterwochen."

"Du bist mir also nicht böse, mein liebes Mädchen?" - "Warum sollte ich? Ich freue mich für Dich, mein Schatz. Aber ab heute gilt: Was mein ist ist auch Dein. Behalte Dein Konto in Deutschland, darfst mir dann einmal Deutschland zeigen, denn ich liebe die Berge in den Alpen und die Schlösser von euerem Märchenkönig Ludwig II. Überdies: in wenigen Tagen wirst Du eine Visakarte und Vollmacht über mein Konto erhalten. Du verfügst in wenigen Tagen über ein wenig mehr als über Dein 'Taschengeld'." (Aha, also meine Millionen waren für sie ein Taschengeld. Welches Vermögen muss dann wohl sie auf ihrem Konto haben?) Dann gab sie ein Lächeln von sich, das Eisberge hätte schmilzen lassen. "Ach, was ich noch erwähnen wollte: Daddy und Mom bleiben nur noch bis Morgen, dann muss Paps wieder in Helsinki sein". - "Und Du, wann musst Du wieder zurück sein?", fragte ich sie. "Schatzilein, nicht ich allein, sondern wir beide, denke daran, wir sind ein Ehepaar. Aber wenn es Dich beruhigt: vorerst gar nicht und dieses "Garnicht" kannst Du als eine Art Kaugummi betrachten, soll heissen, es ist deeeehnbar."

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Abreise der Schwiegereltern und Besichtigung der Stadt Madrid mit den vielen Gesichtern.