Das Königreich Marokko        
                Marrakesch                

Die Perle des Südens, Königsstadt am Fuß des Hohen Atlas
Das organisierte Chaos

Am Abend auf dem berühmten Djemaa el Fna-Platz dem sogenannten Platz der Gehängten beginnt das organisierte Chaos. Aber davon mehr im Laufe unseres Marrakech Aufenthalts. Zunächst suchten wir unser Hotel auf, welches wir von Rabat aus schon über die dortige Hotelleitung anmieten ließen.

Also ehrlich gesagt: da konnte man nun wirklich nicht meckern. Das Hotel war für marokkanische Verhältnisse blitzsauber. Wir waren voll des Lobes und ließen das auch die Hotelleitung wissen. Klar, dass wir für das Zimmermädchen immer ein gutes Trinkgeld bereit hielten. Es war aber auch sehr höflich und zuvorkommend. Und der Zimmerkellner las einem schon fast jeden Wunsch von den Augen ab.

Bummel durch die Medina

Am nächsten Tag nahmen wir uns als erstes vor einen ausgiebigen Bummel durch die Medina zu unternehmen. Es empfiehlt sich bei einem solchen Bummel durch die verwinkelten Gassen einen Stadtführer zu engagieren, denn es kommt sehr oft vor, dass man aus der Medina nicht mehr herausfindet. Ich war der Meinung, dass ich das auch ohne Führer schaffen würde, was sich als Trugschluss herausstellen sollte. Jeanette meinte, als wir wieder einmal an der gleichen Ecke herauskamen, dass sie diese auf der Straße abgestellte Badewanne jetzt schon zum dritten Male gesehen habe. Sie hatte recht und so wartete ich, bis es Abend wurde und richtete mich nach dem Sonnenuntergang. Noch keine 5 Minuten später kamen wir am Djemaa el Fna-Platz heraus, an welchem jetzt aber noch kein Treiben herrschte. Dieses geht immer am Abend los.

Nun, innerhalb der Medina, also der Altstadt, waren die Gassen sehr eng, die Häuserfronten fast abweisend. Nirgendwo ein Fenster, keine Straßenschilder oder Hausnummern, nichts verriet etwas über die Bewohner der Medina. Kaum hörbar und schnell öffnete sich hier und da mal eine Tür, durch die eine Gestalt huschte. In den ohnehin schon engen Gassen Eselskarren, Mopeds, Fahrräder, tobende Kinder, tratschende Männer, fast schon gehetzte Frauen. Oft sah man jemanden ein Tablett oder Backblech zur öffentlichen Backstube balancieren. In der häuslichen Küche wird der Teig bereitet und gestaltet, backen lässt man außerhalb. Häuserfronten unfreundlich wie Mauern und dann wieder liebevoll gestaltete Tore und Giebel.

Ich grinste zu Jeanette und flüsterte zu ihr, was sie mit ihrer kleinen Tasche hier kaufen will? Darauf sie: "Wer sagt denn, dass ich von diesem orientalischen Krempel etwas kaufen möchte? Frauen tragen immer eine Handtasche mit. Wir wollten lediglich mal durch die Medina um zu sehen, was die hier so alles anbieten bzw. wie es hier so zu geht. Mir geht es nur um das Flair hier. Macht doch Spaß, so durch die engen Gassen zu schlendern, oder?" (Eben. Wer wollte ihr widersprechen ? Ich garantiert nicht).

Wohin man schaute, überall der gleiche Krempel. Es wurde Zeit, dass wir uns einmal ein paar Sehenswürdigkeiten anschauten. Doch heute nicht mehr.

Die Zigarette schmeckte ihr scheinbar gut. Fast gleichgültig saß sie da und harrte der Dinge die da kommen würden, ob wir etwas kaufen würden. Aber es war leider nichts für uns dabei. Den beiden war es zwar nicht egal, dass wir nichts kauften, aber mit orientalischer Höflichkeit verabschiedeten sie uns aus ihrem Laden.

Wir hatten genug gesehen von der Medina und dem Souk und warteten, wie bereits erwähnt, auf den Sonnenuntergang, damit wir wieder aus der Medina kamen. Es kam, wie ich vermutet hatte. Die Sonne neigte sich am Horizont und wir kamen tatsächlich wieder am Platz der Gehängten heraus.

Hier herrschte schon geschäftiges Treiben und Händler boten ihr Waren feil. Wir setzten uns ebenfalls zu den vielen anderen Gästen und ließen es uns schmecken. Kleiner Zwischenfall am Rande: Ein Typ kam an unserem Tisch vorbei und bot mir Hasch an. Ich brauste auf und las ihm die Leviten. Im Nu war er verschwunden, da er Angst vor der Polizei hatte, die am Platz ebenfalls unauffällig präsent ist.

Anschließend fuhren wir mit einer Kutsche zurück ins Hotel. Der Kutscher ein schon älterer Mann - man staune, sprach sogar Deutsch. Zwar etwas holperig, aber man verstand ihn dennoch gut. Er erzählte uns, dass Marrakesch einst nur ein Karawanenlagerplatz war. Das war kaum zu glauben beim Anblick der prächtigen Paläste und Gärten, der zahlreichen Bazare der Medina und des bunten Gewimmels auf dem von Gauklern, Musikern und Schlangenbeschwören bevölkerten, berühmten Djemaa el Fna-Platz, dem sogenannten Platz der Geköpften. Allerdings ist es auch schon über 1000 Jahre her, dass die Almoraviden die erste Moschee errichteten und damit den Grundstein legten für die heutige marokkanische "Perle des Südens". Für seine Geschichte die er uns erzählte bekam er von uns ein besonderes Trinkgeld.

  

Marrakesch wurde 1062 von Yusuf ibn Taschfin (1009-1106), dem Führer der Almoraviden, einer Berberdynastie, deren Heere später Andalusien eroberten, gegründet. Taschfin eroberte das heutige Nordmarokko und Andalusien und ließ Marrakesch zur Hauptstadt seines Reiches ausbauen. Unter seinem Sohn Ali Ben Youssouf wurde die Stadt erheblich erweitert und die bis heute erhaltene Stadtmauer errichtet. Die Almohaden, eine religiöse Bewegung, die sich unter der Führung Ibn Tumarts gegen die Almoraviden gebildet hatte, eroberten unter dessen Nachfolger Abd el Moumen im 12. Jahrhundert Nordmarokko und schließlich im Jahre 1147 Marrakesch. Sie zerstörten religiöse wie Profanbauten als Symbole der Almoraviden. Unter der Regentschaft der Almohaden wurde die Koutoubia-Moschee errichtet.

Nun hiess es aber erstmal ausziehen und zu duschen, denn wir waren ziemlich durchgeschwitzt

Nach einem anstrengenden Tag und völlig durchgeschwitzt war es Zeit sich zu duschen. Natürlich ließ ich meiner Frau den Vortritt, obgleich ich schneller mit Duschen fertig gewesen wäre. Aber man/n ist ja Kavalier.


Dritter Tag in Marrakesch
Heute besuchten wir den botanischen Garten Jardin Majorelle
Bummel durch den Jardin Majorelle

Seit 1947 ist der Garten öffentlich zugänglich. 1980 wurde er von dem französischen Modedesigner Yves Saint Laurent und seinem Lebensgefährten und Geschäftspartner Pierre Bergé aufgekauft. 1997 gründete Bergé eine Stiftung, "The Majorelle Trust", die sich dauerhaft um den Erhalt der Anlage kümmern soll. Sie ließen den mittlerweile verwilderten Garten in mehreren Etappen wieder herstellen. Hier holte sich Saint Laurent seine Inspirationen für seine Kollektionen. Nach seinem Abschied vom Modegeschäft 2002 wurde die Villa und der Garten zu einem seiner Rückzugsorte. Nach seinem Tod im Jahr 2008 wurde seine Asche im Beisein von Mitarbeitern und Freunden im Rosengarten verstreut.

Die Villa von Yves Saint Laurent
Die Villa von Yves Saint Laurent
Der kleine Springbrunnen im Jardin-Majorelle
Der kleine Springbrunnen im Jardin-Majorelle
Ein Plätzchen zum Verweilen und Nachdenken
Ein Plätzchen zum Verweilen und Nachdenken
Danke Yves Saint Laurent für diesen wunderschönen Garten
  

Nach bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen um die Macht in Marokko nahmen 1269 die Meriniden Marrakesch ein. Der Sieger Abou Youssouff Yakoub gab schließlich Marrakesch als Hauptstadt zugunsten von Fes auf. Unter den Saaditen wurde Marrakesch von 1554 an vorübergehend erneut marokkanische Hauptstadt. Unter der nachfolgenden Dynastie der Alaouiten, der auch das heutige Herrscherhaus entstammt, wurde erneut Fes Regierungssitz.


Kurzvisite im Palast Bahia

Der prachtvolle Palast Bahia wurde während der Alawiden-Zeit im Jahre 1867 im Auftrag des damaligen Großwesirs Si Moussas errichtet. In den folgenden Jahren wurde der imposante Palast von seinem Sohn unter anderem durch ein traditionelles Dampfbad, Hamam, und eine Moschee erweitert. Der Bahia-Palast zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Marrakesch und Marokko. Bild unten: Im Garten des Bahia- Palasts.

Der Bahia Palast
Im-Garten des Bahia- Palasts

Es war reiner Zufall auf dem Heimweg ins Hotel:

Ali Baba und seine 40 Räuber lassen grüßen

Die 'Räuberhöhle Ali Babas'
Die 'Räuberhöhle Ali Babas'
Die 'Räuberhöhle Ali Babas'

Natürlich war es nicht Ali Babas Räuberhöhle, , denn der war in Bagdad zu Hause. Trotzdem war die "Höhle" sozusagen am Eingang durch einen angeblich schlafende Wächter bewacht. Aber hinter ihm war, kaum sichtbar, ein flinker Verkäufer der uns in seinem Reich herumführte und uns die besten Stücke anpries. Eben ein riesiges Haus, vollgestellt mit dem üblichen Krempel wie Vasen, Spiegeln, Töpfen, Lampen. Einfach mit allem was irgendwo Zuhause Staub einfangen kann. Wir lehnten dankend ab, gaben ihm aber ein Trinkgeld für seine "Tour" durch seine "Höhle". Dann kehrten wir in unser Hotel zurück.


Den nächsten Tag verbrachten wir im Hotel

Schon lange bevor wir ausgeschlafen hatten war Marrakesch längst erwacht. In aller Herrgottsfrühe, und das schon seit 800 Jahren, ertönt jeden Morgen der gleichförmige Sprechgesang des Muezzin aus 70 Meter Höhe von der Koutoubia-Moschee. Die Sonne war längst aufgegangen über Marrakesch und schon setzte das bunte Treiben ein. Die Menschenmenge füllte bereits die gewundenen Straßen der Medina und drängten in Richtung der Ben-Youssef-Moschee, die sich neben der Medersa befindet. (Diese große und prächtige Koranschule ist eine der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten der Stadt). Wir beschlossen nach dem Frühstück den heutigen Tag im Hotel zu verbringen um mal richtig zu relaxen am Hotelpool.


Wir planschten wie kleine Kinder im Becken hin und her.

Am nächsten Tag gegen 11 Uhr checkten wir aus, denn unsere Maschine nach Harare (Zimbabwe) früher (Rhodesien) war für diesen Tag gebucht. ( Die Flugzeuge, die vom Flughafen Marrakesch-Menara starten, haben nationale, wie internationale Ziele ). Unser Resümee für Marrakesch: Diese Stadt ist und bleibt die traumhafte Stadt der 1001 Nacht. In der Altstadt gibt es, wie schon erwähnt, die Djemaa el Fna, also der Platz der Gehängten, weiterhin der Mittelpunkt der Stadt, nämlich den Marktplatz - wo man nach Herzenslust Feilschen und Handeln kann oder mit den Einheimischen einen Plausch führen. Abends entsteht unter dem sternenklaren Himmel ein riesiges Restaurant, das bei den jungen und alten Bewohnern der Stadt sehr beliebt ist. Der Touristenmagnet ist der funkelnde Königspalast Dar el Makhzen, welchen wir leider nicht besucht haben. Schlendert man tagsüber durch die kleinen Gassen von Marrakesch, findet man, wie ebenfalls schon gesehen, orientalische Stände mit Laternen, Kerzenleuchtern und selbstgebrannten Ton-Vasen aber auch viel anderer Krempel, welcher in der heimischen Wohnung daheim viel Staub ansetzt. Und das muss ja nicht sein. Übrigens: der Geruch von frisch gebackenem Dattelkuchen liegt schon von Weitem in der Luft. Und für junge Leute ist das Nachtleben in Marrakesch das absolute Highlight. Eine Disko nach der anderen streckt sich in den orientalischen Nachthimmel. Wir allerdings mochten es etwas ruhiger angehen und entspannten oft bei einem leckeren Minz-Tee in einer Seitenstraße.

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