Ramses IIRamses II
Napoleons Feldzug leitete das Zeitalter der wissenschaft-
lichen Erforschung des Alten Ägypten ein.

Schon Griechen und Römer verspürten die Beunruhigung und Faszination, die von den grossen Pyramiden ausgeht. Napoleons Feldzug leitete das Zeitalter der wissenschaftlichen Erforschung des Alten Ägypten ein. Champollion machte durch die Entzifferung der Hieroglyphen der Menschheit eine mehrtausendjährige Geschichte wieder zugänglich. Über ein Jahrhundert des Grabens, des Sammelns schriftlicher Dokumente und der Deutung von Monumenten lassen diese äußerst komplexe Welt wieder erstehen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestimmten Archäologie und europäischer Imperalismus das Schicksal Ägyptens. Franzosen und Engländer sicherten auch auf diesem Gebiet ihre Vorherrschaft ab. Memphis, Luxor und Abydos wurden erforscht. Eine neue Wissenschaft, die Ägyptologie, wurde ins Leben gerufen.

MemphisAbydos
Memphis                                                                        Abydos

Denkt man heute an Archäologie in Ägypten, zeichnen sich in unserer Vorstellung vor allem die Bilder der Pyramiden und des Tutanchamun-Grabes ab. Doch dieses Grab wurde erst vor etwa neunzig Jahren - mit seiner Entdeckung im November 1922 - zum Bestandteil archäologischen Wissens, während die tausend Jahre älteren Pyramiden vielleicht zu den wenigen Bauwerken der Welt gehören, die seit ihrer Erbauung Bestand hatten. Weder konnte der Wüstensand diese gewaltigen Monumente begraben, noch vermochten Menschen sie zu zerstören. Jahrhunderte hindurch blieben sie die einzigen Zeugnisse des Genies und der Großartigkeit eines der ältesten Völker, das die Geschichte kennt.

Doch die Pyramiden, eines der Sieben Weltwunder der Antike und das einzige, das bis heute erhalten geblieben ist, sind nicht die einzige künstlerische und technische Hinterlassenschaft einer der frühen Hochkulturen der Menschheit. Lange schon vor dem Aufstieg Griechenlands galten die Ägypter als ein sehr altes Volk, dessen Bauten und Kunstwerke eine ertragreiche Geschichte belegen. Jahrtausendelang bewässerte und düngte der Nil ohne Unterlaß die Felder unter dem rätselhaften Blick der Sphinx. In der Zwischenzeit gelangten immer wieder neue Völker nach Ägypten: die Libyer und Äthiopier, die dort für kurze Zeit herrschten, die Griechen und die Perser mit ihren Handelskolonien, die Römer als Eroberer, die mohammedanischen Araber und im Verlauf der Jahrhunderte schließlich die Europäer, die Franzosen mit Napoleon und die Engländer mit Lord Kitchener und General Allenby an der Spitze.

Wie viele verschiedene Völker, Rassen und Religionen sind über das Niltal hinweggegangen, bevor das heutige Ägypten nach fast zweitausend Jahren die Unabhängigkeit wiedergewann, die es verloren hatte, als es 30 v. Chr. römische Provinz wurde! Und was alles hatte sich geändert! Zahlreiche Baudenkmäler und Kunstwerke waren dennoch erhalten geblieben. Nunmehr war es die Pflicht der Archäologen, sie aus dem Sand der Wüste auszugraben und der Welt zurückzugeben. Als nicht weniger instruktiv erwiesen sich die Zeugnisse der alltäglichen Arbeit, der Weisheit, Kultur und des Reichtums dieses Volkes, die bis in unsere Zeit erhalten blieben. Heute, nach zwei Jahrhunderten der Studien und des Forschens, kennen wir diese fast vergessene antike Zivilisation wieder, an die über Jahrhunderte hinweg allein die riesigen Pyramiden im Tal von Gise erinnerten. Im Lichte der jüngsten Entdeckungen wollen wir noch einmal den Weg zurücklegen, der uns von den legendären Tempeln der ersten Pharaonen zur Wiederentdeckung des antiken Ägypten führt.

  Die Chronik des Manetho  

Hinweis: Manetho war ein Priester aus Sebennytos in Unterägypten. Er schrieb um die Mitte des 3. Jahrhundert v. Chr. unter der Regierung von Ptolemaios II. auf Grund der Schriften der Ägypter in griechischer Sprache die Geschichte Ägyptens von den ältesten Zeiten an bis zur makedonischen Eroberung in drei Büchern.

Ausgrabungen brachten Gewißheit darüber, daß in den zwei Jahrtausenden vor der Entwicklung der pharaonischen Kultur keinerlei Steinbauten errichtet wurden. Die Wohnstätten bestanden aus einfachen Lehmhütten mit einem Rahmenwerk und Dächern aus Schilfrohr. Sie besaßen einen kreisförmigen oder ovalen Grundriß und waren mit geflochtenen Binsenmatten ausgekleidet. Gegenstände aus Feuerstein und Knochen sowie Tongefäße dienten als wichtige Hilfsmittel zur Befriedigung der alltäglichen Bedürfnisse. Erst zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. trat das "Reich der beiden Länder" (Ober- und Unterägypten, also der Süden und der Norden des Landes) in die Geschichte ein. Zur besseren Übersichtlichkeit wird die älteste Geschichte Ägyptens in drei Epochen unterteilt: die des Alten Reiches, des Mittleren Reiches und des Neuen Reiches. Diese Perioden werden noch durch die Erste und die Zweite Zwischenzeit von einander getrennt. Die anschließende Spätzeit beginnt um 1080 v. Chr. und endet mit der Eroberung durch Alexander den Großen im Jahre 332 v. Chr.

Alexander der Große (* zwischen 20. Juli und 30. Juli 356 v. Chr. in Pella, † 10. Juni/11. Juni 323 v. Chr. in Babylon), auch bekannt als Alexander III. war ein Griechisch-makedonischer König. Der Name 'Alexander' stammt aus dem griechischen Wort "alexo" (schützen, verteidigen).

Alexander trifft mit seiner Flotte in Ägypten ein. Mit seinem Heer erobert er sofort Alexandria, wo er auch später seine letzte Ruhestätte fand.

Die Pharaonen, die als Herrscher des Landes aufeinanderfolgten, werden zu bestimmten Dynastien zusammengefaßt. Insgesamt regierten 31 Dynastien bis zur Eroberung des Landes durch Alexander den Großen. Als die berühmtesten gelten die 4. und die 18. Dynastie. Diese Einteilung geht auf die Chronik eines gelehrten Ägypters namens Manetho zurück, der von 325 bis 245 v. Chr. lebte, zur Zeit der ersten beiden Ptolemäerkönige, die auf Alexander den Großen folgten. Leider ist uns Manethos Werk nur durch kurze Zitate bei späteren Autoren und durch ungenaue Zusammenfassungen und Kompilationen überliefert. Die wichtigste Sammlung, die Schrift eines gewissen Georgios Synkellos, geht zum Beispiel auf das Jahr 800 n. Chr. zurück. Die Umarbeitungen, vielleicht auch die Lückenhaftigkeit des Originaltextes hatten zahlreiche Fehler zur Folge, etwa in der Reihenfolge der Herrscher und bei der Berechnung der Regierungszeit einzelner Pharaonen oder ganzer Dynastien.

Das Studium von Baudenkmälern, die Entzifferung von Inschriften und Papyri und die geduldige Arbeit der Archäologen haben inzwischen aber zu einem Kenntnisstand geführt, der vielleicht genauer und erschöpfender ist, als er zur Zeit Manethos überhaupt möglich war. So kennen wir heute Dynastieverzeichnisse, die - zum größten Teil während des Neuen Reiches verfaßt - nicht nur die Namen vieler Herrscher überliefern, sondern auch die Dauer ihrer Regierungszeit sowie die wichtigsten Ereignisse dieser Epoche. Wir wissen auch, wie die Ägypter selbst ihre Vergangenheit betrachteten, welche Ereignisse und welche Herrscher sie besonderer Erinnerung würdig erachteten. Leider geht keines dieser Verzeichnisse über Ramses II. hinaus.

Die Liste von Karnak zählt 61 Namen (48 davon sind lesbar) der Pharaonen von der 3. Dynastie (um 2635-2570 v. Chr.) bis Thutmosis III. auf, in dessen Regierungszeit (1490 bis 1439/36 v. Chr.) sie zusammengestellt wurde. Das Register, das in die Wände des großen Tempels von Abydos eingemeißelt wurde, umfaßt die Namen von 76 Herrschern von der 1. bis zur 19. Dynastie und reicht damit bis zum Jahr 1300 v. Chr. Im Jahre 1861 wurde eine weitere Liste in einem Grab in Sakkara entdeckt. Sie wurde um 1250 v. Chr. verfaßt und zählt 57 Könige von der 1. Dynastie bis zu Ramses II. aus der 19. Dynastie auf, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge. Der wichtigste Text ist der Kanon der Könige, der auch als Papyrus von Turin bekannt ist. Es handelt sich um ein Schriftstück, das zwischen 1300 und 1200 v. Chr. verfaßt wurde und die ägyptischen Herrscher von der 1. bis zur 19. Dynastie nennt.

Es wurde in Ägypten von Bernardino Drovetti erworben und gelangte dann in den Besitz des Museums von Turin. Zum Zeitpunkt seiner Entdeckung soll es so gut wie völlig unversehrt gewesen sein. Als Champollion den Papyrus wiederfand und sich ans Studium machte, war er inzwischen in über fünfzig Fragmente, zerbrochen. Lange und geduldige Restaurierungsarbeiten waren erforderlich, bevor man mit einer zufriedenstellenden Entzifferung der erhalten gebliebenen Teile beginnen konnte. Zu den bedeutenden Dokumenten zählt auch der noch viel ältere Stein von Palermo, der aus der Zeit um 2400 v. Chr. stammt und ursprünglich in einem Tempel stand. Auf ihm waren die Namen der Könige von Menes (1. Dynastie) bis zum sechsten Pharao der 5. Dynastie verzeichnet. Übriggeblieben sind indes nur Fragmente, deren wichtigstes in Palermo aufbewahrt wird.

Der Karnak-Tempel ist die größte Tempelanlage in Ägypten. Diese liegt etwa 3 Kilometer nördlich von Luxor und direkt am Nil. Den Namen hat sie von dem Dorf Karnak, das direkt an die Tempelanlage grenzt.

  Der erste Pharao mit der weissen Krone: Skorpion  
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