d'Artagnan - alias MGB AthosAramis

Nacherzählt und illustriert von MGB

Dieser Roman erzählt die Geschichte der drei unzertrennlichen Freunde, die Kardinal Richelieu, dem mächtigsten Mann Frankreichs, trotzten, um die Ehre ihrer Königin Anna d'Autriche zu retten und nicht, wie immer behauptet wird, um den König von Frankreich zu befreien. Aber beginnen wir von vorne und lernen dabei etwas Geschichte.

Aus drei wurden später vier

Am 27.9.1601 wird der spätere König Ludwig XIII. als erstes Kind von König Heinrich IV.,(der, genau wie Caesar oder wie sein Namensvetter Heinrich VIII. in weiblich Hinsicht nichts anbrennen liess) und dessen Frau, Königin Maria von Medici, (die am 3.7.1642 als einsame Frau in Köln stirbt) in Fontainebleau geboren.


Ludwig mit seinen Eltern Heinrich IV. und Maria von Medici

Befassen wir uns zunächst etwas mit den Biographien seiner Eltern, die weitaus spannender sind, als die ihres Sohnes Ludwig.

Maria de'Medici wurde als jüngste Tochter von acht Kindern des Großherzogs der Toskana, Francesco Maria de'Medici (1541-1587) und seiner Gattin, der Erzherzogin Johanna von Österreich (1547-1578) im Jahre 1573 geboren. Im Alter von 27 Jahren verheiratete ihr Onkel Ferdinand I. der Nachfolger ihres Vaters, sie am 5.10.1600 mit dem fast 20 Jahre älteren Heinrich IV. von Frankreich.

Heinrich, ihr Gatte, wurde von seinen Zeitgenossen als gutmütig, leutselig, bestechend liebenswürdig, religiös indifferent, aber unzuverlässig beschrieben. Zudem stank er, der sich sowieso selten wusch, ständig nach Knoblauch, Schweißfüßen und Schießpulver, was seinem Liebesleben jedoch anscheinend nicht schadete. Denn er stand im Rufe, ein liebestoller Schürzenjäger zu sein. In erster Ehe war er 1572 mit der jüngsten Tochter Katharina de'Medicis, Marguerite verheiratet worden, die ihm jedoch keine Kinder geschenkt hatte. Deshalb ließ er sich von ihr scheiden und heiratete Maria de'Medici, ohne jedoch gleich seine vielen Mätressen aufgeben zu wollen. Heinrich war in Maria zweifellos aufrichtig verliebt, aber er konnte nicht treu sein. So ging es an seinem Hof wie bei einem Türkenherrscher zu. Sämtliche illegitimen Kinder, die er allesamt abgöttisch liebte, ließ er in seinem Schloß Saint-Germain aufziehen.

Marias gehässigste Nebenbuhlerin war Henriette d'Entragues die Marquise de Verneuil, die in aller Öffentlichkeit Marias schweren Gang nachäffte und ihr den Spitznamen "dickes Bankierweib" verpaßte. 1601 brachten die beiden sich abgrundtief hassenden Frauen fast gleichzeitig ihren ersten Sohn auf die Welt. Marias Sohn Ludwig XIII. der seinem Vater als legitim geborener Sohn auf dem Thron folgen konnte, wurde am 27.9.1601 geboren. Während ihre Konkurrentin Heinrich IV. aber nur insgesamt drei Kinder gebar, konnte Maria stolz auf ihre sechs Kinder verweisen. 1602 brachte sie ihre Tochter Elisabeth auf die Welt, die später mit Philipp IV. von Spanien verheiratet werden sollte, 1606 Christine, 1607 Heinrich 1608 Gaston und 1609 Henriette Maria die die Gemahlin des englischen Königs Karl I. werden sollte.

Krönung Marias von Medici zur Königin von Frankreich

Am 13.5.1610 wurde Maria zur Königin von Frankreich gekrönt, um beim Todesfall ihres Mannes als Regentin den noch unmündigen Sohn Ludwig vertreten zu können. Schon einen Tag später erdolchte ein fanatischer Katholik ihren Gatten. Es war der mittlerweile 18. Attentatsversuch gegen Heinrich IV., der in diesem Fall tödlich für ihn endete. Maria, die nun die Regentschaft für ihren Sohn übernahm, wurde von ihren Zeitgenossen als klein, untersetzt, kontaktarm, despotisch, nicht besonders lebhaft, sehr prunksüchtig und als ehrgeizig beschrieben. Sie soll einen zarten, hellbraunen Teint, aber ein stumpfes, ausdrucksloses Gesicht gehabt und Alkohol, üppige Tafeln, prächtige Feste und Kunstwerke aller Art geliebt haben. Außerdem war sie sehr schnell und leicht zu beeinflussen, so daß Günstlinge wie Leonora Dori und deren Gatte Concini sie völlig beherrschen und dadurch einen katastrophalen Einfluß auf die französische Politik ausüben konnten. Erst 1618 gelang es ihrem Sohn Ludwig XIII., ihren beiden Hauptgünstlingen die Herrschaft zu entreißen.


Ein königlicher Kurier übergibt der Königin-Mutter eine Botschaft ihres Sohnes
wonach sie sich ab heute nur noch in ihrem Schloss aufhalten und sich nicht
mehr in die Politik Frankreichs einmischen darf

Seine Mutter Maria schob er derweil in ihr Schloß Blois an der Loire ab. Nur mit Hilfe von Armand Jean du Plessis Richelieu (+ 1642) der ihre Feinde beseitigte bzw. verdrängte, gelangte Maria de´Medici wieder neben ihrem Sohn an die Schalthebel der Macht. Aber schon bald begann es nicht nur zwischen Mutter und Sohn, sondern auch zwischen Maria und Richelieu zu kriseln. Im Jahre 1630 verbündete sich ihr Sohn Ludwig schließlich mit Richelieu gegen sie. Maria ermutigte daraufhin ihren Sohn Gaston, einen Aufstand gegen den König zu schüren und nach der Krone zu greifen.

Richelieu und Ludwig XIII., die Marias ständigen Einmischungen zum Nachteil Frankreichs nicht weiter dulden wollten, gingen daraufhin mit vereinten Kräften gegen sie vor. Dieser blieb nur die Flucht. In Brüssel, ihrem ersten Exil erfuhr sie, daß man ihr in Frankreich am 12.8.1631 Hochverrat vorwarf und ihre Person deshalb ächten und ihren Besitz beschlagnahmen ließ. Nach der Verkündigung dieses Gerichtsurteils wollte sie kein fremdes Land mehr für längere Zeit bei sich aufnehmen, und so vagabundierte Maria zwischen den Niederlanden, der Schweiz und London hin und her, bis sie letztendlich in Köln einen bescheidenen Unterschlupf fand. Als einsame Frau starb sie dort am 3.7.1642

Nun aber wieder zurück zu Ludwig XIII. und den Musketieren.
Ludwig (rechts) besteigt mit 9 Jahren den Thron seines Vaters.

Ludwig war neun Jahre alt, als er nach der Ermordung seines Vaters den französischen Thron erbte. Bis zu seiner Volljährigkeitserklärung am 2.10. 1614 stand er unter der Regentschaft seiner Mutter bzw. deren Günstling Concini...

In den ersten Jahren seiner Regierung stand er massgeblich unter der dem Einfluss des Herzogs von Luynes, (links) neben Kardinal Richelieu

Anna, Ludwigs spätere Frau, wurde als ältestes von fünf Kindern am 21.9.1601 in Valladolid in Spanien geboren. Ihr Vater, Philipp III., war der damalige Regent Spaniens. Margarete von Innenösterreich, dem früheren Namen der Steiermark, starb, als das Mädchen erst zehn Jahre alt war. Wenig später verlobte man die spanische Prinzessin habsburgischen Blutes mit dem gleichaltrigen Ludwig XIII. dessen Vater Heinrich IV. aus dem Hause Bourbon war. Bereits 4 Jahre später, am 25.11.1615, fand die Trauung Annas mit ihrem leiblichen Neffen statt. Hochzeiten dieser Art waren in der damaligen Zeit keine Seltenheit.

Anna d' Autrichs Geburtsort: Valladolid in Spanien

Maria von Medici, Ludwigs Mutter, hatte diese Verbindung aus politischen, aber hauptsächlich religiösen Gründen arrangiert- ohne zu ahnen, welchen Leidensweg sie für Anna damit bereitet hatte. Schon der Umzug von Annas Heimat Spanien nach Bordeaux bereitete dem Mädchen große Probleme. In der Hochzeitsnacht spitzte sich die Lage zu, als Anna den damals blamablen Ruf einer Jungfrau beibehielt, da Ludwig noch weit von der Pubertät entfernt war. Schon von Anfang an lebte das Paar in zwei verschiedenen Welten. Während Anna Theater, Tanz und lustige Gesellschaften liebte, beschäftigte sich der schmächtige, dahinkränkelnde Ludwig am liebsten mit der Jagd und vergnügte sich mit jungen Männern. Die Tatsache, dass Ludwig XIII. bisexuell war, wurde jedoch lange Zeit vertuscht. So auch die Affäre mit Charles Albert de Luynes, der binnen kurzem vom einfachen Höfling zum Favoriten aufstieg, weshalb er jetzt als nobler Herr eine standesgemäße Gemahlin brauchte, die 18-jährige Marie, Prinzessin von Rohan. Mit dem Auftreten dieser Frau begann das groteske Kapitel in den ehelichen Beziehungen zwischen Anna und Ludwig, da sich sowohl der König als auch der Favorit in die schöne Marie verliebten.

Wie Ludwig zuvor Luynes mit Geschenken überschüttet hatte, überhäufte er nun Marie damit. So war es auch Luynes, der die Wende herbeiführte. Rasend vor Eifersucht versuchte er alles um Ludwig in die Arme von Anna zu treiben. Dabei schreckte er nicht einmal vor den makabersten Dingen zurück. Schließlich ging sein Plan in Erfüllung und Anna wurde schwanger. Die erste und die 2 Jahre später folgende Fehlgeburt waren für den gesamten Hofstaat ein großer Schock, wo man sich schon Hoffnungen auf einen Thronfolger gemacht hatte. Anstatt seiner Frau Mut zuzusprechen strafte Ludwig seine Gemahlin mit Nichtachtung, was zu Affären der jungen Königin mit hohen Adeligen, wie Henri von Montemercy und George von Buckingham führte. Ein Eklat folgte dem anderen, als Anna bei einem Hofball von Buckingham unsittlich berührt wurde.

Der Intrigant Kardinal Richelieu

Das Netz aus Intrigen verstrickte sich immer weiter. Der größte Verursacher war Kardinal Richelieu, bekannt aus dem Roman "Die drei Musketiere", der damals den eigentlichen Herrscher Frankreichs darstellte. Auch hatte er großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen Ludwigs` Mutter. Er trug mit Schuld daran, dass Anna ein Mordkomplott gegen den König vorgeworfen wurde. Die Diamantspangenaffäre ist der Höhepunkt einer Reihe von Intrigen, die der Kardinal gesponnen hat, um die aus der spanischen Habsburgerdynastie stammende Königin als Verräterinzu entlarven. Sie steht jedoch in Wirklichkeit loyal zu ihrem Gatten und zu Frankreich, auch wenn sie - eine frauliche Schwäche - ihr Herz an den englischen, Premierminister, den Herzog von Buckingham, verloren, und ihm eben jene ihr vom König geschenkten Diamantspangen überlassen hat. (Hier griffen später die Musketiere ein - um die Ehre ihrer Königin Anna wieder herzustellen. Dies war D'Artagnans erstes Abenteuer am Hofe König Ludwigs und gegen Richelieus Intrige, der die jetzt vier Musketiere durch die königliche Garde hinter den Mauern eines Klosters überfallen liess. Siehe Bild unten).

Kardinal Richelieu kapituliert mit seiner Garde vor den jetzt vier Musketieren.

Zum großen Entsetzen der überzeugten Katholikin Anna trat Frankreich 1630 durch Richelieu an der Seite Italiens gegen ihr Heimatland Spanien in den Krieg ein, worauf er aus den Diensten der königlichen Mutter entlassen wurde. Doch Richelieu war nicht der Mann, der sich leicht geschlagen gab. (Er brachte es sogar soweit, dass Maria von Medici in die Niederlande floh und 1642 verarmt und vergessen in Köln starb).

Dann, während des schrecklichen Krieges zwischen Frankreich und Spanien, Anna und Ludwig waren bereits 36 Jahre alt, ereignete sich, wie man später behauptet, das göttliche Wunder. Am 5.9.1638 brachte Anna den so sehnlich erhofften Dauphin Ludwig XIV. auf die Welt, der jedoch bei der Geburt so schwach war, dass sofort eine Nottaufe vollzogen werden musste. Doch der Status der Prinzenmutter änderte nichts an Annas Lebensumständen. Sie besaß nicht einmal ein Stimmrecht bei der Auswahl des Hofstaates für den Dauphin.

Anna d'Autriche mit Sohn Louis, dem späteren König Ludwig XIV.

So glücklich der König sich über sie Geburt des Stammhalters zeigte, so wenig nahm er Anteil an seinem Leben. Der Grund für Ludwigs mangelnden Interesse an seinem Sohn war Ludwigs neuer Favorit Henri Cinq-Mars, den der König bis zur Raserei liebte. In dieser Zeit gebar Anna, trotz der homosexuellen Phase ihres Mannes, am 5.9.1640 ihren zweiten Sohn, der auf den Namen Philipp getauft wurde.

Nach dem freudigen Ereignis folgten ,für Anna eigentlich weniger, tragische Vorfälle. Im September 1642 wurde Cinq-Mars wegen einer Verschwörung bei Hofe hingerichtet. Am 4.12. des selben Jahres starb der verhasste Kardinal Richelieu 57-jährig an einer Lungenentzündung. Doch auch der Gesundheitszustand des Königs verschlechterte sich nach Richelieus Tod dramatisch. Vor seinem letzen Atemzug am 14.5.1643 verfügte er, dass seine Gemahlin Anna die Regentschaft für den noch minderjährigen Sohn übernehmen sollte. Kurz nach dem Dahinscheiden Ludwigs XIII. ordnete Anna den Umzug von Bordeaux in den Louvre an.

Anna d' Autriche verlässt Bordeaux und siedelt in den Louvre nach Paris über.

Der Nachfolger Richelieus und gleichzeitig erster Minister wurde der von Anna selbst ausgewählte Jules Mazarin, den man Anna Jahre später noch als Geliebten vorwarf. Annas erste hochpolitische Entscheidungen dröhnten wie ein Paukenschlag durch Europa. Anstatt mit Spanien, und ihrem Bruder Philipp, Frieden zu schließen, führte sie den durch teilweise Richelieu begonnen Krieg weiter. Ein patriotischer Freudentaumel erfasste Frankreich, als ein fundamentaler Sieg über Spanien bei Rocroi errungen wurde. Doch dieses Glücksgefühl hielt nicht lange an, denn schon bald bildeten sich rebellische Bewegungen, wie z.B. ,"Fronde", die den Glanz der großen Herrscherin trübten. Immer wieder brachen Aufstände gegen den damaligen Kardinal Mazarin aus, weshalb Anna regelrecht dazu gezwungen wurde 1651 das Entlassungsdekret Mazarins zu unterzeichnen.

Durch den dann volljährigen Thronfolger und König Ludwig XIV. wurde Mazarin in den Dienst des Ersten Ministers wieder zurückberufen. Schon kurz nach seiner Wiedereinstellung schloss Mazarin, mit Einverständnis der Königin, mit Spanien Frieden. Endlich konnte Anna nach langjährigem Krieg ihren Bruder Philipp IV. wieder in die Arme schließen. Am Morgen des 20.1.1666 schlief Anna nach einer glorreichen Herrschaft für immer ein.