Besuch der chinesischen Mauer
Wir besuchen die chinesischen Mauer.

Lange Zeit hat sich das Gerücht gehalten, dass die 6.000 Kilometer lange Chinesische Mauer als einziges Bauwerk der Erde mit bloßem Auge vom Mond aus zu erkennen ist. Es ist jedoch völlig ausgeschlossen, dass sie vom Mond aus ohne Hilfsmittel zu sehen ist: Wäre dies möglich, müsste ein Mensch ein Objekt von der Größe einer Eiswaffel aus 380 km Entfernung erkennen können. Aber trotzdem sind die Chinesen stolz auf ihre fantastische Mauer

Die Chinesische Mauer Wànli Chángchéng "10.000 Li lange Mauer", auch Zhongguó Chángchéng "Lange chinesische Mauer", (auf deutsch ist jedoch der Name "Große Chinesische Mauer" geläufig) ist mit 6350 Kilometern Länge (Hauptmauer 2400 km) und damit auch hinsichtlich Volumen und Masse das größte Bauwerk der Welt. Dabei besteht die Mauer aus einem System mehrerer teilweise auch nicht miteinander verbundener Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise.

Man könnte über 6000 Km so weiterspazieren.

Wahrscheinlich war die Mauer ursprünglich jedoch länger als bisher angenommen: Sven Hedin und Folke Bergmann entdeckten nämlich während ihrer Chinesisch-Schwedischen Expedition 1927-1935 Reste der Großen Mauer in der Wüste Lop Nor, die Folke Bergman 1937 beschrieben hat (siehe Literaturangaben und Lop Nor). Den chinesischen Wissenschaftlern wurde sein Buch 2000 in einer chinesischen Übersetzung zugänglich gemacht, und daraufhin suchten sie Anfang 2001 die dort beschriebenen Signaltürme der Chinesischen Mauer in der Wüste Lop Nor auf, bis zu 500 Kilometer westlich der Festung Jiayuguan, die bei ihnen bis dato als westlicher Endpunkt der Mauer galt. Sie gehen davon aus, dass dieser Teil der Mauer gebaut wurde, um die mittlere Route der Seidenstraße zu schützen, auf der reich beladene Handelskarawanen nach Westen zogen. Doch vermuten sie, dass das Ende der Mauer nicht hier gelegen hat.

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Der Abfalleimer im Vordergrund ist natürlich nicht die Toilette.

214 v. Chr. ließ der erste chinesische Kaiser, Qin Shihuangdi, Schutzwälle errichten, die das chinesische Kaiserreich nach der Expansion über den Gelben Fluss gegen die Völker aus dem Norden, vor allem die Xiongnu, schützen sollte. Im Unterschied zu schon vorhandenen alten Mauerresten wurde die Mauer nicht in den Tälern, sondern unterhalb der Kammlinie der Gebirge an den Nordabhängen errichtet. Sie bestand wegen des Fehlens von Lehm großen Teils aus aufeinander geschichteten Natursteinplatten.

Seitdem wurde die Mauer immer wieder aus - und umgebaut, die heute bekannte Form (s. Bild) erhielt sie in der Zeit der Ming-Dynastie, der letzten großen Ausbauphase. 1493 begann unter Kaiser Hongzhi der Bau der Ming-Mauer, die dem Schutz gegen die Mongolen und der besseren Überwachung des Handels dienen sollte. Ihr Verlauf folgte den Bergkämmen; eine besonders aufwändige und teure Bauweise. Sie wurde weitgehend aus gebrannten Steinen und zum Teil auch aus Natursteinen errichtet. Der verwendete Mörtel bestand aus gebranntem Kalk und Klebreis. Das Innere des Mauerwerks füllte man mit Lehm, Sand und Schotter (Zyklopenmauer). Die Maße der Mauer sind recht unterschiedlich; im Gebiet von Peking sind 4 bis 8 m Breite an der Basis und 10 m auf der Krone sowie eine Höhe von 6 bis 9 m üblich. Im Abstand von einigen hundert Metern wurden ungefähr 12 m hohe Türme errichtet, die als Waffenlager und Signaltürme dienten. Daneben boten sie bei Angriffen Schutz für die Verteidiger. Es wird geschätzt, dass bis zu 25.000 solcher Türme in der Mauer integriert waren und dass 15.000 weitere Signaltürme die Kommunikation mit der Hauptstadt sichern sollten. Reste von Signaltürmen wurden noch bei Kaschgar gefunden, der alten Handelsstadt in Chinas äußerstem Westen.

Die damaligen Mauerwächter-als Touristenattraktion an der Mauer.

Die chinesische Mauer besteht eigentlich aus zwei Mauern. Der Zwischenraum der beiden Mauern besteht keineswegs aus Stein, sondern er wurde mit Erde und anderem Geröll und den durch den Bau gestorbenen Arbeitern gefüllt, um Geld zu sparen.

Rechts: Wir auf dem Rückweg.

Während einige Teile der Mauer nahe Touristenzentren erhalten oder sogar restauriert wurden, sind große Teile der Mauer in schlechtem Zustand. Teilweise werden sie von Dörfern in der Nähe als Steinquelle für Häuser und Straßen genutzt. Abschnitte der Mauer wurden auch das Opfer von Graffiti oder wurden eingerissen, um Platz für andere Bauvorhaben zu schaffen. Die 'Gesellschaft der großen chinesischen Mauer' setzt sich für die Erhaltung ein.

Die Chinesische Mauer im Winter.

Schon seit längerer Zeit wird behauptet, dass die chinesische Mauer das einzige Bauwerk sei, das man mit dem bloßen Auge aus dem Weltraum (oder gar vom Mond aus!) entdecken könne. Bei der bekannten Breite der Mauer müsste man nach dieser Vorstellung auch jede bessere Landstraße aus dem Weltraum erkennen können. Was man allerdings bei sehr guten Sichtverhältnissen aus großer Höhe sehen kann, ist der Schatten der Mauer, wenn im Winter die Sonne tief steht und die Mauer ein breites Schattenband erzeugt.

Endlich wieder unten im Warmen.

Der erste Raumfahrer Chinas - Yang Liwei - sagte jedoch nach seinem Raumflug im Oktober 2003: Die Aussicht war wunderschön. Aber ich konnte die Große Mauer nicht sehen. Die chinesische Regierung ließ daraufhin neue Schulbücher drucken, in denen dies geändert wurde. Schon der amerikanische Astronaut James Irwin hat nach seiner Apollo 15-Mission erklärt, es sei unmöglich die Große Mauer zu sehen. Man kann allerdings andere von Menschenhand geschaffene Objekte aus dem All sehen. Leroy Chiao konnte jedoch 2005 angeblich von der Raumstation ISS aus die chinesische Mauer entdecken und sogar Fotos von ihr mit einem normalen Fotoapparat anfertigen. Nach diesen Erkenntnissen soll man allerdings äußerst gute Witterungsbedingungen benötigen, um die chinesische Mauer aus dem All sehen zu können. Yang Liwei hatte demnach Pech mit dem Wetter.

Erinnerungsfoto an den Besuch der Mauer.
Zur eigentlichen Seidenstrasse: Über Baoji, Lanzhou, Wuwei nach Jiayuguan