In Rom hat jeder Stein seine Geschichte. Es gibt unzählige Steine und unzählige Geschichten. Ganze Bücher könnte man allein über römische Brunnen, römische Plätze, Brücken und Treppen schreiben. Die edelste der Treppen, die "Spanische Treppe" - hier in einer Nachtaufnahme -, gilt als Treffpunkt der Verliebten.

In der warmen Jahreszeit stehen am Fuss der Spanischen Treppe drei Blumenstände. Eine Römerin kann sie benutzen, um dem Mann, der dort auf sie wartet, durch die Blume ihre Zuneigung kundzutun. Wenn sie die schneeweissen Marmorstufen hinuntergeht und sich dem linken Kiosk zuwendet, heisst das "Ja". Der Weg am rechten Blumenstand vorbei bedeutet "Nein". Geht die Dame aber zielstrebig auf den mittleren Kiosk zu, meint sie "Vielleicht".

Es heisst, man brauche ein Leben, um Rom kennenzulernen. Aber jeder, der in die Ewige Stadt kommt, fühlt sich, als habe er sein Lebtag hier verbracht. Der englische Dichter Longfellow nannte Rom "die einzige Stadt, die vollkommene Befriedigung gewährt". Unzählige "Wahlrömer" sind ihrem Zauber erlegen. Sie kamen als Ausländer, als Vertreter von Regierungen und Firmen, und quittierten lieber ihren Dienst, als sich anderswohin versetzen zu lassen, weil sie ohne das eigenartig helle römische Licht nicht mehr leben konnten. Unzählige Dichter haben es besungen, unzählige Maler mit dem Pinsel festgehalten.

Rom gehört nicht den Römern allein, sondern der ganzen Welt. Keine andere Stadt ist so gründlich durchforscht, untersucht und beschrieben worden. Und doch weiss man bis heute nicht genau, wann Rom gegründet wurde. Die Sage setzt die Geburtsstunde der Stadt auf das Jahr 753 vor Christi Geburt fest und beruft sich auf die Zwillinge Romulus und Remus, die von einer Wölfin gesäugt wurden und am Leben blieben, als Gründer. Doch neue Ausgrabungen lassen erkennen, dass es im Bereich der sieben Hügel schon viel früher erste Ansiedlungen gegeben haben muss.

In den Tagen der Cäsaren hatte Rom eine Million Einwohner. Danach - in seinen dunkelsten Tagen - 50.000. Ein paar Jahrhunderte weideten die Ziegen auf den Trümmern der Tempel und Foren. Die melancholische Campagna überwucherte die Marmorquadern und nahm Rom in Besitz. Erst die grossen Renaissancepäpste erweckten es wieder zum Leben, bauten Paläste auf den Ziegenweiden, legten Gärten auf den Trümmern an. 1870 wurde von langhaarigen Studenten und feurigen Professoren neben dem kirchlichen Rom die Hauptstadt des jungen Landes Italien aufgebaut. Heute sind die tote Monumente der Römer die lebendige Kulisse für die Szenerie des römischen Alltaglebens. Das Volk von Rom ist mindestens so sehenswert wie Kolosseum und Petersdom. Römer und Römerinnen und nicht zuletzt unzählige "bambini" sind es, die verhindern, dass diese Stadt mit allen ihren Altertümern zum prächtigen Museum wird. Unbeschwert und unbefangen betrachten sie die Strassen und Plätze als Fortsetzung der Wohnung und machen sie zu einer Bühne, auf der es nie langweilig zugeht. Sie benutzen noch immer die plastische Zeichensprache, die sie - so versichern Wissenschaftler - geradewegs von der Bühnenpantomimik der Cäsarenzeit übernahmen. Sollen doch alle - auch die Touristen - teilnehmen an Freude und Trauer, am Menschlichen und Allzumenschlichen !

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Bummel durch Rom ;-)