Aus touristischer Sicht kann Saragossa zwar nicht mit Städten wie Sevilla oder Barcelona konkurrieren, hat aber durchaus die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu bieten. Das Stadtbild ist recht modern, im Stadtkern liegt die Altstadt (casco viejo). Wie in einigen spanischen Städten verfällt der Altstadtkern zusehends, da viele Einwohner Saragossas aus der Innenstadt in modernere Wohnanlagen am Stadtrand gezogen sind.

Am nördlichen Ende der Altstadt liegt das Wahrzeichen der Stadt, die Basilica del Pilar. Sie ist das größte barocke Bauwerk Spaniens, das zu Ehren der Jungfrau Maria erbaut wurde. In ihr steht eine Säule (span.: el pilar) auf der die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Vor dem Bauwerk liegt ein beeindruckender Platz, die "Plaza del Pilar". Direkt neben diesem steht die Catedral de la Seo, die älteste Kirche Saragossas.

Auch das größte Fest der Stadt findet zu Ehren der Jungfrau von der Säule ("Virgen del Pilar") statt. Das Fest zieht Besucher aus ganz Spanien an und findet seinen Höhepunkt am 12. Oktober, der auch Nationalfeiertag in Spanien ist. Es werden der Jungfrau zu Ehren in einer beeindruckenden Zeremonie Blumenteppiche und Blumengestecke auf dem Platz vor der Basilica del Pilar niedergelegt.

Die Stadt Saragossa wurde im Jahre 24 v. Chr. von den Römern unter dem Namen Caesaraugusta gegründet. Auf diese lateinische Bezeichnung geht der heutige Name Zaragoza zurück. Seit dem 8. Jahrhundert gehörte die Stadt zum Kalifat von Cordoba und war ein Vorposten im Kampf gegen die christlichen Königreiche in Nordspanien. Nach dem Zerfall des Kalifats in die Taifa-Königreiche machten sich die Hudiden in Saragossa selbständig. Erst 1118 konnte Aragon die Stadt von den Muslimen zurück erobern und zur neuen Hauptstadt des Landes erheben.

Das heutige Aragonien kam nach Aufhören der römischen Herrschaft in den Besitz der Westgoten. Seit dem 8. Jahrhundert in den der Araber, Anfang des 9. Jahrhunderts nebst Katalonien teilweise unter fränkische Herrschaft (Karls des Grossen).

Die Grafschaft Aragonien, als deren erster Graf Azenar, ein Sohn des aquitanischen Herzogs Eudo, genannt wird, kam nach Erlöschen des gräflichen Hauses um 1000 durch Erbrecht an den König Sancho III. von Navarra (970-1035), der bei seinem Tod Aragonien seinem natürlichen Sohn Ramiro I. zuwies.

Dieser erweiterte sein Gebiet durch die Erwerbung von Ribagorza und Sobrarbe sowie durch glückliche Kämpfe gegen die Mauren und nahm den Königstitel an. Seine Nachfolger Sancho Ramirez (1063 - 94) und Peter I.(Aragón) (1094-1104) setzten den Krieg gegen die Mauren mit Erfolg fort; endlich eroberte Alfons I. (Aragón) (1104-1134) Saragossa 1118 und erhob es zur Hauptstadt Aragoniens. Sein Testament, worin er das Land den geistlichen Ritterorden vermachte, wurde von den Ständen Aragoniens nicht anerkannt, dagegen sein Bruder Ramiro II. auf den Thron von Aragonien erhoben.

Dieser verlobte seine Tochter Pedronella (1137) mit dem Grafen Raimund Berengar I., der den Grund zur Vereinigung Kataloniens mit Aragonien legte, indem sein älterer Sohn, Alfons II. (Aragón) (1162-1196), ihm 1162 in Katalonien, 1163 auch in Aragonien folgte. Unter ihm und seinen Nachfolgern ward Aragonien, durch die Erwerbung Roussillons, Montpelliers, Cerdagnes, Carcasfonnes und andrer Pyrenäenlandschaften, Valencias und der Balearen vergrößert, schnell die zweite christliche Macht Spaniens neben Kastilien Peter II. (Aragón) (1196 - 1213) nahm seine Krone vom Papst zu Lehen. Die von König Jakob I.(Aragón) (1213-76), von welchem die Konstitution Aragoniens herrührt, beabsichtigte Teilung des Landes kam nicht zur Ausführung, da dessen ältester Sohn, Peter III. (Aragón) (1276-85), seinem Bruder Jakob, welcher die Balearen, Roussillon, Cerdagne etc. bekommen hatte, die Lehnspflichtigkeit aufzwang. Peter III. erwarb später (1282) Sizilien, ward aber infolge davon mit Frankreich in Krieg verwickelt.

Als die hierdurch und durch sonstige Fehden hervorgerufene finanzielle Not ihn zur Ausschreibung drückender Steuern bewog, traten die Stände von Aragonien 1283, um ihre alten Freiheiten zu wahren, zur ersten Union zusammen und zwangen dem König das Generalprivilegium von Saragossa ab, das, später noch erweitert, die monarchische Gewalt zu einem Schatten verminderte. Ihm folgte 1285 sein ältester Sohn, Alfons III. (Aragón) (1285-1291), in den spanischen Reichen, der jüngere, Jakob, in Sizilien... Alfons entsetzte seinen Oheim Jakob von Mallorca, geriet mit Kastilien und Frankreich in langwierige Händel, während welcher die aragonischen Stände ihre Macht erweiterten. Nach Alfons' kinderlosem Tod folgte ihm sein Bruder Jakob II. (Aragón) (1291- 1327), der Sardinien erwarb und 1319 die Unteilbarkeit des spanischen Reichs festsetzte; doch behielten Aragonien, Katalonien und Valencia eigne Cortes.

Auf Jakob folgte 1327 -1336 sein Sohn Alfons IV. (Aragón), der gegen die Genuesen und mit seinem Schwiegervater ( Alfons XI.Kastilien) glücklich gegen die Mauren focht. Sein Nachfolger Peter IV (Aragón) (1336-1387) beendete den dem Handel Aragoniens sehr nachteiligen Krieg mit Genua, vereinigte Mallorca (1344) wieder mit Aragonien, verlor dagegen Sardinien teilweise. Während seiner Kämpfe mit Kastilien und unzufriedenen Brüdern gewannen die Cortes immer größere Unabhängigkeit. Doch befestigte er wieder die königliche Gewalt durch den Sieg über den unbotmäßigen Adel bei Epila (1348.)

Sein Sohn Johann I. (Aragón) (1387-1396) verlor ganz Sardinien an Leonore Visconti. Nach dessen und seines Bruders Martin I.(Aragón) (1396-1410) kinderlosem Tod entstanden in Aragonien infolge des Auftretens verschiedener Prätendenten heftige Thronstreitigkeiten, aus denen endlich durch den Spruch gemischter Schiedsrichter der Infant Ferdinand von Kastilien, ein Neffe Johanns, als König hervorging. Dieser Ferdinand I. (Aragón) (1412-16), wirkte eifrig mit zur Beseitigung des großen kirchlichen Schismas. Ihm folgte sein Sohn Alfons V.(Aragón) (1416-58), welcher die Regierung seiner Gemahlin Maria von Kastilien und seinem Bruder Johann überließ, um seinem Drang nach kriegerischen Abenteuern zu folgen.

Er vereinigte Neapel und Sizilien mit Aragonien, hinterließ aber nur einen natürlichen, vom Papst legitimierten Sohn, Ferdinand, welcher in Neapel folgte. Die spanischen Reiche nebst Sardinien und Sizilien und den Balearen erbte Johann II.(Aragón) (1458-1479), sein Bruder, durch seine Gemahlin Blanka auch König von Navarra. Johanns Regierung war hart und willkürlich, gegen seine eignen Untertanen erbat er die Hilfe Frankreichs und bezahlte sie durch Abtretung Roussillons und Perpignans. Er starb 1479. Ihm folgte sein Sohn Ferdinand II.(Aragón), seit 1469 Gemahl Isabellas, der Thronerbin von Kastilien, wodurch Aragonien mit Kastilien zu einem Reich vereinigt ward.

Von besonderem Interesse ist die Verfassungsgeschichte Aragoniens, wo zuerst das freie Bürgertum sich ausgebildet hat. Schon 1118 bekamen die Bürger Saragossas alle Rechte geborener Hidalgos (Ritter), und 1136 ratschlagten Abgeordnete der aragonischen Gemeinden auf dem Reichstag (Cortes) mit geistlichen und weltlichen Lehnsherren über Steuern und Landesordnungen. Fortan waren die Städte Aragoniens und Kataloniens besonders auf Erhaltung der ständischen Gerechtsame und Freiheiten bedacht.

Die Cortes von Aragonien, gleichzeitig besucht von den Boten des in eine höhere (ricos hombres) und niedere (infancones, caballeros, hidalgos) Klasse gesonderten Adels und der Prälaten, verfügten über Krieg und Frieden, Bündnisse und Verträge, Steuern, Münzen, alte und neue Gesetze und Urteilssprüche der unteren Gerichtshöfe. König Alfons III. musste die jährliche Berufung der Cortes nach Saragossa (1287) als Grundgesetz anerkennen und denselben das Recht des pflicht- und verfassungsmäßigen Widerstands gegen willkürliche Verletzung der ständischen Mitglieder einräumen, ja anerkennen, dass, wenn der König sich der Gewaltherrschaft schuldig gemacht, alle Bewohner Spaniens vom 14. bis zum 60. Jahr verbunden sein sollten, die Waffen zum Sturz desselben zu ergreifen. Peter IV. erzwang 1348 die Aufhebung dieser Satzungen, bewilligte aber die Einsetzung einer Behörde, die, zwischen Regierung und Volk stehend, die Rechte des letzteren gegen Übergriffe der ersteren schützen und in Streitigkeiten zwischen der Krone und den Ständen entscheiden sollte.

An ihrer Spitze stand der vom König aus der Ritterschaft auf Lebenszeit gewählte, aber lediglich den Cortes gegenüber zur Rechenschaft verpflichtete Justicia. Die allgemeinen Reichsstände, anfangs jährlich, seit 1307 alle zwei Jahre von den Abgeordneten Aragoniens, Kataloniens und Valencias gebildet, zerfielen in die vier Abteilungen (brazos, Arme, estamentes, Bänke) der Geistlichkeit, des hohen (brazo de nobles) und niederen Adels (brazo de caballeros y hijos dalgo) und der Stadtgemeinden (brazo de universidades). Für die Gültigkeit eines Cortesbeschlusses war Einstimmigkeit der Krone und aller Mitglieder notwendig.

Ein ständischer Ausschuss von acht Mitgliedern blieb zur Wahrung der Volksrechte stets zusammen. Auch nach der Vereinigung mit Kastilien (1516) behielt Aragonien seine alten Freiheiten und verlor dieselben erst infolge der standhaften Parteinahme für Österreich im spanischen Erbfolgekrieg. In den Karlistenkriegen der Neuzeit zeigten die Aragonier denselben hartnäckigen Mut, den ihre Hauptstadt Saragossa 1808-1809 den Franzosen gegenüber bewies. Während Oberaragonien entschieden der Königin anhing, hielt Niederaragonien zu Don Carlos.

Saragossa bietet natürlich noch viel mehr. Aus diesem Grund beschlossen wir noch einen Tag zuzugeben, da wir Saragossa auch am Abend kennen lernen wollten. Nachfolgend möchten wir Ihnen daher noch einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt der Region Aragón bei Nacht, aber auch noch welche am Tag präsentieren.

Nach der Basilica del Pilar ist noch der Aljafería-Palast beeindruckend. Er wurde im 11. Jahrhundert von den Mauren als das Castillo de la Aljafería erbaut. Später wurde es von den Königen Aragoniens genutzt. Heute wird er als Sitz des Regionalparlaments von Aragonien verwendet. Die Aljafería ist das einzige erhaltene maurische Bauwerk in Saragossa. Römer, Araber, Juden und Christen hinterließen ein kulturelles Erbe, das noch heute bestaunt werden kann. Einige Bauwerke und Sehenswürdigkeiten sollten bei einem Besuch der Stadt unbedingt besichtigt werden. Machen Sie sich also frei von jeglichem Zeitdruck und nehmen Sie anstelle der Uhr lieber die Kamera mit.

Am Nachmittag besuchten wir den Aljafería-Palast. Dieses arabische Schmuckstück sollte man auf keinen Fall versäumen, denn es handelt sich hierbei um den bedeutendsten zivilen Bau des 11. Jahrhunderts im islamischen Westen. Besonders sehenswert sind die eindrucksvollen und prächtigen Innenhöfe Santa Isabel und San Martín sowie die polychrome Kassettendecke des Thronsaals. Danach begann als Letztes die Besichtigung des Innenhofs La Infanta, ein architektonisches Meisterwerk aus dem 16. Jahrhundert mit mehreren Werken des Malers Francisco de Goya.

Am letzten Tag gaben wir unseren Mietwagen ab und fuhren erster Klasse mit der Bahn in die spanische Hauptstadt Madrid, wo unsere Hochzeit stattfinden würde. Sicher waren Jeanettes Eltern schon in der Hauptstadt und einiges würde jetzt auf mich zukommen. Morgen würde ich meine zukünftigen Schwiegereltern aus Finnland persönlich gegenüberstehen. Uff und viel schwitz...

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Mit der Bahn nach Madrid