Ein bisschen Spass muss auch mal sein.

Das kleine Dorf Fertöd liegt am Ufer des Neusiedler Sees in der Provinz Györ-Sopron im westlichsten Teil von Transdanubien. Hier befindet sich ein Schloss der Esterhazy, die größte und schönste Schlossanlage Ungarns. Der Familiensitz der Esterhazy ist ein Juwel, das Kunsthistoriker in aller Welt begeistert und viele Besucher anlockt. Bis 1950 hieß auch das benachbarte Dorf Esterhaza, dann benannten die Kommunisten es in Fertöd um, weil sie alle Ehrenbekundungen für das inzwischen zum Volksfeind erklärte Geschlecht tilgen wollte. Im Jahr 1720 hatte Anton Erhard Martinelli einen kleinen Jagdsitz erbaut. Fürst Nikolaus Esterhazy, der Prachtliebende, machte diesen zum Kern des Schlosses, das er in nur sechs Jahren (1760-1767) erbauen ließ. Die österreichischen Architekten Johann Ferdinand Mödlhammer und Melchior Hefele führten das Projekt zu Ende. Seinen Abschluss fand der Bau 1784 mit der Einweihung eines breiten künstlichen Wasserfalls.

Vom grenzenlosen Selbstbewusstsein des Herrschers zeugt sein Motto "Was der Kaiser kann, kann ich auch". Als Kaiserin Maria Theresia von Österreich die Residenz im Jahr 1773 besuchte, zeigte sie sich besonders entzückt von der kurz zuvor errichteten Chinesischen Gartenlaube. Fürst Nikolaus entgegnete ihr darauf, der Pavillon sei nichts als eine "Bagatelle" und diesen Namen behielt das Gebäude dann auch bei.

Die ungarische Aristokratie war vielköpfig und weit verzweigt. Einige Familien, die den Habsburgern besondere Dienste erwiesen hatten und dadurch aufgestiegen waren, bildeten jedoch die Spitze der Gesellschaft. Nachdem König Ludwig 11. von Ungarn und Böhmen sein Leben in der Schlacht von Mohacs (1526) im Kampf gegen die Türken verloren hatte, fielen seine Länder an das Haus Habsburg. Erst Ende des 17. Jahrhunderts gelang es Österreich, den Vormarsch der Türken zu stoppen, der 1683 in der Belagerung von Wien gipfelte. Zu dieser Zeit kam es aber auch zu Verschwörungen und Revolten antihabsburgischer Kräfte, insbesondere in Siebenbürgen, wo Franz II. Rakoczi 1704 den blutigen Kuruzen-Aufstand entfesselte. Zur selben Zeit verbreitete sich der französische Einfluss überall in Europa. Er prägte auch die kaiserlichen und fürstlichen Residenzen, die in jener Epoche im Herrschaftsbereich der Habsburger entstanden.

Im 16. und 17. Jahrhundert stieg das Geschlecht der Esterhazy besonders durch die Fürsten Nikolaus und Paul rasch auf und gehörte schon bald zur österreichisch-ungarischen Elite. Dies lag nicht zuletzt daran, dass die Fürsten sich auf dem Höhepunkt der Gegenreformation zum katholischen Glauben bekannten und eine geschickte Heiratspolitik verfolgten, durch die sie riesige Besitztümer bedeutender Familien wie die der Dersfy, der Nyary und der Tököly erwerben konnten. Paul besaß stolze 25 Schlösser und 400 ha Land, betätigte sich als Dichter, Komponist und Schauspieler und inszenierte Theaterstücke. In seiner Residenz in Eisenstadt ließ Paul (im heutigen Haydnsaal) eine Bühne aufbauen, auf der man zu Ostern und Weihnachten Vorstellungen gab. Hier begann die Theaterbegeisterung der Esterhazy, die später nicht zuletzt aufgrund dieser Vorliebe Berühmtheit erlangten.

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Kurzbesuch im Schloss Esterhazy - 2. Teil!