Aufsehen erregten auch die Feste, die in dieser Hochburg der Künste stattfanden und Gäste von nah und fern darunter viele berühmte Künstler anzogen. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl Franz Joseph Haydn, der von 1766 bis 1778 auf dem Besitz der Esterhazy lebte und in dieser Zeit Hunderte von Stücken komponierte. Dann siedelte Haydn in die andere Familienresidenz, nach Esterhaza, um. Ungarische Volkstänze beeinflussten Haydn stark und verliehen seinen Stücken Rhythmus und Dynamik. Nach dem Tod von Fürst Nikolaus im Jahr 1790 verlor das Schloss einen großen Teil seiner Anziehungskraft, denn die Mitglieder der Familie Esterhazy bevorzugten nun andere Häuser. Im Zweite Weltkrieg wurde das in einigen Teilen baufällige Schloss stark beschädigt. Die prachtvolle Ausstattung der Innenräume verschwand; die Tempel der Diana, der Venus, der Fortuna und der Sonne sowie die Chinesische Gartenlaube wurden zerstört. 1959 begann man die Schlossanlage zu restaurieren, man konnte ihr jedoch nur teilweise ihr ursprüngiches Aussehen zurückzugeben. Immerhin richtete man die breiten Alleen wieder her, die den 300 ha großen Park hinter dem Schloss durchkreuzen und seine dem französischen Vorbild entsprechende Symmetrie betonen.

Das Schloss mit seinen 126 Räumen ist überwiegend im Barock-, teilweise jedoch auch im Rokokostil gehalten. Der halbkreisförmige Grundriss ergibt sich durch die beiden nach vorne versetzten Seitenflügel, die an einem kunstvollen schmiedeeisernen Tor enden. Karl Johann Franke schuf dieses Meisterwerk des ungarischen Rokoko. Ein Delphinbrunnen ziert den Ehrenhof, der sich vor dem Mittelteil erstreckt, der mit einem Pediment, Statuen und Trophäen geschmückt ist. Ähnlich wie in Schönbrunn führt auch hier eine fächerförmige Doppeltreppe zum ersten Stock empor. Im Inneren des Schlosses trifft man auf eine Vielzahl von Stilrichtungen: Unter der Hand italienischer Künstler wie Cantini, Pietro Travaglia sowie Alessio und Girolamo Bon entstanden unter anderem bemerkenswerte Stuckaturen und Fresken.

Am berühmtesten ist der Gartensaal aufgrund seiner durch Säulen bewirkten Dreiteilung, der grüngoldenen Stuckverzierungen und der Fresken, die vermutlich von Josef Ignaz Milldorfer stammen, der auch den Innendekor der ovalen Kapelle gestaltete. Die Keramiköfen, die einst in den unterschiedlichen Räumen für Wärme sorgten, kann man heute alle in einem Saal bewundern. Der schönste Saal ist der zweistöckige Salon d'Honneur (Festsaal) in der oberen Etage. Hier sind Fresken von Johann Basilius Grundemann zu sehen sowie der berühmte "Apollo im Sonnenwagen" von Milldorfer. Flämische Teppiche aus dem 17. Jahrhundert und Statuen der vier Jahreszeiten schmücken die Wände und Ecken des Raums. Neben den fürstlichen Gemächern befindet sich der Musiksaal, in dem heute das Haydnmuseum untergebracht ist.

Wie im Schloss der Habsburger in Schönbrunn gibt es auch hier chinesische Salons, die in fernöstlichem Stil ausgestattet und möbliert wurden. Zeit und Krieg haben die Chinesische Gartenlaube und die bereits erwähnten Tempel, aber auch die Eremitage, die Ställe, die Vorratsräume und das Opernhaus zerstört. Die Geschichte der Schlösser der Esterhazy ist untrennbar mit den Theateraufführungen verbunden, die hier stattfanden. Sie markierten den Beginn eines eigenständigen ungarischen Theaters, der allerdings nicht mit der Entwicklung einer eigenen Sprache einherging. Das Hoftheater der Esterhazy entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sollte die Jahrhundertwende jedoch nicht überdauern.

Die ersten Aufführungen inszenierte vermutlich der Italiener Gian Maria Quaglio im Jahr 1749 in Eisenstadt. Die erste Opernaufführung erfolgte 1755, und 1768 lauschten die Gäste in Esterhaza begeistert dem ersten Konzert, das Haydn hier gab. Im darauf folgenden Jahr siedelten alle Musiker, Schauspieler und Arbeiter von Eisenstadt nach Esterhaza über. Das erste Ensemble stand ab 1769 unter der Leitung von Joseph Hellmann und Friedrich Koberwein, ein Jahr später trat das Ensemble von Franz Passer an seine Stelle. In beiden Fällen war Katharina Rösslin die unbestrittene Primadonna. Unter Passer erfolgte der Übergang von der komischen Zur tragischen Oper. Die Sommersaison mit täglichen Aufführungen dauerte von der Fastenzeit bis Oktober; ab 1778 spielte man sogar das ganze Jahr über mit wechselnden Ensembles.

Der Betrieb verursachte horrende Kosten und steigerte den Ruhm von Fürst Nikolaus, dem Prachtliebenden, und dessen Residenz. Zuweilen traten Orchester und Schauspieler auch in anderen Schlössern auf, zum Beispiel in Schönbrunn vor Kaiserin Maria Theresia. Die Hauptproduktionen stammten - wie Überall zur damaligen Zeit - von italienischen Autoren wie Cimarosa, Piccini, Paisiello, Salieri und vielen anderen. Der Bühnenbildner Pietro Travaglia und der Choreograph Luigi Rossi trugen ebenfalls dazu bei, dass das Renommee des Theaters im Lauf der Jahre weiter stieg. Travaglia konnte das Schloss und die Gärten bei besonderen Anlässen oder Empfängen mit Über 4000 Lampen erstrahlen lassen. Vermutlich beteiligten sich auch die fürstlichen Grenadiere an Aufführungen, die Kriegsereignisse thematisierten, indem sie auf der Bühne oder an anderen Schauplätzen aufmarschierten und Schüsse abgaben. Ehrengäste fuhr man mit Kutschen durch den Park, in dem Bauernjungen und - Mädchen Volkstänze aufführten.

Der Schriftsteller György Bessenyei pries das "süsse Leben" auf Schloss Esterhaza in seinen Werken. Eines der dramatischsten Ereignisse jener Zeit zwischen 1769 und 1790, in der Familie und Schloss den höchsten Grad ihrer Berühmtheit erreicht hatten, war das Feuer, das am 18. November 1779 im chinesischen Tanzsaal ausbrach, sich von dort auf das Theater ausweitete und dieses völlig zerstörte. Der Fürst ließ die Vorstellungen gleichwohl wenige Tage später im bescheidener eingerichteten Marionettentheater wieder aufnehmen, das nach Auffassung einiger Kunsthistoriker der Thetisgrotte in Versailles nachempfunden war.

Innerhalb kürzester Zeit baute man ein neues Theater und weihte es im Oktober 1780 mit dem Stück "Julius von Tarent" ein. Die Architekten Stoger und Haunold hatten die Pläne gezeichnet, die Paul Guba in nur zehn Monaten umsetzte. Zur damaligen Zeit gastierte das Ensemble von Franz Josef Diwald in Esterhaza, das ein wichtiges Bindeglied zwischen den Esterhazy und dem ungarischen Theater deutscher Sprache darstellte, zumal es später in den verschiedensten Städten Ungarns und Siebenbürgens auftrat. Viele romantische Anekdoten ranken sich um dieses Ensemble. So nahm Johann Schilling, der den Liebhaber spielte, seine Rolle allzu ernst und wollte mit der Primadonna und Ehefrau Diwalds durchbrennen, was ihm einige Wochen Gefängnis einbrachte.

Etwa zur gleichen Zeit spielte der italienische Schauspieler Benedetto Bianchi der Primadonna Katharina Poschwa einen Streich: Mehrfach lüftete er mit seinem Stock den Rock der Schauspielerin, wenn er - seiner Rolle entsprechend - auf der Bühne lag. Natürlich protestierten die Dame und ihr Gemahl gegen dieses ungebührliche Verhalten, und der Fürst verordnete dem Übeltäter einige Stockhiebe sowie mehrere Tage Arrest.

Außerdem musste er sich vor der nächsten Aufführung öffentlich bei der empörten Schauspielerin entschuldigen. Mit dem Ensemble von Johann Mayer, das eine achtköpfige Balletttruppe umfasste, und jenem von Johann Lassner traten nach 1785 zwei weitere berühmte Truppen in Esterhaza auf. 1780 engagierte man sogar ein Kinderensemble. Fürst Nikolaus' Nachfolger Antal, ein Mann mit wenig Kunstverstand, der sich aber umso mehr für Schlachten und Feldzüge begeisterte, beendete 1790 das Theaterspiel. Vor seiner Zeit hatte man zahlreiche Opern aufgeführt, davon wurden 100 während der letzten zehn Lebensjahre von Fürst Nikolaus inszeniert, und viele Stücke waren Uraufführungen. Antal entließ alle Schauspieler und Musiker mit Ausnahme von Haydn und der Militärkaplle. Einige Jahre später gab Fürst Nikolaus II. die Schlossanlage in Esterhaza auf und kehrte nach Eisenstadt zurück.

Mit sich nahm er unter anderem große Teile der Bühnenausstattung, denn er wollte in seinem neuen Domizil ebenfalls Vorstellungen geben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren viele Räume des Schlosses der Esterhàzy in einem schlechten Zustand. Auch in Eisenstadt gab es ab 1813 keine Aufführungen mehr, obwohl dort noch kurz zuvor Cherubini an Haydns Platz gewirkt und mit Mozarts Oper "Die Zauberflöte" einen triumphalen Erfolg gefeiert hatte. Der Beitrag, durch den die Esterhàzy die ungarische und die europäische Kultur bereichert hatten, gehörte nun der Vergangenheit an. 1860 erwarb der ungarische Staat die bemerkenswerte Gemäldesammlung der Familie, die den Grundstock der Ungarischen Nationalgalerie bildete. Es sollte jedoch lange dauern, bis man das "ungarische Versailles" restaurierte und dem Publikum zugänglich machte.

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