Von Moskau nach Peking.   
Illustriert von MGB
Zwischenstationen
Kazan und Perm
Blick auf Kazan
Blick auf Kazan

Kasan wurde im 10. Jahrhundert von Wolgabulgaren gegründet und war als Hauptstadt des tatarischen Khanat Kasan die erste nichtrussische Stadt, die Zar Iwan IV., genannt "der Schreckliche", 1552 dem russischen Reich einverleibte. Die Eroberung Tatarstans begründete die Tradition des russischen Vielvölkerstaates und sein Verhältnis zu nichtrussischen Minderheiten.

Gemälde von Iwan dem Schrecklichen.

Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche (Bild oben und unten), geb. am 25. August 1530 in Kolomenskoje; gest. am 18. oder 28. März 1584 in Moskau, war der erste gekrönte russische Zar. Durch Reformen von Verwaltung, Rechtswesen und Armee stärkte er die Zentralgewalt des Zaren und förderte den niederen Dienstadel auf Kosten der mächtigen Bojaren. Unter seiner Herrschaft expandierte das Zarentum Russland auf Kosten tatarischer Khanate beträchtlich nach Süden und Osten. Der interne Terror (Opritschnina) und der erfolglose Livländische Krieg hinterließen das Land jedoch in einem geschwächten Zustand.

Ivan der Schreckliche in Kasan.

Anlässlich des erfolgreichen Feldzuges nach Kasan ließ Iwan IV. eine Kathedrale in Moskau errichten: die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz. Gleichzeitig wurde auf Befehl des Zaren eine kleine hölzerne Kirche im Kasaner Kreml gebaut, die schon nach drei Tagen fertig war. Später wurde diese Kirche umgebaut, und seit vermutlich 1556 steht im Kasaner Kreml eine prachtvolle orthodoxe Kathedrale: die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. Diese Kathedrale ist das älteste Baudenkmal des Kasaner Kremls.

Die Kazan Kathedrale und rechts die Kaza Kalif-Moschee.

Die Stadt Kazan gilt als eine Perle der Architektur, die Orient und Okzident in sich vereint. Der Kasaner Kreml gilt als einer der schönsten seiner Art und ist aus diesem Grund in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden. Dort steht auch der ehemalige Gouverneur-Palast, der von 1843 bis 1853 an Stelle des Khan-Palastes vom russischen Architekten Konstantin Thon errichtet wurde. Darüber hinaus errichtete Thon die daneben stehende Schlosskirche.

Links und rechts: In der Stadtmitte von Kazan.

Nahe der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale befindet sich ein Turm aus rotem Ziegelstein: der Sujumbike-Turm. Der nach der letzten Kasaner Zarin Sujumbike benannte Turm entstand im 18. Jahrhundert. Hinter dem Turm befindet sich ein Mausoleum mit den Sarkophagen der tatarischen Khane.

Links und rechts: Bummel durch die City von Kazan.

Anlässlich des 1000-jährigen Bestehens im Jahre 2005 wurden der Kreml und andere Gebäude renoviert.

Vor dem Opernhaus in Kazan.

Der Hauptturm des Kasaner Kremls ist der Spasski-Turm oder der Erlöser-Turm. Dieser Turm wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Aber nach der Meinung einiger bekannter Architekten stammt das erste Stockwerk des Turmes aus dem 16. Jahrhundert und wurde noch von den russischen Baumeistern Postnik Jakowlew und Iwan Schirjaew erbaut. Bis zur Oktoberrevolution 1917 befand sich im obersten Stockwerk eine Kapelle und noch heute kann man dort Umrisse der Kirchenfenster erkennen. Ganz oben auf dem Turm ist ein Stern angebracht, der in den 1930er Jahren aufgestellt wurde. Heute wird oft darum gestritten, ob dieser Stern hier passend ist. Aber die Regierung ist der Meinung, dass ein Kreuz die Tataren und ein Halbmond die Russen beleidigen könnte.

Der Kremelwall in Kazan.
An der Kul Scharif Moschee.

Der Kasaner Kreml befindet sich an der Kasanka, einem Nebenfluss der Wolga. Er dient heute als Sitz der Regierung von Tatarstan, die im von Kostantin Thon erbauten Gouverneurspalast aus dem 18. Jahrhundert residiert. Die 2005 errichtete Kul-Scharif-Moschee gilt als die größte Moschee Europas. Zahlreiche architektonische Denkmäler, wie die die Kathedrale des Hl. Nikolaus (1560er Jahre), die Preobraschenski-Kathedrale (1590er Jahre) oder der Glockenturm der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, wurden in den Dreißiger Jahren von den Bolschewiki zerstört.

Die Kasan-Mariä-Verkündigungs-Kathedrale.
Weiter in der Nacht nach Perm.

Unser Zug fuhr Spätabends, als alle Reisenden wieder an "Bord" waren, weiter Richtung Perm. Über den Reiseleiter erfuhren wir, dass der 'Transsib' über Nacht auf einem Sondergleis in Perm stehen bleiben würde. Das war uns gerade recht, denn wir waren hundemüde.

Im Schlafwagen Richtung Perm. Die Fahrt dauerte nur eine Stunde, dann stand der Zug über Nacht, wie versprochen. Gegen Morgen, wir waren noch etwas träge, aber es nützte nichts. Also mussten nicht nur my Lady, sondern auch ich raus, denn ich wollte ja noch ein Bild machen. Wie erwähnt: Schon sehr früh am Morgen war ich aufgestanden um ein Foto vom 'Transsib' auf dem Sondergleis zu machen. Das war nicht immer und überall möglich, aber hier schon, da der 'Transsib' die ganze Nacht über hier stand. Fast alles schlief noch. Nur das Zugpersonal war schon fleißig am Werkeln um das Frühstück zu richten. Natürlich musste ich erklären, was ich vor hatte und zum Glück verstand man mich, als sie den Fotoapparat sahen, denn Russisch zu sprechen war mir leider nicht möglich und Jeanette wollte ich nicht bemühen. Sie war noch nicht richtig da und noch etwas schlaftrunken. Und der freundliche Schaffner machte sogar ein Bild vonmir, als ich den 'Transib' fotografierte. (Bild unten: Foto unseres stehenden Sonderzuges). Natürlich war ein fettes Trinkgeld für ihn drin.

Frühmorgens machte ich ein Foto vom stehenden 'Transsib'

Perm hat ungefähr 985.794 Einwohner. Die Stadt liegt im Uralvorland an der Kama, etwa 1150 Kilometer Luftlinie ostnordöstlich von Moskau. Seit 1980 war Perm die östlichste Millionenstadt Europas, verlor diesen "Titel" jedoch im Jahre 2004 mit dem Sinken der Einwohnerzahl unter die Millionenmarke an die baschkirische Hauptstadt Ufa.

Perm am Vorgebirge zum Ural. Eine wunderschöne Stadt.

Der neue Bahnhof von Perm. Vorführungen schon am frühen Morgen in der Stadt. Naja, das Wetter lud auch dazu ein.

Perm ist die östlichste Großstadt Europas und ein wichtiger Verkehrsknoten auf dem Weg nach Sibirien. Die Stadt wurde 1723 als Arbeitersiedlung einer Kupfergießerei gegründet. Zu Sowjetzeiten war sie auf Grund ihrer Rüstungsindustrie für Ausländer gesperrt. Imposant ist die Lage an der Kama, dem viertgrößten Fluss Europas (1805 km), der hier bis zu 4 km breit ist und zu schönen Spaziergängen am Ufer einlädt. Das Erdzeitalter Perm (vor 45 Mio. Jahren) wurde nach der Stadt im Ural benannt, weil man im 19. Jh. hier in einem Schacht Reste von Dinosauriern und andere Ablagerungen aus dem damals noch unbekannten Erdzeitalter gefunden hatte.

Spaziergang durch Perm
Spaziergang durch Perm.
In der Stadtmitte von Perm.

Im Sommer liegen die Durchschnittstemperaturen bei 18 bis 23 Grad Celsius, wobei es aufgrund des vorherrschenden Kontinentalklimas an einigen Tagen auch bis zu 35 Grad Celsius heiß werden kann. (Dieses unverschämte Glück hatten wir gerade an diesem Tag). Perm wurde nach Kupfererzfunden 1723 von Wassili Tatischtschew gegründet. Der Name der Stadt ist finnischen Ursprungs und war ursprünglich eine Landschaftsbezeichnung. 1780 erhielt Perm das Stadtrecht und wurde 1781 Hauptstadt einer Statthalterschaft, des späteren Gouvernements Perm. 1878 bekam die Stadt einen Bahnanschluss. Berühmtester Besucher der Stadt im 19. Jahrhundert war wohl Alexander von Humboldt.

Orthodoxe Kathedrale. Rechts: In einer Seitenstrasse in Perm.
Wir an einer der vielen Fontainen in Perm
Spaziergang durch den Park

Nach der Zusammenlegung der Städte Perm und Molotow 1938 hieß die Stadt von 1940 bis 1957 Molotow (nach Wjatscheslaw Molotow). Dann erhielt die Stadt ihren heutigen Namen zurück. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Perm zu einem bedeutenden Industriezentrum. Perm war wegen seiner Rüstungsbetriebe bis 1991 eine für Ausländer gesperrte ("verbotene") Stadt.

Die Stadtverwaltung von Perm

In Perm befand sich das Kriegsgefangenenlager 207, Molotov, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Später in der Nachkriegszeit gab es ein großes Gulag-Lager. Das Molotow-ITL (Besserungsarbeitslager) bestand von Oktober 1950 bis April 1953. Die maximale Insassenzahl im Lager betrug 12.300 Personen, die beim Bau eines erdölverarbeitenden Werks, im Straßen-, Industrie- und Zivilbau eingesetzt wurden.

Das blaue Haus in der Leninstrasse.

Zum Abschied aus Perm noch ein Schmankerl der besonderen Art: Das sogenannte blaue Haus. Dieses strahlend blaue Haus in Perm, eine Rarität unter Perms Bauwerken, zieht alle Blicke auf sich, wenn der Touristenbus wieder mal im Stau auf der Leninstrasse fest hängt. Gleichwohl das Haus schon seit über 100 Jahren in Perm steht, gibt es immer wieder Neues zu entdecken an der reich verzierten Fassade. Die Leninstrasse ist übrigens eine der ältesten Strassen in Perm. Die Strasse ist nach dem grossen Brand in Perm 1759, bei dem nahezu die ganze Stadt niedergebrannt ist, angelegt worden. Die Strasse, die im 19. Jahrhundert noch Pokrowskaja hieß, war keine reine Einkaufsstrasse, sondern eine Strasse mit verschiedenen Bildungseinrichtungen und den Anwesen der Permer Kaufleute.

Weiter durch das Uralgebirge nach Jekaterinenburg.
  Durch das Uralgebirge nach Jekaterinenburg