Kleiner Aufenthalt in Tjumen
und Weiterfahrt nach Omsk
Kurzaufenthalt in Tjumen

Tjumen ist die Hauptstadt der gleichnamigen russischen Oblast in Westsibirien. Sie hat rund 570.000 Einwohner (2009) und liegt am Fluss Tura, der flussabwärts in den Tobol mündet. Die Stadt ist etwa 1700 Kilometer Luftlinie von Moskau entfernt. Tjumen ist eine der ältesten russischen Ansiedlungen in Sibirien. Es wurde bereits 1586 als Fort der Kosaken zum Schutz gegen die Steppennomaden gegründet. 1782 erhielt Tjumen das Stadtrecht. In Tjumen bestand das Kriegsgefangenenlager 93 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.

Tjumen bei Nacht.

Beim Betrachten dieser wunderschönen Postkarte die Tjumen bei Nacht zeigt hätte der Zug besser hier einen längeren Stopp einlegen sollen als in Omsk. Wir waren sicher, dass wir hier in Tjumen mehr hätten sehen können an Sehenswürdigkeiten als im etwas weitergelegenen Omsk. Aber was wollten wir machen? Die Reiseleitung war der Ansicht, dass die über eine Million zählende Stadt Omsk mehr zu bieten hätte als Tjumen.

  Von Moskau nach Peking.   
Illustriert von MGB
Zwölf Stunden in Omsk
Auf dem Bahnsteig in Omsk.

Nun ja, von aussen sah das Bahnhofs-Gebäude nicht gerade hässlich aus, aber auch nicht schön. Aber, man staune, innen war es fast einem Palast ähnlich. Wir waren überrascht sowas in Omsk vorzufinden. (Bild unten)

In der Bahnhofshalle in Omsk

Etwas vorweg: Omsk ist die Hauptstadt der Oblast Omsk und die achtgrößte Stadt Russlands mit 1.129.120 Einwohnern (Stand 2009). Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Irtysch und Om.

Nanu, da hatten scheinbar zwei den gleichen Weg wie wir.

Omsk wurde 1716, vom Trupp des deutschstämmigen Oberstleutnants der Russischen Armee Johann D. Buchholz, als Grenzfestung für den Schutz Russlands gegen Überfalle aus dem Südosten gegründet, aber auch als Stützpunkt für die weitere Erschließung Sibiriens. Unter Einfluss des Oberbefehlshabers Iwan Iwanowitsch Springer entstand auf dem rechten Ufer des Irtysch 1768 eine für damalige Zeit moderne Festung mit Mauerwerk. Diese verhalf Omsk dazu, als militärisch- strategisch wichtiger Stützpunkt fortzubestehen. Seit 1782 ist Omsk eine Stadt. Im 19. Jahrhundert war Omsk Verbannungsort für Dissidenten, wie z.B. Dostojewski und die Dekabristen. Bis 1918 befand sich in Omsk der Regierungssitz des Sibirischen Kosakenheeres. 1918 bis 1919 war Omsk die Residenz der antikommunistischen Regierung Koltschak. Seit 1936 ist Omsk das administrative Zentrum des Oblast Omsk.

Ein sibierisches Kosakenheer.

Omsk ist ein Industriemoloch. Wir wussten schon weshalb wie lieber in Tjumen einen längeren Stopp einlegen wollten, denn spätestens seit der Verbannung von Dostojewski nach Omsk im Jahre 1849-53, klingt der Stadtname eher wie ein Gemütszustand nach mehrtägiger Bahnfahrt. Man fühlt sich auch fast so schwermütig. Anfang des 20. Jahrhundert kam es zu einem starken Wirtschaftswachstum durch die Eröffnung der Transsibirischen Eisenbahn im Jahre 1895. Omsk wurde eine wichtige Handelsstadt in Sibirien. Über den Hafen am Fluss Irtysch werden Städte in der Taiga nördlich von Omsk versorgt.

Wir an einem Springbrunnen in Omsk.
Spaziergang an einem kleinen Weiher in der Stadtmitte von Omsk.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden unzählige Industriebetriebe aus dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Sibirien umgelegt. Omsk wuchs dadurch innerhalb weniger Jahre auf das Dreifache. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Omsk zu einer von einigen sowjetischen "geschlossenen Städten", in welche Ausländer bis Perestroika und Glasnost keinen Zutritt hatten, um Spionageangriffe in der omsker Militär- und Raumfahrtindustrie abzuwehren.

Denkmal in der Stadtmitte
Denkmal in der Stadtmitte. Stadtpark wo sich die Jugend trifft.

Im Gebiet rund um Omsk findet man bis heute viele Russlanddeutsche, zum Beispiel im Deutschen Nationalkreis Asowo, die in den Kriegsjahren aus der Wolgaregion nach Sibirien und anderen Teilen der Sowjetunion verbannt wurden. Zahlreiche Dörfer unweit von Omsk (vor allem im Rajon (Kreis) (Moskalenki) und Issilkul) sind von Russlandmennoniten gegründet worden; dort lebt heute noch eine große Zahl dieser Plattdeutsch (Plautdietsch) sprechenden Mennoniten.

Strassenwechsel durch eine Unterführung. Im Hintergrund das Tarskiye Tor.
Spaziergang durch die Leninstrasse.

Omsk ist ein Kunst-und Kulturzentrum und besitzt eine sehenswerte Altstadt mit Fassaden aus mehreren Jahrhunderten. Die Nikolaus-Kathedrale (1838-40) von Wassili Petrowitsch Stassow sowie die Eisenbahn-Akademie von Frederik Lidwal, der in Sankt Petersburg das Grand-Hotel Europe errichtete, sind einige Beispiele einer durch und durch architektonisch interessanten Stadt. Beispiele moderner Architektur sind das Musiktheater in Form einer Sprungschanze oder das Handelszentrum aus den 80er Jahren.(Bild unten)

Beispiele moderner Architektur sind das Musiktheater in Form einer Sprungschanze oder das Handelszentrum aus den 80er Jahren.

Die Stadt Omsk hat 83 Bibliotheken, neun Museen und mehrere Theater. Das älteste, das Schauspielhaus, ist über 130 Jahre alt. Auch die Philharmonie und der russische Volkschor haben über die Grenzen Sibiriens hinaus einen guten Ruf.

Das Omsker Schauspielhaus.
Die Mariä Entschlafens Kathedrale-Eine wunderschöne russische Kathedrale.

Die Omsker Gemäldegalerie befindet sich im prächtigen Gouverneurs-Palast von 1859-1862. Die große Sammlung umfasst Werke von Ilja Jefimowitsch Repin, Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski, Wassili Iwanowitsch Surikow und vieler Werke von Michail Alexandrowitsch Wrubel. Mit dieser und anderen Sammlungen steht Omsk an der Spitze der sibirischen Kunstmuseen.

Die Auferweckung der Tochter des Jairus.

Dieses Gemälde (Die Auferweckung der Tochter des Jairus) von Ilja Jefimowitsch Repin hängt zwar nicht in der Kunstgallerie von Omsk, sondern in St. Petersburg, soll aber dem Betrachter das malerische Können des Künstlers Ilja Jefimowitsch Repin zeigen.

Die Universität für das Eisenbahnwesen in Omsk.
Links und rechts: Bummel durch die Leninstrasse.
Ein Bummel über die prachtvolle Leninstrasse und den anschliessenden Park.
Bummel durch den Park in der Leninstrasse
Noch im Park von Omsk. Er war aber auch wunderschön.

Auf dem Stadtgebiet gibt es vier Straßenbrücken über den Irtysch. Die "Leningrader Brücke" quert den Fluss im Stadtzentrum. Die "Brücke des 60-jährigen Sieges" liegt 2,5 Kilometer nördlich und wird in Zukunft auch von der Metro genutzt werden. Die "Brücke des 60. Jubiläums der sowjetischen Lenin-Jugendorganisation" liegt weiter 4 Kilometer nördlich und verbindet die Wohnviertel links des Irtysch mit den Industrievierteln im Norden. 12 Kilometer südlich der "Leningrader Brücke" quert eine Umgehungsstraße den Fluss. Dazwischen kreuzt die Eisenbahn den Fluss.

Unser letzter Spaziergang durch die Stadt.
Auf dem Rückweg am Fluss Ob entlang zu unserem Sonderzug.
Zurück am Bahnhof Omsk zur Weiterfahrt nach Nowosibirsk.

So nach und nach trudelten alle Reisenden ein, so dass binnen einer Stunde der Zug abfahrbereit war in Richtung Novosibirsk.

Unterwegs nach Novosibirsk
Unterwegs nach Novosibirsk

Immer weiter hinein in die sibierische Weite. Stille rings um uns herum - ausser dem Geräusch der Räder, wenn sie über die nicht zusammengeschweißten Schienen ratterten. Tscha, Sibirien ist nun mal kein Deutschland. Da kann man eben nichts dran ändern.

Auf der Fahrt nach Novosibirsk