Unsere Reiseroute von Schwetzingen bis Prag. Wir sind jetzt in Bad Wimpfen.
Bild unten: Wo schon die Staufer auf den Neckar blickten

Bad Wimpfen ist eine Kurstadt am Neckar im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Die Stadt war einst mittelalterliche Stauferpfalz, später Freie Reichsstadt und von 1803 bis 1945 eine hessische Exklave. Bad Wimpfen liegt am linken Ufer des Neckars etwa 15 km nördlich von Heilbronn. Man unterscheidet zwei Teile, das ältere, direkt am Neckar gelegene Wimpfen im Tal und das etwas westlich davon auf einem zum Kraichgau hin ansteigenden Hügel gelegene Wimpfen am Berg, wo sich seit dem Mittelalter die Stauferpfalz und darum das Stadtzentrum befindet. Zu Bad Wimpfen gehört auch der 4 km nordwestlich im Hinterland gelegene Teilort Hohenstadt. Zu Bad Wimpfen gehört neben Wimpfen am Berg als Hauptort auch der ältere Stadtteil Wimpfen im Tal, außerdem das Dorf Hohenstadt, die Höfe Allmend-Siedlung, Erbach und Höhe-Siedlung sowie der Wohnplatz Fleckinger Mühle.

Bild unten: Wir in Bad Wimpfen vor der Pfalzkapelle.
Erste Besiedlung durch die Kelten.

Erste Siedlungsspuren auf der Gemarkung der heutigen Stadt Bad Wimpfen sind für die jüngere Steinzeit und die Bronzezeit nachgewiesen. Eine alte Völkerstraße, die von Frankreich kommt, gabelt sich hier längs der Jagst in Richtung Nürnberg und über Öhringen zur Donau und wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit begangen, was durch zahlreiche Funde dokumentiert wird. Um 450 v. Chr. siedelten Kelten vom Stamm der Helvetier an Neckar, Kocher und Jagst im Raum Bad Wimpfen, auch die Neckarschwaben (Suebi Nicreti) werden von römischen Quellen nachgewiesen. Die Kelten gaben vermutlich den genannten Flüssen und der Siedlung Wimpfen ihre Namen. Wimpfen könnte nach dem deutsch-keltischen Wörterbuch von Obermüller (1872) eine keltische Wortschöpfung aus uimpe (umwallt) und bin (Berg) sein und in etwa Wall am Berg bedeuten.

Bild unten: Hier ist Jeanette nicht zu sehen, denn sie machte das Foto.

Kastell und bedeutende Stadt der Römerzeit.

Vermutlich im Jahre 98 n. Chr. sicherten die Römer das unter Kaiser Domitian eroberte Gebiet in Südwestdeutschland (das so genannte Dekumatland) durch den Neckar-Odenwald-Limes, ein System von Kastellen, die im Abstand von 12 bis 15 Kilometern angelegt wurden. Gegenüber der Jagstmündung entstand so das Kastell Wimpfen im Tal. Wie bei den meisten Kastellen bildete sich bald eine umgebende zivile Siedlung, in der sich vor allem Händler und Handwerker ansiedelten. Nach der Verlegung der Reichsgrenze zum Limes bei Jagsthausen unter Kaiser Antoninus Pius (138–161 n. Chr.), vermutlich im Jahre 159 n. Chr., verlor das Kastell seine militärische Bedeutung.

Bild unten: Vor der Neckarbrücke in Bad Wimpfen.

Umso bedeutender war das römische Wimpfen im Tal als zivile Stadt. Es wurde Hauptort eines römischen Verwaltungsbezirks namens Civitas Alisinensium und als eine von wenigen Römerstädten im heutigen Süddeutschland mit einer Stadtmauer und einem Graben geschützt. Die ummauerte Fläche betrug etwa 19 Hektar, damit gehörte Wimpfen zu den größten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Trotz dieser Bedeutung ist der lateinische Name von Wimpfen bis heute unbekannt. Außerdem bestand hier eine hölzerne Brücke über den Neckar, die erst im frühen Mittelalter durch Eisgang zerstört worden sein soll. Durch einen Eichenbalken, der 1957 bei Baggerarbeiten aus dem Neckar geborgen worden war und sich bei näherer Betrachtung als Teil der alten Brücke erwies, konnte ihr römischer Ursprung mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen werden, denn die dendrochronologische Untersuchung ergab etwa das Jahr 85 nach Chr. Die Neckarbrücken bilden bis in die Gegenwart im dicht besiedelten Neckartal wichtige Verkehrsknotenpunkte.

Bild unten: Unter der neuen Neckarbruecke in Bad Wimpfen.

Entwicklung bis zum Mittelalter.

Nach dem Abzug der Römer beherrschten die Alamannen ab dem Jahre 259/260 n. Chr. das Neckarbecken. Unter ihnen folgte der allmähliche Verfall der meisten römischen Bauten, da die Germanen um diese Zeit noch nicht in Stein bauten und mit vielen römischen Bauwerken, etwa Badegebäuden (Thermen) und Wasserleitungen (Aquädukten), auch schlicht nichts anfangen konnten. Um 500 wurde Wimpfen fränkisch. Mit der Besiedlung durch die Franken unter Chlodwig ging auch das Christentum einher, so dass die Überreste der frühen christlichen Kirchen auf den Überresten römischer Kultstätten ebenfalls auf diese Zeit zurückdatieren. Im 9. Jahrhundert n. Chr. gelangte Wimpfen in den Besitz der Bischöfe von Worms und wurde im Jahr 829 als Wimpina erstmals erwähnt. Zu dieser Zeit drangen die Ungarn in den Neckarraum vor und verwüsteten die meisten der dortigen Siedlungen, darunter auch Wimpfen. Im Rahmen des anschließenden Wiederaufbaus wurde auf den Ruinen der fränkischen Kirche die Stiftskirche St. Peter als größerer, dem Patron des Bistums Worms gewidmeter Kirchenneubau errichtet. Über mehr als drei Jahrhunderte übten nun die dortigen Stiftsherren die geistliche Gerichtsbarkeit im mittleren und unteren Neckarraum zwischen Kirchheim am Neckar und Heidelberg aus.

Am Ufer eines künstlich angelegten Teichs mit Fontäne.

Marktrecht und Stauferpfalz.

Durch eine Urkunde von Kaiser Otto I. gelangte Wimpfen im Jahr 965 in den Besitz des Marktrechts. Durch die verkehrsgünstige Lage und den Sitz der Gerichtsbarkeit entwickelte sich der Marktflecken prächtig. Der Wimpfener Talmarkt wird heute noch jährlich begangen und gehört mit seiner über 1000-jährigen Geschichte zu den traditionsreichsten Marktveranstaltungen Deutschlands. Im Jahr 1182 wird ein Aufenthalt Kaiser Friedrich Barbarossas in Wimpfen vermutet. Sein mittelalterliches, staufisches Reich wurde dezentral verwaltet. Die Staufer errichteten deswegen an vielen Orten ihres Reiches so genannte Kaiserpfalzen – große, bewehrte Burganlagen, in denen die Kaiser Hof hielten und Recht sprachen. Die Pfalz Wimpfen wurde auf dem zum Kraichgau ansteigenden Bergrücken oberhalb der Siedlung im Tal errichtet, wo sich zuvor nur eine unbedeutende kleinere Siedlung befunden hatte. Die Pfalz und die sie umgebende Siedlung wuchsen in der Folgezeit stark an, so dass das staufische Wimpfen am Berg rasch eine stärkere Bedeutung gewann, als die ungleich ältere Talstadt. Um das Jahr 1200 datieren die meisten der heute noch erhaltenen Bauten der Kaiserpfalz, so auch das Wahrzeichen der Stadt, der 58 Meter hohe Blaue Turm, der als westlicher Bergfried errichtet wurde und bis ins frühe 20. Jahrhundert als Wachturm diente. Die Stauferpfalz in Wimpfen ist die größte erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Ihre größte Länge beträgt ca. 215 m, ihre größte Breite ca. 88 m.

Der Stauferkaiser Heinrich VI. hat nachweislich mindestens drei Mal in Wimpfen Hof gehalten, Friedrich II. mindestens acht Mal. Aus dem Jahr 1235 ist das historische Aufeinandertreffen von Kaiser Friedrich II. mit seinem aufrührerischen Sohn Heinrich VII. in Wimpfen überliefert. Ebenfalls noch im 13. Jahrhundert veranlasste Richard von Deidesheim den Umbau der Stiftskirche im Stil der damaligen Zeit, der Gotik. Zur gleichen Zeit wurde in der Stadt auch ein Dominikanerkloster gegründet sowie ein großes Spital errichtet. Mit dem Niedergang des Stauferreiches ging um das Jahr 1300 der Stand Wimpfens als Reichsstadt einher, infolgedessen sich zahlreiche Handwerker hier niederließen und auch das Bürgertum eine Blüte erlebte. Das Bürgertum setzte eine Ratsverfassung für die Stadt durch, die beispielhaft für zahlreiche umliegende Städte wurde. Zahlreiche Bauten der Stadt sind aus dieser Zeit erhalten. Kaiser Friedrich III. verlieh der Stadt im Jahr 1487 das Recht, neben dem zu dieser Zeit bereits etwa 500 Jahre etablierten Talmarkt auch noch vor Weihnachten einen Markt, den damals so genannten Katharinenmarkt, abhalten zu dürfen. Auch die Tradition dieses Weihnachtsmarktes wird bis in die Gegenwart fortgeführt.

Bild unten: In der Stadtmitte von Bad Wimpfen.

Zeitalter der Reformation und Dreißigjähriger Krieg.

Die religiösen Auseinandersetzungen in der Stadt traten jedoch alsbald in den Hintergrund, als im Jahr 1622 unweit der Stadt die Truppen des kaiserlichen Generals Johann Tserclaes Graf von Tilly auf das Heer des Markgrafen Georg Friedrich von Baden trafen. Diese Schlacht bei Wimpfen war eine der bedeutendsten und blutigsten des Dreißigjährigen Krieges. Wimpfen wurde im weiteren Verlauf des Krieges mehrfach geplündert, Häuser und Felder wurden abgebrannt, und Krankheiten und Seuchen rafften die Bevölkerung dahin. 1648, nach Ende des Krieges, war die Bevölkerung auf ein Zehntel des Vorkriegsstandes reduziert. Viele prächtige Bauten waren zerstört, und zur Sanierung bestehender Gebäude oder für Neubauten wurden in der Folgezeit Teile der früheren staufischen Burganlagen abgetragen.

An den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges hatte die verwüstete Stadt noch über 150 Jahre zu leiden. Obwohl die Kelten im Neckarbecken schon in vorchristlicher Zeit Salz aus Sole gewonnen hatten, schlugen im frühen 18. Jahrhundert zunächst Versuche fehl, Salz in Salinen zu gewinnen. Es herrschte weiterhin bittere Armut. In dieser Zeit erfuhr Wimpfen finanzielle Unterstützung durch die Reichsstadt Nürnberg. Aus dem Jahr 1783 wird von der Wimpfener Holzrevolution berichtet. Das Holz aus den umliegenden Wäldern stand den Bürgern bis dahin kostenlos zur Verfügung. Um die Stadtkasse aufzubessern, sollte hierauf nun eine Abgabe erhoben werden, die die ebenfalls verarmten Bürger nicht erbringen konnten. Die daraus resultierenden Unruhen konnten nur durch ein starkes Aufgebot an Ordnungskräften unterdrückt werden.

Bummel durch Bad Wimpfen.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss fiel die Stadt zunächst an Baden, das Ritterstift Wimpfen im Tal und der Wormser Hof jedoch an Hessen-Darmstadt. Die Besetzung durch die neuen Herren erfolgte noch vor Abschluss der Verhandlungen im September bzw. Dezember 1802. Daraus entwickelte sich ein Auseinandersetzung zwischen Baden und Hessen über die Souveränitätsrechte des Stifts. Da Wimpfen zu diesem Zeitpunkt noch weit vom übrigen Territorium Badens entfernt war, ließ sich Baden auf einen Gebietsaustausch ein und trat Wimpfen an Hessen ab. Der Besitzerwechsel wurde am 5. April 1803 in Wimpfen verkündet. Erst 1805/06 wurde das Umland Wimpfens durch Baden und Württemberg annektiert, und Wimpfen lag fortan als hessische Exklave zwischen diesen Ländern. Für Wimpfen ergab aus der Zugehörigkeit zu Hessen eine äußerst komfortable Situation, da man sich 40 km jenseits der Grenze des Großherzogtums nahezu autonom verwalten konnte. Mit Gründung des Volksstaates Hessen 1919 wurde Bad Wimpfen Teil des Landkreises Heppenheim, welcher 1938 durch Zusammenlegung mit dem Landkreis Bensheim zum Kreis Bergstraße wurde.

Bild unten: Herrliche Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild

Im Jahr 1817 gelang in der Saline Ludwigshalle erstmals erfolgreich die Soleförderung in Wimpfen. Außer als technischer Grundstoff für die beginnende Industrialisierung konnte die Sole auch therapeutisch genutzt werden, und so hat bereits 1835 das erste Kurhotel seine Pforten geöffnet. Ein Zeichen der beginnenden wirtschaftlichen Prosperität ist auch das 1836 errichtete neue Rathaus der Stadt. Trotz dieser neuen Perspektiven wurden viele staufische Überreste der Stadt weiterhin abgerissen oder umgenutzt. Die damals bereits über 600 Jahre alte Pfalzkapelle wurde z. B. im Jahr 1837 zu einer Scheune umgenutzt und würde erst 70 Jahre später wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Nachdem in den 1860er Jahren die Bahnstrecke von Heilbronn nach Heidelberg und damit der Wimpfener Bahnhof 1868 in Betrieb genommen wurde, erfuhr der Kurbetrieb einen großen Auftrieb. Bäder und Kureinrichtungen wurden nun kontinuierlich ausgebaut und führten zu einer neuerlichen wirtschaftlichen Blüte. Hierüber berichtet beispielsweise auch Mark Twain in den Schilderungen seiner Europareise im Jahr 1867. Am 26. April 1930 erhielt die Stadt den offiziellen Bädertitel. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Stadt weitgehend unversehrt. Die Stadt bot durch ihre Unversehrtheit vielen Flüchtlingen Unterkunft, so bezogen im Jahr 1947 aus dem Kloster Grüssau vertriebene Benediktinermönche die frühere Ritterstiftskirche.

Zwischen Hessen und Baden-Württemberg.
Bild unten: Weiter mit unserem Bummel durch die Altstadt.

Am 19. September 1945 proklamierte die amerikanische Militärregierung die Gründung der Länder Groß-Hessen und Württemberg-Baden. Das hessische Bad Wimpfen war nun vollständig von Württemberg-Baden umschlossen, und zwar vom badischen Landkreis Sinsheim und dem württembergischen Landkreis Heilbronn. Am 26. November des Jahres verfügten die Besatzungsbehörden, dass die Stadt künftig vom Kreis Sinsheim zu verwalten sei. Dies wurde vom örtlichen Befehlshaber und den örtlichen Behörden dahingehend verstanden, dass Bad Wimpfen nunmehr auch staatsrechtlich ein Teil Württemberg-Badens sei. Auch das Oberlandesgericht Stuttgart teilte am 6. März 1951 diese Auffassung.

Bild unten: Wir vor einem sehr romantischen Haus.

In der Bevölkerung, die sich teils traditionell Hessen, teils pragmatisch der nahen württembergischen Kreisstadt Heilbronn zugehörig fühlte, führte die Umgliederung zu Missmut, und auch das Land Hessen selbst verlangte die Rückgabe der Enklave. Daraufhin wurde am 29. April 1951 eine Volksabstimmung durchgeführt. In dieser sprachen sich nur 0,7 % für den Verbleib im Landkreis Sinsheim aus, 41 % für die Rückkehr nach Hessen, aber 57 % für eine Umgliederung in den Landkreis Heilbronn. Letzteres wurde am 1. Mai 1952 vollzogen. Hessen beharrte trotz dieses Ergebnisses auf dem Standpunkt, dass Bad Wimpfen weiter zu seinem Staatsgebiet gehöre, erklärte sich jedoch mit einer Verwaltung durch das inzwischen gegründete Baden-Württemberg einverstanden. Somit ist die staatsrechtliche Zugehörigkeit bis heute nicht endgültig geklärt. Bad Wimpfen ist aber de facto voll in die baden-württembergische Verwaltungs- und Rechtsordnung integriert, und eine Änderung der gegenwärtigen Situation wird von keiner Seite angestrebt. In der katholischen Kirche gehört die Stadt aufgrund ihrer hessischen Vergangenheit noch heute als Exklave zum Gebiet des Bistums Mainz.

Bild unten: Wir vor der Bad Wimpfener Abtei.

Die Gegenwart.
Bad Wimpfen zur Weihnachtszeit.

In der Gegenwart beeindruckt Bad Wimpfen gleichermaßen durch seine Kureinrichtungen als auch durch seinen reichen Bestand an Bau-und Kunstdenkmälern aus zwei Jahrtausenden. Die historische Altstadt ist komplett denkmalgeschützt. Ein umfangreiches Sanierungsprogramm konnte ab 1976 zur Aufwertung der meisten historischen Gebäude beitragen. Seit der Rezession der 1990er-Jahre geht jedoch die weitere Sanierung von Bau- und Kunstdenkmälern zumeist nur noch auf private Initiative zurück.

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