Der erste Pharao  
Der erste Pharao trug zwei Kronen. Sie versinnbildlichen die vereinigung Ober-und Unterägyptens.

Manetho, der Papyrus von Turin und das Verzeichnis von Abydos stimmen in der Feststellung überein, daß der Name des ersten Pharao Menes gewesen sei. Andererseits brachte die Siegestafel des Königs Narmer aus Hierakonpolis zahlreiche Wissenschaftler zu der Überzeugung, dieser sei der erste Herrscher gewesen, der die Doppelkrone von Oberägypten und Unterägypten getragen haben soll. Narmer und Menes waren demnach möglicherweise eine Person. Doch es gibt noch ein weiteres Problem.

Ebenfalls aus Hierakonpolis stammt der obere Teil eines Votivstabes, der den König Skorpion bei der Eröffnung eines Kanals darstellt (der Name ist mit dem Zeichen des Skorpions geschrieben; wir wissen aber nicht, wie er in Wirklichkeit ausgesprochen wurde: Der Herrscher trägt die hohe weiße Krone, das Symbol Oberägyptens. Über der Hauptszene erkent man eine Art von Gabeln als Symbol für die Rekhyt-Vögel, mit denen wohl die Bewohner Unterägyptens gemeint sind. Der Stab des Königs Skorpion verweist also auf den Sieg eines ägyptischen Königs über das andere Ägypten, den Norden nämlich. Zahlreiche Probleme der Interpretation sind noch nicht gelöst, die derzeit versuchte Rekonstruktion der Ereignisse dürfte aber nicht weit von der Wahrheit entfernt liegen.

Demnach hätte der vorletzte König des Südens aus der prädynastischen Zeit die Eroberung von Unterägypten in Angriff genommen, ohne sie jedoch zu Ende führen zu können. Sein direkter Nachfolger Narmer (oder Menes) vollendete die Unterwerfung und vereinigte die beiden Landesteile. Dies war das Ende der Vorgeschichte Ägyptens. Von den ersten beiden Dynastien, die über das gesamte Niltal herrschten und von Manetho als Thiniten bezeichnet wurden, wissen wir wenig. Der Name rührt vielleicht daher, daß diese Könige, die in der Gegend von Abydos zu Hause waren, ihre admnistrative Hauptstadt nach Thinis verlegten. Es wird vermutet, daß Narmer die Stadt Memphis gründete, die in der Folgezeit zu einem der wichtigsten Zentren des antiken Ägypten werden sollte. Darüber hinaus legen Keramikfragmente aus verschiedenen Orten Palästinas, die die Hieroglyphen von Narmer tragen, den Schluss nahe, daß die Ägypter unmittelbar nach der Begründung der vereinigten Monarchie, die nominell und praktisch in der göttlichen Person des Pharao versinnbildlicht wurde, mit einer Politik der Expansion begannen. Diese Politik sicherte ihnen Jahrhunderte später auch die Kontrolle über Teile Nubiens und syrisch-palästinische Küstengebiete.

Der Königspapyrus Turin ist eine altägyptische Königsliste. Sie befindet sich im Museo delle antichità egizie in Turin, dem weltweit zweitgrößten ägyptischen Museum nach dem Ägyptischen Museum in Kairo. Der Königspapyrus entstand zur Zeit des Ramses II. und war bereits bei Erstellung in hieratischen Schriftzeichen nachlässig auf die Rückseite einer nicht mehr benötigten Abgabenliste geschrieben. Die ausführlichste Darstellung der Geschichte des Papyrus findet sich bei Eduard Meyer: Aegyptische Chronologie.

Ein Geschenk des Nil

Als zu Beginn des Alten Reiches die 3. Dynastie die Führung übernahm, erstreckte sich das vereinigte Ägypten vom Ersten Katarakt des Nil bis zum Mittelmeer. Das Land besteht heute noch aus zwei ziemlich heterogenen Teilen, die durch den langen Lauf des Nil verbunden sind: das reiche Meeresdelta und das viel ärmere, von Wüsten begrenzte Said-Gebiet. Der griechische Historiker Herodot (5. Jahrhundert v. Chr.) nannte Ägypten "ein Geschenk des Nil". Dem widerspricht jedoch Claudio Barocas, Professor für Ägyptologie an der Universität von Neapel, Herodot und seinen Anhängern: "Ägypten ist nicht ein Geschenk des Nil, sondern eine Realisation der menschlichen Arbeit. Selbst der eiligste Besucher des heutigen Ägypten kann nicht umhin zu bemerken, daß in Ägypten kein einziger Quadratzentimeter Erde existiert, der nicht direkt bebaut würde. Es gibt keine Wälder, keinen Busch und keine Wiesen, sondern nur Felder, Gemüse-und Obstgärten. Die einzige Alternative stellt das nicht bebaute, da nicht bebaubare Land dar, das heißt die Wüste." Das mag stimmen, dennoch darf man nicht die äußerst wichtige Funktion unterschätzen, die der Nil für das Leben und die Entwicklung Ägyptens schon immer ausgeübt hat. Tatsächlich wäre das Land ohne den Nil eine gewaltige Wüste, wie die Sahara.

Oben rechts: Manetho, scheinbar der eigentliche Gründer von Memphis - dem damaligen Thinis

Oben links: Die älteste Pyramide, die Stufenpyramide des Djoser in Sakkara, entworfen von dem Architekten Imhotep um 2600 vor Chr. Oben rechts: Der Architekt Djosers: Imhotep. Selbstverständlich ist diese Grafik nicht der Original Imhotep.

Die Tücken des ägyptischen Kalenders

Wenn der Nil darüber hinaus nicht die besondere Gewohnheit hätte, jeweils zu Beginn des Monats August über die Ufer zu treten und kilometerweit das Land ringsum zu bedecken, dann hätten nur die Felder an seinen Ufern bebaut werden können. Die riesigen Überschwemmungen füllen die natürlichen unterirdischen Wasserspeicher auf und lassen nach dem Zurückweichen zum Herbstanfang fruchtbaren Schlamm auf der Oberfläche des Erdreichs zurück. Natürlich hatte das Hochwasser des Nil nicht nur segensreiche Auswirkungen. Oft schwoll der Strom so schnell und gewaltig an, daß die Wassermassen schwere Katastrophen auslösten. Von zehn Hochwasserperioden des Nil bringen im allgemeiner drei das gewünschte Ergebnis, die übrigen sieben sind entweder zu schwach oder zu stark. Man kann daraus schließen, daß der Ursprung der ägyptischen Zivilisation sicherlich auf den Nil zurückgeht. Von größter Bedeutung war allerdings auch der Zwang, das alljährliche Hochwasser zu beherrschen und in Kanäle zu leiten, um es zum eigenen Vorteil zu nutzen.

Eine ägyptische Flotte im Hafen irgendwo am Nil

Dem Nil-Hochwasser verdankten die Ägypter nicht nur die Fruchtbarkeit ihres Tales, sondern auch die Voraussetzungen für die Entwicklung eines der exaktesten Kalender der Antike. Ursprünglich war das Jahr des Bauern in drei Jahreszeiten unterteilt: im Akhet (Überschwemmung) wurde das Niltal von den Wassermassen bedeckt, im Peret (Winter) besorgte man die Aussaat und erwartete das Keimen und Reifen der Pflanzen, und im Shemu (Sommer) erntete man die Felder ab und füllte die Speicher. Der Jahresanfang war lange Zeit der Beginn der Überschwemmung, bis die Ägypter beobachteten, daß das Steigen des Wassers mit dem Erscheinen des Sothis-Sternes (Sirius) zusammenfiel. Von da an deuteten sie das alljährliche Ereignis des Sothis-Aufgangs (nach unserem Kalender am 17. Juli) als Ursache des Nil-Hochwassers und machten diesen Zeitpunkt zum offiziellen Jahresanfang. Das Jahr teilten sie in drei Perioden zu je vier Monaten zu je dreißig Tagen ein, denen noch fünf Schalttage hinzugefügt wurden. Somit ergaben sich insgesamt 365 Tage. Dieses Jahr war jedoch sechs Stunden kürzer als das wirkliche Jahr, so daß es alle vier Jahre vom astronomischen Jahr um einen Tag abwich. Die Ägypter bemerkten diesen Sachverhalt sehr bald, schafften jedoch keine Abhilfe (erst 46 v. Chr. mit der von Caesar angeordneten Einführung des Julianischen Kalenders übernahmen sie das Schaltjahr). Die ständige Verschiebung des ägyptischen Jahresanfangs bewirkte, daß das Sonnenjahr erst wieder nach 1460 Jahren mit dem offiziellen Jahr zusammenfiel. Daher wurde die Zeitspanne von 1460 Jahren als Sothis-Periode bezeichnet.

Im 3. Jahrhundert n. Chr. verwies der römische Gelehrte Censorinus auf das Zusammentreffen des heliakischen Aufgangs von Sothis mit dem ägyptischen Jahresanfang im Jahr 139 n. Chr. Moderne Wissenschaftler nahmen diese Beobachtung zum Anlaß, Schlüsseldaten der ägyptischen Geschichte zu fixieren. Zu den besonderen Schwierigkeiten einer solchen Chronologie und Genealogie bemerkt Erik Hornung in seiner Einführung in die Ägyptologie: "Durch die Notwendigkeit, neben den Aussagen ägyptischer Denkmäler und Listen mit astronomischen Daten zu rechnen und Synchronismen mit der vorderasiatischen Geschichte auszuwerten, bietet die Erforschung der ägyptischen Chronologie methodisch besondere Schwierigkeiten. Man überläßt das Feld gern den wenigen Spezialisten, die sehr unterschiedliche Methoden verwenden und oft genug zu gänzlich verschiedenen Ergebnissen gelangen. Hauptstützen für die absolute Festlegung sind immer noch die beiden Sothisdaten aus den Papyri Ebers und Illahun, obgleich sie mit einer Reihe von Unsicherheiten belastet sind und für eine genaue Datierung nicht ausreichen. Auch Monddaten und Synchronismen zwischen Ägypten und Vorderasien bleiben durch ihre zyklische Wiederholung bzw. durch die Unsicherheiten der vorderasiatischen Chronologie unscharf, solange sie isoliert verwendet werden; nur die Kombination aller Hilfsmittel kann zur genauen Festlegung einzelner Epochen führen".

Bild oben links: Statue des Tutmose
  Das Alte, Mittlere und Neue Reich  
Bild oben: Eine ägyptische Barke

Wo dies nicht möglich ist, müssen für wissenschaftliche Zwecke die Fehlergrenzen so exakt als möglich angegeben werden. Altersbestimmungen nach der Radiokarbonmethode haben wegen ihrer Fehlergrenze von mehreren Jahrhunderten nur für die ägyptische Vorgeschichte Bedeutung; dabei ist zu beachten, daß seit einigen Jahren mit einer Halbwertszeit von 5730 plus minus 40 Jahren für C 14 gerechnet wird, so daß ältere Datierungen (auf der Basis von rund 5570 Jahren) entsprechend umzurechnen sind. Zur Bestimmung der relativen Chronologie stehen in Ägypten außer den datierten Urkunden nur drei Hilfsmittel zur Verfügung:

Die Annalen - Notizen, der Turiner Königspapyrus und die aus Manethos Geschichtswerk erhaltenen Fragmente. Schwierigkeiten entstehen durch die wechselnden Methoden der Jahresrechnung. In der Frühzeit werden die Jahre nach hervorstechenden Ereignissen benannt, im Alten Reich zählt man nach Steuererhebungen (in der Regel alle zwei Jahre), dann nach Regierungsjahren der Könige, jedoch auf verschiedene Weise: im Mittleren Reich reicht das Regierungsjahr von Neujahr zu Neujahr, im Neuen Reich von einem Jahrestag der Thronbesteigung zum anderen. Der Ägypter legt auf genaue Filiationsangaben Wert und prunkt in der Spätzeit gelegentlich mit langen Listen von Vorfahren (bis zu 60 Generationen!). So lassen sich einzelne genealogische Verbindungen über mehrere Jahrhunderte rekonstruieren, lohnen jedoch nur für das Alte Reich eine chronologische Auswertung.

Bild oben: Pharaonen Tempel am Nil gelegen

Längs des Nil also entstand und blühte die ägyptische Kultur. Von Assuan unterhalb des Ersten Katarakts bis zum Meer durchfließt der Strom etwa zwölfhundert Kilometer. Die Bewohner des Alten Ägypten versuchten nie, die Grenzen zur Wüste festzulegen. Sie bemühten sich lediglich, die Handelswege offenzuhalten und die wichtigsten Vorposten zu kontrollieren. Für die Ägypter bestand Ägypten aus dem Niltal, das sie Kemi, die schwarze Erde, nannten. Längs des Flusses erstrecken sich die fruchtbaren Zonen des Landes. Hier erbauten sie ihre Städte. In der Wüste befanden sich die Nekropolen, das Reich der Toten. Die erste Hauptstadt Ägyptens lag, wie gesagt, bei Thinis in der Nähe von Abydos am Oberlauf des Nil, in unmittelbarer Nähe der großen Flußchleife bei Theben. Dort wurden auch die Gräber der frühesten ägyptischen Monarchen entdeckt. Die 3. Dynastie verlegte die Hauptstadt nach Memphis. In dieser Periode erlebte die Baukunst, die Kunst überhaupt einen gewaltigen Aufschwung. Der Pyramide von Djoser und dem wunderbaren Begräbnistempel, die der große Architekt Imhotep errichtet hat, folgten sehr bald andere monumentale Bauwerke. Die Herrscher des Alten Reiches errichteten ihre Gräber in der Wüste: bei Gise, Abusir, Meidum und Sakkara. Die berühmtesten dieser Pharaonen gehörten der 4. Dynastie an, Senofru (der die Pyramide seines Vaters bei Meidum vollenden und zwei für sich selbst bei Daschur in der Nähe von Sakkara erbauen ließ) sowie Cheops, Chephren und Mykerinos (deren riesige Pyramiden sich bei Gise in der Nähe Kairos befinden). Doch als die Dynastien von Memphis gerade höchsten Ruhm erreicht hatten und sich der Einfluß Ägyptens von Syrien bis zu den Grenzen Nubiens erstreckte, zeichneten sich die ersten Signale einer Krise ab. Die Provinzgouverneure oder Nomi maßten sich Machtbefugnisse und Privilegien an, die bis dahin nur den Pharaonen zugestanden hatten. Die wichtigsten Staatsämter wurden in zunehmendem Maße erblich, während die Zentralgewalt immer deutlichere Anzeichen von Schwäche erkennen ließ.

Bild oben rechts: Die Göttin-Osiris

Inmitten chaotischer Kämpfe gingen einzelne Gouverneure so weit, sich selbst als Pharaonen auszurufen. Verschiedene Städte machten sich gegenseitig das Vorrecht streitig, Metropole zu sein. Neue Gegensätze zwischen Ober-und Unterägypten brachen auf. Unter diesen Vorzeichen durchlief Ägypten die Erste Zwischenzeit. Mit der 11. Dynastie beginnt das Mittlere Reich (2134-1785 v. Chr.). Die Fürsten von Theben in Oberägypten gewannen die Oberhand. Sie vereinten das Land und setzten ein Regierungssystem durch, das weniger zentralistisch orientiert war und die Mittelklassen begünstigte. Unter der 12. Dynastie erreichte Ägypten den Höhepunkt seiner Macht. Die Hauptstadt wurde von Theben in den Norden nach Itettawg bei Al Faijum verlegt und die Provinzen neu organisiert. Sesostris III. (1878-1842/40 v. Chr.) ließ militärische Expeditionen nach Nubien durchführen und Handelsmissionen nach Syrien entsenden. Doch eine weitere Krise um die Thronnachfolge stürzte Ägypten erneut ins Chaos. Mit dem Tod der Königin Nefrusobek (1785 v. Chr.) beginnt die Zweite Zwischenzeit, eine der dunkelsten Epochen der gesamten ägyptischen Geschichte. Um 1650 v. Chr. drangen die Hyksos, ein Nomadenvolk aus Asien, in das Nildelta ein und errichteten ihre eigene Hauptstadt bei Avaris. Die Hyksos brachten Pferde und Kampfwagen mit, die die Ägypter zuvor nie gesehen hatten. Der Gründer der 18. Dynastie, Amosis I., vertrieb die Hyksos wieder. Damit begann eine der ruhmreichsten und blühendsten Epochen des Alten Ägypten: die Zeit des Neuen Reiches (um 1550-1080 v. Chr.).

Bild oben rechts: Nefrusobek wird als Tochter Amenemhets III. und der Schwestergemahlin Amenemhets IV. geboren und regierte nach dem Turiner Königspapyrus etwa 3 Jahre, 10 Monate und 24 Tage, während Manetho ihr 4 Jahre zuschreibt.

Nach der Thronbesteigung von Thutmosis I. (1508/05 v. Chr.) begann eine Eroberungspolitik, die Ägypten in kriegerische Auseinandersetzungen mit mehreren asiatischen Völkern um die Kontrolle Syriens und Palästinas führte. Die Ägypter zogen gegen die Mitanner, die Assyrer und schließlich auch gegen die Hethiter zu Felde. Mit den Hethitern maß sich Ramses II. (1290-1224 v. Chr.), ein Pharao aus der 19. Dynastie, in der berühmten Schlacht von Kadesch. Das Neue Reich kennzeichnet aber nicht nur militärische Machtentfaltung, sondern auch die Blüte der Künste. Nach seiner Thronbesteigung initiierte Thutmosis I. in Theben am linken Nilufer eine neue Form der Bestattung der Pharaonen. Er ließ dort das erste Grab in jenem Tal ausheben, das später in der ganzen Welt als das Tal der Könige berühmt werden sollte.

Die Sphinx ist ein mystisches Wesen aus dem alten Ägypten, das den Kopf eines Menschen und den Körper eines Löwen hat. Die berühmteste aller ägyptischen Sphingen findet sich bei den Pyramiden von Gize. Man sagt, dass die aus Steinen bestehende große Sphinx etwa 3000 v.Chr. als Teil einer Grabanlage zum Schutz der Gräber in den Pyramiden erbaut wurde. Hier zu sehen: Der Autor MGB.

Unweit von Theben, dem kultischen Zentrum des Gottes Ammon oder Amun-Re, erheben sich die eindrucksvollen Komplexe von Karnak und Luxor, die durch eine lange, mit widderköpfigen Sphinxen gesäumte Allee verbunden waren. Amenophis III. (1403-1365 v. Chr.) errichtete den Amun-Tempel in Luxor, der später von Ramses II. verändert wurde. Ramses ließ den Großen Pylon am Eingang bauen, der von zwei Obelisken flankiert wird. Auch der Große Amun-Tempel in Karnak, dessen Grundstein Amenophis I. gelegt hatte, wurde bis in die ptolemäische und römische Zeit hinein immer wieder verändert und vergrößert. Er war von zahlreichen Heiligtümern kleinerer Gottheiten umgeben, wie dem von Mut oder von Monthu, dem Herrn des Krieges.

Auf dem gegenüberliegenden Nilufer ließ sich die Königin Hatschepsut (1490-1470/68 v. Chr.) von ihrem Architekten und Günstling Senenmut einen eigenen Begräbnistempel errichten, der heute als Tempel Deir el-Bahri bekannt ist. Ganz in der Nähe, bei Medinet Habu, erhoben sich der Palast von Amenophis III. (1403-1365 v. Chr.) und später der Begräbnistempel von Ramses III. (1193-1162 v. Chr.). Von Bedeutung ist auch die neue, von Amenophis IV. (1365-1349/47 v. Chr.) gegründete Hauptstadt Achet-Aton (das heutige Tell el-Amarna), die sich mit vielen prachtvollen Palästen und Wohnvierteln am Ostufer des Nil erstreckte. Mit dem Ende des Neuen Reiches erfuhr die Geschichte Ägyptens einen grundlegenden Wandel. Einheimische Dynastien wechselten nun mit fremden ab. Die Libyer und die sogenannten Völker des Meeres, die aus der Ägäis und Kleinasien kamen, lähmten mit ihren ständigen Raubzügen die Bewohner des Deltagebietes. Außerdem widersetzte sich die Kaste der Amun-Priester, die auf dem Höhpunkt ihrer Macht angelangt war, der Zentralgewalt und machte aus der Thebais eine Art autonome Provinz. Im Jahre 667 v. Chr. unterwarf Assurbpal Ägypten. Wenig später wurde Assyrien seinseits von den Medern und Persern besiegt. Ägypten erlangte so, beinahe unversehens, durch das Verdienst Psammetichos' I. (664-610 v. Chr.), Königs der Stadt Sais im östlichen Delta, seine Freiheit wieder. Seine Truppen bestanden aus griechischen Söldnern. Unter der Dynastie von Sais konnte sich Ägypten einer letzten Periode der Unabhängigkeit und kulturellen Blüte erfreuen: der sogenannten Saitischen Renaissance.

Nun ja, der BH war halt noch nicht erfunden. Hatschepsut war eine altägyptische Königin (Pharao). Sie wird der 18. Dynastie (Neues Reich) zugerechnet. Nach ägyptischer Chronologie regierte sie etwa von 1479 bis 1458 v. Chr.

Bild oben: Hatschepsuts herausragendes Bauwerk ist ihr eigener Totentempel, der eine der bedeutendsten und eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur ist. Von dem Taltempel am Rand des Fruchtlandes führt ein Aufweg zu der unteren Terrasse und - zu beiden Seiten der aufwärtsführenden Rampe - Südhalle und Nordhalle. Im Westen der nächsthöheren mittleren Terrasse liegt im Süden die Halle mit den Darstellungen der Puntexpedition, im Norden jene der göttlichen Geburt und Erwählung Hatschepsuts.

  Die Eroberung Nubiens und die Tempel von Abu Simbel  
        Die Eroberung Nubiens