Ägyptischer-KämpferÄgyptischer-KämpferÄgyptischer-Kämpfer     Ägyptischer-KämpferÄgyptischer-KämpferÄgyptischer-Kämpfer
   Die Eroberung von   
Feldzug gegen Nubien - dem heutigen Sudan

Die Ägypter wagten sich selten in die Wüste. Statt dessen versuchten sie stets, sich nach Süden auszudehnen, nach Nubien also; dessen Geschichte, nicht von der Ägyptens zu trennen, waren die beide Länder immer durch politische, kommerzielle und kulturelle Beziehungen verbunden. Nubien war ebenso wie das antike Ägypten in zwei Teile geteilt: Unternubien (das Land von Wawat) zwischen dem Ersten und dem Zweiten Katarakt und Obernubien (das Land von Kusch) zwischen dem Zweiten und dem Sechsten Katarakt. Schon König Djoser, der bedeutendste Herrscher der 3. Dynastie und Erbauer der Stufenpyramide, scheint nach der Inschrift von Takompso Handelsbeziehungen mit Nubien unterhalten zu haben. Während des Mittleren Reiches wurde die Region gewaltsam von Pharao Sesostris III. (1878-1842/40 v. Chr.) besetzt. Seine Truppen drangen tief in nubisches Territorium ( verwüsteten die Dörfer, zerstörten die Brunnen, brannten die Felder nieder und verschleppten Frauen.

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Während des Mittleren Reiches wurde die Region gewaltsam von Pharao Sesostris III. besetzt. Seine Truppen drangen tief in nubisches Territorium verwüsteten die Dörfer, zerstörten die Brunnen, brannten die Felder nieder und verschleppten Frauen.

In dieser Zeit wurden vierzehn massive Festungen am Zweiten Katarakt zwischen Semna und Behen errichtet, um das Land militärisch unter Kontrolle zu halten. Noch heute wird der Besucher von ihren gewaltigen Überresten tief beeindruckt. Während des Neuen Reiches eroberten die Pharaonen Nubien bis zum Zweiten Katarakt und unterstellten das Land einem ägyptischen Gouverneur mit dem Titel Königssohn von Kusch. Seit Ramses II. (1290-1224 v. Chr.) entstanden in Nubien zahlreiche Tempel, die den wichtigsten Göttern Ägyptens geweiht waren. Bis zum Bau des großen Assuan - Staudammes in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren die meisten dieser Tempel fast völlig unversehrt. Viele von ihnen wurden rekonstruiert, nachdem sie abgebaut und verlegt worden waren. Die Tempel von Abu Simbel, ein "Muss" für jeden Touristen, sind vollständig auseinandergenommen und an einem anderen Ort wiederaufgebaut worden. Noch heute erheben sie sich in ihrer ganzen Majestät. Der kleinere der beiden ist der Göttin Hathor und der Königin Nefertari, der Gemahlin Ramses' II. gewidmet, während der andere dem vergöttlichten Pharao selbst geweiht ist. Den Eingang flankieren zwei Paare sitzender Kolossalstatuen, die den Herrscher darstellen.

Bild oben: Der Eingang des Amun-Tempels in der Nekropole Theben (heute Luxor) mit den Kolossalstatuen Ramses (1290-1224 v. Chr.). Rechts ist noch der Sockel jenes Obelisken zu erkennen, der seit 1836 in Paris auf der Place, de la Concorde steht.

Doch die Pyramiden, eines der Sieben Weltwunder der Antike und das einzige, das bis heute erhalten geblieben ist, sind nicht die einzige künstlerische und technische Hinterlassenschaft einer der frühen Hochkulturen der Menschheit. Lange schon vor dem Aufstieg Griechenlands galten die Ägypter als ein sehr altes Volk, dessen Bauten und Kunstwerke eine ertragreiche Geschichte belegen. Jahrtausendelang bewässerte und düngte der Nil ohne Unterlaß die Felder unter dem rätselhaften Blick der Sphinx. In der Zwischenzeit gelangten immer wieder neue Völker nach Ägypten: die Libyer und Äthiopier, die dort für kurze Zeit herrschten, die Griechen und die Perser mit ihren Handelskolonien, die Römer als Eroberer, die mohammedanischen Araber und im Verlauf der Jahrhunderte schließlich die Europäer, die Franzosen mit Napoleon und die Engländer mit Lord Kitchener und General Allenby an der Spitze.

Gegen Ende des Neuen Reiches wurde die ägyptische Vorherrschaft schwächer, es bildete sich das Reich von Napata und später das von Meroe. Im 3. Jahrhundert v. Chr. beherrschten die Meroiter Nubien bis Maharraka, während sich die nördliche Region in der Hand der Ptolemäer befand. Als Ägypten im 1. Jahrhundert v. Chr. römische Provinz wurde, stießen die Meroiter bis Assuan vor. Sie wurden jedoch durch eine römische Strafexpedition gestoppt, die das antike Napata zerstörte. Den Römern gelang es allerdings nicht, ihre Herrschaft über Maharraka hinaus auszudehnen; sie , mußten auf den Rest Nubiens verzichten, der unter der Herrschaft der Meroiter verblieb.

  Die Baudenkmäler im Laufe der Zeiten  

Von den antiken Städten, die sich in der Vergangenheit längs des Nil erhoben, sind heute nur noch vier von Bedeutung: Kairo, Luxor, Assuan und das spätere Alexandria. Heliopolis, einst ein Zentrum des Sonnenkultes, wurde zu einer Vorstadt von Kairo; Memphis, die erste Hauptstadt des Reiches, liegt heute unter Wiesen und Gebüsch, Theben unter dem modernen Luxor. Nur noch wenige Tempel sind in Edfu und Abydos erhalten geblieben. In Ägypten begannen wie überall Zerfall, Veränderungen, Zerstörungen oder Wiederherstellungen von Baudenkmälern fast unmittelbar nach ihrer Fertigstellung. Eines der augenfälligsten Beispiele dafür ist, wie wir sahen, der Große Amun-Tempel von Karnak, an dem ohne Unterbrechung von seiner Errichtung an bis hin zur ptolemäischen und römischen Epoche Veränderungen durchgeführt wurden. Im Lauf von Jahrhunderten wandelten sich Kultur und Kunst, die politischen und wirtschaftlichen Strukturen wie die Beziehungen zwischen Priesterschaft und Monarchie und mit ihnen auch die Baudenkmäler. Eines der ältesten Beispiele für die Verwendung eines Bauwerks zu politischen Zwecken ist die Errichtung der Stele von Thutmosis IV. (18. Dynastie) zwischen den Vorderfüßen der großen Sphinx in Gise, die aus der Zeit Chephrens (4. Dynastie) stammt.

Die Darstellung von Personen in Bildern Skulpturen oder das Schreiben eines Namens diente nach altägyptischer Auffassung dazu, die betreffende Person lebendig zu machen. Aus diesem Grund sind auf allen ägyptischen Statuen die Namen und Titel der dargestellten Persönlichkeiten eingeprägt, oft fügte man auch die Geschichte ihrer Taten oder Einzelheiten aus ihrem Leben hinzu, um später betreffende Person besser identifizieren zu können. Folglich mußte jemand, der das Bildnis eines anderen usurpieren wollte, lediglich dessen Namen und Titel beseitigen und durch seine eigenen ersetzen.

Nach dem Tod von Pharaonin Hatschepsut bestieg Tutmosis III. den Thron.

So wurden unter Thutmosis III. (1490-14 v. Chr.), der nach dem Tod von Hatschepsut den Thron bestieg, alle Inschriften und szenischen Darstellungen, die sich auf die Königin bezogen, von den Baudenkmälern wieder entfernt. Nachdem ihr Name aus allen Kartuschen herausgekratzt worden war, ließ er dafür die Namen von Thutmosis I., Thumosis II. und seinen eigenen einsetzen. Dieser Brauch erreichte während der "Ramses-Zeit" (19. und 20. Dynastie) seine größte Verbreitung, vor allem unter Ramses II. Er usurpierte vermutlich die Kolosalstatuen zwischen den Säulen im Amun-Ter von Luxor, die schon Amenophis III. errichtet hatte. Zur Geschichte eines Baudenkmals gehören nicht nur die Restaurationen oder Veränderm denen es unterworfen wurde. Man darf auch Bewunderung und die Gefühle, die es hervorgerufen hat, nicht unerwähnt lassen. Denken wir zum Beispiel daran, was Tausende und aber Tausende Menschen im Laufe der Jahrhunderte beim Anblick der Kathedrale Notre-Dame in Paris empfunden haben oder beim Betrachten der byzantinischen Mosaiken im Dom von Monreale. In einer ähnlichen Gemütsverfassung haben sich seinerzeit vermutlich die ägyptischen Reisenden befunden, die sich in der Epoche der 19. Dynastie, also zwischen 1305 und 1196 v.Chr., zu einem Besuch des Tempels und der Pyramide von Djoser aufgemacht haben.

(Bild oben links: Nach dem Tod von Pharaonin Hatschepsut bestieg Tutmosis III. den Thron.
Bild oben: Ob alles richtig interpretiert wurde? Wir wissen es nicht, genau wie Georgios Synkellos auch.

Ihre Begeisterung war offensichtlich groß, da sie - soweit wir bis heute wissen - die ersten waren, die jene Unsitte praktizierten, die wir noch heute beklagen: sie verewigten sich selbst auf den antiken Bauwerken. Der Enthusiasmus der Djoser-Fans hat sich aber für die chronologische Einordnung des Komplexes als äußerst bedeutsam erwiesen. Bevor man in neuerer Zeit mit archäologischen Grabungen in Ägypten begann, waren die Pyramiden praktisch die einzigen bekannten Baudenkmäler. Als man den Djoser-Tempel entdeckte, erschien es daher den meisten Gelehrten als undenkbar, daß ein Bauwerk von einer derartigen konstruktiven Dynamik vor den Pyramiden entstanden sein konnte, zumal es für Ägypten ziemlich untypische architektonische Elemente aufwies (die Architektur des von Imhotep erbauten Komplexes weicht erheblich von der späterer Bauwerke ab). So nahm man zunächst an, daß der Tempel in hellenistischer Zeit völlig umgebaut worden sei, doch die Entdeckung der Inschriften von Zeitgenossen des großen Ramses belehrte die Ägyptologen eines Besseren.

  Die Griechen in Ägypten  

Wir haben bereits auf die Bedeutung der kulturellen Renaissance hingewiesen, die die Zeit der Saiten (26. Dynastie, 664-525 v. Chr.) auszeichnet. Auf allen künstlerischen Gebieten suchte Ägypten unter der Sais-Dynastie erneut in Verbindung mit seiner Vergangenheit zu treten. Die Formen und Vorbilder des Alten Reiches wurden eingehend studiert. Die saitischen Künstler drangen in die antiken Bauwerke ein und fertigten Kopien der Reliefs und Gemälde an, um deren Kanons besser untersuchen zu können. Die für die Kenntnis des antiken Ägypten bedeutenden Dokumente aus saitischer Zeit stammen jedoch nicht aus ägyptischen, sondern aus griechischen Quellen. Seit Pharao Psammetichos I. (664 bis 610 v. Chr.) wurde der Handelsverkehr zwischen Griechenland und Ägypten in großem Umfang gefördert. Die Pharaonen gingen dabei so weit, daß sie im Nildelta nahe Sais die griechische Kolonie Naukratis gründeten. Diese Stadt erhielt das Monopol für den griechisch-ägyptischen Handel, in ihr konzentrierte sich die inzwischen beträchtlich angewachsene griechische Bevölkerung des Deltas.

Bild oben: Der Tempel in Abu Simbel

Inzwischen waren auch Griechen und Karer in großer Zahl als Söldner für das ägyptische Heer angeworben worden, dessen kampferprobteste Kontingente sie nun bildeten. Es waren eben diese Soldaten, die während eines Feldzuges nach Nubien in Abu Simbel ihre Namen in die Kolosse des Tempels von Ramses II. einritzten. Auch sie waren wohl wie einige Jahrhunderte zuvor die Besucher der Djoser-Pyramide - von den gewaltigen Bauwerken tief beeindruckt, die so ganz anders als die griechischen waren. Aus Griechenland kamen aber nicht nur Händler und Soldaten nach Ägypten, sondern auch Reisende und Gelehrte, die später dann in ihre Heimat zurückkehrten, erfüllt von den neuen und außergewöhnlichen Dingen, die sie in dem so andersartigen Land gesehen und gelernt hatten.

Die Griechen staunten tatsächlich über die Bauwerke der Ägypter. Vor allem über ihre Tempel - sowohl aussen als auch von innen.

Die ersten Erfahrungen der Griechen in Ägypten, die ersten von dort mitgebrachten Eindrücke und die ersten Deutungen völlig unbekannter und bisweilen außergewöhnlicher Tatsachen, Gegenstände oder Traditionen hat Alan Gardiner, ein hervorragender Ägyptologe unserer Zeit, im ersten Kapitel seines Buches Egypt of the Pharaos in eindrucksvoller Weise beschrieben: "Viele der Namen, die sie den Orten gaben und den Gegenständen, die sie auf ihren Wegen vorfanden, sind geblieben und bis in unsere Tage gelangt. Vom Meere kommend, befanden sie sich in einer ausgedehnten Gegend, welche sie durch ihre dreieckige Form an den vierten Buchstaben des Alphabets erinnerte. Nachdem sie den Scheitel des Deltas erreicht hatten, gelangten sie in die große Stadt Memphis, die auch Hikuptah genannt wurde, ein Name, der wahrscheinlich Homer das Wort Aigyptos eingab. In Memphis bewunderten die Besucher voller Staunen die gigantischen Bauwerke, denen sie spaßeshalber den Namen Pyramiden gaben, d. h. 'Weizenkuchen', während im benachbarten Heliopolis die prachtvollen Monolithen aus Granit ihr Staunen hervorriefen. Für sie konnten die Griechen keinen passenderen Namen finden als Obelisk, also "kleiner Spieß".

Bild oben: Der Pharao preist und dankt seinen Göttern

Doch die merkwürdigste von allen extravaganten Phantasien dieser ersten ionischen Besucher war die Annahme, die von den Ägyptern angebeteten Götter und Göttinnen seien keine anderen als die eigenen Gottheiten, als Kronos, Zeus, Hephaistos, Apollo oder Aphrodite. Es setzte sie jedoch in Erstaunen, Zeus oder Amun, wie ihn die Ägypter nannten, in der Gestalt eines Widders vorzufinden und Apollo, den ägyptischen Horus, als falkenköpfiges Wesen; irgendeinen tiefen mystischen Grund mußte es geben, um diese Absonderlichkeiten zu rechtfertigen. Die zahllosen in Ägypten gesehenen Wunder, die aus so ferner Zeit stammten, verfehlten nicht ihre Wirkung: in den Herzen der Besucher vom anderen Ufer des Mittelmeers entstand eine Art ängstlicher Verehrung, und so wurde der Grundstein gelegt für jene Legende von der ägyptischen Gelehrsamkeit, die beinahe zweitausend Jahre unwidersprochen überdauerte."

  Das Ägypten Herodots