Der vierte deutsche Bundeskanzler: Willy Brandt.
Der Kanzler mit Format.

Er war von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin, von 1966 bis 1969 Bundesaußenminister und Stellvertreter des Bundeskanzlers im Kabinett Kiesinger sowie von 1969 bis 1974 vierter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Für seine Ostpolitik, die auf Entspannung und Ausgleich mit den osteuropäischen Staaten ausgerichtet war, erhielt er am 10. Dezember 1971 den Friedensnobelpreis. Von 1964 bis 1987 war Brandt Vorsitzender der SPD, von 1976 bis 1992 Präsident der Sozialistischen Internationale.

Konzentration auf das Wesentliche: Zeitsprung ins Jahr 1949.

Seine politische Karriere im Nachkriegsdeutschland begann 1949 als Berliner Abgeordneter für die SPD im ersten Deutschen Bundestag. Brandt gehörte dem Bundestag von 1949 bis 1957, von 1961 bis zum 27. Dezember 1961 und von 1969 bis zu seinem Tode im Jahre 1992 an, also insgesamt 31 Jahre lang. 1950 wurde er auch Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Er legte dieses Mandat erst am 6. April 1971, also knapp zwei Jahre nach seiner Wahl zum Bundeskanzler, nieder.

1955 wurde Willy Brandt in der Nachfolge Otto Suhrs Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses. 1957 wurde er, ebenfalls in der Nachfolge Otto Suhrs, zum Regierenden Bürgermeister gewählt. In diesem Amt erlangte Brandt aufgrund seines entschlossenen Handelns während des Berlin-Ultimatums 1958 und nach dem Mauerbau 1961 große Popularität. Diese Popularität schlug sich auch in den Ergebnissen der Berliner SPD bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus nieder: 1958 steigerte sich die SPD um 8,0 Prozentpunkte auf 52,6 % der Stimmen, 1963 erreichte sie mit 61,9 % der Stimmen das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte.

In die Zeit Brandts als Regierender Bürgermeister fiel 1963 der Besuch von Präsident John F. Kennedy in West-Berlin (zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer). Bekannt wurde nicht nur Kennedys Rede mit dem berühmten Zitat "Ich bin ein Berliner", sondern auch Brandts Begrüßungsrede vom 26. Juni an Kennedy: "Wir grüßen nicht nur das Amt, wir grüßen auch den Mann."

Er blieb bis zum 30. November 1966 Regierender Bürgermeister. Vom 1. November 1957 bis zum 31. Oktober 1958 war Brandt turnusmäßiger Bundesratspräsident. Von 1958 bis 1963 war er Landesvorsitzender der SPD Berlins.

US-Präsident John F. Kennedy 1963 in West-Berlin.
"Wir grüßen nicht nur das Amt, wir grüßen auch den Mann."
Brandts Bundespolitik von 1961 bis 1969.
Bei der Bundestagswahl 1961 trat Brandt erstmals als Kanzlerkandidat
seiner Partei gegen den damals 85 Jahre alten Konrad Adenauer an.

Bei der Bundestagswahl 1961 trat Brandt erstmals als Kanzlerkandidat seiner Partei gegen den damals 85 Jahre alten Konrad Adenauer an. Im Wahlkampf wurde Brandt häufig mit dem jugendlich wirkenden charismatischen US-Präsidenten John F. Kennedy verglichen. Adenauer spielte am 14. August 1961, einen Tag nach Beginn des Mauerbaus in Berlin, bei einer Wahlveranstaltung in Regensburg, als er von seinem Gegenkandidaten als Brandt alias Frahm sprach, auf dessen Jahre im Exil an, doch wurde der Ausdruck auch als Hinweis auf seine nichteheliche Geburt verstanden. Am 16. August benutzte Adenauer diese Formulierung in Bonn noch einmal. Franz Josef Strauß hatte bereits im Februar 1961 in Vilshofen unter Anspielung auf Brandts Exiljahre, die immer wieder zum Anlass für persönliche Angriffe bis hin zum Vorwurf des Vaterlandsverrats genommen wurden, gesagt: "Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: "Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben."

Trotz dieser Häme von Strauß und Adenauer, legte die SPD bei der Wahl mit 4,4 Prozentpunkten auf 36,2 Prozent der Wählerstimmen deutlich zu. Zur Regierungsübernahme kam es nicht, obwohl eine Koalition mit den 12,8 Prozent der FDP rechnerisch möglich gewesen wäre. Ein Gespräch Brandts mit Erich Mende führte zu keinem Ergebnis. Die absolute Mehrheit der CDU war jedoch gebrochen, sie verlor 4,8 Prozentpunkte.

1962 übernahm Brandt auf Initiative von Herbert Wehner den stellvertretenden Parteivorsitz, 1964 als Nachfolger des verstorbenen Erich Ollenhauer den Bundesvorsitz der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, den er bis 1987 innehatte. Bei der Bundestagswahl 1965 unterlag er Bundeskanzler Ludwig Erhard, woraufhin er sich enttäuscht vorübergehend von der Bundespolitik zurückzog und eine weitere Kanzlerkandidatur ausschloss.

Brandt: "Dieser Wahlkampf hat Wunden hinterlassen".

In dieser Zeit war er der wohl umstrittenste Politiker der Republik. Besonders verbitterte ihn, dass er wegen seiner Vergangenheit diffamiert wurde, während früheren Nationalsozialisten ihre Vergangenheit verziehen wurde. Immer wieder griff die konservative Presse Brandts Vergangenheit auf und legte sie gegen ihn aus. Zu den bekannten Vorwürfen kam im Wahlkampf 1961 die Instrumentalisierung seines Privatlebens in der öffentlichen Auseinandersetzung hinzu. 1965 erklärte Brandt: "Dieser Wahlkampf hat Wunden hinterlassen".

Nach Erhards Rücktritt 1966 wurde Kurt Georg Kiesinger (CDU) zum Bundeskanzler gewählt, der eine Große Koalition mit der SPD bildete. Willy Brandt trat von seinem Berliner Amt zurück und übernahm das Amt des Außenministers und Stellvertreter des Bundeskanzlers.

Brandt wird 1969 Bundeskanzler
Brandts erste Vereidigung als Bundeskanzler.

Nach der Bundestagswahl 1969 bildete Willy Brandt gegen den Willen von Herbert Wehner und Helmut Schmidt, die eine Fortsetzung der Großen Koalition vorgezogen hätten, eine Koalition mit der FDP. Die sozialliberale Koalition verfügte lediglich über eine Mehrheit von zwölf Stimmen. Der Bundestag wählte Brandt zum vierten Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik. Stellvertreter des Bundeskanzlers und Außenminister wurde Walter Scheel (FDP).

Brandt mit seinem Außenminister Walter Scheel.
"Wir wollen mehr Demokratie wagen."

Brandts Amtszeit ist verbunden mit dem Motto "Wir wollen mehr Demokratie wagen" und mit dem Stichwort der "Neuen Ostpolitik", die den Kalten Krieg unter der Losung "Wandel durch Annäherung" (Egon Bahr) bzw. "Politik der kleinen Schritte" abmildern und die Berliner Mauer durchlässiger machen sollte. Trotz gewisser anfänglicher Skepsis (Nixon, Kissinger, Pompidou) unterstützten die Westmächte diese Politik.

    
Präsident Nixon        Außenminister Kissinger    Präsident Pompidou.
Brandt besucht Polen.
Brandts Ehrenbezeugung: er verneigt sich vor den Opfern des Faschismus.
Der weltweit beachtete Kniefall von Warschau am 7. Dezember 1970.
Brandts Kniefall am Mahnmal des Ghetto-Aufstandes.

Der weltweit beachtete Kniefall von Warschau am 7. Dezember 1970 am Mahnmal des Ghetto-Aufstandes von 1943 leitete symbolisch die Entspannungspolitik ein, die später in die Ostverträge mit Polen und der Sowjetunion mündete. Hinzu kam der Grundlagenvertrag mit der DDR. 1970 hatte er sich in Erfurt mit dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Willi Stoph zunächst zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen im Erfurter Hof und dann in Kassel getroffen. Die Erfurter "Willy, Willy"-Rufe waren eindeutig auf Brandt bezogen und irritierten die DDR-Machthaber. Es folgte ein Abkommen mit der Tschechoslowakei.

Treffen mit dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Willi Stoph.
Brandt und der Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Willi Stoph.
"Willy, Willy"-Rufe vor dem Erfurter Hof.
Brandt besucht das Konzentrationslager Buchenwald.
Brandt besucht das Konzentrationslager Buchenwald.

Für seine Ostpolitik erhielt Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. Mit dieser "Neuen Ostpolitik", die Willy Brandt gemeinsam mit Walter Scheel gegen den entschiedenen Widerstand der Mehrheit der CDU/CSU-Opposition durchsetzte, bemühte er sich um eine "Entspannung in Europa".

Einige Geschichts- und Politikwissenschaftler sehen darin heute eine Wegbereitung für den Zusammenbruch der kommunistischen Regierungen in Osteuropa und die Deutsche Wiedervereinigung, die von Brandt mit seiner Ostpolitik jedoch nicht beabsichtigt war. Seinerzeit wurde ihm von konservativer Seite vorgeworfen, damit eine unnötige Anerkennung der DDR betrieben zu haben. Sie sahen die Entspannungspolitik nicht als Weg zum Zusammenbruch der Staaten des Ostblocks, sondern konstatierten im Ergebnis einzig eine Aufwertung und Stabilisierung der Regierungen.

Das Misstrauensvotum und die Vertrauensfrage von 1972.
Der unterlegene Barzel gratuliert Willy Brandt.

Seit dem Amtsantritt der Regierung Brandt bis zum Jahr 1972 waren so viele Abgeordnete der SPD und der FDP zur Unionsfraktion gewechselt (darunter der ehemalige Bundesminister Erich Mende), dass die CDU/CSU-Fraktion rechnerisch über eine knappe absolute Mehrheit verfügte. Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Rainer Barzel glaubte daher im April 1972, Willy Brandt mittels eines konstruktiven Misstrauensvotums ablösen zu können. Doch für seine Wahl zum Bundeskanzler fehlten ihm bei der Abstimmung zwei Stimmen. Später wurde bekannt, dass das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR mindestens einen Abgeordneten (Julius Steiner) der CDU bestochen hatte. Ebenfalls verdächtigt worden war damals Ingeborg Geisendörfer. Mittlerweile ist durch die Rosenholz-Akten offenbar auch ein zweiter Abgeordneter aus den Reihen der CSU bekanntgeworden: Leo Wagner soll vom MfS 50.000 DM erhalten haben.

Da allerdings die SPD/FDP-Koalition im Bundestag über keine handlungsfähige Mehrheit mehr verfügte, stellte Brandt im September 1972 die Vertrauensfrage, bei welcher sich absprachegemäß die Bundesminister enthielten, sodass die Vertrauensfrage nicht positiv beantwortet wurde und Bundespräsident Gustav Heinemann im Sinne der Absichten Brandts den Bundestag auflösen konnte.

Neuwahlen im November 1972.
Die Regierung Brandt wird bestätigt und verfügte nunmehr über eine
handlungsfähige Mehrheit im Bundestag. Ein strahlender W. Brandt.

Bei den Neuwahlen im November 1972 wurde die Regierung Brandt bestätigt und verfügte nunmehr über eine handlungsfähige Mehrheit im Bundestag. Die SPD wurde mit 45,8 % der Stimmen erstmals stärkste Bundestagsfraktion, ein Ergebnis, das auch im Ausland als Volksabstimmung über die Ostverträge verstanden wurde, für deren parlamentarische Ratifizierung jetzt der Weg frei war.

Am 7. Juni 1973 besuchte Willy Brandt als erster deutscher Bundeskanzler Israel, nachdem 1965 die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel aufgenommen worden waren. Bereits 1970 hatte mit Abba Eban erstmals ein israelischer Außenminister die Bundesrepublik besucht, der Gegenbesuch durch Außenminister Walter Scheel war im selben Jahr erfolgt.

Am 7. Juni 1973 besucht Bundeskanzler Brandt Israel.
Bundeskanzler Brandt in Jerusalem.
Brandt stolpert über Guillaume und tritt zurück.

Willy Brand zieht die Konzequenz wegen Guillaume und tritt zurück. Der Mann hatte Format. Eine Frau Merkel hingegen klebt, trotz des schwarz-gelben Chaos, wie eine Klette an der Macht und führt unser gutes Land durch ihre eigenmächtig ausgelöste Einladung von angeblichen Flüchtlingen ( die meisten davon snd Wirtschaftsflüchtlinge) weiter in eine Existenzkrise. Hoffentlich hat dieser Spuk bald ein Ende. Vorausgesetzt, der Deutsche schafft es mal, bei künftigen Wahlen bei hoher Wahlbeteiligung das etablierte Parteienkartell abzustrafen. Entweder durch massenhaft ungültige Stimmen oder einen für die Etablierten deutlich spürbaren Rechtsruck. Es muss ja nicht inbedingt der angebliche "Messias" Schulz sein - es gibt auch noch andere Parteien. Nur um himmelswillen keine SPD und schon gar nicht die GÜNEN - Gott bewahre. Aber Merkels Gesicht kann man schon nicht mehr sehen. Wählt sie endlich ab.

Politische Ermüdungserscheinungen Brandts.
Vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR eingeschleust: Guillaume.

Die gewonnene Bundestagswahl 1972 stellte zwar den politisch größten Erfolg Brandts dar, jedoch sind sich zeitgenössische Beobachter wie Egon Bahr darin einig, dass dieser "Höhepunkt eindeutig auch der Scheitelpunkt war – von da an ging es bergab." Politische Ermüdungserscheinungen Brandts paarten sich mit überhöhten Erwartungen an seine zweite Regierungszeit.

Dennoch kam sein Rücktritt für die Öffentlichkeit überraschend, wobei die Guillaume-Affäre wohl eher der Auslöser als die Ursache für Brandts Rücktritt war. Als Ursachen werden auch die Ölkrise und der damit verbundene Wirtschaftsabschwung sowie die nach einem harten Streik im Öffentlichen Dienst von der ÖTV unter Heinz Kluncker durchgesetzten hohen Tarifabschlüsse angesehen. Beides verringerte den Spielraum für mögliche Reformen und belastete Brandt auch seelisch.

Herbert Wehner, aber auch Helmut Schmidt waren mitschuldig.
Wer kann schon hinter die Stirn schauen, wenn es um die Macht geht?

Am Ende einer turnusmäßigen Zusammenkunft von SPD und Gewerkschaftsspitzenfunktionären in der Kurt-Schumacher-Akademie (damaliger Name "Haus Münstereifel") in Bad Münstereifel am 4. und 5. Mai erklärte Brandt in einem auf den 6. Mai 1974 datierten handschriftlichen Brief seinen Rücktritt, der vom NDR am folgenden Tag publik gemacht wurde.

Anlass war die Enttarnung des DDR-Spions Günter Guillaume, der als Referent für Parteiangelegenheiten einer der engsten Mitarbeiter von Brandt gewesen war. Brandt übernahm mit seinem Rücktritt Verantwortung für Fahrlässigkeiten innerhalb der Bundesregierung. Guillaume war in unmittelbarer Nähe des Kanzlers geblieben, obwohl er seit mehr als einem Jahr im Verdacht stand, Spionage zu betreiben. Brandt hatte im Glauben, Guillaumes DDR-Herkunft sei der Grund für den Spionageverdacht gewesen, die Brisanz der Angelegenheit unterschätzt und ihr entsprechend wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Die Diskriminierung von DDR-Bürgern, die wie Guillaume in die Bundesrepublik übergesiedelt waren, war damals nicht ungewöhnlich. Brandt behauptete später, Herbert Wehner (zu der Zeit Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion) sei an seinem Rücktritt mitschuldig gewesen, da dieser ihn davon nicht abgehalten hatte. Beide blieben im Zentralvorstand der SPD und hatten fortan zahlreiche Unstimmigkeiten. Ein weiterer Kontrahent im Kabinett Brandt II war Helmut Schmidt, damals Finanzminister.

Brands Schwäche für das weibliche Geschlecht.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen Wehners wird allgemein angenommen, dass weniger die Affäre an sich, als vielmehr Wehners Einschätzung, der gesundheitlich angeschlagene, unter Depressionen leidende Brandt sei nicht zu halten, den Ausschlag zum Rücktritt gaben. Brandt sah sich längst üblen Diffamierungskampagnen von politischen Gegnern ausgesetzt, denen er nach Einschätzung Wehners im bevorstehenden Wahlkampf kaum standgehalten hätte. Dass der scheidende Kanzler angeblich eine Schwäche für das weibliche Geschlecht hatte, wurde ihm zum Verhängnis. Ihm wurden zahlreiche Affären mit Frauen und Alkoholprobleme nachgesagt.

Zudem bestanden unter anderem bei Horst Herold und Günther Nollau Befürchtungen, der deutsche Regierungschef könnte durch diese Affären erpressbar werden. Zusammen mit der Brandt unterstellten Amtsmüdigkeit und der seit einiger Zeit schwelenden Kritik – Wehner hatte Brandt während seiner Moskaureise öffentlich mit den Worten "Der Herr badet gerne lau" angegriffen – soll dies für Wehner Grund gewesen sein, den Wechsel des SPD-Kanzlers schnell und unsentimental zu vollziehen.

Nachfolger Brandts als Bundeskanzler wurde Helmut Schmidt, den Wehner mit den Worten "Helmut, Du musst das jetzt machen" dazu aufgefordert haben soll. Schmidt will von der Nominierung überrascht gewesen sein und das Amt vorrangig aus Pflichtgefühl übernommen haben. Willy Brandt selbst blieb aber SPD-Vorsitzender. Zum Ende seiner eigenen Kanzlerschaft bezeichnete Schmidt es als Fehler, neben der Kanzlerschaft nicht auch den Parteivorsitz übernommen zu haben. Er sah hierin eine der Ursachen für sein eigenes Scheitern.

Zeitsprung: 75. Geburtstag von Willy Brandt.

Am 20. Januar 1989 lud Bundespräsident Richard von Weizsäcker anlässlich des 75. Geburtstags von Willy Brandt zu einem Geburtstagsfest in die Villa Hammerschmidt, zu dem zahlreiche Freunde, Weggenossen und Politiker erschienen. Den ersten gesamtdeutschen Bundestag eröffnete Brandt am 20. Dezember 1990 wie 1983 und 1987 ebenfalls als Alterspräsident. Einige Wochen vorher, am 9. November 1990, war Brandt mit 194 Geiseln, deren Freilassung er beim irakischen Präsidenten Saddam Hussein erreicht hatte, nach Deutschland zurückgekehrt.

Nach dem Fall der Mauer gehörte Brandt zu den entschiedenen Befürwortern eines Regierungsumzugs von Bonn nach Berlin. Am 20. Juni 1991 beschloss der Bundestag – unter anderem auf Antrag Willy Brandts – schließlich den Teilumzug (Hauptstadtbeschluss).

Brandt stirbt am 8. Oktober 1992 um 16:35 Uhr.
Willy Brandts Grabstätte.

Am 4. Oktober 1991 wurde bei Brandt ein Tumor im Darm entdeckt, der am 10. Oktober 1991 entfernt wurde. Am 1. Februar 1992 erhielt Brandt in Heidelberg den Dolf-Sternberger-Preis. Am 9. Mai 1992 gab Brandt dem Bild-Redakteur Ulrich Rosenbaum sein letztes Interview. Am 10. Mai 1992 wurde er erneut in die Universitätsklinik Köln eingewiesen und am 22. Mai 1992 wiederum operiert. Die Operation wurde allerdings nach zehn Minuten abgebrochen; der Krebs war zurückgekehrt und hatte in der Zwischenzeit zu stark gestreut, mehrere Organe waren bereits betroffen. Am 30. Mai 1992 verließ Brandt die Klinik und begab sich zusammen mit seiner Frau in sein Haus nach Unkel, das er bis zu seinem Tod nicht mehr verließ.

Zu einem unglücklichen Vorfall kam es am 20. September 1992: Als Michail Gorbatschow Brandt unangemeldet besuchen wollte und sich mit Gorbatschow an der Sprechanlage des Hauses meldete, hielt Brandts Ehefrau dies für einen schlechten Scherz und verweigerte dem Besucher den Zutritt. Sie glaubte nicht, dass tatsächlich Gorbatschow vor der Tür stand. Brandts Gesundheitszustand verschlechterte sich ab August 1992 zunehmend. Er starb schließlich am 8. Oktober 1992 um 16:35 Uhr. Am 17. Oktober 1992 gedachte der Bundestag seiner in einem Staatsakt. (Zusammengestellt von MGB).

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