Ziemlich früh am Morgen, ich war gerade fertig mit dem Duschen, klingelte mein Zimmertelefon. Ich war bass erstaunt, denn wer sollte mich hier in Helsinki im Hotel anrufen? Niemand wusste, wo ich war, ausser vielleicht Jeanette. Tamara konnte es nicht sein, die wusste nicht in welchem Hotel ich wohnen würde. Ausserdem klingelte ja nicht mein Handy, sondern das Zimmertelefon. Und tatsächlich: Fröhlich und unbekümmert und nach Theo Lingens bekanntem "Vier-F Zitat: frisch, fromm, fröhlich frei", meldete sich Jeanette und fragte an, ob sie zum Frühstück kommen dürfe? Ich gestehe ehrlich, dass ich überaus erstaunt war. Zum Glück konnte sie es nicht sehen. Dann lachte ich in die Muschel und sagte selbstverständlich ja. Scherzhaft fügte ich noch hinzu: "Bringen Sie ihr Frühstück mit?" Da lachte sie nun ihrerseits herzhaft in die Muschel: "Sie Scherzkeks, ich denke, dass dies nicht nötig sein wird, Mister 'EM-GE-BE', soviel Geld werde ich noch übrig haben". (Da war es wieder. Wie kamen die Leute darauf mich immer bei diesem Kürzel zu rufen?) Aber egal. Hauptsache das liebe Frauchen meldete sich. "Aber gerne doch!", erwiederte ich. "Kommen Sie vorbei. Ich warte solange unten in der Halle und nehme sie mit in den Frühstücksraum!"

Wie verabredet trafen wir uns in der Hotelhalle

Noch keine 15 Minuten später war sie erschienen. Unter den vielen Touristen fiel es scheinbar nicht auf, (so mein Denken) dass da jemand mit einer Reisetasche in die Halle herein spazierte und an der Treppe wartete. Aber, a) fragte ich mich, was sie mit der Reisetasche vor hatte, die übrigens der meinen glich wie ein Ei dem anderen, und, b) wie sie so ganz ohne Anmeldung durch die Halle stolzieren konnte, ohne sich an der Reception anzumelden und c), dass sie vom kompletten Personal überaus freundlich, ja fast schon verbeugend gegrüßt und sehr respektvoll behandelt wurde, obwohl sie gar kein Gast im Hotel war. Wenngleich auch Hotelgästen diese Geste zusteht, sofern es sich um gut geschultes Personal handelt.

Fragen über Fragen, die mir erst viel später von ihr erklärt wurden. Auch wunderte ich mich, als sie später mit mir am Tisch saß, dass da niemand von der Hotelleitung Anstoss genommen hatte. Im Gegenteil: Es wurde einfach ein Gedeck zusätzlich gebracht, ohne mich oder sie zu fragen. Sie wurde mehr als nur zuvorkommend bedient. Ich dachte, die Hotelleitung nahm an, dass sie meine Frau sei, die später nachgekommen ist, denn man ließ sie später auch anstandslos mit auf mein Zimmer gehen, obgleich es sich dabei um ein Einzelzimmer handelte. (Das wunderte mich aber dann doch sehr, denn zumindest hätte sie sich an der Reception anmelden und ich ein Doppelzimmer buchen müssen. Aber niemand von der Hotelleitung forderte uns dazu auf. Im Gegenteil, die Hotelleitung nahm ihre Anwesenheit mit einem staunenden, eher aber mit einem versteckt lächelnden aber diskreten Blick zur Kenntnis. Irgendetwas konnte da nicht stimmen, sagte mir mein Verstand). Ich war tatsächlich ahnungslos.

Etwas später in meinem Zimmer: "Hm, hier also wohnen Sie, Mister 'EM-GE-BE' ". Dieses Kürzel verwendete sie immer, denn sehr selten nannte sie mich bei meinem Vornamen, denn so hatte ich mich bei ihr im Zug von Moskau nach Helsinki aus guter Laune heraus vorgestellt, fiel mir wieder ein. (Natürlich wusste sie auch meinen richtigen Namen). Ich entschuldigte mich bei ihr wegen des spärlichen Zimmers unterm Dach und erklärte ihr, dass ich froh war überhaupt noch ein Zimmer in dieser Preisklasse gefunden zu haben, denn das hier ist ein Luxusladen, my Lady. Den können sich nur ganz reiche Leute leisten. Aber ich bin sehr zufrieden, zumal ich sparen muss, denn mein Budget ist nun sehr beschränkt. Schließlich möchte ich noch etwas von der finnischen Hauptstadt sehen, ehe ich gar nichts mehr habe. Wer weiß, wann ich wieder einmal die Gelegenheit habe mir einen solchen Urlaub zu leisten."

"Genau aus diesem Grund bin ich hier, Mister 'EM-GE-BE' ", lächelte und stellte wie selbstverständlich ihr Köfferchen auf mein Bett, kramte etwas darin herum und zog ein Kleid heraus. Anschließend meinte sie dann lächelnd:

"Mister 'EM-GE-BE', dürfte ich bitte mal ihr Bad benutzen oder kann ich mein Kleid auch hier wechseln? Mit diesem Kleid möchte ich nicht in den Frühstücksraum gehen!" Ich war perplex. Denn sie hatte dabei so offen, herzhaft und ungeniert gelächlt, als sei es die natürlichste Sache der Welt, sich vor einem fremden Mann umzuziehen. "My Lady", antwortete ich entschuldigend und mit gesenktem Blick, "ich werde solange vor das Zimmer gehen, dann bin ich hier verschwunden!" "Aber wieso denn? Wegen des bißchen Umziehens brauchen Sie doch nicht das Zimmer verlassen, ich bin doch nicht nackt unterm Kleid." (Nanu, diesen Satz hatte ich doch schon einmal gehört. Ach richtig, bei Tamara). "Wann endlich begreifen Sie einmal, dass Frauen, genau wie ihr Männer auch, Unterwäsche tragen, wenn auch etwas anderer Art", dabei lächelte sie mir treuherzig ins Gesicht. "Nun ja," meinte ich, "bei uns in Deutschland sind die Frauen nicht so offen. Die meinen immer, man nähme ihnen etwas weg." "Mister 'MGB', erwiederte sie, "gewöhnen Sie sich daran, dass skandinavische Frauen viel offener in solchen Dingen sind. Sie werden es noch erleben", lachte sie schelmisch. Ich gab mich geschlagen vor soviel Offenheit.

Frisch und fast schon fromm und wie unschuldig im weiss-blauen Kleid betrat my Lady mit mir den Frühstücksraum.

Später beim Frühstücken kamen wir ins Gespräch, wobei ich sie nach dem Grund ihres Hierseins fragte. "Och", meinte sie, "ich habe jetzt Urlaub und dachte mir, da Sie eh alleine und fremd hier sind, ich Ihnen etwas Gesellschaft leisten könnte und ich sozusagen Ihre Reiseleiterin heute sein könnte. Natürlich nur, wenn sie möchten". "Oh, das finde ich aber wahnsinnig nett von ihnen, my Lady. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür." Dann wechselte sie das Thema und fragte mich wie beiläufig, ob ich beruflich gebunden sei oder ob jemand in Deutschland auf mich warten würde, beispielsweise mein Arbeitgeber, oder meine Familie. Als ich das alles verneinte und ihr erklärte, dass wir darüber schon im Zug gesprochen hatten, leuchteten ihre hellblauen Augen wie zwei funkelnde Sterne, welches nicht zu übersehen war. "Ach ja, verzeihen Sie, ich vergaß..."Dann eröffnete sie mir, was sie heute mit mir unternehmen wolle und ob ich damit einverstanden wäre. Ich erwiederte ihr, dass ich mich ihr ganz anvertraue, denn schliesslich sei sie hier Zuhause und kenne ihre Heimat aus dem Eff-Eff. "Das ist schön", freute sie sich. "Als erstes besuchen wir die Festung Suomenlinnen. Dazu müssen wir runter an den Pier, da man nur mit dem Schiff auf die Inseln kommt!"

"Entschuldigen Sie bitte my Lady, bleiben Sie aber bitte im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten", versuchte ich ihr klarzumachen. "Eigentlich wollte ich mir die sogenannte 'Weisse Stadt des Nordens' heute und die nächsten beiden Tage ansehen, denn ich habe nur noch für wenige Tage Geld um mir die finnische Hauptstadt anzusehen. Zwar habe ich alle Zeit der Welt, bin aber leider kein Großindustrieller dem es auf ein paar Tausend Euro nicht ankommt. Leider ist mein Budget begrenzt. Ich bedauere es ohnehin schon sie nicht einladen zu können."

Weiter kam ich nicht, denn ich wurde unterbrochen. Schelmisch blickte sie mich an und erwähnte so ganz nebenbei: "Das wusste ich schon vorher, Mister 'EM-GE-BE' ". Machen Sie sich keine Gedanken. Heute sind Sie mein Gast!" Sie aß seelenruhig weiter und fuhr ganz ruhig fort. "Ich habe längst bemerkt, dass Sie kein reicher Mann sind, das habe ich bei Ihren Erzählungen im Zug herausgehhört. Und das imponierte mir. Die meisten Männer geben nur an und protzen mit ihrem Geld." Oh la la, dachte ich, dieser Frau machte man so schnell nichts vor. Abgesehen davon war das auch nicht meine Absicht.

(Aber es sollte noch dicker für mich kommen.) "Und - jetzt erschrecken Sie bitte nicht fuhr sie fort, " denn auch ich bin ein offener und ehrlicher Mensch. Das Hotel hier, in welchem Sie übernachten, gehört meinem Herrn Papa, der ist Groß-Industrieller! Entschuldigen Sie, ich kann nichts dafür. Ich bin in der Firma meines Herrn Papas als Dolmetscherin tätig, was ich eigentlich nicht bräuchte und kam von einem erfolgreichen Geschäftsabschluss aus Russland zurück. Hätte ich nicht den Flug in Moskau verpasst, da die Verhandlungen etwas länger gedauert haben, hätten wir uns nie kennen gelernt. Heute bin ich dankbar, dass unser Pilot erkältet war und mich nicht mit Paps eigenem Jet nach Moskau fliegen konnte. Aber es war ein zu wichtiger Termin. Papa ist stolz auf mich, dass alles so wunderbar geklappt hat und sagte, dass es Zeit wird, mal so richtig auszuspannen. Das hätte ich mir redlich verdient. Nun, jetzt habe ich mir einfach mal Urlaub genommen, so lange ich möchte." Mich hiebs fast vom Stuhl. Jetzt erklärte sich auch, warum my Lady ohne kontrolliert zu werden ins Hotel konnte und sich bewegen konnte wie sie wollte. "Und da geben Sie sich mit mir älterem Semester und vor allem armem Schlucker ab?"

"Mister 'EM-GE-BE', erklang es fast etwas vorwurfsvoll aus ihrem Mund aber mi einem seltsamem Glanz in ihren Augen, "es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht so einfach erklären. Die ergeben sich einfach von selbst und man ist machtlos dagegen...! Ich habe auf meinen vielen geschäftlichen Reisen schon so einige Herren kennen gelernt, soll heißen, ich habe zwangsläufig mit ihnen zu tun gehabt, aber keiner dieser Herren war auch nur annähernd so frisch und fröhlich, und vor allem so humorvoll wie Sie. Und es waren wirklich ein paar stattliche junge Männer unter ihnen. Dennoch bin ich Single geblieben. Gewiss, Papa sagte oft, ob ich mich nicht langsam mal nach einem Mann umsehen möchte, es würde Zeit werden, denn schließlich sei ich nun 30 Jahre alt. Doch ich winkte ab. Der richtige Mann für mich war eben noch nicht dabei. Es sollte halt nicht sein". Und wieder leuchteten ihre wunderschönen himmelblauen Augen.

Ich sah ihr lange in die Augen, doch sie senkte den Blick zu mir kein einziges Mal. Im Gegenteil, ein träumerisches Lächeln umspielte ihren Mund, als wollte sie sagen: 'Na, vielleicht raffst Du es endlich'. (Einer Lady fest und lange in die Augen zu blicken tut man zwar nicht als Gentleman, aber ich war so baff, dass ich gar nicht anders konnte). "Was denken Sie jetzt?", klang es wie aus weiter Ferne, denn ich hatte für einige Momente die Augen geschlossen. "Oh, nichts Besonderes, ausser vielleicht, dass ich das Pech der frühen Geburt habe, liebes Frauchen. Ich bin fast 20 Jahre älter als sie. Wäre ich so jung wie sie und wir hätten uns im Zug kennen gelernt, dann, seien sie versichert, würde ich ihnen glatt einen Heiratsantrag gemacht haben." Wie aus der Pistole geschossen kam eine Antwort von ihr: "In diesem Falle hätte ich sie gar nicht gewollt, denn erstens habe ich derlei Angebote schon mehr als genug bekommen und zweitens: ich stehe nicht auf junge stürmische und unbeholfene Männer. Und das weiß auch mein Herr Vater." Ich gab mich geschlagen und wechselte das Thema.

Mit dem Schiff zur Festung Suomenlinnen

Noch einmal mussten wir aufs Zimmer um uns erneut umzuziehen, denn für ihr Unternehmen auf die Insel Suomenlinna war unsere Kleidung nun wirklich nicht passend, wobei sie nach dem Umkleiden zum Handy griff und etwa 10 Minuten auf Finnisch sprach und mir anschließend sagte, dass ich in diesem Hotel weiter wohnen kann. Ich war baff: "My Lady, das kann ich mir nicht leisten, ich habe lange gespart um mir überhaupt eine solche Reise erlauben zu können. Ich bin schon seit Heidelberg über Prag, Warschau und Moskau unterwegs. Dafür habe ich lange, sehr lange sogar, gespart. Aber irgendwann geht auch der letzte Groschen mal zu Ende."

Sie lächelte nur und meinte: "Das geht schon in Ordnung, Mister 'EM-GE-BE' ". (Wie erwähnt, das sagte sie immer zu mir. ) Ich war sprachlos. Was hatte mir der Zufall oder Fortuna da beschert? Ich bedankte mich überschwänglich für dieses großzügige Angebot, wobei sie beschwichtigte und meinte, dass sie ja auch etwas davon hätte..."Mir gefällt Ihre ehrliche und offene Art, Mister 'EM-GE-BE' und letztlich, das darf man in der heutigen Zeit auch als Dame ruhig sagen, sind sie mir sehr sympathisch." Eine weitere Erklärung war unnötig, denn das sagte schon alles. Gemütlich gings dann runter an den Pier und wir fuhren los. (Erwähnt werden muss noch, dass ich bei unserer Rückkehr ein völlig anderes Zimmer vorfand als das, welches ich angemietet hatte).

Eingang zur FestungEingang zur Festungshöhle
Jeanette und ich vor der Festung

My Lady waren nicht nur eine ausgezeichnete Dolmetscherin und unverzichtbare Mitarbeiterin ihres Vaters, sondern sie kannte sich auch vorzüglich in der finnischen Geschichte aus, wie unten zu lesen.

Geschichte der Festung

My Lady waren, wie eben schon erwähnt, nicht nur eine ausgezeichnete Dolmetscherin und unverzichtbare Mitarbeiterin ihres Vaters, sondern sie kannte sich auch vorzüglich in der finnischen Geschichte aus, wie unten zu lesen. Bild oben: Suomenlinna (auf Schwedisch "Sveaborg") ist eine Festung, die auf einigen Inseln vor dem Hafen von Helsinki in Finnland liegt. Sie ist aufgenommen in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes und gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele für Touristen wie Einheimische, die es auch das "Gibraltar des Nordens" nennen. Die Inseln werden noch heute von ungefähr 950 Menschen bewohnt und sind zudem Arbeitsplatz von 300 Personen. Neben einigen Museen befinden sich auf den Inseln auch die Marineschule des finnischen Militärs. Entsprechend obliegt die Verwaltung der Festung dem Bildungsministerium.

Am Denkmal auf der Festung

Der Bau der Anlage wurde 1748 von den Schweden begonnen, als Finnland noch Teil des schwedischen Königreichs war. Ein befestigter Schutz war nötig geworden, nachdem Peter der Große mit der Gründung von St. Petersburg eine stärkere Stellung im Ostseeraum einnahm und sich dort als Seemacht zu behaupten versuchte. Mit der Kontrolle der Errichtung wurde der junge schwedische Leutnant August Ehrensvärd beauftragt. Mit Eintreten des Krieges von 1808 - 1809 wurde Carl Olof Cronstedt als Kommandant der Festung eingesetzt.

Im März 1808 besetzten russische Truppen die Stadt Helsinki, konnten aber Suomenlinna nicht einnehmen. Nach Verhandlungen kapitulierte Cronstedt jedoch bedingungslos und überließ die Festung den Russen, die anschließend ganz Finnland besetzen konnten. Mit dieser Niederlage endete die 600-jährige Periode schwedischer Herrschaft über Finnland. Der Vertrag von Hamina im Jahre 1809 gestand den Finnen die Gründung eines autonomen Herzogtums innerhalb des Russischen Reiches zu. Unter russischer Herrschaft wurden die Inseln weiter bebaut und zeitweilig mit über 13.000 Soldaten besetzt. Die lange Friedensperiode endete mit dem Beginn des Krimkrieges (1854 - 1856). Die alliierten Streitkräfte von Frankreich und England bombardierten Suomenlinna drei Tage lang und verursachten starke Schäden. Im Zuge der Reparaturen wurden die Anlagen noch einmal erweitert.

Wir an einer alten Kanone

1906 meuterten die Soldaten der Festung, jedoch ohne weitreichenden Erfolg. Im Ersten Weltkrieg nutzte Russland die Inseln als Teil seines Verteidigungssystems im Ostseeraum. Erst mit der Russischen Revolution konnten die Finnen die Festung endgültig selbst übernehmen, nachdem sie die Unabhänigkeit erreicht hatten. Mit Betonung der eigenen nationalen Identität nennt man die Festung auf finnisch daher Suomenlinna (Finnlands Burg), wohingegen der schwedische Begriff Sveaborg (Schwedenburg) das Besitztum durch die Schweden beinhaltet. Im finnischen Freiheits- oder Bürgerkrieg 1918 wurde auf einer der Inseln ein Gefängnis eingerichtet. Danach verlor die Festung immer mehr an Bedeutung und wurde vom Verteidigungsministerium schließlich 1974 zur Verwaltung an das Bildungsministerium weiter gegeben. Noch heute gilt Suomenlinna als ein Musterbeispiel für Militär- und Festungsarchitektur, die bei der Errichtung stark an die Ideen des Baumeisters Vauban angelehnt war.

Rückfahrt in die Hauptstadt
Zurück ins Hotel zum Umkleiden und Visite der Innenstadt

Im Zentrum gibt es düstere Mietskasernen wie überall in Großstädten. In den Vororten dagegen - in Tapiola zum Beispiel - wird der Wald musterhaft ins Wohnen einbezogen. Vom Küchenfenster blicken die Hausfrauen auf knorrige Kiefern. Neben den Garagentoren liegen moosige Findlinge. Und manchmal kommt es vor, daß sich ein Elch zwischen die Häuser verirrt. Im Sommer ziehen sich die Helsinkier noch tiefer in ihre Wälder zurück. Auch wenn sie ohnehin schon fast darin wohnen. Dann ist die Stadt so leer, als habe eine Seuche alles dahingerafft.

Wir beide in Helsinkis Stadtmitte
Abkürzung zum Einkaufscenter

Der Senatsplatz wird nicht ewig Helsinkis Herz bleiben. Finnlands Stararchitekt Alvar Aalto will sein umfangreiches Lebenswerk mit dem Entwurf einer neuen City krönen. Sein Büro in Helsinki ist das Mekka der internationalen Stadtplaner. Man kann sich vorstellen, daß Aalto Helsinki eine Mitte schneidern wird, die Architekturgeschichte machen dürfte. Kopenhagen ist lustig, Stockholm würdig reserviert, Oslo ländlich, Helsinki eine nette Mixtur aus allen zusammen.

Am Kampi-Center

Es war ein langer Tag gewesen und wir entschlossen uns ins Hotel zurückzukehren, denn Morgen war ja auch noch ein Tag. Aber welche Überraschung auf mich wartete wusste ich noch nicht...

Zurück an meinem Hotel - soll heissen an ihres Vaters Hotel.

Ich hatte mich ja schon auf einiges gefasst gemacht bei dieser hübschen Frau, aber dass sie so offen sein würde und mit mir als "krönenden" Abschluss jenes strapaziösen Tages mit langen Fussmärschen auch noch in die Sauna gehen würde...*arrrgh*, das brachte selbst mich alten Hasen aus der Fassung. Nicht aber my Lady from Finland. "Das muss sein!", sagte sie, "das gehört zu jedem Finnlandbesuch dazu!"

Ich fragte zurück:"Gehen Sie eigentlich mit jedem in die Sauna, den sie mal kennen lernen?" Da lachte sie verschmitzt und antwortete mit glockenheller Stimme: "Ich lernte bis vor 3 Tagen noch niemanden kennen mit dem ich in die Sauna hätte gehen können, Mister 'EM-GE-BE', denn ich gehe nicht aus. Ich komme soviel in der Welt herum, dass ich froh bin, wenn ich wieder zu Hause bin". - Und dass sie das 'Du Ahnungsloser' runtergeschluckt hatte, merkte ich spätestens zwei Stunden später: My Lady waren tatsächlich bis über beide Ohren in mich verliebt und ich wirklicher Trottel habe es nicht geglaubt, ja nicht mal im Traum daran gedacht: Tja, manchmal sind eben Männer wirkliche Trottel.

In der Sauna:-).

Anmerkung: Bei Sauna und See erholt man sich in kleinen Holzhütten von den Anstrengungen des Großstadtlebens. Vor allem von dem vielen Redenmüssen. Finnen sind von Natur sehr schweigsame Leute. Wo es geht, versuchen sich die Helsinkier die Natur auch in die Stadtwohnungen zu holen. Formen und Farben finnischer Möbel, Kunst -und Gebrauchsgegenstände guckten die Designer der Natur ab. Die Schaufenster und vor allem das bekannte Kaufhaus "Stockmann" sind voll von geschmackvollen Dingen, in warmen, leuchtenden Farben. "Die Sauna ist eine Art Beichte, sie treibt die Sünden aus dem Körper", sagte ein Finne. In Helsinki gehört sie zum Wohnkomfort wie die Waschmaschine. Die modernen Hochhäuser haben sie als Aufbau auf dem Dach oder im Keller. Geschäftsleute, die hierherkommen, werden meistens gleich in die Sauna geschleppt. Aber auch sehr enge Freunde. Und ein solcher muss ich gewesen sein. Also nicht Geschäftsmann, aber ein sehr guter Freund.

Jeanette und ich beim Abendessen. My Lady waren sehr, aber auch sehr verliebt und überglücklich, wie man sehen kann. Na ich aber auch...

Jeanette und ich beim Abendessen. My Lady waren sehr, aber auch sehr verliebt und überglücklich, wie man sehen kann. Na ich aber auch...

Mein neues und von Jeanettes Daddy gesponsertes Zimmer. Was heißt Zimmer, es war eine Luxus-Suite.
Mein neues und von Jeanettes Daddy gesponsertes Zimmer. Was heißt Zimmer, es war eine Luxus-Suite.
Die Liebe meines Lebens

Welch wunderbares Glück mir nach dem Dinner widerfahren ist, möchte ich hier nicht weiter beschreiben und nur die Bilder sprechen lassen. Aber eines darf ich an dieser Stelle verraten: My Lady aus Finnland blieben ab jenem Tage meine ständige Begleiterin für den Rest meines Lebens - soll heissen: Sie ließ mich nicht mehr los und ich konnte im Hotel so lange wohnen bleiben, bis ich heim nach Deutschland wollte.

Aber so weit kam es erst gar nicht. Die paar Tage Helsinki waren unheimlich schnell vergangen. Das merkte auch Jeanette. Aber sie wollte mich nicht gehen lassen. "Mister 'EM-GE-BE' ", fragte sie, "sie müssen doch nicht unbedingt nach Deutschland, oder? Ich würde sie gerne mit auf meine geplante Urlaubsreise mitnehmen." Ich sah ihren hoffnungsvollen Blick und erwiederte ihr, dass mich niemand in Deutschland erwartete, aber wenn ich zurückkommen würde, wäre ich obdachlos, denn irgendwie muss ich ja etwas Geld verdienen, damit ich meine Wohnung bezahlen kann.

Überdies bin ich ja jetzt schon bis auf ein paar Euro blank. Es reicht gerade noch für die Heimreise. Ich sah direkt den Stein, der ihr vom Herzen fiel. "Ist das ihr ganzes Problem." - "Ja, sagte ich, "das ist das größte Problem, das ich habe, abgesehen davon, dass ich keine ausreichende Kleidung und auch kein Geld habe." "Das klären wir alles später", antwortete sie kurz und mit einem glücklichen Gesicht.

Noch einmal griffen My Lady zum Handy, führte auf Finnisch ein langes Gespräch mit ihrem Vater, und wahrscheinlich auch mit dem Dienstmädchen oder der Haushälterin, welches ich aber nicht verstand...Sie musste scheinbar mehr als nur ein gutes behütetes Elternhaus haben, vor allem einen sehr gütigen Vater der sein einziges Kind, seine Tochter, vergötterte und der ihr absolutes Vertrauen entgegenbrachte, ja sie quasi wie eine Prinzessin behandelte, denn noch nicht mal eine Stunde später wurden durch einen Chauffeur im Hotel 3 Koffer für sie abgeliefert...Inhalt: Papiere, reisefertige Bekleidung, zusammengestellt von der Haushälterin ihrer Eltern.


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Jeanette reist mit mir nach in Stockholm            
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