Überblick über Herat.
Überblick über Herat.

Herat, in der Antike Haraiva(ta), ist eine Stadt im westlichen Afghanistan im Tal des Hari Rud. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Herat und die zweitgrößte Stadt des Landes nach Kabul. Ihre Einwohnerzahl beträgt 254.800 (2003), hauptsächlich Tadschiken (Eigenbezeichnung Farsi). Sie ist eine alte Stadt mit vielen historischen Bauwerken, obwohl diese unter den militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte litten. Die meisten Gebäude sind aus Lehmziegeln erbaut. Die Ruine einer Zitadelle, die unter Alexander dem Großen errichtet wurde, beherrscht die Ansicht der Stadt, im 15. bis 17. Jahrhundert wurde Herat auch als das Florenz Asiens bezeichnet. Herat hat eine günstige Lage an den Handelsrouten zwischen Iran, Indien, der Volksrepublik China und Europa. Die Straßen nach Turkmenistan und in den Iran sind noch immer von strategischer Bedeutung.

Das ehemalige Fort in Herat.
Die Zitadelle aus anderm Blickwinkel. Der Markt unterhalb der Zitadelle.

Strassenszene in Herat. In den Hintergassen von Herat. Wie üblich: Frauen müssen sich in Afghanistan mit einer Burka versehen. Könnte ja sein, dass ein Mann ihre Haare sieht. Wie rückständig muss dieser Islam sein, dass Frauen in dieser Religion - sofern sie denn eine ist - sich verschleiern müssen.

Der iranische Stamm Aria, altpersisch Haraiva [ta], gründete das heutige Herat ca. 1200 v. Chr. unter dem Namen Artacoana. Sie war die Hauptstadt der Region Aria und der gleichnamigen persischen Satrapie. Es gibt auch Spekulationen darüber, dass die oben genannten Aria Vorfahren der Bewohner des heutigen Kroatiens waren und später zum Teil nach Europa zogen (der Kroate nennt sich selber Hrvat - siehe Ähnlichkeit zum altpersischen Namen der Stadt H(a)r (ai)vat(a)). Alexander der Große eroberte die Stadt 330 v. Chr. und baute sie neu auf. In dieser Zeit entstand die berühmte Zitadelle der Stadt. Die Region um Herat wurde nach dem Fall der Seleukiden von den einheimischen Parthern erobert - von hier aus begann die Gründung des mächtigen Parther-Imperiums.

Eigentlich hatten wir da gar nichts zu suchen, aber wir wollten es halt auch mal sehen, wie die Afghanen wohnen. Aber jetzt wollten wir in die Innenstadt. Den Burkas konnte man eh nicht ausweichen.

Links: Hier liefen wir vorbei am Wassermelonen Markt. Rechts: Er wollte partout nicht aus dem Wege gehen. So flanierten wir eben neben ihm her.

Oben und unten: Vor der Mazar-e-Sharif Moschee.
Die Mazar-e-Sharif Moschee

Mit dem Fall der persischen Sassaniden wurde Herat Teil des muslimischen Kalifats. Die Samaniden ernannten später Herat zu ihrer Hauptstadt und entwickelten sie zu einem Zentrum der persischen Kunst, Kultur und Literatur. Um 1000 n. Chr. eroberten die türkischen Ghaznawiden die Stadt und circa 1100 die Seldschuken. Ab 1175 herrschten in Herat für eine kurze Zeit die einheimischen Ghoriden, bevor sie Teil des Khawarazm-Reichs wurde. In dieser Zeit war Herat ein wichtiges Zentrum der Herstellung von Metallwaren, besonders Bronze, die oft mit kunstvollen Einlegearbeiten aus wertvollen Metallen verziert wurden. 1221 eroberten die Mongolen unter Dschingis Khan Herat und zerstörten sie. Im Jahre 1245 wurde die Stadt an die Kart Maliks vergeben.

Aus anderer Perspektive: Die -Mazar-e-Sharif Moschee. Auch wenn sie es nicht gerne sahen wie meine Frau gekleidet war: Sie war schliesslich keine Afghanin die eine Burka tragen musste oder sollte. Immerhin gilt bei uns die Frau als gleichwertig und ist kein niederes Wesen wie in muslimischen Ländern. So, das musste auch mal gesagt werden.

Blick auf Herat, der zweitgrössten Stadt Afghanistans.

Timur Lang zerstörte Herat um 1381. Unter seinem Sohn Schah-Rukh wurde sie wieder aufgebaut und zur Hauptstadt Khorassans und des Timuridenreiches erklärt. Beispielsweise errichtete Schah-Rukhs Frau Gauhar Shad den Musalla-Komplex mit seinen vielen Minaretten. Die Usbeken eroberten Herat 1506; nur wenige Jahre später wurde die Stadt von Ismail Safawi eingenommen. Herat wurde wieder Teil von Persien und blieb bis zur Eroberung durch die Afghanen eine der wichtigsten Städte der Safawiden in Khorassan.

Herat-Bulkh. Das Mausoleum der Samaniden.
Im Herat Schloss

Zwischen 1718 und 1880 gab es viele Schlachten um Herat, bis die Stadt schließlich im Laufe des Great Game, dem politischen Schach der beiden europäischen Kolonialmächte Russland und Großbritannien, Afghanistan zugesprochen wurde. Damit entstand eine Pufferzone zwischen Russland und Britisch-Indien, die gleichzeitig die Unabhängigkeit Persiens und Afghanistans versicherte. Schon vor der sowjetischen Invasion Afghanistans Ende 1979 gab es eine umfangreiche Präsenz von sowjetischen Beratern mit ihren Familien in Herat. Vom 10. bis zum 20. März 1979 meuterte die Armee in der Stadt unter Führung von Ismail Khan und 350 Sowjetbürger wurden getötet. Die Sowjets bombardierten die Stadt, was zu umfangreichen Zerstörungen und zu tausenden Toten führte, und eroberten die Stadt mit Panzern und Fallschirmjägern zurück.

My Lady wollten sich umziehen. Aber wie das bei Frauen nun mal so ist: Sie haben Dutzende von Kleidern, Blusen, Röcke und Schuhe im Schrank, dann stehen sie davor und wissen nicht was sie anziehen sollen. "Ziehe doch einfach eine Burka an oder gehe so. Jeder Afghane würde große Augen machen", frozzelte ich. Daraufhin bekam ich einen Rempler in die Seite. Rechts: Und schon wieder waren wir unterwegs: Hier das Mausoleum des Amir Abdur Rahman.

Die Geschichte Afghanistans des 20. und 21. Jh. ist traurig und blutig. Schuld daran sind nicht zuletzt die vielen ausländischen Akteure, die das Land immer wieder zum Schachbrett ihrer Machtpolitik gemacht hatten. Die Opfer waren, neben den Soldaten fremder Armeen, denen sich die Afghanen meist erfolgreich zur Wehr setzten, auch viele afghanische Kämpfer. Die größten Opfer dieser Auseinandersetzungen brachte aber die afghanische Bevölkerung selbst, die somit stets zum Hauptleidtragenden dieser Konflikte wurde. Nachdem die in British India stationierten Engländer in den zwei britisch-afghanischen Kriegen das Land nicht unter ihre Herrschaft zu bringen vermochten, beschlossen sie es zu infiltrieren. Gegen eine Erhöhung der jährlichen Zahlung an den afghanischen Herrscher Amir Abdul Rahman, von 120.000 auf 160.000 Britische Pfund, trat Afghanistan am 12. Januar 1893 durch die Unterzeichnung des Durand-Vertrags 190.000 qKm seines Staatsgebiets ab. Die 2450 Km lange Demarkationslinie wurde bewusst durch paschtunisches Siedlungsgebiet gezogen, um so eine Pufferzone entstehen zu lassen und Afghanistan den Weg zum Indischen Ozean zu versperren.

Links: Das Samaniden Mausoleum. Rechts: Das Grab Barburs.

Der Stammvater der Dynastie, Saman Khuda, entstammte einer altiranischen Priesterfamilie aus Balkh und war, nach Behauptungen der Dynastie selbst, ein Nachkomme Bahram Chobins, einem General der Sassaniden. Die ersten Samaniden wurden 819 Statthalter der Tahiriden in Samarkand, Ferghana, Sasch und Herat.

Links: Trauriger Altag in Gesamt-Afghanistan und nicht nur in Herat. Meine Frau überlegte ob sie sich nicht einen der schönen Teppiche kaufen und nach Hause schicken lassen sollte.

Kleiner Scherz am Rande - sozusagen eine Fata Morgana. Aber wenn doch schon die Ehrenwache angetreten ist, warum nicht auch für uns. Und es war überhaupt kein Problem mit der entsprechenden Garderobe hier reinzukommen.

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