Am Abend, nachdem wir uns umgezogen hatten ging Lena mit mir noch in die Bar und feierte mit mir den Erfolg für ihre Freundin. Während sie Rotwein trank, trank ich nur Orangensaft. Ich war ja kaum Alkohol gewohnt. Lena war so glücklich, dass alles geklappt hatte, wie ich es versprochen hatte. "Damit hast du Yuliya sehr glücklich gemacht Mister 'MGB', nun hat sie wenigstens einen ordentlich bezahlten Job mit dem sie in Kiew, respektive in der Ukraine, gut leben kann", meinte sie ohne ein bißchen neidisch zu sein. "Das habe ich alles dir zuliebe getan, Lena. Deine Freundin kannte ich bis dato noch nicht. Aber deine Freunde sind auch meine Freunde und ich wollte, dass sie glücklich ist, wenn du mit mir auf große Reise gehst. Aber noch steht mir ein dicker Brocken bevor: ich muss nämlich erreichen, dass der Hausbesitzer ihr auch das Häuschen verkauft, wenn es nicht schon verkauft ist, denn sie möchte ja, wie du mitbekommen hast, gerne da wohnen bleiben, was ich ihr nicht verübeln kann, denn es ist tatsächlich ein schönes Haus".

Nanu, da hatte wohl jemand keine Lust in sein eigenes Zimmer zu gehen.

An jenem Abend machte Lena überhaupt keine Anstalten sich in ihr Zimmer zu begeben. Sie machte es sich auf der Couch gemütlich, während ich im Bad war. Als ich zurückkam lag sie immer noch auf der Couch. "My Ladie", sagte ich, "sind sie nicht müde?" "I wo, Mister 'MGB', möchte noch ein wenig bei dir bleiben, wenn es recht ist?", war ihr kurze Antwort. Aha, dachte ich, der viele Rotwein tat seine Wirkung. Sie wollte noch ein wenig Gesellschaft haben. Ich setzte mich also zu ihr auf den Couchrand und unterhielt mich mit ihr wegen des Hauskaufs für ihre Freundin. Aber scheinbar interessierte sie das gar nicht, da war noch was anderes im Busch. (Männer sind halt manchmal richtige Trottel und stehen auf dem Schlauch). Aber irgendwie musste ich mich ja ablenken, als ich sie so da liegen sah, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, wie man so schön sagt. Dann sagte ich leise: "Lena, dich bedrückt doch etwas? Ist es wegen Yuliya?" Sie druckste ein wenig herum und meinte dann, ob sie heute Nacht bei mir bleiben dürfte, sie schlafe auch auf der Couch..."Da kann man doch nicht bequem schlafen, Lena Mädchen. Selbstverständlich darfst du in meinem Bett schlafen und ich schlafe auf der Couch". Da lächelte sie und meinte meine Worte wiedergebend: "Mister 'MGB' für dich ist die doch viel zu klein". Da lachten wir beide herzhaft. Und da sie eben partout über Nacht bei mir bleiben wollte, sie andererseits aber zu bequem war sich ein Nachtkleid aus ihrem Zimmer zu holen, und sie nur ein fast durchsichtiges Kleidchen trug, teilte ich mit ihr meine Schlafanzugjacke.

Na, das war's doch, was sie eigentlich wollte. Sie wollte eben nicht alleine sein.

Mit zufriedener Miene lag sie dann doch bei mir im Bett. Lange, sehr lange haben wir uns dann noch unterhalten wegen Yuliya, die Morgen ihr Häuschen bekommen sollte. Und noch ehe ich mich versah, legte sie sich hin und schlief in meinen Armen ein. Meine Güte war das ein wundervolles Gefühl. Dass sie in mich verliebt war erfuhr ich ja im Gespräch mit Yuliya. Doch ich blieb sauber. Nun ja, als sie am Einschlafen war gab ich ihr einen zaghaften Kuss. Da öffnete sie die Augen und umschlang mich ganz zärtlich und erwiederte diesen. Wer schon einmal einen Stromschlag von 220 Volt abbekommen hat, weiß, wie das ist. Aber dieser Kuss von ihr übertraf sogar noch diese 220 Volt. Mehr wagte ich aber nicht, denn dieses wunderhübsche Frauchen wollte ich auf gar keinen Fall mehr verlieren.

In diesem knappen Kleidchen fror sie plötzlich ein wenig.
Ich gab ihr daher meinen Morgenmantel. Natürlich war er ein bißchen zu weit für sie.

Während Lena sich in ihrem Zimmer duschte und umzog, telefonierte ich bereits mit dem Besitzer von Yuliyas Häuschen in der Hoffnung, dass er Deutsch verstand. Ich fragte an, ob es möglich sei ihn heute kontaktieren zu dürfen. Natürlich wusste er nicht, wer ich war und erkundigte sich nach meinem Wunsch, weshalb ich ihn sprechen wolle. Ich erklärte ihm in knappen Worten worum es ging. (Ein Glück, er sprach und verstand die deutsche Sprache, (wenn auch ein wenig holperig) was aber auch ein Vorteil für mich war, wenn es um die Verhandlung wegen des Preises ging). "Da müssen sie sich aber beeilen", sagte er, "denn es haben sich noch zwei Interessenten angemeldet". "OK, mein Herr" erwiederte ich, "in zwei Stunden bin ich da". Ich notierte mir kurz die Adresse, (er wohnte am Andrejewski Spusk) klopfte an Lenas Tür, die aber gerade auf dem Weg zu mir war und dann gingen wir beide frühstücken. Danach riefen wir Yuliya an und teilten ihr mit, dass wir uns in einer dreiviertel Stunde bei ihrem Hausbesitzer am Andrejewski Spusk treffen würden.

Yuliya war pünktlich, so dass wir gleich zur Sache kommen konnten.

"Der Andrejewski Spusk, also die die Andreasstraße, ist eine der Haupttouristenattraktionen Kiews", erklärte mir Yuliya. "Kopfsteingepflastert windet sie sich von der Oberstadt hinab in die Unterstadt Podol". Und Lena meinte, "die Straße gilt, ähnlich wie in Paris, als das Kiewer Montmartre. Hier drängen sich die Souvenirhändler mit ihrem Sondermüll: kitschige Bilder, Schnitzwerk, Leninstatuen und sowjetische Soldatenmützen. Das Beste sind nur die schönen und wertvoll gestickten ukrainischen Blusen oder gehäkelte Schals".

Ok, Mädels, wir wollen weder Kitsch noch Schals kaufen. Wir wollen ein Haus kaufen. Hoffen wir, dass er es noch nicht verkauft hat. Zu dritt suchten wir den Eingang zum Haus des Besitzers. Es war das Haus ganz links am Bildrand. Allein schon der Treppenaufgang ließ zu wünschen übrig. Aber das interessierte uns wenig. Dann betätigte ich den Klingelknopf und nach etlichen Momenten erschien ein dicker, schwammiger und nach Schweiß riechender Typ. Man darf es kurz machen: Das Haus war noch zu verkaufen. Er nannte einen Preis von 12.000,00 Dollar, das waren umgerechnet 9.686,79 Euro. Für ukrainische Verhältnisse eine Stange Geld. Ich erklärte ihm, dass ich das Haus sofort und bar kaufen würde, wenn er sich bereit erkläre, noch heute mit uns zum Notar zu gehen, um den Kauf notariell zu beglaubigen. Und da er scheinbar kein besseres Angebot zu erwarten hatte, bat er uns, unten auf der Straße zu warten, er käme in 15 Minuten herunter.

Noch am selben Tag wurde alles notariell bestätigt und vor dem Notar zahlte ich ihm erst das Geld aus. Er wollte Yuliya die Hand reichen um sich zu beglückwünschen, doch diese tat, als sähe sie seine Hand gar nicht. Im Gegenteil: Sie gab mir die Hand, bedankte sich auf Deutsch ganz herzlich, umarmte Lena und verließ mit uns glücklich und frohen Herzens das Notariat. Draußen, an der frischen Luft, bat ich Yuliya noch, mir ihre Kontonummer zu geben, denn sie brauchte für die erste Zeit noch ein gutes Polster, also eine Rücklage, bis sie wieder volles Geld verdiente. Sie errötete und wurde auch sehr verlegen, blickte Lena hilfesuchend an, was sie machen solle, doch Lena nickte bejahend und meinte: "Nun gib sie schon raus, sonst gebe ich sie ihm". "Aber du hast mir doch schon 2000 Euro gegeben", verplapperte sich Yuliya". Jetzt errötete Lena und sah mich fragend an.

"Liebe Yuliya", beendete ich den kleinen Disput, um Lena nicht in Velegenheit zu bringen, "egal was Lena dir gegeben hat, es war eine kleine Unterstützung für das, dass du ihr die ganze Zeit über geholfen hast". Lena atmete erleichtert und dankbar auf. "Und jetzt gehen wir zur Bank, meine Damen. Und damit Basta!" Gesagt getan, wir marschierten zur Bank, wo ich dem Kassierer meine Visakarte vorlegte und darum bat 10.000 Euro von meinem Konto ab-und umzubuchen auf Yuliyas Konto. Danach machten wir zu dritt einen Bummel durch die Altstadt, kehrten in ein gutes Restaurant ein und ließen es uns gut gehen. Nach dem guten Essen verabschiedeten wir uns von Yuliya von welcher ich nun keine Dankbarkeit mehr hören wollte, da sie immer wieder davon anfing, was verständlich war, aber es war nun wirklich genug des vielen Dankens und das sagte ich ihr auch. "Du hast jetzt alles, was du brauchst, das war mir ein Herzensanliegen, da ich dir deine Freundin 'ausgespannt' habe, die du nun für eine lange lange Zeit nicht mehr sehen wirst. Natürlich könnt ihr miteinander telefonieren und irgendwann werden wir dich mal nach Deutschland einladen. Wann das sein wird, weiß ich allerdings auch nicht, da wir noch viele Reisen vor uns haben werden". Yuliya wünschte uns zum Abschied alles Liebe und Gute und vor allem viel Gesundheit. Grade wollte sie wieder anfangen mit ihrem Danke, als ich sie sanft an den Schultern packte, sie zu mir heranzog und ihr ins Ohr flüsterte: "Mädchen, ich habe Lena zuliebe auch Dein Leben in geordnete Bahnen geleitet. Du hast es verdient. Und nun ist es gut" Ich blickte kurz zu Lena, zwinkerte ihr zu und gab Yuliya zum Abschied noch einen Wangenkuss. Sie weinte beim Abschied - aber nicht vor Trauer, sondern vor Glück. Ab da trennten sich unsere Wege für eine lange Zeit.

Bummel zu dritt durch die Kiewer Altstadt und anschließender Verabschiedung von Yuliya.

Da Lena die Nacht wieder bei mir in meinem Zimmer verbracht hatte und ziemlich früh aufgestanden war, dachte ich, sie sei in ihr Zimmer gegangen und ging ahnungslos in mein Badezimmer...Huch, was musste ich da erblicken? Ich bin sehr erschrocken, drehte mich sofort um und bat um Entschuldigung. "Tut mir leid, Lena, aber das wusste ich nicht, ich dachte du seist in deinem Zimmer".

Sie nahms gelassen, verschränkte die Hände über ihrer Brust und meinte nicht mal verlegen lächelnd:" Mister 'MGB', an solche Anblicke wirst du dich gewöhnen müssen. Ist doch sicher nicht das erste Mal, dass du eine Frau nackt siehst. Frauen aus der Ukraine, respektive aus den östlichen Ländern Europas, haben damit keine Probleme". "Nicht nur diese", erwiederte ich ihr "sondern die aus den skandinavischen Ländern sind noch offener. Allerdings hast du recht, Lena, es ist nicht das erste Mal. Aber es ist schon lange Zeit her", meinte ich schluckend. Sie war eine aufmerksame Beobachterin und merkte lächelnd mein Schlucken. Dann bat sie mich, ihr doch bitte nochmals meinen Bademantel zu leihen, damit sie nicht nackt rüber in ihr Zimmer musste, um sich umzuziehen. Ich ging also raus , holte meinen Morgenmantel und ging - ab der Badetür - rückwärts ins Bad. "My Ladie, hier ist der gewünschte Bademantel", sagte ich grinsend, was sie aber nicht mehr sehen geschweige denn beobachten konnte.

Die ukrainische Damenwelt ist schon in der Öffentlichkeit stets eine Augenweide.
Privat und wenn man sie näher kennt, können sie einem den Himmel auf Erden bieten.

Nach dem Frühstück hatten wir nun genügend Zeit uns Kiew etwas ausführlicher anzusehen - ohne den 'Druck', wie es ihrer Freundin Yuliya nun gehen würde. Die war nun versorgt und das beruhigte uns beide. Lena führte mich über den Boulevard Kreschatik mit seinen vielen Kastanienbäumen, die wohl bekannteste Straße Kiews. Sie verläuft vom Besarabischen Markt bis zum Europaplatz, wo sich auch das Haus der Ukraine und die Philharmonie befindet. Sie wollte mit mir ans Höhlenkloster.

Der Kreschatik ist der Prachtboulevard der Stadt Kiew.

Sie erklärte mir folgendes:"Das Kloster erhielt seinen Namen von ausgedehnten künstlich geschaffenen Höhlen, die seit der Gründungszeit als Einsiedeleien der Mönche dienten. Hier in größter Abgeschiedenheit von der Welt versuchten (und versuchen wieder) Mönche sich durch Gebet Gott zu nähern. Die langen Höhlengänge umfassen in gewissen Abständen kleinste Mönchszellen und unterirdische Kirchen. Die Höhlen wurden aber auch als Bestattungsort verstorbener Mönche genutzt. Entlang aller Gänge stehen in Nischen die Särge vieler Mönche, deren Körper sich in den Särgen im Laufe der Jahrhunderte mumifizierten. Auch der berühmte Chronist Nestor ist in den Höhlen bestattet. Das Höhlensystem, das heute teilweise für Touristen zugänglich ist, wird in zwei Bereiche unterteilt: die nahen und die fernen Höhlen, die beide von der unteren Lawra zugänglich sind".

Die Sophienkathedrale in Kiew, gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur. Sie wurde Anfang des 11. Jahrhunderts begonnen, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, umgebaut und erweitert. Sie gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO und besitzt die höchste Auszeichnung Der Kristallapfel. Im zweiten Geschoss der Kathedrale ist eine 13 Tonnen schwere Bronzeglocke aufgehängt, die aus dem Jahr 1705 stammt.

Der Marienpalast ist ein barocker Palast in Kiew auf dem hohen rechten Dnepr-Ufer. Der Palast dient heute als die offizielle zeremonielle Residenz des Präsidenten der Ukraine und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament. Der Palast wurde 1744 von der russischen Kaiserin Elisabeth in Auftrag gegeben und wurde von Bartolomeo Rastrelli, dem berühmtesten Architekten Russlands jener Zeit, entworfen. Einer der Schüler von Rastrelli, Iwan Mitschurin, stellte zusammen mit einer Gruppe anderer Architekten den Palast im Jahr 1752 fertig. Die Kaiserin Elisabeth hat ihn allerdings nicht mehr gesehen. Die erste gekrönte Person, die den Palast aufsuchte, war Katharina die Große, die 1787 zu Besuch in Kiew war.

Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert war der Marienpalast der Sitz des Generalgouverneurs des Kiewer Gouvernements des Russischen Reiches. Im frühen 19. Jahrhundert gab es im Palast eine Reihe von Bränden, die ihn zerstörten. Ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1870 gab Zar Alexander II. die Anordnung, den Marienpalast anhand von alten Zeichnungen und Skizzen wiederaufzubauen, die der Architekt Konstantin Majewski umsetzte. Der Palast bekam seinen Namen nach der Frau Alexanders II., der Zarin Maria Alexandrowna. Auf ihren Wunsch wurde vor der nördlichen Fassade des Palastes ein großer Park angelegt. Der Palast diente als Residenz für Gäste der kaiserlichen Familie bis 1917.

Wieder zurück im Zentrum besuchten wir noch die Wladimirkathedrale, welche die bedeutendste Kathedrale des Kiewer Patriarchats der ukrainisch-orthodoxen Kirche ist. Sie wurde zwischen 1859 und 1882 errichtet. Das Innere der Kathedrale neobyzantinischen Stils wurde noch bis 1886 vervollständigt. Einige Gemälde wurden noch später fertiggestellt, sodass die Weihe der Kirche 1896 stattfand und sie am 1. September (Gregorianischer Kalender) des Jahres eröffnet wurde. An dem Gebäude waren mehrere Architekten und Künstler beteiligt.

Die Kiewer Innenstadt am frühen Abend. Sie ist immer belebt, ob Tag oder Nacht.

An jenem Abend, als ich nochmals runter zur Reception ging und darum bat, mir eine Suite in einem 5 Sterne-Hotel in Odessa für Übermorgen zu bestellen (Lena und ich schliefen eh schon in einem Zimmer, deshalb auch die Suite) und damit meine Abreise aus Kiew bekundete und in meine Suite zurückkehrte, (also noch nicht ins Schlafzimmer) fand ich Lena nicht vor. Ich dachte, sie sei müde geworden vom vielen Laufen am heutigen Tag und sei schon schlafen gegangen, was sonst nicht ihre Art gewesen ist. Sie wünschte mir immer eine gute Nacht. Also wollte ich sie nicht mehr stören und machte mich fertig zum Schlafengehen. Doch oh welch eine Überraschung erwartete mich da... Lena, das liebe Frauchen stand im gelben Satinnegligè an meinem Bett, um es gerade aufzudecken, als ich eintrat. Weiters brauche ich wohl nichts mehr zu erwähnen. In jener Nacht wurde aus meiner angeheuerten Reisebegleiterin meine große Liebe. (Also hatte ich richtig entschieden mit der Bestellung eines einzigen Zimmers). Wie erwähnt, blieb ich noch 2 Tage in Kiew und reiste dann mit Lena ab nach Odessa ans Schwarze Meer.

Abreise vom Kiewer Bahnhof nach Odessa.
In Odessa am Schwarzen Meer.