Etwas abseits von den Besuchern des Schlosses

Die Hauptfassade des Schlosses mit dem hohen Erdgeschoss wirkt überaus majestätisch - genau wie die köngilichen Hoheiten oben auf dem Balkon. Das Gebäude ist im Empirestil gehalten und wurde 1848 vollendet. Der Balkon mit der Tempelfront bildet den Endpunkt des Karl - Johann -Boulevards, der vom Zentrum der Stadt Oslo zum Schloss führt.

Bild oben: der grosse Ballsaal ist der eindrucksvollste Raum des Schlosses. Er umfasst zwei Stockwerke und wird von weissgoldenen Säulen eingerahmt, die das majestätische Erscheinungsbild des Saals unterstreichen. Gäste, die in den Speisesaal geladen sind, müssen zunächst den Ballsaal durchqueren. In der Mitte des Hinteren Raumendes spielt das Orchester zm Tanz auf.

Diese Aufnahme zeigt ein Zimmer für Staatsgäste in der zweiten Etage. Armsessel und ein Tisch stehen am Fenster, das sich zum Karl - Johann- Boulevard und der Stadt Oslo öffnet.

Vom Treppensaal mit den Säulenreihen gelangt man ins Vorzimmer des Königs, das in den Audienzsaal führt. Diese Abfolge von Räumen sollte die Erwartung von Besuchern steigern, die zu einem Treffen mit dem König kamen.

Rechts: Der rote Salon im Erdgeschoss zeichnet sich durch frühbarocke Möbel aus. Portraits der Familie Bernadotte schmücken die Wände. Die Deckenverzierung erinnert an ein ausgebreitetes Tuch.



DAS KÖNIGLICHE SCHLOSS IN OSLO
Monument der Monarchie

König Karl XIV. Johann (1763-1844) ließ das Schloss in Oslo von 1825 bis 1848 von dem dänische Militäringenieur Hans Ditlef Frants Linstow am Ende des Karl-Johann-Boulevards auf einer Anhöhe erbauen. Das Gebäude verkörpert Ideen und Konzepte, die in den politischen und architektonischen Idealvorstellungen der griechischen und römischen Antike wurzeln. Die schlichten Linien weisen es als einen typischen Bau im Empirestil aus. Der Name dieser Stilrichtung bezieht sich auf das Zeitalter Napoleons I., der sich als Kaiser stets gerne in die Nachfolge der römischen Imperatoren stellte. Der neue Stil trug jedoch auch durchaus revolutionäre Züge. Nach der Französischen Revolution von 1789 traten bürgerliche Tugenden an die Stelle des gekünstelt aristokratischen Rokoko. Die Architektur bemühte sich, das neue Denken aufzunehmen, indem sie gerade Linien mit antikisierenden Motiven und großen wuchtig wirkenden Flächen verband.

Das Schloss in Oslo vereint die charakteristischen Merkmale einer alten Monarchie mit heroisch-romantisierenden Zügen, hatte man doch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Hochadel abgeschafft und war dabei, eine gewisse nationale Eigenständigkeit gegenüber Schweden zu erkämpfen. Dies sollte der neue Bau in angemessener Form zum Ausdruck bringen. Als Königsresidenz sollte das Schloss dem Staatsoberhaupt allen denkbaren Komfort bieten und seinen Repräsentationspflichten genügen. Der Empirestil erwies sich als adäquates Instrument, um das Konzept der Monarchie sichtbar zu machen. Der Bau selbst verkörpert den Gedanken der Monarchie auf zweierlei Weise: Das Schloss erhebt sich zum einen auf einer Anhöhe, und zum anderen ist es streng symmetrisch um den zentralen Balkon strukturiert.

Bild oben: König Olaf V., ein sehr beliebter Herrscher, der 1991 starb, umgab sich mit privaten Andenken aus England und Norwegen. Familienbilder, bequeme Möbel und eine gelungene Mischung aus alten und neuen Kunstwerken verliehen seinem Salon eine behagliche Atmosphäre.

Bild unten: Das weisse Ankleidezimmer liegt direkt neben dem roten Salon. Hier harmonieren leichtere Rokokomöbel mit weissgoldenen Vertäfelungen. Dieser Raum dient als Vorzimmer des Kabinettsaals, das der König durchquerte, wenn Regierungstreffen anstehen.

Der Spiegelsaal gehört ebenfalls zu den prächtigsten Räumen des Schlosses. Der Name bezieht sich auf die zahlreichen Spiegel in den Türpaneelen. Besonders lebendig wirkt er durch die hohen Spiegelwände, die Kristalllüster und die vergoldeten Möbel. Hier steht der Flügel der Königin Maud, und in einer Ecke findet sich eine Büste ihres Gemahls, König Heakons VII. Nach der Unabhängigkeit von Schweden im Jahr 1905 wählten die Norweger ihn zum König.

Der Audienzsaal des Kronprinzen der aufgrund seiner vergoldeten Bögen und des erlesenen Dekors im Empirestil auch Arkadensaal genannt wird, schliesst sich an den grossen Ballsaal an. Früher nutzte man ihn als "Chambre-sèparèe", in die sich Gäste während eines Festes zurückziehen konnten. Heute dient er dem Kronprinzen als Büro und Audienzsaal.

Noch etwas mehr Geschichtliches über das Schloss:

Der König selbst wählte den Standort aus. Bereits 1822 entschied Karl XIV. Johann, dass seine Residenz auf einem Hügel außerhalb von Oslo stehen sollte, das seit 1624 Hauptstadt war. Das norwegische Wort "slott" leitet sich von dem deutschen Wort "Schloss" ab und bezeichnet ein geschlossenes Areal. Es lag deshalb nahe, den Bau an einem eher isolierten Ort zu errichten. Gleiches gilt im Übrigen für den Begriff "Palast", der sich auf den Palatin, jenen Hügel Roms bezieht, auf dem die Residenz des römischen Imperators lag. Der Entwurf für das dreistöckige Schloss griff die erhöhte Position auf und verstärkte sie. Die vertikalen Säulen und das spitz zulaufende Giebeldreieck scheinen dem Himmel entgegenzustreben. Das wichtigste Element bleibt die Gestaltung des Bodens: Er sollte einem hohen Sockel gleichen, der das Gebäude in die Höhe zu heben schien. Dem Stil der Zeit entsprechend, sollte die Basis wie ein natürlicher Untergrund wirken. Man wählte deshalb graue Farbtöne. Rundbögen rahmen die Fenster ein, und der Putz wurde in Vierecke gegliedert, die Steinblöcken gleichen - das Schloss sollte massiv und solide aussehen.

Ab dem ersten Stock sind die Mauern glatt mit rechteckigen Fenstern. Ganz oben verläuft ein schmiedeeisernes Gitter rings um das Gebäude. Ruhe und Ausgeglichenheit gehören von jeher zu den Eigenschaften, die ein guter König mitbringen soll. Seit der Renaissance versuchte man, diesen Eindruck auch architektonisch zu vermitteln. In Oslo entsteht die Symmetrie durch den großen Balkon im Zentrum. Mit seinen hohen Säulen und dem mächtigen Giebeldreieck erinnert er an einen griechischen oder römischen Tempel. Von hier aus ist das Gebäude auf beiden Seiten exakt gleich lang. In erster Linie soll der Balkon allerdings den Endpunkt des Karl-Johann-Boulevards markieren, der genau auf das Schloss zuläuft, das auf diese Weise den triumphalen Abschluss des von der Stadt ausgehenden Wegs bildet...

Der Speisesaal mit Decken und Wänden im antiken Stil wirkt offen und hell. Grosse Gemälde zieren die Wände.... Die 1870 fertiggestellte Treppe ist so angelegt, dass Besucher den Blick automatisch zu den Säulen emporheben, die genauso breit sind wie der Balkon. Das Reiterstandbild Karls XIV. Johann von Bryn­julf Bergslien wirkt, als reite der König seinem Volk entgegen, um es in Empfang zu nehmen. Im Laufe der Zeit veränderte man die Räume des Schlosses, denn jeder König nahm eine Reihe von Umbauten vor. Gleichwohl blieb die Gesamtanlage relativ intakt. Die aufstrebende Fassade findet ihre Entsprechung im Inneren des Schlosses: Man versuchte, die Räume so zu strukturieren, dass sie zu mehreren Seiten hin freien Ausblick boten. Tatsächlich öffnen sich die Hauptgemächer im zweiten Stock zu allen vier Seiten hin.

Die symmetrische Anordnung um den Schlossbalkon wird im Inneren durch eine durchdachte Raumkonzeption aufgenommen. Die Haupttreppe beginnt hinter dem Balkon. Sie führt zum ersten Stock empor und von dort aus in die wichtigsten Gemächer. Das Schloss besteht aus drei Stockwerken. Gemäß einem aus der Renaissance übernommenen Schema erfüllt jede Etage einen bestimmten Zweck. Der zweite Stock mit seinen niedrigen, schlichten Zimmern war zunächst für die Dienerschaft gedacht, wird heute jedoch als Gästeetage genutzt. Die Säle im Erdgeschoss sollten vor allem zweckorientiert sein. Mit Ausnahme der beiden prächtigen königlichen Appartements, die aus Platzmangel im Parterre untergebracht wurden, handelt es sich um einfache quadratische Räume. Der Architekt wollte diesen Teil des Gebäudes besonders massiv wirken lassen, um zu unterstreichen, dass er den Rest des Gebäudes trug.­

Mit der Besichtigung des Vogelsaals beendeten wir unseren Schlossbesuch. Er bildet das Vorzimmer zum königlichen Audienzsaal. Johann Flintae gestaltete die norwegischen Gebirge und Täler an den Wänden. Auf dem Deckengemälde ist ein grosser Adler abgebildet, der durch die Lüfte kreist. Der Raum gilt als Meisterwerk norwegischer Innengestaltung. Besucher, die auf eine Audienz beim König warten, sollten hier auf ihre Herkunft und die Bedeutung der Monarchie erinnert werden.

Geschichtliche Restbeschreibung über das Schloss:

Die gewölbten Decken der Korridore sollen an Grotten erinnern, die Fenster sind mit Bögen überspannt und im Balkonbereich in tiefe Nischen eingelassen. An vielen Stellen verzierte man die Wände mit einer Gitterstruktur, die die künstlichen Steinblöcke auf der Außenseite im Innern nachvollzieht. Die Räume im ersten Stock unterscheiden sich grundlegend von den im Erdgeschoss gelegenen. Hier, in der "Belle Etage", liegen die repräsentativen Säle, der Ballsaal, der Speisesaal und der Audienzsaal. Der König trat in all seinem Glanz auf, hohe Fenster und luftige Decken setzten seine Gestalt ins rechte Licht. Am wirkungsvollsten unterstreichen jedoch die Säulenreihen an den Wänden die majestätische Atmosphäre. Sie stehen frei oder sind zu Reihen geordnet, fügen sich als Trennpfeiler in die Wand oder sind sogar nur auf den Putz gemalt. Durch die Säulen wirken die Wände gewissermaßen offen, sie vermitteln ein Gefühl von Weite, als ob die Mauern nicht existierten. Besonders deutlich wird diese Konzeption im Vogelsaal. Dieses Vorzimmer vor dem königlichen Audienzsaal wirkt durch seine Bemalung wie ein luftiger Pavillon mit Holzsäulen, jedoch ohne Dach.

Wir vor dem Gustav-Vigeland-Tor. Dem Eingang zum Park.

Wilde Weinreben ranken sich um die Laube, kleine Vögel fliegen ein und aus, und an der Decke des Raums zieht ein großer Adler seine Kreise. Dieser Vogel gilt seit Urzeiten als Symbol königlicher Macht und Herrschaft. Im Hintergrund des Pavillons fällt der Blick auf mächtige norwegische Berge und Täler. Hinter dem Hauptbalkon liegt Norwegens imposanteste Treppe, die zu den königlichen Gemächern führt. Der Architekt verwirklichte hier das Ba­rockideal der "Scala regia", der Königstreppe, die im 17. Jahrhundert als geradezu unverzichtbarer Bestandteil zu jeder Königsresidenz gehörte. Die Treppe verleiht dem simplen Akt des Emporsteigens eine tiefere Bedeutung. Diese musste sich jedem Besucher erschließen, der sich dem König näherte.

Im Tordurchbruch des Hauptportals teilt sich der Weg in zwei identische Läufe, die an der Wand entlang nach oben bis zu einem Zwischenabsatz steigen und sich dort wieder miteinander verbinden. Von hier aus führt eine breite Treppe bis zum ersten Stock und zur Balustrade, von der man auf den Schlossplatz und den Karl-Johann-Boulevard blickt. Wenn Besucher sich zu einer Audienz beim König begaben, gingen sie von hier aus entweder nach rechts direkt zum Monarchen oder nach links zum Kronprinzen. Der Weg verläuft in einer gerade Linie durch eine Enfilade, die sich zum Schlossplatz öffnet, bis zum Audienzsaal, in dem der König seine Gäste empfing. Die Vorzimmer sollten die Erwartung und vielleicht auch die Ehrfurcht und die Angst desjenigen steigern, der sie durchschritt. Gab der Herrscher ein Fest, so betraten die Geladenen zunächst den kleinen Ballsaal mit Blick auf den Park und wandten sich dann nach rechts, wo sie durch den grossen Ballsaal in den Speisesaal über dem Nordflügel gelangten.

Musikparade für die Herrscher des Königshauses

Die Pracht der Räume und ihre effektvolle Gestaltung nimmt zu, je weiter sich der Besucher seinem Ziel nähert. Im Erdgeschoss mit seinen Gewölben und Mauern aus imitierten Steinquadern beherrschen strenge und schlichte dorische Säulen das Bild. Dieser Säulenordnung begegnet man noch einmal am Ende der Treppe, doch wirkt sie hier aufgrund der weichen Ringe an der Basis und des anmutigen Dekors der Kapitelle gefälliger und schlanker. Im kleinen Ballsaal stehen ionische Säulen. Sie sind deutlich schlanker und höher, darüber hinaus mit spiralförmigen Mustern an den Kapitellen und mit Perlenreihen in Bodennähe verziert, wodurch ihre Eleganz unterstrichen wird. Die Wände in diesem Saal sind in einem kühlen Grünton gehalten, die Säulen sind cremefarben. Rings um die Decke verläuft ein farbiger Streifen mit Bändern und kleinen Palmetten.

Der kleine Ballsaal weckt Erwartungen, die sich jedoch erst erfüllen, wenn man den großen Ballsaal betritt. Dieser umfasst mehr als zwei Etagen und wird nach oben hin durch eine hohe Decke mit diagonal verlaufenden Balken begrenzt. Prächtige Säulen tragen eine Galerie, die sich um den Raum zieht. Große Kronleuchter tauchen den Saal in helles Licht. Die Säulenordnung ist hier korinthisch mit üppigem, weißgoldenem Blattwerk an den Kapitellen. Der Ballsaal öffnet sich nicht nur nach oben, sondern scheinbar auch zu den Seiten hin, denn große Spiegel bedecken die Wände bis zum Boden. Eine Tür in einer Ecke des Ballsaals führt in den Bankettsaal. Hier ist die Decke niedriger; ein Muster aus ineinander verflochtenen Weinreben ziert die Wände. Verglichen mit dem weitläufigen Ballsaal wirkt dieser Raum geradezu intim. Das Schloss war stets ein öffentliches Gebäude, das dem norwegischen Ideal von Ausgewogenheit, Strenge, und Pracht zu entsprechen hatte. Wenn heute die Posaunen ertönen und die schwarzen Limousinen des Königshauses das Haupttor passieren, wird noch immer deutlich, dass das Schloss in Oslo das bedeutendste Monument der norwegischen Monarchie ist.

Zurück zur Übersicht
Nächster Tag: Stadtbummel durch Oslo