Jeanette und ich an der Flugzeugbar.

In alten isländischen Chroniken wird berichtet von Ingolfur Arnarson, dem norwegischen Wikinger, der die Bildpfeiler seines Hochsitzes über Bord warf, damit sie ihm das Land zeigten, das ihm die Götter als Heimstatt auserwählt hatten. Die Götter entschieden sich für jene Bucht, in der heute die Stadt Reykjavik liegt.

Linkes Bild: Landung in Reykjavik. Im Vordergrund Jeanette und ich. Rechts: Der erste Eindruck von Islands Hauptstadt! Für mich eine Goldgräberstadt im Wilden Westen.

Überraschender Handy-Anruf: Eine mehr als frohe Botschaft erreichte mich in Reykjavik!

Oben: Unser Hotel in Reykjavik - ein sehr schönes Zimmer in doppelter Hinsicht, denn auch die "Aussicht" war nicht von schlechten Eltern. Während Jeanette ins Bad ging um sich zu duschen und zu schminken etc. klingelte bei mir das Handy, welches sie nicht hören konnte wegen des prasselnden Wassers der Duschbrause. Nanu, dachte ich, wer ruft mich denn in Island an ? Diesmal konnte es nur Tamara aus Tschechien sein, dachte ich.

Doch es war meine Schwester die an der Nordküste Deutschlands wohnte und über Satellit auch das schwedische Fernsehen empfangen konnte und die ich damals in Stockholm noch im Lottoladen gebeten hatte, sich entweder die Schwedische Zeitung zu besorgen oder eben im TV die dortigen Lottozahlen zu beobachten. Die Zahlen hatte ich ihr über Handy im Lottoladen von Schweden aus mitgeteilt. Sie war mit einem Schweden verheiratet. Dieser beobachtete also die Zahlen und stellte zu seiner und natürlich auch zu meiner überaus großen Freude fest, dass ich ein Glückspilz gewesen war, denn ich hatte die richtigen Zahlen getippt. Ich wollte es kaum glauben und rollte wie das Icon links, die Augen...

Und so kam es, dass mich meine Schwester angerufen und mir die Zahlen mitgeteilt hatte. Die Summe die ich im Wikinger Lotto gewonnen hatte belief sich auf 227.511.719,49 Schwedische Kronen. Das war, was ich nicht wußte, der Jackpot der wochenlang nicht geknackt wurde. Ich fiel aus allen Wolken, konnte mein Glück noch gar nicht fassen. Wie sollte ich jetzt nach Stockholm kommen um meinen Gewinn anzumelden? Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen und eine Notlüge erfinden, denn Jeanette sollte unter keinen Umständen erfahren (jedenfalls vorerst noch nicht), dass ich ein reicher Mann geworden war. So bat ich meinen Schwager mich nochmals in einer halben Stunde anzurufen. Wir verabredeten, dass sein Vater schwer erkrankt sei, er mir ein Ticket in Ryekjavik hinterlegen würde und wir uns in Stockholm am Flughafen treffen wollten.

Ich wusste nicht, wie ich mich Jeanette gegenüber verhalten sollte, denn wie erwähnt hatte ich genau 227.511.719,49 Schwedische Kronen gewonnen und die musste ich ja irgendwie geltend machen. Immerhin waren das umgerechnet 32.849.375,00 US Dollar oder in meiner Währung 22.419.555,87 Euro. Den Schein zeigte ich ihr nicht, als wir im Hotelwohnzimmer saßen. Plötzlich klingelte mein Handy und sie staunte, da das noch nie vorgekommen war. Ich lauschte eine Weile und bat meinen Schwager, dies auch meiner grossen Liebe mitzuteilen. Ich reichte ihr das Handy. Nach dem Gespräch bat ich sie, ob sie mich für zwei Tage entbehren könne?

"Das ist kein Problem", sagte sie, "soll ich Dir ein Flugticket besorgen?" - "Nein!", erwiederte ich, "am Flughafen liegt bereits ein Ticket welches mein Schwager dort hinterlegt hat." Sie war ein bisschen traurig und meinte: "Aber du kommst doch wieder?" - "Aber mein liebes Mädel, natürlich komme ich wieder. Das Ticket ist ein Hin-und Rückflug von Reykjavik nach Stockholm und zurück." OK, sie begleitete mich voller Fürsorge mit an den Flughafen und tatsächlich: Das Ticket lag vor. Da war sie beruhigt, als sie sah, dass es sich um ein Rückflugticket handelte. "Alles Gute dem Vater Deines Schwagers und bitte, komme mir gesund zurück, my Darling." Dann gab es einen sehr innigen Kuss und ich flog ab, wobei ich mir doch ein bisschen schäbig vorkam ob dieser Lüge.

Aber es war ja eine Notlüge zu unser beider Vorteil. In Stockholm angekommen ging alles sehr schnell. Das Geld ließ ich von der Lottogesellschaft auf mein eigenes Konto in Deutschland transferieren, denn dafür hatte ich ja schon eine Mastercard, wobei mir mein Schwager beim Dolmetschen geholfen hatte, denn er sprach doch Schwedisch. Zwei Tage blieb ich in Schweden. Und selbstverständlich belohnte ich meine Schwester und meinen Schwager mehr als großzügig für ihre Hilfe, indem ich noch an Ort und Stelle eine großzügige Summe auf sein Konto transferieren ließ. Er war unheimlich happy und drückte mich, wünschte mir alles Liebe und Gute mit meiner großen und überraschenden Liebe, viel Gesundheit und einen guten Rückflug.

Da fiel mir plötzlich Tamara in Prag ein. Sofort griff ich zum Handy und rief sie an. Sie war ganz überrascht meine Stimme zu hören. "Wo bist Du?", fragte sie. "Och, zur Zeit befinde ich mich in Stockholm..." Sie unterbrach mich: "Aber in Helsinki sollte Deine Reise doch zu Ende sein!" "Ja," antworte ich, "aber stelle jetzt bitte keine Fragen, sondern teile mir unbedingt Deine Kontonummer mit. Dein Traum von einem eigenen Reisebüro soll wahr werden." "Du machst wohl Scherze mit mir", sagte sie. "Nein", wiederholte ich meine Bitte, "gebe mir bitte Deine Kontonummer". Sie gab sie mir durch. "Und bitte, Tamara, melde Dich übers Handy bei mir und teile mir mit ob da etwas angekommen ist, ja?" Ich tätigte anschließend eine Blitzüberweisung, nachdem sie mir versprochen hatte zurückzurufen. Danach wünschte ich ihr alles Gute und viel Erfolg. "Erfolg? Bei was", fragte sie zurück. Ich antwortete nur noch: "Lasse Dich einfach überraschen, Du liebes gutes Mädel!"

Zwei Tage später war ich wieder in Reykjavik, nachdem ich eine Nacht im Hotel verbracht hatte. Überglücklich holte mich Jeanette am Flughafen ab. Einige Tage später erhielt ich in einem günstigen Augenblick einen Anruf von Tamara, dass ich 'verrückt' sei. Ihre Stimme zitterte vor Freude. "Was bist Du nur für ein seltsamer Mann", seufzte sie. "Das kann ich doch nicht annehmen". "Oh doch", antwortete ich und ich werde Dein Reisebüro irgendwann einmal besuchen kommen. Aber ich rufe vorher an". Mir war, als würde ich ein Schluchzen vernehmen, als sie sich überschwänglich bedankte bevor sie das Handy ausschaltete.

Wieder zurück in Island!

Natürlich fragte mich Jeanette ob mit dem Vater meines Schwagers alles in Ordnung sei, ob es ihm gesundheitlich gut ginge. Was blieb mir übrig als die Wahrheit zu sagen. "Ja, es ist alles gut, er fühlt sich nach einem "Schwächeanfall" wieder wohlauf". Das war vorher schon die Wahrheit, denn es gab ihn überhaupt nicht. Ich meine den Schwächeanfall. Den wahren Grund musste ich ihr doch verschweigen. Sie würde ihn ohnehin bald erfahren. Nicht gleich, aber in Bälde. Ich wollte ihr die Hälfte aller Reiskosten wieder erstatten. Den armen Schlucker musste ich leider erstmal weiterspielen.

Reykjavik: Die Stadt in der Rauchbucht

Reykjavik heißt "Rauchbucht". Ingol­fur Arnarson hielt die Dampfwolken aus Islands Geisern für gastliche Herdfeuer. Als sich der Irrtum herausstellte, war es zu spät. Der Wikinger beschloß, das Beste aus dem öden und faszinierenden Land zu machen, in dem Feuer und Wasser in wilder Ehe leben. Bei dem Namen "Rauchbucht" blieb es. Dabei gibt es in keiner Stadt der Welt so wenig Rauch und so wenig Schornsteine wie in Reykjavik. Die ganze Stadt wird mit heißem Quellwasser geheizt. Durch eine 15 Kilometer lange Pipeline fließt es frisch aus dem kochenden Erdinneren unter die Wohnzimmer. In keiner anderen Stadt gibt es auch so wenig Bäume und so wenig Hunde. Die Bäume gedeihen nicht recht in dem schwarzen Lavaboden. Die Hunde würden es wahrscheinlich tun, untersagte nicht ein uraltes Gesetz den Reykjavikern die Hundehaltung.

Bild unten: Das wunderschöne Reykjavik am Abend
Jeanette und ich auf dem Weg in die Stadt.

Schon sehr früh standen wir auf, frühstückten nur eine Kleinigkeit und begaben uns gleich in die Stadt. An Sehenswürdigkeiten hat Reykjavik nicht allzuviel zu bieten - dafür aber das Innere der Insel. Und da wollten wir mit dem Jeep hin - zu den Vulkanen und Geisiren. Aber zunächst erst einmal ein kleiner Bummel durch Reykjavik.

Linkes Bild: Eine Aufnahme kurz bevor wir ins Zentrum gelangten. Rechtes Bild: Hier hörten wir schon den morgendlichen Trubel am Platz. Bild unten.

NOCH INTERESSANTES ÜBER REYKJAVIK:

Der erste Eindruck von Islands Hauptstadt? Wie eingangs schon erwähnt: Eine Goldgräbersiedlung im wilden Westen! Die ganze Stadt wirkt, als ob sie noch nicht fertig wäre. Vielleicht liegt das auch daran, daß die Straßen kaum asphaltiert sind. Von Planung ist nicht viel zu entdecken. Der Menschensog in die kleine Hauptstadt ist ungeheuer. Schon lebt die Hälfte der 200.000 Isländer in Reykjavik. Mit Windeseile mußten die Stadtväter Wohnraum schaffen. Neben den letzten moosgedeckten Holzhäusern schossen hypermoderne Hotels und Wohnblöcke aus dem Boden. Am Stadtrand wurden Trabantenstädte für 12.000 Einwohner aus jener Mondlandschaft gestampft, in der die Apollo-Astronauten vier Wochen lang "Landebedingungen auf dem Erdbegleiter" gepaukt hatten. In Reykjavik können vor allem die Hausfrauen einen guten Schuß Fatalismus gebrauchen.

Nur dass nicht Allah hier Schicksal spielt, sondern die Natur. An den Fenstern moderner Wohnungen können nur Klappen geöffnet werden. Scheiben würde der Wind eindrücken. Das schwefelige Badewasser riecht etwas nach verfaulten Eiern. Dafür ist es aber gesund. Silber muß dauernd geputzt werden, die Schwefeldünste der Luft lassen es anlaufen. Hin und wieder dringt Dampf aus den Fußbodenritzen. Im Straßenverkehr sieht man viele hochrädrige Jeeps. Alle haben eine Funksprechanlage; genau wie die Überlandbusse - eine Eisenbahn gibt es nicht -, die von der Hauptstadt aus ins Land hinein fahren. Es kann durchaus sein, daß ein kleiner Vulkanausbruch sie für Tage in der Öde isoliert. Verwirrend sind auch die Minigeiser, die hier und dort plötzlich aus Reykjaviks Straßen und unbebauten Grundstücken springen.


Hier spazieren wir durch eine Seitenstrasse ins Zentrum zurück.
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Rund um die Insel- Übernachtung und Abfahrt nach Dublin