Einst setzte Kaiser Nero Rom in Brand. Die Hintergründe sind bekannt; der dem Wahnsinn verfallene Kaiser schob es den Christen in die Schuhe. Der russische Zar ordnete zu Napoleons Zeiten an, Moskau in Flammen zu setzen. Aber da waren die Hintergründe völlig anderer Natur: Der russische Stolz liess es nicht zu, dass die Stadt Kaiser Napoleon in die Hände fallen sollte.

Was sich aber ein deutscher Diktator und dessen Befehlsempfänger - gebildete und studierte Offiziere - oft noch von Adel und von daher wissend, welch prachtvolle Kulturpaläste und Kunstschätze sie vor ihrer Niederlage vernichteten und Warschau dem Erdboden gleichmachten, das wird uns Deutschen wohl immer anhaften und ist mit Nichts mehr zu entschuldigen.

Wir haben dem polnischen Volk dafür zu danken, dass es uns nach dem Krieg, trotz des grossen Leids, das ihm durch die deutsche Wehrmacht zugefügt wurde, wieder freundschaftlich die Hand reichte. Danke Polen. Danke an eine stolze Nation. Die Auferstehung von Warschau gehört zu den großen Wundern unserer Zeit. Die Stadt, von Historikern als "Herz, Hirn und Schatzkammer Polens" bezeichnet, hatte 1945 aufgehört zu existieren. 1970 erreichte die Stadt, die es nicht mehr gab, wieder ihre Vorkriegs-Einwohnerzahl von 1,3 Millionen. Als die Rote Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, in Warschau einzog, fand sie ein Trümmerfeld vor, in dem nur noch etwa 160.000 Menschen hausten. 800.000 waren umgekommen.

Nach dem Warschauer Aufstand hatten die Deutschen die gesamte Bevölkerung evakuiert und dann mit Flammenwerfern und Sprengstoff Hitlers Befehl ausgeführt, die Stadt für immer von der Landkarte auszulöschen. Was damals geschah, ist so entsetzlich, daß man auch heute Not hat, es zu begreifen. Doch selbst die tiefste Demütigung, die man einem Volk an tat, indem man seine Hauptstadt vernichtete, konnte den Lebensmut der Polen nicht brechen.

Zehntausende kamen freiwillig zurück in die Trümmer, um ihre Stadt neu aufzubauen. 1945 mußte sich eine Generation entscheiden, wie Warschau aussehen sollte. Sie entschied sich für die wiedererbauten ­ Dokumente polnischer Geschichte, weil sie sich selber wiederfinden mußte. Heute gilt Warschau in der ganzen Welt als Wunder der Restaurierungskunst. Schlendert man über den Marktplatz ­ mit seinen Renaissance - und Barockfassaden, erscheint es unglaublich, daß das alles keine Originalbauten, sondem neue, nach alten Vorbildern und Plänen errichtete Häuser sind; Vergangenheit mit allem Komfort der Neuzeit, mit Zentralheizung, mit fließendem warmem und kaltem Wasser.

In der völlig zerstörten Altstadt bemühte man sich sogar, die alten Muster der Pflastersteine wiederherzustellen. Trotzdem wirkt das Ergebnis nicht künstlich, sondern völlig echt, weil sich jeder Pole mit der alten neuen Stadt identifiziert.

In die aufgebauten Häuser sind die früheren Bewohner wieder eingezogen - soweit sie überlebten. Die Stadt macht es leicht, ohne Worte an Gewesenem zu rühren. Vor allem Deutsche haben immer wieder das Gefühl, vor einem unsichtbaren Tribunal zu stehen. Über dem unseligen Getto erhebt sich jetzt eine Wohnsiedlung für 50000 Menschen. Warschau muss die Vergangenheit vergessen, um die Gegenwart zu bewältigen. Ein großer Teil der heutigen Einwohner stammt vom Land, ist "Warschauer" in der ersten Generation. Das spiegelt sich im Straßenbild. Die Auslöschung einer alteingesessenen Schicht ist wohl auch schuld daran, dass Warschau bis heute wieder keine eigene unverwechselbare Atmosphäre entwickeln konnte. Heute sei Warschau eine lächelnde, junge und dynamische Stadt, bekannte einst ihr Bürgermeister mit Genugtuung und Stolz.

Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks hat sich in Polen viel getan. Die größeren Städte und nicht nur die für Touristen interessanten Städte wurden völlig neu überholt und restauriert und bekamen ein neues Gesicht. Auch der wirtschaftliche Aufschwung schritt rasant voran und beeindruckt die europäische Länder. In der Haupstadt wurde die wunderschöne und zusammengebombten Altstadt wieder fast perfekt und originalgetreu aufgebaut. Glanzvolle Einkaufspassagen und gläserne Hochhäuser geben dem heutigen Warschau ein neues, strahlendes und modernes Gesicht. Polens Hauptstadt ist seit der 'Wende' in die Topliste der schönsten europäischen Städte aufgestiegen und kann sich durchaus mit Paris, Barcelona oder Prag messen. Bauten internationalen Formats an der Marszalkowska, der Warschauer Prachtstrasse.

Bild oben: Die Warschauer Prachtstrasse Marszalkowska

Oh wie schön: Tamara hatte unsere dreistündige Mittagsruhe für eine neue Frisur ausgenutzt. Meine Güte, was war das für eine hübsche Frau. Da konnte man wirklich nur noch staunen. Später besuchten wir den Wilanow Palast und seinen Schlossgarten.

Bild oben: Wilanów ist heute ein südlicher Stadtbezirk von Warschau am westlichen Ufer der Weichsel. Die südliche Grenze von Wilanów stellt gleichzeitig die Stadtgrenze von Warschau dar. Meine hübsche Begleiterin Tamara und ich in Sommerkleidung vor dem Schloß Wilanow über das es einiges zu berichten gibt und natürlich auch über den Schloßgarten:

Wilanów ist insbesondere bekannt durch seinen Palast, Palais Wilanów, der von 1677 bis 1679 von A. W. Locci im Auftrag von König Jan III. Sobieski erbaut wurde und als polnisches Versailles bezeichnet wird. Die barocke Ausstattung glorifizierte die Siege Jan III. Sobieskis und die Tugenden seiner Gemahlin Königin Marysienka. Nach dem Tod von Jan III. Sobieski residierte sein Nachfolger König August der Starke hier bis 1700. Er war berühmt für die großen und ausschweifenden Feste, die er im Schloss veranstaltete. Danach ging der Palast nacheinander in den Besitz der Magnatenfamilien Sieniawski, Lubomirski, Czartoryski, Potocki und Branicki über, die den Palast im Stil der folgenden Epochen umgestalteten.

Der Palast wurde 1944 nach dem Warschauer Aufstand von der deutschen Wehrmacht geplündert und gebrandschatzt. Ihr ursprüngliches Ziel, dieses Symbol der polnischen Nation vollständig zu zerstören, konnten sie jedoch aufgrund des Vorrückens der Roten Armee nicht mehr verwirklichen. Der Palast wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der ursprünglichen Barockform wiederaufgebaut. Die Innenausstattung umfasst die Stilrichtungen Barock, Rokoko und Klassizismus. Zu besichtigen sind die Bibliothek, das Potocki-Museum mit zahlreichen Skulpturen und die Wohnräume mit zahlreichen Gemälden, darunter das bekannte Portrait von Jan Sobieski als Türkenbekämpfer zu Pferde. Die Sammlung von barocken Grabportraits ist die größte der Welt. Die parkseitige Fassade besitzt eine Sonnenuhr des Danziger Astronomen Hevelius, die neben der Uhrzeit auch das Tierkreiszeichen anzeigt.

Spaziergang durch den Schlossgarten

Der Park von Wilanów wurde im 17. Jahrhundert im Barockstil nach italienisch-französischem Vorbild auf einer Fläche von 43 ha angelegt. Später wurden Teile im romantischen Stil umgestaltet. Zahlreiche Parkbauten und Skulpturen schmücken den Park. Der älteste Teil des Gartens wurde von Gerard Ciolek auf den Terrassen vor dem Schloss in geometrischen Formen mit Fontänen und Figuren rekonstruiert. Im Englischen Park nördlich des Schlosses gibt es mehrere Sarkophage der Schlosseigentümer, Obelisken und Säulen. Im Stil der Neorenaissance ist der Rosengarten westlich des Palastes gehalten.

Tamara bescherte mir mit ihrer Anwesenheit einen wunderschönen Tag. Nach dem Besuch Wilanows und seinem wunderschönen Park kehrten wir in die Stadt in unser Hotel zurück. Selbstverständlich lud ich Tamara zu einem herrlichen Abenddinner bei Kerzenschein ein. Das war ich ihr schuldig und übrigens tat ich es gerne, erst recht mit einer solch hübschen Frau.

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